Dreieck und Echo: Unterschied zwischen den Seiten

Aus symbolonline.eu
(Unterschied zwischen Seiten)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
de>Hermes
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
de>Hermes
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Keyword:''' Dreieck
'''Keyword:''' Echo


'''Links:''' [[Drei]], [[Dreifaltigkeit]], [[Dynamik]], [[Erde]], [[Feuer]], [[Wasser]]
'''Links:''' [[Ohr]], [[Spiegel]]


'''Definition:''' Ein Dreieck ist eine von drei Punkten und ihren Verbindungslinien gebildete geometrische Figur.
'''Definition:''' Echo (griech. echo: Schall, Ton) wird eine Schallwelle bezeichnet, die durch Reflexion z.B. an einer Bergwand zu ihrem Ausgangsort zurückkehrt. Die reflektierte Welle wird von der ursprünglich ausgesendeten Welle getrennt wahrgenommen. Echo ist also eine Schallreflexion oder ein Widerhall. Im weiteren Sinne bezeichnet das Echo die Resonanz oder die Reaktion auf etwas.


'''Information:''' In der Natur kommt das Dreieck in streng geometrischen Form nur in der Kristallbildung vor, als Struktur bei den Verzweigungen im Pflanzenreich und bei vielen Gelenkformen der Tiere und Menschen. Auch Berge zeigen oft eine annähernd dreieckige Silhouette, doch bleibt das Dreieck vor allem eine vom Menschen konstruierte Form: Wir sehen es an Zelten und Dächern, bereits seit der griechischen Antike an den Segmentgiebeln öffentlicher Gebäude und Tempel, später an den Türmen der christlichen Kirchen. Auch als Verkehrszeichen und in dem Winkel an den Uniformen des Militärs, genutzt als Gerät für geometrische Zeichnungen.
'''Information:''' Ein Echo ist besonders gut hörbar, wenn nur wenige Flächen, Hindernisse, Gegenstände zur Rückstrahlung zur Verfügung stehen. Um Echos als Einzelklänge bewusst wahrzunehmen, bedarf es einer bestimmten Geschwindigkeit der Wiederholung der Töne. Erreichen sie eine höhere Geschwindigkeit, fallen sie unter die Echoschwelle. Werden Klänge von sehr vielen Flächen reflektiert, etwa in Kirchen und Gewölben, dann werden sie dichter, diffuser und damit entsteht als Höreindruck eher ein Nachhall oder Nachklang.


Die Grundform aller Vielecke bildet das Dreieck. Indem es über seiner Basis mit ungleichen Schenkeln in ungleichen Winkeln gebildet werden kann, stellt es eine überaus dynamische und variable Figur dar über der Konstanten der Summe seiner Winkel von 180°.
Da Gegenstände sich mit Echo orten lassen, kann das Echo zur Orientierung eingesetzt werden, z. B. als Echolot bei der Vermessung der Meerestiefen. Fledermäusen sowie Meerestieren wie etwa den Walen dient das Echo zur Orientierung und auch in der Medizin, bei Ultraschalluntersuchungen findet es Anwendung. Nutzbar ist es in der Nachrichtentechnik, etwa zur Kontrolle der Übermittlung einer Nachricht. Meist unerwünscht ist das Echo in der Tontechnik, wohingegen in Musik und überhaupt in der Inszenierung von Geräuschen der Echoeffekt eingesetzt werden kann.


'''Interpretation:''' Allen Dreiecksformen eignet eine Balance, in der sich Dynamik und Statik auf subtile Weise die Waage halten. Die Statik verdankt sich der Basislinie, die Dynamik den beiden einander zustrebenden Schrägen. Eine einerseits beruhigte Gestalt bildet das gleichseitige und somit gleichwinklige Dreieck, doch entlädt es seine Dynamik, die dem Archetyp der Dreizahl eignet, in die Höhe oder die Tiefe, je nach dem wohin seine Spitze weist.
Der Echoeffekt erscheint insbesondere ab dem 16. bis ins 18. Jh. in Musik und Dichtung häufig. In der Musik versteht man unter Echo die leisere Wiederholung einer kurzen Phrase oder eines Themas; sie kann mit Orchester und Chor erzeugt werden. Mehrstimmigkeit im Kanon ist beispielsweise eine beliebte Variante des Echos. In der Dichtung kann mit Hilfe des Sprechchores bzw. des Echos vielfältige Mehrstimmigkeit oder der Eindruck von Wechselgespräch erzeugt werden. In Gedichten kann der Echoeffekt u. a. als ein Wiederholen und Abändern von Worten bzw. Reimworten entstehen. Das Echo kann eine Intensivierung und Dramatisierung bedeuten, eine kindlich entspannte oder lustig-fröhliche oder eine klagende, grollende oder bedrohliche Atmosphäre erzeugen. Menschliche Klagen, Liebesklagen ebenso wie Seufzer aus Not und Schmerz werden z.B. in der Literatur des Barock, in der Bauern-, Natur- und Schäferlyrik durch den Echoeffekt gefördert, die Tröstung kann ebenfalls als Echo erschallen.


