Maske

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Keyword: Maske

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Definition: Maske von arab. mashara Possenspiel, wird als Lehnwort schwäb. alem. zu masger. Im 7. Jahrh. war masca bei den Langobarden der Ausdruck für das Netz, in das sie ihre Toten hüllten, um sie am Wiederkehren zu hindern. Ein anderes Wort für Maske ist Larve (aus dem Lat. larva). Es besteht etymolog. eine Verbindung zu den Laren (lares), den Totengeistern der Römer, die ihren Verstorbenen Gesichtsmasken aufsetzten, um zu verhindern, dass sie als lares wiederkehrten. Es besteht also ein Zusammenhang zwischen Maske und Tod sowie zwischen Masle und Possenspiel (Theater).

Information: Die Maske begleitet den Menschen von der Steinzeit bis heute. Im Griechischen finden wir zwei Ur-Masken: Medusa und Dionysos. Wer die Maske der Medusa erblickt, erstarrt zu Stein. Die Griechen hängten Dionysosmasken in der freien Natur auf, um deren wilden Kräften ein Gesicht zu geben. Aus dem Ur-Erleben dionysischer Feste ist für die Griechen zweierlei hervorgegangen: eine ekstatisch-religiöse Haltung (Dionysos als Erlöser) und die Tragödie. C. G. Jung spricht davon, dass im Dionysischen die Dynamik tierischer und göttlicher Natur durchbricht. Dies ist Ausdruck des Satyrwesens (Satyrn), das oben göttlicher bzw. menschlicher und unten von Bocksnatur ist; Tragödie heißt Bocksgesang. Durch die Schauspielermaske der griechischen Tragödie sprachen die verstorbenen Helden, sie war also Membran und Mittler zwischen den Toten und den Lebenden.

Interpretation: Man kann die Maske grundsätzlich als Grenzmembran zwischen dem Menschen und ihn übersteigenden Mächten wie Tod, Geisterwelt und Natur bezeichnen. Maske verfremden, verzaubern, verwandeln; sie verstecken einerseits, andererseits verdeutlichen, spiegeln sie uns etwas. Sie dienen sowohl der Abwehr als auch der Vereinigung mit gefährlichen und hilfreichen Mächten. Im Schamanismus, der wohl ältesten Form des Masken-Wesens ermöglicht die Maske, die nicht nur das Gesicht, sondern im Gewand den ganzen Körper mit einbezieht, die Begegnung des Schamanen mit den Geistern der Jenseitswelt. Als älteste Darstellung einer Schamanenmaske gilt eine 30000 Jahre alte Steinzeichnung in der Höhle "Trois Freres" (Frankreich). Die Maske spielt eine Rolle im Toten- und im Ahnenkult. Als Kriegermaske soll sie den Feind in Schrecken versetzen. Als Theatermaske dient sie der Sprache der toten Helden (griech. Tragödie) und der Typisierung (Comm. dell´ Arte). Die Fastnachts- und Karnevalsmaske vereint bis heute viele dieser Elemente in sich und geht z. Tl. auf archaische Bräuche zurück. Maskenträger sind häufig in Bünden organisiert. Bei Naturvölkern akzentuiert die Maske manchmal die Zugehörigkeit zu bestimmten Ständen und Kasten (Afrika).

Der Regelung des sozialen Lebens dient auch die metaphorische Maske der Persona (aus dem Lat., Maske des griech. -röm. Theaters). C. G. Jung benannte damit einen psychischen "Funktionskomplex, der aus Gründen der Anpassung [...] zustandegekommen, aber nicht identisch ist mit der Individualität." (Jung, GW. Bd. 6, § 880)

Viele Künstler haben sich mit dem Thema Maske auseinandergesetzt (Goya, Ensor, Klee). Das Märchen "Der Bärenhäuter" (KHM 101) geht auf den german. Männerbund der Berserker zurück, dessen Mitglieder in der Maske des Bären übermenschliche Kräfte entwickelten.

In der Therapie spielt die Aufarbeitung des Konflikts zwischen der Persona und mit ihr nicht vereinbaren, teilweise unbewussten Strebungen der Psyche des Patienten eine wesentliche Rolle. Einen etwas anderen Konflikt zeigt der Entstehungsprozess eines aus dem Unbewussten gemalten Bildes einer Patientin, das eine sie sehr stark erschütternde Thematik zeigte. Sie übermalte es mit raschen, erregten Bewegungen, die sich nicht mehr zu einem erkennbaren Inhalt formten. In einem spontanen Einfall malte die eine Maske an den Rand des Bildes und schrieb die Worte: "Die Umrisse des Ungestalteten sind Masken." Das entspricht dem Brauch der Griechen, Dionysosmasken in der freien Natur aufzuhängen, um den ungestalteten Kräften der Natur ein Gesicht zu geben. Die Pat. versucht, die sie ängstigenden Emotionen und Affekte in der Gestaltung der Maske zu fassen.

Literatur: Standard, Eliade (1963), Kereyni (1966)

Autor: Daniel, Rosmarie