Sexualität

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Keyword: Sexualität

Links: Bios-Prinzip, Eros-Prinzip, Phallus, Vagina

Definition: Sexualität (lat. sexualis: zum Geschlecht gehörend) ist neben Hunger, Durst und Schlaf eines der elementaren Triebbedürfnisse und gehört zum archetypischen Symbolkreis des Eros (Eros-Prinzip und seine Symbole), der schöpferischen, Lebens spendenden, nach Beziehung und Vereinigung strebenden Kraft im Menschen.

Information: Allgemein wird mit Sexualität die Gesamtheit der Vorgänge verstanden, die mit sexueller Lust und sexuellem Verhalten verbunden sind. Dieser ureigene Ausdruck des lustvoll Triebhaft-Animalischen in uns beinhaltet, dass Menschen sich angezogen oder getrieben fühlen, in intimer körperlicher Beziehung zu zweit oder allein sinnliche Erfahrungen zu machen, Zärtlichkeit, Genuss und sexuelle Erregung, sowie deren Befriedigung zu erleben. Neben der Befriedigung sexueller Bedürfnisse zeichnet sich die menschliche Sexualität auch durch den Aspekt der Erotik aus, der aufgrund subjektiven psychischen und physischen Erlebens eine umfassende Sensibilisierung bewirkt, die über eine reine Bedürfnisbefriedigung und Fortpflanzung hinausgeht.

Zum sexuellen Leben gehören neben der geschlechtlichen Aktivität und Betätigung zwischen Partnern unterschiedlichen oder gleichen Geschlechtes sexuelle Fantasien, Träume, Selbstbefriedigung und sonstige Praktiken.

Interpretation: Zentrales Symbol der Sexualität ist die sexuelle Vereinigung von Frau und Mann, sowohl als konkrete Handlung als auch als transzendentes Symbol, dessen umfassende Bedeutung dadurch verständlich wird, dass aus ihr unser Dasein und Leben hervorgeht und in ihr die dringlichste und unmittelbarste Gegensatzspannung, nämlich die zwischen Frau und Mann überwunden wird. Dies könnte erklären, warum sie Frauen und Männer als Hauptthema bewegt und es scheint so, als ob sich im Höchsten und im Tiefsten, im Heiligsten und Profansten dieses ewige Thema widerspiegelt. Von daher verwundert es nicht, wenn Sigmund Freud in allen Symbolen des Unbewussten immer nur das gleiche zu erkennen glaubte, nämlich Sexualorgane und sexuelle Vorgänge als Ausdruck direkter oder sublimierter Sexualität. Längliche, hohe Gegenstände, Gebäude und Werkzeuge verstand er als Phallussymbole (Phallus), während umschlossene Räume und Gefäße als Symbole für das weibliche Genital (Vagina) galten, rhythmische Tätigkeiten und Bewegungsabläufe hingegen als Darstellungen des Koitus (Koitus).

C. G. Jung erweiterte die Sexualpsychologie Freuds um symbolisch-geistige Aspekte, deren eigentlicher innerer Kern das Mysterium coniunctionis ist (von lat. Vereinigung, ein Begriff aus der Alchemie).

Darunter wird das Geheimnis der Gegensatzvereinigung verstanden, der Vereinigung voreinander Unterschiedenem, primär dem Weiblichem und dem Männlichen, wodurch eine neue Qualität geschaffen wird. In Zusammenhang mit Mythen und archetypischen Vorstellungen verstand C. G. Jung die Coniunctio als archetypisches Bild der Gegensatzvereinigung: als „Hierosgamos“, als heilige Hochzeit, die als religiöses Ritual gefeiert wurde, als Hochzeit von König und Königin, Vereinigung von Sonne und Mond, Himmel und Erde.

Eine der großen Individuationsaufgaben, die Auseinandersetzung der Frau mit dem Männlichen und des Mannes mit dem Weiblichen spielt sich direkt und symbolisch in der Konfrontation und dem Erleben der Gegensätzlichkeit von Männlich und Weiblich ab. Dadurch wurde auch das sexuelle Leben, vor allem, wenn es sich in Fantasien zeigt, von Jung als intensiver Individuationsprozess in Symbolen verstanden.

Innerhalb der sexuellen Symbolik, die über die konkrete Sexualität hinausweist, kann auch das Inzestmotiv erscheinen, in dem sich die "Vereinigung von Verwandtem respektive Gleichartigem" darstellt. Sexualität kann darüber hinaus Symbol für religiöse Erfahrung sein, denn: "Im religiösen Erlebnis begegnet der Mensch einem seelisch übermächtigen Anderen." (Jung, GW 10, § 655) In welcher Form das Religiöse, das Ganz-Andere, Heilende und Ganzmachende auftaucht, hängt vom Individuum ab. Es kann in seiner geistigen Form auftauchen, aber auch im „ungeistigen“, sexuellen Drang, der allerdings auch zum „Mysterium“ der Sexualität werden kann. Ersteres ist abhängig davon, wie die Situation eines Menschen gerade ist, damit das auftauchende Symbol "den Menschen als Ganzes herausfordern und ihn zwingen (kann), als Ganzheit zu reagieren." (vgl. Jung, GW 10, § 655).

Als Mysterium verstanden wird die sexuelle Vereinigung nicht nur als persönliche Beziehungserfahrung mit einem anderen Menschen erlebt, sondern auch als Vereinigung mit dem Transzendenten, dem Universum, dem Kosmos, dem Göttlichen.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette