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'''Keyword:''' Besen
'''Keyword:''' Blatt


'''Links:''' [[Hexe]], [[Katharsis]], [[Meditation]], [[Phallus]], [[Sexualität]]
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'''Definition:''' Der Besen als Gerät zum Ausfegen und Reinigen der Häuser und Stuben wurde traditionell aus Birken-, Buchen oder Tannenruten hergestellt.
'''Definition:''' Das altgermanische Wort für Blatt (ahd., mhd. blat) trägt den Sinn Aufgeblühtes und bezeichnet das flache, durch Blattgrün gefärbte, Organ von Pflanzen. Man versteht unter Blatt auch ein gleichmäßig beschnittenes Stück Papier oder eine Buchseite sowie das einzelne Blatt einer Spielkarte und die Gesamtheit der Karten eines Spielers.


'''Information:''' In kultischen Handlungen (Totenbrauch) und im Volks- und Aberglauben sollten jedoch nicht nur Unrat und Schmutz damit weggefegt werden, sondern auch Geister, Dämonen und die Seele der Verstorbenen. Mit dem Besenkehren kann jedoch auch die kontemplative Handlung der [[Meditation]], Reinigung des Geistes und der inneren Sammlung verstanden werden.
'''Information:''' Es gibt Zeitungen, die Morgen-, Abend-, und Tagblatt heißen und auch bei dünnen und flachen Werkzeugen, wie Messer, Axt und Säge, gibt es Blätter.


'''Interpretation:''' In China wurde das Wegfegen von Sorgen und Schwierigkeiten mit der Symbolik des Besens in Verbindung gebracht. In Tempeln wurden Besen zur symbolischen Reinigung verwendet. Auch in Japan versinnbildlichte der aus Gras gefertigte Besen, den man beim Frühlingsritual verwendete, die Reinigung. Ein Besen fest des Wegfegens war der alten Erdgöttin Teteo innan in Altmexiko geweiht und sollte Unheil und Krankheit vertreiben.
'''Interpretation:''' Das grüne Blatt ist im Allgemeinen ein Sinnbild für Fruchtbarkeit, Wachstum und Erneuerung, das verwelkte Blatt für Verfall und Trauer. Das Blatt ist in Ostasien ein Symbol für Glück und Wohlstand, ein Zweig mit Blättern symbolisiert die Zusammenarbeit von Einzelnen.


Besen sind einerseits das Attribut winterlicher Gestalten wie des Knecht Ruprecht oder des Krampus, mit denen den Taten der Vergangenheit der "Kehraus" gemacht wird, andererseits stehen sie in Zusammenhang mit den grünenden Lebensruten und deren Keimkraft als Symbol für den natürlichen Kreislauf der Vegetation und des Wachstums, was in zahlreichen Handlungen im Volksglauben und kulturellen Handlungen seinen Niederschlag zeigte. (HDA Bd. 1, S. 1130 ff)
Im Christentum stellt ein Dreiblatt (Klee) die Dreifaltigkeit, ein Vierblatt das Kreuz, die vier Evangelien oder die Kardinaltugenden und das Siebenblatt die Gaben des Heiligen Geistes dar. Das Feigenblatt bedeckte Adam und Eva nach dem Sündenfall. Kränze aus (Lorbeer-) Blättern symbolisieren Göttlichkeit, Triumph und Sieg.


Das Motiv des eigenmächtigen, vom Zauberlehrling nicht bezähmbaren Besens in Goethes "Zauberlehrling", der in einen Wasserträger verwandelt wird und erst durch den Meister des Zauberlehrlings angehalten werden kann, geht auf altägyptische Motive zurück und war auch in der Antike bekannt. Der Besen kann auch die Mächte selbst symbolisieren, die er sonst vertreiben soll: er gilt als Attribut und bevorzugtes Transportmittel von Hexen, die auf ihm zu ihren Berg-Sabbaten flogen, nachdem sie sich mit der vermutlich bewusstseinsverändernden Flugsalbe eingerieben hatten.
Das Blatt hat sich gewendet sagt man redensartlich, wenn sich die Umstände zum Guten oder Schlechten geändert haben. Ursprünglich wurde durch diese Redensart nur der Wechsel der Jahreszeiten, die kürzer werdenden Tage, bezeichnet, denn einige Laubbäume drehen in dieser Zeit ihre Blätter um. Allmählich wurde es zur Bezeichnung jedes bedeutsamen Wechsels.


