Gottesbild und Ursprung: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Gottesbild
'''Keyword:''' Ursprung


'''Links:''' [[Bild]], [[Eros]], [[Geheimnis]], [[Geist]], [[Heros]], [[Logos]], [[Mandala]], [[Mutter, Große]], [[Mystos-Prinzip]], [[Schatten]], [[Selbst]], [[Vater, Großer]]
'''Links:''' [[Anfang]], [[Chaos]], [[Ei]], [[Eins]], [[Geburt]], [[Gottesbild]], [[Kreis]], [[Mandala]], [[Null]], [[Paradies]], [[Pleroma]], [[Selbst]], [[Urmensch]], [[Uroborus]]


'''Definition:''' Wenn hier von Gottesbild und nicht von Gott gesprochen wird, soll damit deutlich werden, dass alles, was Menschen von Gott sagen können, eine menschliche Redeweise und eine psychologische Aussage ist und daher niemals losgelöst vom Menschen und seinen seelischen Voraussetzungen gesehen werden kann. Als Gottesbild könne alle jene Vorstellungen von Gott bezeichnet werden, die auf einer persönlichen Gotteserfahrung beruhen, oder die aus der religiösen Überlieferungen bekannt sind. Besonders verbreitert sind personale Gottesbilder, in dem Gott als "Vater" oder "Mutter" bezeichnet wird oder Christus als göttlicher Sohn. In der frühen Zeit der Religion waren archaische oder kosmische Gottesbilder vorherrschend, in dem man meinte, Erscheinungen Gottes im Gewitter, im Sturm oder im Erdbeben zu sehen. Auch Gottesbilder in Tiergestalt waren weit verbreitet, indem das Göttliche in Gestalt des heiligen Stieres (in Ägypten) oder die heiligen Kühe in Indien verehrt werden. Auch in der religiösen Symbolik des Christentums wird Christus als Lamm in einem tierischen Gottesbild verehrt. Ein Gottesbild von besonderer Zärtlichkeit ist das Flüstern Gottes, wie es der Prophet Elija am Berge Horeb in dem sanften, leisen Säuseln erlebt hat (1. Könige 19, 12).
'''Definition:''' Der Ursprung (griechisch arche, bedeutet auch Anfang) bezeichnet den Beginn; das Material, den Ort oder den Zeitraum, von dem etwas seinen Anfang genommen hat.


'''Information:''' Wenn wir in der Tiefenpsychologie und Psychotherapie von Gottesbildern sprechen, machen wir damit keine Aussagen über oder von Gott, wie es in der Theologie geschieht, sondern wir setzen uns mit den Bildern, Imaginationen und Vorstellungen der Menschen über Gott auseinander. Alles, was einen Menschen ganz macht und heilt, was ihm heilig ist und ihn "unbedingt angeht" (Paul Tillich), kann die Qualität eines Gottesbildes gewinnen. Neben den theologischen und kollektiven Vorstellungen über Gott wird das persönliche Gottesbild vor allem durch die religiöse Erziehung der Eltern, die kirchliche Unterweisung und Verkündigung geprägt. Durch die genannten Erfahrungen können ganzheitliche und hilfreiche Gottesbilder vermittelt werden, die das Glaubensleben und das seelische Erleben fördern. Zum anderen können durch neurotische Menschen und besonders durch neurotische kirchliche Mitarbeiter Gottesbilder vermittelt werden, die Angst machend wirken und lebensfeindlich sind. Während die anerkannten kirchlichen Gottesbilder und Symbole meistens über viele Generationen hin reflektiert und durchdacht wurden, werden die individuellen Gottesbilder meistens spontan in den Träumen und Imaginationen geboren und aus der Seele hervorgebracht.
'''Information:''' Die Frage nach dem Ursprung, nach dem Woher, beantworten „die Begebenheiten der Mythologie". Sie bilden den Grund der Welt, da alles auf ihnen beruht. Sie sind die "archai“, die zeitlos und „durch ihr Wiedererstehen in ewigen Wiederholungen“ (Kerenyi, S. 158) unvergänglich sind. Mit dem Beginn des abendländischen Denkens trat die Frage nach dem Warum, der Ursache (griechisch aition) in den Vordergrund, wobei die Urstoffe der vorsokratischen Philosophen wie das Wasser, das Feuer oder das Apeiron (das Unbegrenzte) nicht als reine Ursachen, sondern als stoffliche Urprinzipien (arche) aufgefasst wurden.