Das gleichschenklige Dreieck, dessen Spitze nach oben weist, setzt seine Dynamik nach oben, nach außen frei. Es ist eine spannungsgeladene Form und wird als "männliches" Dreieck bezeichnet. Bei vielen Völkern ist es Symbol des Feuers und der männlichen Zeugungskraft, auch Licht- und Erleuchtungssymbol. Als Verkehrszeichen wird es verwendet, wenn es Gefahren anzuzeigen gilt. Das "weibliche" Dreieck, mit der Spitze nach unten weisend, also zur Erde, zur Tiefe, entlässt seine Dynamik in den Bereich der Körpersphäre und symbolisiert seit alters das Wasser und die weibliche Geschlechtskraft. Es transzendiert die Horizontale, die plane Bewusstseinseinsebene nach der Tiefe hin, erschließt die Transzendenz, die der dem Leben immanenten Tiefe innewohnt und dort erfahren und ausgelotet wird.
Etwas kann Echo, d. h. Anklang finden, etwa eine Begebenheit; lebhaftes Echo in der Presse wird auch als Presseecho bezeichnet. Jemand kann des anderen Echo sein, d. h. nur dessen Äußerungen und Ansichten papageienartig wiedergeben, keine eigene Meinung haben.


Im Hinduismus und Tantrismus ist das mit Spitze nach unten weisende Dreieck Symbol für die Yoni, das weibliche Genitale, des Mutterschoßes und seiner Gebärkraft. Das "männliche" und "weibliche" Dreieck übereinandergelegt, ergibt den sechsstrahligen Stern, ein uraltes Vereinigungssymbol; werden mehrere ineinander verflochten, entsteht das Shri-Yantra, ein Meditationsbild der Göttin Shri in ihrer Erscheinungsweise als Shakti ihrem göttlichen Partner zugeordnet. Es zeigt, dass die Gottheit sich erst in der Vereinigung der Gegensätze als solche ausweist und alles irdische Leben in seiner Vielheit aus dieser hervorgeht.
Im Wort Katechismus steckt das Echo als Wiederholen und Widerhallen: Der Katechismus ist ein Lehrstück des christlichen Glaubens, das häufig wiederholt werden muss und zugleich einem entgegentönen, einen umtönen und durch seinen Klang erfreuen soll.


Bei vielen frühen Völkern galt die Drei als Synthese der Eins und der Zwei und damit als Sinnbild der Vermittlung. Sie galt als Zahl der Himmels im Gegensatz zur Zahl der Erde, der Vier. Eine der strengsten hieratischen Formen religiöser Kunst, die ägyptischen Pyramiden, führen auf dem Grundriss eines Quadrates vier Dreiecke an der Spitze zusammen und drücken so die Sonnenbezogenheit alles Irdischen und die mit der Sonnengottheit verbundene Unsterblichkeitshoffnung aus.
Der Echo-Award ist eine beliebte deutsche Musikauszeichnung, die in verschiedenen Musiksparten verliehen wird.


Schon Pythagoras hielt das Dreieck, vor allem das gleichseitige, für ein Bild der Gottheit, die christliche Trinitätsvorstellung machte es später zu ihrem Symbol, u. a. als dem "Auge Gottes", oder dem Dreipass, drei Kreise einem gleichseitigen sphärischem Dreieck eingeschrieben, ein häufiges Ornament der Hochgotik ist. In Indien werden [[Brahma]], Vishnu und Shiva in der Dreiheit "Trimurti" verehrt. Irreführend ist die Festschreibung auf nur männliche Trinitäten: Eleusis im antiken Griechenland war Kultort der dreifachen Göttin Persephone-Demeter-Hekate, die Kelten verehrten die Drei Matronen.
'''Interpretation:''' Erinnern wir uns z.B. daran, mit wieviel Freude, Verwunderung und Ehrfurcht wir in der Natur einem Echo lauschten, als wir Kinder waren: Ähnlich wie der Regenbogen ist das Echo ein Naturereignis, das den Charakter der Freude an der Natur und deren Geheimnissen behält. Dieser Charakter des Besonderen und Wunderbaren drückt sich u. a. darin aus, dass das mythologische Bewusstsein früherer Kulturen das Phänomen in eine mythologische Gestalt kleidete: die Nymphe Echo, eine Naturgottheit.


