Inzest und Träne: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Inzest
'''Keyword:''' Träne


'''Links:''' [[Coniunctio]], [[Selbst]], [[Sexualität]]
'''Links:''' [[Auge]], [[Emotionen]], [[Freude]], [[Trauer]], [[Wasser]]


'''Definition:''' Inzest bezeichnet den Geschlechtsverkehr zwischen verwandten Personen.
'''Definition:''' Tränen werden in den Tränendrüsen produziert und bestehen aus einer klaren, alkalischen, leicht salzig schmeckenden Flüssigkeit, mit geringem Proteingehalt.


'''Information:''' Inzest als intrafamiliärer Missbrauch ist abzugrenzen von der Inzestfantasie, die symbolisch gesehen werden kann. Jung versteht die Inzestfantasie im Gegensatz zu Freud nicht konkret, als ein Streben nach sexueller Vereinigung mit dem gegengeschlechtlichen Elternteil, sondern als Symbol, das auf die "Vereinigung mit dem eigenen Wesen, die Individuation oder Selbstwerdung" weist und deshalb von vitaler, manchmal faszinierender Bedeutung ist. (vgl. Jung, GW 16, § 419).
'''Information:''' Die Tränenflüssigkeit dient dem Auge zur Befeuchtung und Reinigung. Auslöser für den Tränenfluss können jedoch häufig emotionale, psychische Vorgänge sein. Wir sprechen deshalb von bitteren, salzigen, heißen Tränen bei besonders schmerzlichem Betroffensein oder übermäßig heftigen, starken Stimmungen und Gefühlen, die „in Tränen ausbrechen“ lassen. Die entsprechenden emotionalen Reaktionen finden in Worten wie Tränen der Trauer, Freudentränen, Tränen der Rührung, Tränen der Wut, Scham u. v. a. ihren Niederschlag.


'''Interpretation:''' Inzesttendenzen werden von Jung symbolisch als Regression zu den Elternimagines gesehen, als Regression ins eigene Unbewusste auf der Suche nach Ganzheit, Gegensatzvereinigung und Wiedergeburt, welche der Regeneration und der Kreativität dienen. In der Sehnsucht nach dem Inzest zeige sich das ewige Verlangen des Menschen, wieder ein Ganzes zu werden, zurückzukehren zu seinem ursprünglichen Zustand des Einsseins, bevor ihm durch die Geburt des Bewusstseins die Trennung und Polarität aufgezwungen wurde.
'''Interpretation:''' „Tränenreiche Erfahrungen“ sind in der Bibel, in Märchen, Mythen und Sagen unendlich zahlreich zu finden, oft eingebunden in Themen der Verlassenheit oder bei erlebtem Trost in Bedrängnis. In solchen Zusammenhängen stehen auch Geschichten, die die Heilkraft des Weinens betonen (Blinde werden durch Tränen geheilt, z. B. im Grimmschen Märchen „Rapunzel“ (Grimm Nr. 12), oder durch Tränen „vergiftet“: „Mich hat das unglückselg'e Weib vergiftet mit ihren Tränen“ (Heinrich Heine).
Das Geheimnis, welches den Inzest umgibt, steht für Jung in direktem Zusammenhang mit der Entwicklung dieser inneren Vorstellungen von Vereinigung und Ganzheit. Zur Ganzheit gehören für den Menschen Bilder einer Beziehung zwischen den männlichen und weiblichen Gegensätzen. Das archetypische Motiv hinter diesen Bildern manifestiert sich in Symbolen der Vereinigung der Gegensätze ([[Coniunctio]]) z. B. als königliche Hochzeit, [[Hierosgamos]], Vereinigung von Sonne und Mond, von Himmel und Erde. Jung entwickelt aus seinen völkerkundlichen und mythologischen Studien die Auffassung, man müsse die Inzesttendenz, die er als endogame Tendenz der [[Libido]] bzw. den symbolischen Wunsch innerhalb der Familie und des vertrauten Umfeldes zu bleiben, bezeichnen, als einen wirklichen Instinkt und nicht als Perversion ansehen. Diese endogame Tendenz der Libido kann sich als symbolischer Inzest in der Fantasie ausdrücken, das Inzesttabu schützt aber vor dem tatsächlichen Inzest und zwingt die Libido, sich exogam zu verhalten, d. h. sich auf Neues, außerhalb der Familie liegende Objekte einzulassen. Inzest-Impuls und Inzest-Verbot gehören zusammen und müssen als vitale Energietendenzen nicht verdrängt werden, sondern können für die psychische Entwicklung bzw. die Entwicklung des Bewusstseins genutzt werden. Der Erfolg des Inzesttabus besteht darin, die Konkretisierung des Inzestes zu verhindern, da dies zur Regression der Libido und zur Stagnation in der Selbstwerdung und Individuation führt. Im realen Inzest wird das Thema der seelischen Gegensatzvereinigung von Männlichem und Weiblichem missverstanden. Das, wonach die Seele im Tiefsten sucht, kann auf der physischen Ebene unmöglich gefunden werden, sondern es zerstört brutal, wenn es real gelebt wird. Der Trieb zur Ganzheit erscheint im agierten Inzest in seiner pervertierten Form. Das Inzesttabu setzt der Libido eine Schranke und ermöglicht eine neue Richtung der Libido, so dass der nicht realisierte inzestuöse Impuls zu einem kreativen, geistesbestimmten und spirituellen Leben hinführen kann.