'''Interpretation:''' Jung weist darauf hin, dass das Gottesbild nach der tiefenpsychologischen Deutung eine Spiegelung des Selbst ist. Während die Theologie mehr den qualitativen Abstand zwischen Gott und dem Menschen betont, zeigt Jung mehr die Beziehungen zwischen beiden auf und ermöglicht damit spirituelle Erfahrungen, nach der gegenwärtig viele suchende Menschen fragen.
'''Interpretation:''' Für Eliade hat das Bedürfnis der Menschen nach einer Rückkehr zu den Ursprüngen, die Sehnsucht nach dem Paradies, eine religiöse Bedeutung. Die in der profanen geschichtlichen Zeit verloren gegangene Verbindung (religio) zum Göttlichen soll wiederhergestellt werden, indem ein heiliges Urereignis im Mythos erzählend vergegenwärtigt und im Ritual symbolisch nachgeahmt wird. Historische Handlungen wiederholen für den homo religiosus früher, nicht-schriftlicher Kulturen nur Akte, „die ab origine von den Göttern, Heroen oder Ahnen gesetzt worden sind“ (Kosmos und Geschichte S. 18)


Ein besonderes Problem stellt nach Jung die "Dunkelseite" und der archetypische Schatten im Gottesbild dar. Damit greift er eine bis heute ungelöste Fragestellung auf, die viele Theologen, insbesondere Martin Luther, als "verborgenen und zornigen Gott" beschrieben haben. Für ein ganzheitliches Menschen- und Gottesbild ist es Jung wichtig, dass das Dunkel auch im Gottesbild einen Ort hat, weil sonst die Menschen auf die Frage nach dem Bösen keine Antwort finden.
Den Ursprung des menschlichen Bewusstseins veranschaulichen nach Erich Neumann Paradoxien beinhaltende Symbole wie der Kreis bzw. das Runde. Aus dem Welt-Ei ([[Chaos]]) z. B. entsteht die Welt, es ist das Vollkommene, das als Anfang die noch ungeschiedenen Gegensätze in sich enthält und diese als Ende wieder in sich zusammensetzt. (Neumann, 1949, S. 20) Das Runde hat etwas Statisch-Ewiges in sich, kann aber gleichzeitig der Ursprung für das Schöpferische sein. Der Uroboros ist als Kreis die vollkommene Gestalt, aber auch Chaos und Gestaltlosigkeit. Die Einheit der Gegensätze und deren Ineinandergreifen veranschaulicht besonders das chinesische Tai-Chi.
 
Die Dynamik von Werden und Vergehen, Gestalt und Gestaltlosigkeit verkörpern auch die indische Vorstellung von der Leere (Sunyata) mit den darin verborgenen Keimen (bija) und das gnostische Pleroma, dem der Demiurg Formen gibt.
 
In der Alchemie wird die Ursprungsmaterie (prima materia) auch radix ipsius genannt. Der [[Unus]] mundus enthält das Motiv des Ursprungs. Die paradoxe Gegensätzlichkeit des Ursprungs erscheint in vielen Schöpfungsmythen, wie z. B. die Ureltern, die als Erde und Himmel ungeschieden in Kohabitation aufeinander liegen, oder der mann-weibliche Urmensch (anthropos) ([[Purusha]], Adam Kadmon).
 
Für Gebser ist der Ursprung immer gegenwärtig, während der Anfang zeitgebunden ist. Gebser ordnet dem Ursprung die archaische Bewusstseinsstruktur zu, die durch Zeitlosigkeit und die Null-Dimensionalität des Punktes charakterisiert ist und in der Mensch und All noch gänzlich ununterschieden sind.
 
