Mensch

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Keyword: Mensch

Links: Bewusstsein, Logos-Prinzip, Identität, Selbst, Tier

Definition: Sprachgeschichtlich hat das Wort Mensch mit dem Kultur-Aspekt zu tun: Das Wort "Mensch" entstammt der idg. Wurzel mn / men: denken. Der Mensch ist in dieser Tradition das denkende Wesen. Die kulturelle Entwicklung schlägt sich ja nicht im Erbgut nieder, sondern wird in Kulturdepots gespeichert.

Information: Das zeitgemässe Verständnis des Mensch beruht auf der Entdeckung der Tiefenpsychologie, dass der Geist des Mensch nicht nur aus persönlichem Bewusstsein und kollektiver Kulturüberlieferung besteht, sondern ebenso aus naturgegebenem, unbewusstem, "objektivem" Geist. Der Mensch ist ein zugleich unbewusst wie bewusst lebendes Wesen. Im Verlauf seiner Entwicklung wird der Mensch seiner selbst zunehmend bewusster.

Die Bewusstwerdung, das spezifisch Menschliche am Menschen, wird unbewusst angestoßen.

Der Unterschied zwischen Menschen und Primaten ist im Blick auf deren Natur, die biologische Erbsubstanz, sehr gering: Der Homo sapiens hat über 98% seiner DNA, seines Genoms, mit seinen nächsten phylogenetischen Verwandten gemeinsam. Ja der Unterschied zwischen dem Erbgut des Homo sapiens und des Schimpansen, seines nächsten Verwandten, ist deutlich kleiner (1, 6 % der Basenpaare) als deren Differenz zwischen dem Schimpansen und dessen nächstem Verwandten nach unten. Der Schimpanse steht uns also biologisch näher als dem Gorilla. Die Phylogenese erlaubt keine Trennlinie zwischen Mensch und Menschenaffe; beide sind Primaten: Pongidae.

Diese Tatsache definiert den Natur-Aspekt des Menschen. Der Kultur-Aspekt zeigt die Differenz. Die Kultur des heutigen Homo sapiens unterscheidet sich sehr von der anderer Primaten, aber auch von der des Menschen der Altsteinzeit, der ja mit demselben Erbgut ausgestattet war wie wir. Die Entwicklung der Kultur hat in Jahrtausenden große Unterschiede hervorgerufen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie der Primate Orang Utan zu seinem Namen kam: Orang-utan (mal."wilder Waldmensch") hießen einst Eingeborene in den Wäldern der großen Sundainseln. Als die ersten Europäer im 17. Jh. den großen Menschenaffen dort erstmals zu sehen bekamen, tauften sie ihn mit dem Namen jener "wilden Waldmenschen", in denen sie offenbar keine "richtigen" Menschen sahen! Weder die biologische Einnivellierung in seine phylogenetische Ahnenreihe noch seine Isolierung von den Primaten treffen das Wesen des Menschen. Bei der Erarbeitung eines zeitgemässen Menschenbildes müssen Natur- und Kulturwissenschaften zusammenarbeiten; der Natur- und der Kultur-Aspekt des Menschen ergänzen einander komplementär.

Interpretation: Als Traumfigur symbolisiert die menschliche Gestalt bewusste bzw. bewusstseinsfähige Bereiche der Psyche, während Tiere in Träumen unbewusste Seiten der Psyche verkörpern, die der Homo sapiens mit seinen phylogenetischen Vorfahren gemein hat. Bei der Traumdeutung weist jeweils die Stellung der Tiere in der Evolution auf ich-nahe oder ich-ferne Komplexe hin: Z. B. symbolisiert ein Hecht einen dem Bewusstsein fern stehenden, bewusst nur schwer zugänglichen Aggressionskomplex, während ein Wolf, als Warmblüter und Säuger dem Menschen näher verwandt, Aggressionen darstellt, zu denen das Ich eher Zugang findet als zum kiemenatmenden Fisch.

Literatur: Standard

Autor: Kaufmann, Rolf