Auf archetypischer Grundlage der Drei entstanden seit alters in China, Tibet, Ägypten, Persien, Babylon trinitarische Bilder von Göttern und Göttinnen.
In vielen Gestaltungen, die mit dem Mythologem des Pan und der Echo zu tun haben, geht es um das Aussenden von Botschaften, um die Sehnsucht nach adäquaten Antworten, nach Widerspiegeln. In einer von Ovid erzählten Geschichte lenkte die Nymphe Echo Hera durch ihre Geschwätzigkeit ab, damit diese Zeus Affären mit anderen Nymphen nicht bemerkte. Die zornige Hera raubte Echo daraufhin zur Strafe ihre Stimme. Echo behielt einzig die Fähigkeit, die letzten Worte einer Rede zu wiederholen. Der Hirten- und Waldgott Pan, so eine andere Geschichte, war in die Nymphe Echo verliebt, sie aber nicht in ihn. Deshalb geriet Pan in Zorn und ließ sie von einem trunkenen Hirten zerreißen. Einzig ihre Stimme blieb, allerdings zerrissen. Echo hingegen, so eine dritte Erzählung, war unsterblich in Narziss verliebt, der wiederum nur in sein eigenes Spiegelbild schaute und ertrank. Aus Gram und Leid verzehrte sich Echo so sehr nach ihm, dass einzig ihre Stimme übrig blieb.


Die vielleicht ursprünglichste Dreiheit, in der Menschen sich vorfinden, die von Vater, Mutter, Kind, wurde bereits in der ägyptischen Göttertriade von Osiris, Isis, Horus dargestellt. In diesem Dreieck zu stehen, bedeutet in Spannung zueinander zu existieren: Jeder hat zwei Solidaritätsebenen zu den beiden anderen. Es heißt aber auch in Beziehung zu stehen: Jeweils durch das mit der Spitze nach oben weisende Dreieck mit den männlich-schöpferischen Kräften verbunden zu sein, oder dem mit der Spitze nach unten weisenden mit dem weiblichen Kräftefeld. Immer heißt es, sich auf etwas hin zu entwerfen, das über den Menschen hinausweist.
Wichtige Botschaften, Liebe, religiöse und mystische Empfindungen und Gefühle hallen in uns noch lange nach, finden Echo in unserem Herzen. Wenn eine religiöse Botschaft kein Echo findet, stirbt sie. Wenn die Menschen in einer technisierten Welt den Zugang zur Natur verloren haben, die Natur kein Echo mehr in ihnen auslöst, dann stirbt die Natur. Und wenn Liebe kein Echo findet, dann treibt das Menschen und Götter in tiefste Verzweiflung, Depression, in Sucht und Wahnsinn; dann zerreißt das die Herzen, dann muss das Liebesobjekt gewaltsam aus dem Herzen heraus gerissen werden. Mit dem Echo kann allerdings auch Verwirrung gestiftet werden: Wenn Schall überall widerhallt, dann verlieren wir ebenso die Orientierung, wie wenn wir gar nichts hören. Dann können wir, mythologisch gesprochen, wahnsinnig werden. Wenn ein Echo nur ein passives Widerspiegeln, ein Wiederholen oder papageienhaftes Nachplappern ist, nicht mit Eigenaktivität und -interesse ausgestattet, dann verhallt das Echo und erstirbt.


'''Literatur:''' Standard, Riedel (1985)
Unter Umständen kann ein Echo im Traum als Hinweis darauf interpretiert werden, dass Gedanken oder Gefühle noch nicht verarbeitet sind, noch nachklingen oder aber, anstatt nachklingen zu können, abgewehrt, geleugnet, verdrängt werden.


