Undine

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Keyword: Undine

Links: Anima, Beziehung, Melusine, Nixe, Nymphe, Wasser

Definition: Undinen (von lat. unda, das Welle bedeutet) sind märchenhafte Elementarwesen des Wassers die, weil sie eine unsterbliche Seele erhalten möchten, die Ehe mit einem Menschen erstreben.

Information: Undine ist die Heldin in der gleichnamigen Märchennovelle von de la Motte-Fouqué, die das Thema der Mahrtenehe (Ehe zwischen einem Menschen und einem jenseitigen Wesen) bearbeitet. Die Novelle baut auf dem mittelalterlichen Versepos von Egenolf über den Ritter Peter Dimringer von Stauffenberg auf. Allerdings scheint die Ähnlichkeit nur im Thema der Mahrtenehe zu bestehen. Fouqué bearbeitet mit romantischer Sichtweise die von Paracelcus in seinem Werk "Liber de nymphis, sylphis, pygmaeis et salamandris et de caeteris spiritibus" überlieferte Vorstellung von Elementarwesen.

Undinen (von lat. unda, das Welle bedeutet) als Elementarwesen des Wassers möchten eine unsterbliche Seele erhalten, indem sie die Ehe mit einem Menschen erstreben. Die Ehe scheitert, weil der Ehemann sich nicht an das Tabu hält, dass er sich und den Undinen gegenüber in Nähe von Wasser nicht zornig verhalten darf. Auch hier wieder sehen wir, wie das jenseitige Wesen, wie die Melusine als "Prüferin" der Reife auf dem Individuationsweg auftritt.

Der Stoff wurde zu verschiedenen Balletten verarbeitet. A. Lortzing und E. T. A. Hoffmann griffen ihn in ihren Opern auf. J. Giradaux und Ingeborg Bachmann nahmen sich des Stoffes literarisch an. Hans Christian Andersen verarbeitete den Stoff in seinem Märchen "Die kleine Meerjungfrau". Allerdings tritt hier keine wirkliche Verbindung zwischen Mensch und Meerjungfrau ein, die Beseelung wird vielleicht erst in der Zukunft möglich und nach langer Prüfungszeit.

Interpretation: Die Einsamkeit des modernen Menschen, die Trennung der Welten und eine idealisierte Selbstaufopferung werden hier gefühlvoll (bis sentimental) dargestellt. Fouqué hatte eine Dreierbeziehung neu dem Stoff hinzugefügt. Eigentlich liegt eine doppelte Untreue des Menschenmannes vor. Undine wird ungewollt zur Störerin der ersten Beziehung des Mannes und verliert ihn später wieder an diese Frau. Es ist bezeichnend, dass in der Romantik der Stoff durch Fouqué eine erstmalige Bearbeitung in dieser Form fand. Die lebendige Natur und die Erlösung der Wesen in ihm mit Hilfe des Menschens einerseits und die Liebe als Ziel der individuell gestalteten Ehe (und nicht mehr als Institution zur Aufzucht des Nachwuchses) andererseits waren Themen, die bis heute ihre Gültigkeit behalten haben.

Moderne Frauen, die immer wieder in "Dreiecksbeziehungen" geraten (entweder sich in den Mann der Freundin verlieben oder den Mann an die Freundin verlieren) haben häufig in der Erzählung eine Identifikations- und damit Verarbeitungsform gefunden. Der moderne Film mit Sandra Bullock "Während du schliefst" ist m. E. von diesem Stoff ebenfalls inspiriert, auch wenn hier die Frau zwischen zwei Männern steht. Wir sehen, dass die Undine mehr ist als ein sonstiges Wasserwesen oder anderes Wesen der Natur, das den Menschen in seine Welt führen möchte (also ins Unbewusste) mit all seinen Möglichkeiten und Gefahren, sie ist auch mehr als eine individuelle Anima, sie ist eine Figur aus dem kollektiven Unbewussten, die deutlich macht, dass hier etwas die Verbindung zum Menschen herstellen möchte bzw. bewusst gemacht werden möchte. Wie gesagt, führt sie weniger in andere Welten, als dass sie versucht, in der gewohnten Welt eine Veränderung herbeizuführen.

Literatur: Standard

Autor: Thomas, Helga