Rabe

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Keyword: Rabe

Links: Alchemie, Dunkelheit, Intuition, Nacht, Nigredo, Psychopompos, Vogel

Definition: Der Rabe (eigtl. = Krächzer, nach dem heiseren Ruf des Vogels) ist ein mit den Krähen verwandter großer Vogel mit kräftigem Schnabel und glänzend schwarzem Gefieder.

Information: Raben gelten als besonders anpassungsfähige und intelligente Vögel; denen man auch das Nachahmen von menschlichen Lauten beibringen kann.

Etymologisch lassen sich die Bezeichnungen „Krähe“ und „Rabe“ onomatopoetisch auf ihren krächzenden Schrei zurückführen. Häufig wird er als Unheil verkündend verstanden; in jedem Fall jedoch transportiert er eine wichtige Botschaft.

Interpretation: Ein "weißer Rabe" bezeichnet eine große Ausnahme, Seltenheit. Den Raben, insbesondere den "diebischen" Elstern, eine Art der Rabenvögel, sagt man das Stehlen nach ("Klauen wie die Raben").

Nach altem Volksglauben kümmert sich der Rabe wenig um seine Jungen und stößt sie, wenn er sie nicht mehr füttern will, aus dem Nest, daher die Bezeichnung "Rabenmutter" oder "Rabeneltern" für lieblose, hartherzige Bezugspersonen, die ihre Kinder vernachlässigen.

Rabe und Krähe sind in ihrer Bedeutung nahezu identisch. Sie sind ambivalente Symboltiere. Zum einen gelten sie als solare Symbole - als Boten des Sonnengottes Helios, mit dem Logos-Prinzip verbunden und mit ähnlicher Bedeutung wie der Hahn -, zum anderen sind sie aber auch Unheil bringend und mit dem Tod verbunden (Begleiter von Totengöttern, Zauberern und Hexen).

Der Rabe hat Zugang zu anderen Welten (Jenseits, Unterwelt, Unbewusstes), daher werden ihm mantische Fähigkeiten (Intuition) zugesprochen. Die beiden Raben des Odin Hugin (Gedanke) und Munin (Gedächtnis) tragen diesem wichtige Botschaften zu. In der Bibel sendet Noah einen Rabe aus, um Land zu finden (1. Mos. 8, 7)

In Jes. 34, 11 tritt der Rabe im Zusammenhang mit Zerstörung und Verwüstung auf: „Nachteulen und Raben werden dort wohnen“. Elias dagegen wird von Raben mit Nahrung versorgt (1. Kön. 17, 6)

In der Alchemie spielen Rabe und Krähen eine Rolle als Bilder für die Nigredo. Der „Nachtrabe“ (nycticorax) ist eine der vielen Gestalten des Hermes-Mercurius und somit Wandlungssubstanz des alchemistischen Prozesses. Er ist aber auch mit Saturn dem bleiernen (Blei), Melancholie bringenden Gestirn verbunden. Er enthält das Ziel der Wandlung bereits in sich in Form einer weißen Taube. Er ist also dunkel und licht, böse und gut, verkörpert Tod und Leben. Der Rabe als Synonym zum sol niger, der schwarzen Sonne und als Ausdruck der Nigredo, der Schwärzung, ist Bote für Depression und Tod. Der Rabe spielt im Schamanismus neben dem Adler eine Rolle als Hilfsgeist und magisches Flugtier des Schamanen.

Das verfilmte Kinder- und Jugendbuch „Krabat“ von Ottfried Preußler, das die Initiation eines Jungen schildert, greift den magischen Flug des Schamanen auf: die Jungen, die bei einem Zauberer in die Lehre gehen (Initiation), verwandeln sich in Raben. In den Märchen „Die sieben Raben“ und „Die Rabe“ (KHM 25 u. 93) ist die Verwandlung in Raben eine Verwünschung als Strafe. In dem Gedicht „The Raven“ gestaltet E. A. Poe die unheimliche Begegnung mit einem Raben als Todesboten. Als Bote der Depression und des Todes kann auch der Schwarm Rn, der das gleißend gelbe Kornfeld in van Goghs letztem Gemälde überfliegt, verstanden werden. Nach Vollendung des Bildes hat sich der Künstler das Leben genommen.

In der Analytischen Psychologie haben Krähe und Rabe in Träumen verschiedene Bedeutungen. Als Luftwesen haben sie Zugang zu einer anderer Sphäre als der Mensch. Sie können als Bote einer anderen Welt (Unbewusstes) aufgefasst werden und als Bild für nahende Depression (Nigredo). Auch der Aspekt der Klugheit spielt eine Rolle. Der Rabe kann in Träumen und Imaginationen als wissendes Tier auftreten und als „Seelenführer“ dem Ich des Träumers oder Imaginierenden, ähnlich wie dem Märchenhelden, hilfreich zur Seite stehen.

Literatur: Standard

Autor: Daniel, Rosmarie