Der Besen, der auch in Rechtsvorstellungen eine Rolle spielte, schlug sich in vielfältigen Redewendungen nieder: "Einen Besen vor die Türe stellen" bedeutet Missachtung."Jeder kehre vor seiner eigenen Tür" rät, seinen Schatten nicht auf andere zu projizieren. Der Name "Besenwirtschaft" leitet sich von dem Recht ab, zu bestimmten Zeiten eigene Produkte zu verkaufen."Wenn das wahr ist, fresse ich einen Besen ", meint die absurde Bekräftigung einer Aussage."Mit fremden Besen kehren" bedeutet fremde Kräfte zum eigenen Vorteil ausnutzen. Die Redewendung "Neue Besen kehren gut" erfreut sich auch in der Politik großer Beliebtheit, desgleichen "mit eisernen Besen kehren", was rücksichtloses Durchgreifen bedeutet.
Die Redewendung das steht auf einem anderen Blatt, d. h., das ist etwas ganz anderes, gehört nicht in den Zusammenhang, geht auf das Blatt im Buch zurück. Wenn ein Spieler eine günstige Zusammenstellung von Spielkarten hat, so sagt man auch, er habe ein gutes Blatt. Ein unbeschriebenes Blatt bezeichnet einen Menschen, der noch ohne Erfahrung oder Erfolge, unwissend ist. Man kann vom Blatt singen oder spielen, d. h. ohne vorheriges Üben nach Noten singen bzw. spielen.


In Märchen kann der Held mit dem Besen nicht nur Unrat und Schmutz, sondern auch den Zauberbann beseitigen. Im sibirischen Märchen "Eine Raben-Geschichte" (Nr. 17) (Vergl. von Beit, Bd. II, S. 271) muss der Bruder fünfzehn Besen zu Asche kehren und die Asche ins Wasser werfen, wenn er die Schwester erlösen will. Das zu Asche kehren vieler Besen kann hier als Befreiungstat, als Akt der Läuterung verstanden werden, der mit der Säuberung des Augiasstalles ([[Stall]]) im Heraklesmythos verglichen werden kann. Mit den Geschichten um "Harry Potter" erlangten die Besen als Fluggeräte von Zauberern neue Bekanntheit insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. So ist Harry Potter inseinen Besen "Feuerblitz"sehr vernarrt, auf dessen Rücken auch die Sportart der Zaubererschüler "Quiddich" in der Luft ausgetragen wird.
Wenn jemand kein Blatt vor den Mund nimmt, so bekennt er sich offen zu seiner Meinung. Diese Redewendung lässt sich auf einen alten Gebrauch am Theater zurückführen, bei dem sich die Schauspieler unkenntlich machten, indem sie Blätter vor ihr Gesicht hielten. Sie konnten dann vieles aussprechen, ohne später dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Bei der Redewendung kann aber auch ein Blatt gemeint sein, das man vor den Mund hält, um die Stimme abzudämpfen.
 
Der Besen als Reinigungsinstrument und die mit ihm auszuführende alltägliche Tätigkeit des Kehrens oder Fegens kann einerseits als Prozess des Ausscheidens/Trennens von seelisch Erledigtem verstanden werden, vergleichbar der Katharsis, der Reinigung als erstem Stadium des psychotherapeutischen Prozesses. In Märchen entspricht der Besen gelegentlich dem dämonischen [[Animus]], der die [[Anima]] verzaubert. Kehren kann dann eine kathartische Wirkung haben, durch die Schattenaspekte differenziert und integriert und z. B. von der Schwester als Animaaspekt abgelöst werden können.
 