Nach Neumann entsprechen die Ursprungssymbole einer frühen Entwicklungsstufe der Menschheit wie auch des Kindes, wo in der pleromatischen Gestaltlosigkeit der Einheitswirklichkeit ein noch unentfalteter Ich- bzw. Bewusstseinskeim angelegt ist. Damit ist aber nicht ein historischer Zustand der Menschheit verbunden, wie ihn z. B. Rousseau im paradiesischen Naturzustand der „Wilden“ sah. Neumann deutet die Sehnsucht nach dem Ursprung als uroborischen Inzest, eine passive Form des Eingehens und Sich-Auflösens in der Mutter (Schoß und Uterus sind wichtige symbolische Teilaspekte des Ursprungs), die zu Abhängigkeit und Sucht, aber auch zum schöpferischen Neuanfang ([[Wiedergeburt]]) führen kann.
 
Beispiele für das Motiv der Rückkehr zum Ursprung und der Todessehnsucht finden sich in Goethes „Werther“ und „Faust“ („Zurück zu den Müttern“), oder in Richard Wagners „Tristan und Isolde“, wo im 2. Akt das Liebesverlangen durch die Harmonien des Todesmotivs untermalt wird.
 
Das Selbst ist in der Auffassung der Analytischen Psychologie Ursprung wie Ziel, die symbolische Erfahrung des Ursprungs spielt daher therapeutisch eine wichtige Rolle. Dürckheim hat diesen Aspekt in der initiatischen Therapie weitergeführt. Auch die Mandalasymbolik veranschaulicht die Dynamik des Ursprungs. Im indischen Shri-Yantra hat das in der Meditation entworfene innere Bild im Punkt (sanskrit bindu) seinen Ursprung und wird in diesen wieder eingeschmolzen
 
Noch einzufügende Abbildung des Tai-Chi: Die weiße Kreishälfte enthält im schwarzen Punkt ihren Gegensatz wie umgekehrt die schwarze Kreishälfte im weißen Punkt. Diesem Uranfang (Tai-Chi) geht der Zustand des Nicht-Anfang (Wu-Chi) vorher, der durch einen Kreis wiedergegeben wird.
 
Noch einzufügende Abbildung: Das hinduistische Shri-Yantra symbolisiert die ursprüngliche Einheit in Brahma, welche sich zur Vielfalt der Welt, dem Spiel der Maya ausdifferenziert. Der Punkt des Ursprungs wird in der Darstellung oft weggelassen


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Hark, Helmut
'''Autor:''' Krapp, Manfred

Version vom 7. Dezember 2015, 00:28 Uhr

Keyword: Ursprung

Links: Anfang, Chaos, Ei, Eins, Geburt, Gottesbild, Kreis, Mandala, Null, Paradies, Pleroma, Selbst, Urmensch, Uroborus

Definition: Der Ursprung (griechisch arche, bedeutet auch Anfang) bezeichnet den Beginn; das Material, den Ort oder den Zeitraum, von dem etwas seinen Anfang genommen hat.

Information: Die Frage nach dem Ursprung, nach dem Woher, beantworten „die Begebenheiten der Mythologie". Sie bilden den Grund der Welt, da alles auf ihnen beruht. Sie sind die "archai“, die zeitlos und „durch ihr Wiedererstehen in ewigen Wiederholungen“ (Kerenyi, S. 158) unvergänglich sind. Mit dem Beginn des abendländischen Denkens trat die Frage nach dem Warum, der Ursache (griechisch aition) in den Vordergrund, wobei die Urstoffe der vorsokratischen Philosophen wie das Wasser, das Feuer oder das Apeiron (das Unbegrenzte) nicht als reine Ursachen, sondern als stoffliche Urprinzipien (arche) aufgefasst wurden.

Interpretation: Für Eliade hat das Bedürfnis der Menschen nach einer Rückkehr zu den Ursprüngen, die Sehnsucht nach dem Paradies, eine religiöse Bedeutung. Die in der profanen geschichtlichen Zeit verloren gegangene Verbindung (religio) zum Göttlichen soll wiederhergestellt werden, indem ein heiliges Urereignis im Mythos erzählend vergegenwärtigt und im Ritual symbolisch nachgeahmt wird. Historische Handlungen wiederholen für den homo religiosus früher, nicht-schriftlicher Kulturen nur Akte, „die ab origine von den Göttern, Heroen oder Ahnen gesetzt worden sind“ (Kosmos und Geschichte S. 18)