'''Autor:''' Kuptz-Klimpel, Annette
Das Sammeln von Tränen in einem Tränenkrüglein bei der Trauer um einen Verstorbenen ist ein häufiges Märchenmotiv, oft auch, dass Tote nicht zur Ruhe kommen oder ihr Hemd immer nass ist, weil Lebende zu viel um sie weinen. In der Musik, Literatur und Kunst nehmen Tränen, die mit Emotionalität in Zusammenhang stehen, viel Raum ein. Zahlreiche Buchtitel binden „Tränen“ in das Thema ein: („Tränen im Regenbogen“, „Nur eine Träne im Ozean“ u. v. a.) Ebenso spielt, nicht zuletzt im religiösen Bereich das „Trocknen von Tränen“ als Trost und Hilfe bei der Überwindung von Traurigkeit ein große Rolle: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“ (Psalm 126, 5) „Der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen“ (Jes. 25, 8). Auch dass übermäßig schockierten oder betroffenen Menschen manchmal die Tränen nicht mehr zur Verfügung stehen, schlug sich nieder (Aberglaube, Hexenglauben), in dem behauptet wurde, dass „Hexen“ keine Tränen hätten. Das Ausbleiben ihrer im Schock nicht fließenkönnenden Tränen (bei Hexenprozessen) wurde als Beweis für ihre Hexenidentität angesehen. Immer wieder wird auch die tränenlose Verbitterung durch ein aussichtsloses Schicksal geschildert, wenn Menschen ihre Gefühle nicht mehr zulassen („Im düsteren Auge keine Tränen“ H. Heine, Die schlesischen Weber).
 
Entsprechend der reinigenden Kräfte der Tränen im Auge haben emotionale Tränen für Betroffene sehr häufig eine reinigende, erneuernde, heilende, entspannende, lösende Wirksamkeit. Viele Menschen in therapeutischen Prozessen berichten, dass sie darüber, dass sie ihren Tränen freien Lauf lassen konnten oder wieder weinen lernten, neue Kraft und Lebendigkeit gespürt hätten. Ein Kind mit schweren Einschlafstörungen, die mit depressiven Verstimmungen im Zusammenhang standen, sagte mir einmal: „Wenn ich vor dem Schlafen weinen kann, schlafe ich von selbst ein“.
 
Das verdeutlicht, wie sehr zugelassene Emotionen, die über Tränen ihren Ausdruck finden, die Seele und den Körper regenerieren. Viele Menschen wirken in ihren Gesichtszügen entspannt, wenn sie ihre Tränen zulassen konnten. Im Grimmschen Märchen von der Gänsemagd (Grimm Nr. 89) wird aufgezeigt, dass geweinte Tränen zu Perlen werden. Es ist psychologisch sehr bedeutsam, dass zugelassene Emotionen, Gefühle und Stimmungen, zugelassene Trauer (Tränen) u. v. a. Erfahrungen bewirken, die das Schmerzliche transformieren und zur „Perle“ werden lassen. Ähnlich der in der Biwak-Muschel wachsenden Perle, die über den eindringenden Schmerz, den das Sandkorn auslöst, entstehen und wachsen kann. In psychotherapeutischen Prozessen gesunden Menschen über ihre zugelassenen Tränen.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard
'''Autor:''' Laitenberger, Diethild

Version vom 22. November 2011, 12:25 Uhr

Keyword: Träne

Links: Auge, Emotionen, Freude, Trauer, Wasser

Definition: Tränen werden in den Tränendrüsen produziert und bestehen aus einer klaren, alkalischen, leicht salzig schmeckenden Flüssigkeit, mit geringem Proteingehalt.“

Information: Die Tränenflüssigkeit dient dem Auge zur Befeuchtung und Reinigung. Auslöser für den Tränenfluss können jedoch häufig emotionale, psychische Vorgänge sein. Wir sprechen deshalb von bitteren, salzigen, heißen Tränen bei besonders schmerzlichem Betroffensein oder übermäßig heftigen, starken Stimmungen und Gefühlen, die „in Tränen ausbrechen“ lassen. Die entsprechenden emotionalen Reaktionen finden in Worten wie Tränen der Trauer, Freudentränen, Tränen der Rührung, Tränen der Wut, Scham u. v. a. ihren Niederschlag.