Im Traum ist der Besen meist als Hinweis an den Träumenden zu verstehen, ein Problem zu lösen oder eine Situation zu bereinigen. Der Besen hingegen als Fluginstrument von Hexen, auf denensie reiten, kann alssexuelles, phallisches Symbol verstanden werden, mit dem Höhenflüge, auch (sexuelles) "Abheben" möglich wird und die Erfahrung von Bewusstseinsveränderung. In diesem Zusammenhang kann auch die Handlung des Fegens als Symbol des Sexualaktes gesehen werden.
 
Im nachfolgend aufgeführten Traum kann auf dem Besen fliegen auch als inneres Potenzial, als Fähigkeit auch zu geistigen Höhenflügen verstanden werden, aufgrund dessen auch erhebliche Rivalität zwischen "Hexen" bestehen kann:
 
"Ich bin in einer Kleinstadt in Frankreich auf Besuch, wo ich mich sehr wohl fühle. Ich kann fliegen und schwebe mit jemanden ohne Anstrengung zu einem Gebäude. Rechts vor mir steht ein Haus, über dem eine junge Hexe auf ihrem Besen noch besser fliegen kann. Ich bin neidisch, merke aber auch, dass diese es wirklich gut kann".


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Kuptz-Klimpel, Annette
'''Autor:''' Müller, Lutz

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 17:51 Uhr

Keyword: Blatt

Links: Baum

Definition: Das altgermanische Wort für Blatt (ahd., mhd. blat) trägt den Sinn Aufgeblühtes und bezeichnet das flache, durch Blattgrün gefärbte, Organ von Pflanzen. Man versteht unter Blatt auch ein gleichmäßig beschnittenes Stück Papier oder eine Buchseite sowie das einzelne Blatt einer Spielkarte und die Gesamtheit der Karten eines Spielers.

Information: Es gibt Zeitungen, die Morgen-, Abend-, und Tagblatt heißen und auch bei dünnen und flachen Werkzeugen, wie Messer, Axt und Säge, gibt es Blätter.

Interpretation: Das grüne Blatt ist im Allgemeinen ein Sinnbild für Fruchtbarkeit, Wachstum und Erneuerung, das verwelkte Blatt für Verfall und Trauer. Das Blatt ist in Ostasien ein Symbol für Glück und Wohlstand, ein Zweig mit Blättern symbolisiert die Zusammenarbeit von Einzelnen.

Im Christentum stellt ein Dreiblatt (Klee) die Dreifaltigkeit, ein Vierblatt das Kreuz, die vier Evangelien oder die Kardinaltugenden und das Siebenblatt die Gaben des Heiligen Geistes dar. Das Feigenblatt bedeckte Adam und Eva nach dem Sündenfall. Kränze aus (Lorbeer-) Blättern symbolisieren Göttlichkeit, Triumph und Sieg.

Das Blatt hat sich gewendet sagt man redensartlich, wenn sich die Umstände zum Guten oder Schlechten geändert haben. Ursprünglich wurde durch diese Redensart nur der Wechsel der Jahreszeiten, die kürzer werdenden Tage, bezeichnet, denn einige Laubbäume drehen in dieser Zeit ihre Blätter um. Allmählich wurde es zur Bezeichnung jedes bedeutsamen Wechsels.

Die Redewendung das steht auf einem anderen Blatt, d. h., das ist etwas ganz anderes, gehört nicht in den Zusammenhang, geht auf das Blatt im Buch zurück. Wenn ein Spieler eine günstige Zusammenstellung von Spielkarten hat, so sagt man auch, er habe ein gutes Blatt. Ein unbeschriebenes Blatt bezeichnet einen Menschen, der noch ohne Erfahrung oder Erfolge, unwissend ist. Man kann vom Blatt singen oder spielen, d. h. ohne vorheriges Üben nach Noten singen bzw. spielen.

Wenn jemand kein Blatt vor den Mund nimmt, so bekennt er sich offen zu seiner Meinung. Diese Redewendung lässt sich auf einen alten Gebrauch am Theater zurückführen, bei dem sich die Schauspieler unkenntlich machten, indem sie Blätter vor ihr Gesicht hielten. Sie konnten dann vieles aussprechen, ohne später dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Bei der Redewendung kann aber auch ein Blatt gemeint sein, das man vor den Mund hält, um die Stimme abzudämpfen.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Lutz