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'''Keyword:''' Babel (Turm von Babylon)
'''Keyword:''' Fest
   
'''Links:''' [[Abend]], [[Abendmahl]], [[Eros-Prinzip]], [[Essen]], [[Fastnacht]], [[Freude]], [[Geburt]], [[Hochzeit]], [[Kommunikation]], [[Musik]], [[Nacht]], [[Persona]], [[Tanz]], [[Sexualität]], [[Trinken]], [[Wein]]


'''Links:''' [[Abstieg]], [[Aufstieg]], [[Oben]], [[Senkrecht]], [[Turm]]
'''Definition:''' Herkunft: von mittelhochdeutsch fest, aus lateinisch festum, ursprünglich religiöser Feiertag zu feriae (Tage, an denen keine Geschäfte vorgenommen werden, Feiertage)


'''Definition:''' Mit der Erzählung vom Turmbau zu Babel (1. Mose 11, 1-9) schließt die biblische Urgeschichte.
'''Information:''' Feste stiften und erhalten die Gemeinschaft zwischen Menschen und sorgen für Abwechslung. Rituale, wie das Festmahl festigen den Zusammenhalt. Feste heben sich durch besondere Bräuche, die auch Gefühle wie Freude, Begeisterung, Anteilnahme bis hin zur Ekstase erlauben können, aus dem Alltag ab. Das gemeinsame Essen und Trinken, Tanzen, Singen und Musikhören spielen meist eine wichtige Rolle. Ihnen kann also ein wildes, anarchisches oder destruktives Moment zugrunde liegen, wie im Fasching. Es kann aber auch sehr gemessen oder getragen zugehen. Feste in der Barockzeit folgten strengen Regeln. Große und teuere Feste befriedigen auch die Geltungssucht. Viele Feste haben einen repräsentativen oder demonstrativen Aspekt, wie bei Prozessionen, Tänzen, Schauspielen oder bei Wettbewerben. Man kann diese Feste als Besucher, Pilger oder Tourist aufsuchen und sich beteiligen. Die meisten Feste kehren wieder und lassen sich in wochenzyklische, jahreszyklische, religiöse, nationale oder internationale Feiertage, personenbezogene Feste, wie Geburtstag, Taufe, Reife/Initiation, Verlobung, Hochzeit oder sachbezogene, wie Richtfeste unterscheiden.
Feste treten in Märchen und Mythen nur wenig hervor. Es wird nur das gefeiert, was unbedingt zum Leben nötig ist, wie Geburt, Hochzeit oder große, ruhmreiche Taten und Siege. Wir haben darin gleichzeitig einen Beweis für die Urtümlichkeit der Märchen. Das Festmahl ist dabei der dramatische Mittelpunkt. Wenn dabei Wesen der „andern" Welt erscheinen, so erinnert das an das kultische Minnetrinken der Germanen, zum Gedächtnis der Toten.


'''Information:''' Die Geschichte vom Turmbau zu Babel wurde zurzeit des ersten Tempels in Jerusalem vom sog. Jahwisten verfasst, dem ältesten biblischen Schriftsteller: "Es hatte aber alle Welt einerlei Sprache und einerlei Worte. … Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis in den Himmel reicht; so wollen wir uns ein Denkmal schaffen und uns einen Namen machen!" Doch Jahwe vereitelte dies und verwirrte die Sprache der Menschen in der hochberühmten Stadt am mittleren Euphrat; nun verstand keiner mehr den andern, und sie hörten auf, weiter an ihrem Turm zu bauen. Die Stadt hieß darum Babel bzw. Balel (hebr. balal: verwirren)!
'''Interpretation:''' Feste symbolisieren meist besonders positive Lebensphasen, Höhepunkte und Momente mit gehobenen Stimmungen, Lebensfreude, Sinnlichkeit, größerer Bedeutsamkeit und Intensität. Sie sind oft auch Bestätigung einer besonderen gelungenen Leistung, bilden den entspannenden Abschluss einer besonderen Anstrengung.


Bab-El hiess aber: "Pforte Gottes" (Bab-Ilu). Seine Zikkurat war ein schwindelerregender Tempelturm, 91, 5 m hoch, ein weltberühmtes Wunderwerk aus bunt glasierten Ziegeln, "gegründet an der Brust der Unterwelt, mit der Spitze bis an den Himmel". Seit dem 3. Jahrtausend trugen die Stufentürme Babels den Namen: "Stätte des Bundes zwischen Himmel und Erde." Die darin vollzogenen Riten verschafften Anteil an diesem Bund.
'''Literatur:''' Standard


Dies glossierte und veränderte der Jahwist mit: "Was ist schon Babel vor Jahwe, unserem Gott, der auf dem Zion thront: Balel, Ort der Irrung und Verwirrung!"
'''Autor:''' Schneider, Marita
 
Damit setzte der Jahwist den Schlusspunkt unter seine Urgeschichte (1. Mose 2-11), eine Geschichte zunehmender Versündigung und wachsenden Unheils. Begonnen hatte es mit dem Ungehorsam des Urelternpaares. Danach kam der Brudermord Kains. Diesem folgte die Verderbnis der Menschheit, die Jahwe derart erzürnte, dass es ihn reute, sie überhaupt erschaffen zu haben, und dass er gedachte, die ganze Schöpfung in der [[Sintflut]] zu ersäufen (1. Mose 6, 5-7). Gekrönt wurde die Urgeschichte der Menschheit nun mit der Schilderung des misslungenen Baus der weltberühmten Zikkurat zu Babel-Balel.
 