Interpretation: „Tränenreiche Erfahrungen“ sind in der Bibel, in Märchen, Mythen und Sagen unendlich zahlreich zu finden, oft eingebunden in Themen der Verlassenheit oder bei erlebtem Trost in Bedrängnis. In solchen Zusammenhängen stehen auch Geschichten, die die Heilkraft des Weinens betonen (Blinde werden durch Tränen geheilt, z. B. im Grimmschen Märchen „Rapunzel“ (Grimm Nr. 12), oder durch Tränen „vergiftet“: „Mich hat das unglückselg'e Weib vergiftet mit ihren Tränen“ (Heinrich Heine).

Das Sammeln von Tränen in einem Tränenkrüglein bei der Trauer um einen Verstorbenen ist ein häufiges Märchenmotiv, oft auch, dass Tote nicht zur Ruhe kommen oder ihr Hemd immer nass ist, weil Lebende zu viel um sie weinen. In der Musik, Literatur und Kunst nehmen Tränen, die mit Emotionalität in Zusammenhang stehen, viel Raum ein. Zahlreiche Buchtitel binden „Tränen“ in das Thema ein: („Tränen im Regenbogen“, „Nur eine Träne im Ozean“ u. v. a.) Ebenso spielt, nicht zuletzt im religiösen Bereich das „Trocknen von Tränen“ als Trost und Hilfe bei der Überwindung von Traurigkeit ein große Rolle: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“ (Psalm 126, 5) „Der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen“ (Jes. 25, 8). Auch dass übermäßig schockierten oder betroffenen Menschen manchmal die Tränen nicht mehr zur Verfügung stehen, schlug sich nieder (Aberglaube, Hexenglauben), in dem behauptet wurde, dass „Hexen“ keine Tränen hätten. Das Ausbleiben ihrer im Schock nicht fließenkönnenden Tränen (bei Hexenprozessen) wurde als Beweis für ihre Hexenidentität angesehen. Immer wieder wird auch die tränenlose Verbitterung durch ein aussichtsloses Schicksal geschildert, wenn Menschen ihre Gefühle nicht mehr zulassen („Im düsteren Auge keine Tränen“ H. Heine, Die schlesischen Weber).

Entsprechend der reinigenden Kräfte der Tränen im Auge haben emotionale Tränen für Betroffene sehr häufig eine reinigende, erneuernde, heilende, entspannende, lösende Wirksamkeit. Viele Menschen in therapeutischen Prozessen berichten, dass sie darüber, dass sie ihren Tränen freien Lauf lassen konnten oder wieder weinen lernten, neue Kraft und Lebendigkeit gespürt hätten. Ein Kind mit schweren Einschlafstörungen, die mit depressiven Verstimmungen im Zusammenhang standen, sagte mir einmal: „Wenn ich vor dem Schlafen weinen kann, schlafe ich von selbst ein“.

Das verdeutlicht, wie sehr zugelassene Emotionen, die über Tränen ihren Ausdruck finden, die Seele und den Körper regenerieren. Viele Menschen wirken in ihren Gesichtszügen entspannt, wenn sie ihre Tränen zulassen konnten. Im Grimmschen Märchen von der Gänsemagd (Grimm Nr. 89) wird aufgezeigt, dass geweinte Tränen zu Perlen werden. Es ist psychologisch sehr bedeutsam, dass zugelassene Emotionen, Gefühle und Stimmungen, zugelassene Trauer (Tränen) u. v. a. Erfahrungen bewirken, die das Schmerzliche transformieren und zur „Perle“ werden lassen. Ähnlich der in der Biwak-Muschel wachsenden Perle, die über den eindringenden Schmerz, den das Sandkorn auslöst, entstehen und wachsen kann. In psychotherapeutischen Prozessen gesunden Menschen über ihre zugelassenen Tränen.

Literatur: Standard

Autor: Laitenberger, Diethild