Mond

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Keyword: Mond

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Definition: Der Mond ((urspr. wohl= Wanderer (am Himmel)) ist der einzige der einzige natürliche Satellit der Erde, der nur an bestimmten Tagen sichtbar ist. Wegen seiner großen Erdnähe, insbesondere, wenn er nahe dem Horizont steht, erscheint er ziemlich groß und kann unter bestimmten Bedingungen die Nacht mehr oder weniger stark erhellen. Er reflektiert hierbei das Licht der Sonne.

Information: Der Mond ist das Auge der Nacht und Seelensymbol. Sonne und Mond bilden eine kosmisch-geschwisterliche Einheit. Sie regieren und überschauen die Welt, es kann nichts vor ihnen verborgen werden. So wissen auch Helios und Hekate als Einzige vom Raub der Kore durch Hades. Hekate ist die Ältere der griech. Mondgöttinnen (Selene, Artemis), sie ist dreigestaltig und damit verwandt mit den Schicksalsgöttinnen (gr. Moiren, germ. Parzen). Diese spiegeln die Dreiphasigkeit des Mondes auf die Grundrhythmen des physischen Lebens, das ein Aufgehen, sich Erfüllen und Vergehen ist.

Interpretation: Steht Sonne symbolisch für das Ewige, Unwandelbare, Ferne und Unnahbare, so der Mond für Instinktnähe und rhythmischen Wechsel und Wandel, dem alle Kreatur unterworfen ist. Mond ist Yin. Seine Zuordnung zum Großen Weiblichen (welches das Kindliche mit einschließt) ist die symbolisch geläufigste, aber symbolgeschichtlich nicht die einzig mögliche.

Im Deutschen, Japanischen und in der Anschauung vieler älterer Kulturen ist der Mond der geheime Herr und Geliebte aller Frauen, oft der Stammvater und Heilbringer (Lurker). Der Mondgott Sin der Babylonier galt als Weltherrscher und Vater des Sonnengottes Schamasch. Sein Anschwellen, volles Glänzen und Schwinden konnte wohl auch mit dem zeugenden Phallus in Verbindung gebracht werden, mit dem universalen Erleben von Wachstum, Tod und Auferstehung. Der Tau der Nacht kommt vom Mond, befruchtet und erneuert die Natur, ist das Soma, das Unsterblichkeit verleiht (die aqua permanens der Alchemie), die "Milch des Mondes" (Lurker). Mond ist Herr oder Herrin des Regens, des Wassers insgesamt, der Fluten, der Gezeiten, der Jahreszeiten. In Bildern des Fließens, Nährens, Erquickens und Tröstens überlagert sich Mütterliches mit Väterlichem.

Der Mond wird von Sagen des "Mann im Mond" (z. B. mit Axt und Reisigbündel) her außerdem in Verbindung mit Alter und Greisenhaftigkeit gebracht. Das passt wiederum zum Mond als Zeitmesser und Zeiger der Zeitgesetzlichkeit und Vergänglichkeit alles Seienden. Das Mondjahr hat 13 Monate. (Bis heute wird der islam. Ramadan nach dem Mond ausgerichtet, ebenfalls das christl. Osterfest). Der ägyptische Mondgott Thot ist nicht nur Herrscher der Totenwelt, sondern auch von Zeit, Zahl, Maß und Gesetz. Im Neumond wird das Gesetz der Vergänglichkeit bestätigt. Auf dem Mond finden die Abgeschiedenen Aufenthalt, dort sammeln sie sich als "Samenbewahrer", womit der Zyklus von Tod und Neugeburt wieder geschlossen ist (C. G. Jung, GW 5, § 487).

Dieser Zyklus untersteht in europäischer Tradition weiblichen Gottheiten, der Bogen reicht bis zu Maria, die oft auf einer Mondsichel stehend dargestellt ist. Letzteres kann ein dunkles ("altes") Gesicht haben, entspricht dann der prima materia oder "Alten Schlange". In Ulm (St. Klara) steht eine zeitgenöss. Marienskulptur auf einem Hund, Tier der Hekate, was ebenfalls auf "Überwindung" bzw. Integration durch Differenzierung des archaischen Mutterarchetypus deutet. Als "Sonnenweib" auf der Mondsichel (Off. 12) vereint Maria Lunarität und Solarität in der vollkommenen Integration der Gegensätze. Bis in die Neuzeit hinein wird im Volksmund der Mond als "Muttergottes" benannt, bei franz. Bauern als "Notre Dame" (Lurker).

Nach J. Grimm sah man im Mond auch Maria Magdalena. Im Buddhismus gelten sowohl Voll- als auch Neumond als Zeiten geistiger Kraft. In westlicher Tradition ist der Vollmond auch bisweilen mit dem Heilbringer verknüpft, der während des Schwarzmonds in die Unterwelt absteigt, wo die Heilige Hochzeit mit dem "Unteren" vollzogen wird. Andererseits wird Mond, bes. der Schwarzmond seit dem MA auch mit dämonischen nächtlichen Kräften, mit Träumen und allem Trügerischen verknüpft (vgl. Mondsüchtigkeit und die Redensart "In den Mond gucken" als Ausdruck mangelhaften Realitätssinns und daraus erwachsenen Enttäuschungen).

Der Aberglaube kennt detaillierte Regeln zu Stand und Phasen des Mondes: Bei zunehmendem Mond soll alles getan werden, was Neues und Zuwachs bringt. Bei abnehmendem Mond Tätigkeiten des Schneidens und Verminderns, alles, was Trennung und Abschied bedeutet. Mondtiere sind alle Nachttiere: Katze, Fuchs, Schnecke, Skorpion, Amphibien, außerdem Stier, Bär, Hase, Hund, Spinne. Das alchemistische Element ist Silber.

Für die tiefenpsychologische sowie astrologische Interpretation ist von Bedeutung, dass der Mond kein eigenes Licht hat und in gebundener Rotation um die Erde kreist (wir sehen immer dieselbe Seite). Damit steht Mond für eine reaktive, körper- und vergangenheitsverhaftete Bindekraft, für unbewusste, instinktive, für kindliche und lebensgeschichtlich "alte" Verhaftungen, Gefühlsbindungen, Stimmungsabhängigkeiten, "Launen" (von lat. luna), seelische Schwankungen, die zugleich auch die Elastizität der Seele ausmachen.

"Frau Luna" kann Führerin oder Verführerin ins "Reich der Mütter" sein, welches das Reich der kollektiven Bilder ist. Sie steht für die Unberechenbarkeit des persönlichen, aber auch vor-individuellen unbewussten Lebens in uns, für die stets sich erneuernde, unermüdlich sprudelnde seelische Quelle, aus der die Träume aufsteigen, immer-jung und ewig-alt. Wird die Traumwelt übermächtig, werden wir "lunatic", gleichsam mond-süchtig bzw. wahnbesessen. Astrologisch zeigt Mond im Horoskop außerdem durch Zeichen, Haus und Aspekte die besondere Art der Atmosphäre, die unsere Kindheit prägte, die Art unserer Empfänglichkeit und Reagibilität, aber auch die Atmosphäre, die wir brauchen, wenn wir erschöpft sind, um uns zu regenerieren. Durch den Mond spricht die "Stimme des Lebens im Sinne instinktiven, wesensgemäßen Ausgleichs zu uns.

Literatur: Standard

Autor: Romankiewicz, Brigitte