'''Autor:''' Riedel, Ingrid
Menschen brauchen vom ersten bis zum letzten Lebenstag ein lebendiges Echo, haben ein Bedürfnis nach positiver Resonanz. Schon Friedrich II fand bei seiner Suche nach einer Ursprache heraus, dass Kinder ohne eine liebkosend-zärtliche und sprachliche Rückmeldung nicht überleben können. René Spitz hat das in seinen Hospitalismusforschungen in den fünfziger Jahren belegt und die moderne Narzissmus- wie auch die Säuglings- und Bindungsforschung ebenfalls. Viel besprochen wird dabei "der Glanz im Auge der Mutter" und die Notwendigkeit der Spiegelung. Klänge, die auditive Wahrnehmung, der hörbare Widerhall spielen sicher eine ebenso zentrale Rolle.
 
Psychotherapeuten arbeiten mit dem Phänomen des Bedürfnisses des Menschen nach Echo bzw. nach Resonanz. Besonders ausgearbeitet haben das C. G. Jung mit dem dialektischen Verfahren der Analytischen Psychologie und C. Rogers mit der Gesprächstherapie.
 
'''Literatur:''' Standard
 
'''Autor:''' Müller, Anette

Version vom 11. April 2012, 15:13 Uhr

Keyword: Echo

Links: Ohr, Spiegel

Definition: Echo (griech. echo: Schall, Ton) wird eine Schallwelle bezeichnet, die durch Reflexion z.B. an einer Bergwand zu ihrem Ausgangsort zurückkehrt. Die reflektierte Welle wird von der ursprünglich ausgesendeten Welle getrennt wahrgenommen. Echo ist also eine Schallreflexion oder ein Widerhall. Im weiteren Sinne bezeichnet das Echo die Resonanz oder die Reaktion auf etwas.

Information: Ein Echo ist besonders gut hörbar, wenn nur wenige Flächen, Hindernisse, Gegenstände zur Rückstrahlung zur Verfügung stehen. Um Echos als Einzelklänge bewusst wahrzunehmen, bedarf es einer bestimmten Geschwindigkeit der Wiederholung der Töne. Erreichen sie eine höhere Geschwindigkeit, fallen sie unter die Echoschwelle. Werden Klänge von sehr vielen Flächen reflektiert, etwa in Kirchen und Gewölben, dann werden sie dichter, diffuser und damit entsteht als Höreindruck eher ein Nachhall oder Nachklang.

Da Gegenstände sich mit Echo orten lassen, kann das Echo zur Orientierung eingesetzt werden, z. B. als Echolot bei der Vermessung der Meerestiefen. Fledermäusen sowie Meerestieren wie etwa den Walen dient das Echo zur Orientierung und auch in der Medizin, bei Ultraschalluntersuchungen findet es Anwendung. Nutzbar ist es in der Nachrichtentechnik, etwa zur Kontrolle der Übermittlung einer Nachricht. Meist unerwünscht ist das Echo in der Tontechnik, wohingegen in Musik und überhaupt in der Inszenierung von Geräuschen der Echoeffekt eingesetzt werden kann.

Der Echoeffekt erscheint insbesondere ab dem 16. bis ins 18. Jh. in Musik und Dichtung häufig. In der Musik versteht man unter Echo die leisere Wiederholung einer kurzen Phrase oder eines Themas; sie kann mit Orchester und Chor erzeugt werden. Mehrstimmigkeit im Kanon ist beispielsweise eine beliebte Variante des Echos. In der Dichtung kann mit Hilfe des Sprechchores bzw. des Echos vielfältige Mehrstimmigkeit oder der Eindruck von Wechselgespräch erzeugt werden. In Gedichten kann der Echoeffekt u. a. als ein Wiederholen und Abändern von Worten bzw. Reimworten entstehen. Das Echo kann eine Intensivierung und Dramatisierung bedeuten, eine kindlich entspannte oder lustig-fröhliche oder eine klagende, grollende oder bedrohliche Atmosphäre erzeugen. Menschliche Klagen, Liebesklagen ebenso wie Seufzer aus Not und Schmerz werden z.B. in der Literatur des Barock, in der Bauern-, Natur- und Schäferlyrik durch den Echoeffekt gefördert, die Tröstung kann ebenfalls als Echo erschallen.

Etwas kann Echo, d. h. Anklang finden, etwa eine Begebenheit; lebhaftes Echo in der Presse wird auch als Presseecho bezeichnet. Jemand kann des anderen Echo sein, d. h. nur dessen Äußerungen und Ansichten papageienartig wiedergeben, keine eigene Meinung haben.

Im Wort Katechismus steckt das Echo als Wiederholen und Widerhallen: Der Katechismus ist ein Lehrstück des christlichen Glaubens, das häufig wiederholt werden muss und zugleich einem entgegentönen, einen umtönen und durch seinen Klang erfreuen soll.