Den Ursprung des menschlichen Bewusstseins veranschaulichen nach Erich Neumann Paradoxien beinhaltende Symbole wie der Kreis bzw. das Runde. Aus dem Welt-Ei (Chaos) z. B. entsteht die Welt, es ist das Vollkommene, das als Anfang die noch ungeschiedenen Gegensätze in sich enthält und diese als Ende wieder in sich zusammensetzt. (Neumann, 1949, S. 20) Das Runde hat etwas Statisch-Ewiges in sich, kann aber gleichzeitig der Ursprung für das Schöpferische sein. Der Uroboros ist als Kreis die vollkommene Gestalt, aber auch Chaos und Gestaltlosigkeit. Die Einheit der Gegensätze und deren Ineinandergreifen veranschaulicht besonders das chinesische Tai-Chi.

Die Dynamik von Werden und Vergehen, Gestalt und Gestaltlosigkeit verkörpern auch die indische Vorstellung von der Leere (Sunyata) mit den darin verborgenen Keimen (bija) und das gnostische Pleroma, dem der Demiurg Formen gibt.

In der Alchemie wird die Ursprungsmaterie (prima materia) auch radix ipsius genannt. Der Unus mundus enthält das Motiv des Ursprungs. Die paradoxe Gegensätzlichkeit des Ursprungs erscheint in vielen Schöpfungsmythen, wie z. B. die Ureltern, die als Erde und Himmel ungeschieden in Kohabitation aufeinander liegen, oder der mann-weibliche Urmensch (anthropos) (Purusha, Adam Kadmon).

Für Gebser ist der Ursprung immer gegenwärtig, während der Anfang zeitgebunden ist. Gebser ordnet dem Ursprung die archaische Bewusstseinsstruktur zu, die durch Zeitlosigkeit und die Null-Dimensionalität des Punktes charakterisiert ist und in der Mensch und All noch gänzlich ununterschieden sind.

Nach Neumann entsprechen die Ursprungssymbole einer frühen Entwicklungsstufe der Menschheit wie auch des Kindes, wo in der pleromatischen Gestaltlosigkeit der Einheitswirklichkeit ein noch unentfalteter Ich- bzw. Bewusstseinskeim angelegt ist. Damit ist aber nicht ein historischer Zustand der Menschheit verbunden, wie ihn z. B. Rousseau im paradiesischen Naturzustand der „Wilden“ sah. Neumann deutet die Sehnsucht nach dem Ursprung als uroborischen Inzest, eine passive Form des Eingehens und Sich-Auflösens in der Mutter (Schoß und Uterus sind wichtige symbolische Teilaspekte des Ursprungs), die zu Abhängigkeit und Sucht, aber auch zum schöpferischen Neuanfang (Wiedergeburt) führen kann.

Beispiele für das Motiv der Rückkehr zum Ursprung und der Todessehnsucht finden sich in Goethes „Werther“ und „Faust“ („Zurück zu den Müttern“), oder in Richard Wagners „Tristan und Isolde“, wo im 2. Akt das Liebesverlangen durch die Harmonien des Todesmotivs untermalt wird.

Das Selbst ist in der Auffassung der Analytischen Psychologie Ursprung wie Ziel, die symbolische Erfahrung des Ursprungs spielt daher therapeutisch eine wichtige Rolle. Dürckheim hat diesen Aspekt in der initiatischen Therapie weitergeführt. Auch die Mandalasymbolik veranschaulicht die Dynamik des Ursprungs. Im indischen Shri-Yantra hat das in der Meditation entworfene innere Bild im Punkt (sanskrit bindu) seinen Ursprung und wird in diesen wieder eingeschmolzen

Noch einzufügende Abbildung des Tai-Chi: Die weiße Kreishälfte enthält im schwarzen Punkt ihren Gegensatz wie umgekehrt die schwarze Kreishälfte im weißen Punkt. Diesem Uranfang (Tai-Chi) geht der Zustand des Nicht-Anfang (Wu-Chi) vorher, der durch einen Kreis wiedergegeben wird.

Noch einzufügende Abbildung: Das hinduistische Shri-Yantra symbolisiert die ursprüngliche Einheit in Brahma, welche sich zur Vielfalt der Welt, dem Spiel der Maya ausdifferenziert. Der Punkt des Ursprungs wird in der Darstellung oft weggelassen

Literatur: Standard

Autor: Krapp, Manfred