Erst danach begann die Heilsgeschichte, der wirkliche Bund zwischen Himmel und Erde, der Bund zwischen Jahwe und Abram, dem Urvater des 12-Stämme-Reiches, das laut der Nathanweissagung (2. Sam. 7, 13) ewig Bestand haben wird! Nicht die Zikkurat Babels, sondern der Zion in Jerusalem ist Wallfahrtsort der Völker (Jes. 2). Der älteste biblische Schriftsteller hat mit seiner zionistischen Propaganda allerdings nicht verhindern können, dass Jerusalem durch Babylon im Jahre 597 erobert, der Tempel geplündert und die jüdische Oberschicht ins Exil am Euphrat deportiert wurde.
 
'''Interpretation:''' Babel erhält in der biblischen Tradition nur schlechte Noten. Die Urchristen übernahmen dieses negative Bild. In Off. 17 ist Babylon Sitz der antichristlichen Weltmacht ([[Antichrist]]), Negativ-Chiffre für Sündhaftigkeit und Hochmut. Die Geschichte vom Turmbau zu Babel ist auch die dunkle Folie, vor der sich die [[Pfingstgeschichte]] (Apg. 2) strahlend abhebt: Der heilige Geist heilt die babylonische Sprachverwirrung.
 
Die Erzählung vom Turmbau zu Babel wird allgemein als Darstellung menschlichen Hochmuts verstanden. Wer sich ein Denkmal schaffen will, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, übernimmt sich wie weiland Ikaros. Das menschliche Bewusstsein ist nicht das [[Selbst]], sondern dessen Einfallstor, Bab-El ([[Individuation]]).
 
Auch die Redewendung von der "babylonischen Sprachverwirrung" stammt aus 1. Mose 11. Sie gilt etwa für das Spezialistentum, wo man einander nicht mehr versteht, weil verschiedene Disziplinen mit demselben Begriff je etwas Anderes bezeichnen. Dem wäre mit interdisziplinärem Dialog abzuhelfen. Aber auch im Alltag und in der Politik herrschen nach wie vor babylonische Sprachverwirrungen.
 
'''Literatur:''' Standard, Kaufmann (2006)
 
'''Autor:''' Kaufmann, Rolf

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 17:51 Uhr

Keyword: Fest

Links: Abend, Abendmahl, Eros-Prinzip, Essen, Fastnacht, Freude, Geburt, Hochzeit, Kommunikation, Musik, Nacht, Persona, Tanz, Sexualität, Trinken, Wein

Definition: Herkunft: von mittelhochdeutsch fest, aus lateinisch festum, ursprünglich religiöser Feiertag zu feriae (Tage, an denen keine Geschäfte vorgenommen werden, Feiertage)

Information: Feste stiften und erhalten die Gemeinschaft zwischen Menschen und sorgen für Abwechslung. Rituale, wie das Festmahl festigen den Zusammenhalt. Feste heben sich durch besondere Bräuche, die auch Gefühle wie Freude, Begeisterung, Anteilnahme bis hin zur Ekstase erlauben können, aus dem Alltag ab. Das gemeinsame Essen und Trinken, Tanzen, Singen und Musikhören spielen meist eine wichtige Rolle. Ihnen kann also ein wildes, anarchisches oder destruktives Moment zugrunde liegen, wie im Fasching. Es kann aber auch sehr gemessen oder getragen zugehen. Feste in der Barockzeit folgten strengen Regeln. Große und teuere Feste befriedigen auch die Geltungssucht. Viele Feste haben einen repräsentativen oder demonstrativen Aspekt, wie bei Prozessionen, Tänzen, Schauspielen oder bei Wettbewerben. Man kann diese Feste als Besucher, Pilger oder Tourist aufsuchen und sich beteiligen. Die meisten Feste kehren wieder und lassen sich in wochenzyklische, jahreszyklische, religiöse, nationale oder internationale Feiertage, personenbezogene Feste, wie Geburtstag, Taufe, Reife/Initiation, Verlobung, Hochzeit oder sachbezogene, wie Richtfeste unterscheiden.

Feste treten in Märchen und Mythen nur wenig hervor. Es wird nur das gefeiert, was unbedingt zum Leben nötig ist, wie Geburt, Hochzeit oder große, ruhmreiche Taten und Siege. Wir haben darin gleichzeitig einen Beweis für die Urtümlichkeit der Märchen. Das Festmahl ist dabei der dramatische Mittelpunkt. Wenn dabei Wesen der „andern" Welt erscheinen, so erinnert das an das kultische Minnetrinken der Germanen, zum Gedächtnis der Toten.

Interpretation: Feste symbolisieren meist besonders positive Lebensphasen, Höhepunkte und Momente mit gehobenen Stimmungen, Lebensfreude, Sinnlichkeit, größerer Bedeutsamkeit und Intensität. Sie sind oft auch Bestätigung einer besonderen gelungenen Leistung, bilden den entspannenden Abschluss einer besonderen Anstrengung.

Literatur: Standard

Autor: Schneider, Marita