Der Echo-Award ist eine beliebte deutsche Musikauszeichnung, die in verschiedenen Musiksparten verliehen wird.

Interpretation: Erinnern wir uns z.B. daran, mit wieviel Freude, Verwunderung und Ehrfurcht wir in der Natur einem Echo lauschten, als wir Kinder waren: Ähnlich wie der Regenbogen ist das Echo ein Naturereignis, das den Charakter der Freude an der Natur und deren Geheimnissen behält. Dieser Charakter des Besonderen und Wunderbaren drückt sich u. a. darin aus, dass das mythologische Bewusstsein früherer Kulturen das Phänomen in eine mythologische Gestalt kleidete: die Nymphe Echo, eine Naturgottheit.

In vielen Gestaltungen, die mit dem Mythologem des Pan und der Echo zu tun haben, geht es um das Aussenden von Botschaften, um die Sehnsucht nach adäquaten Antworten, nach Widerspiegeln. In einer von Ovid erzählten Geschichte lenkte die Nymphe Echo Hera durch ihre Geschwätzigkeit ab, damit diese Zeus Affären mit anderen Nymphen nicht bemerkte. Die zornige Hera raubte Echo daraufhin zur Strafe ihre Stimme. Echo behielt einzig die Fähigkeit, die letzten Worte einer Rede zu wiederholen. Der Hirten- und Waldgott Pan, so eine andere Geschichte, war in die Nymphe Echo verliebt, sie aber nicht in ihn. Deshalb geriet Pan in Zorn und ließ sie von einem trunkenen Hirten zerreißen. Einzig ihre Stimme blieb, allerdings zerrissen. Echo hingegen, so eine dritte Erzählung, war unsterblich in Narziss verliebt, der wiederum nur in sein eigenes Spiegelbild schaute und ertrank. Aus Gram und Leid verzehrte sich Echo so sehr nach ihm, dass einzig ihre Stimme übrig blieb.

Wichtige Botschaften, Liebe, religiöse und mystische Empfindungen und Gefühle hallen in uns noch lange nach, finden Echo in unserem Herzen. Wenn eine religiöse Botschaft kein Echo findet, stirbt sie. Wenn die Menschen in einer technisierten Welt den Zugang zur Natur verloren haben, die Natur kein Echo mehr in ihnen auslöst, dann stirbt die Natur. Und wenn Liebe kein Echo findet, dann treibt das Menschen und Götter in tiefste Verzweiflung, Depression, in Sucht und Wahnsinn; dann zerreißt das die Herzen, dann muss das Liebesobjekt gewaltsam aus dem Herzen heraus gerissen werden. Mit dem Echo kann allerdings auch Verwirrung gestiftet werden: Wenn Schall überall widerhallt, dann verlieren wir ebenso die Orientierung, wie wenn wir gar nichts hören. Dann können wir, mythologisch gesprochen, wahnsinnig werden. Wenn ein Echo nur ein passives Widerspiegeln, ein Wiederholen oder papageienhaftes Nachplappern ist, nicht mit Eigenaktivität und -interesse ausgestattet, dann verhallt das Echo und erstirbt.

Unter Umständen kann ein Echo im Traum als Hinweis darauf interpretiert werden, dass Gedanken oder Gefühle noch nicht verarbeitet sind, noch nachklingen oder aber, anstatt nachklingen zu können, abgewehrt, geleugnet, verdrängt werden.

Menschen brauchen vom ersten bis zum letzten Lebenstag ein lebendiges Echo, haben ein Bedürfnis nach positiver Resonanz. Schon Friedrich II fand bei seiner Suche nach einer Ursprache heraus, dass Kinder ohne eine liebkosend-zärtliche und sprachliche Rückmeldung nicht überleben können. René Spitz hat das in seinen Hospitalismusforschungen in den fünfziger Jahren belegt und die moderne Narzissmus- wie auch die Säuglings- und Bindungsforschung ebenfalls. Viel besprochen wird dabei "der Glanz im Auge der Mutter" und die Notwendigkeit der Spiegelung. Klänge, die auditive Wahrnehmung, der hörbare Widerhall spielen sicher eine ebenso zentrale Rolle.

Psychotherapeuten arbeiten mit dem Phänomen des Bedürfnisses des Menschen nach Echo bzw. nach Resonanz. Besonders ausgearbeitet haben das C. G. Jung mit dem dialektischen Verfahren der Analytischen Psychologie und C. Rogers mit der Gesprächstherapie.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Anette