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'''Keyword:''' Ganzheit
'''Keyword:''' Sand


'''Links:''' [[Analytische Psychologie]], [[Coniunctio]], [[Gottesbild]], [[Individuation]], [[Mandala]], [[Mystos-Prinzip]], [[Selbst]]
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'''Definition:''' Unter Ganzheit wird allgemein Vollständigkeit, Vollkommenheit, Geschlossenheit, Unversehrtheit, Eigengesetzlichkeit einer Sache verstanden, in der Philosophie wird manchmal auch von Totalität gesprochen.
'''Definition:''' Sand (mhd., ahd. sant) ist feinkörniges, lockeres, zerkleinertes Gestein, das durch Verwitterung entstanden ist, durch Wasser oder Wind transportiert wird und einen Teil des Erdbodens bildet.


'''Information.''' Aristoteles formuliert, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Im Ganzen sind zwar Teile erkennbar, in ihnen wirkt aber nicht nur die Eigenart eines Teils, sondern immer auch die des Ganzen.
'''Information:''' Sand gibt es "wie Sand am Meer", d.h. er ist weit verbreitet und erscheint zunächst ohne besonderen Wert. Für den Bodenausgleich und den Bau ist Sand allerdings unverzichtbar. Er enthält Silizium, das als Bestandteil von Zement, Beton, Silikonen und Glas ist und in der Chip- und Solaranlagenproduktion eine große Rolle spielt.


In der abendländischen Philosophie, in vielen östlichen Traditionen und in der westlichen Mystik und Hermetik sind Ganzheitsvorstellungen und -modelle über den Menschen und das menschliche Leben, über Natur, Geist, Kosmos und Gott weit verbreitet. Im 20. Jahrhundert entwickeln sich verstärkt ganzheitliche Ansätze in der Psychologie und Psychotherapie, z. B. in der Ganzheitspsychologie und der Gestaltpsychologie (Gesprächspsychotherapie, Gestalttherapie, Humanistische Psychologie,  Integrale Psychologie, Transpersonale Psychologie), in den Sozial- und den Naturwissenschaften, insbesondere in Biologie, Medizin und Physik.
'''Interpretation:''' Sand ist ein formloses, vielseitiges Element und wegen der unermesslichen Zahl seiner Körner ein Symbol des Wertlosen, aber auch des Überflusses und der Unendlichkeit ("Wie Sand am Meer"). Wegen seiner Unfruchtbarkeit steht er auch für Kargheit, Trockenheit, Beschwerlichkeit und die Sanduhr versinnbildlicht das Verrinnen der Zeit "wie Sand zwischen den Fingern".


Die Vorstellung der Ganzheit bestimmt auch das Bild Jungs vom Menschen und der menschlichen Existenz. Sie ist untrennbar mit seinen Vorstellungen der Individuation und des Selbst als Ursprung und Ziel der menschlichen Entwicklung, der Coniunctio oder des Unus mundus verbunden. Auch sein therapeutischer Ansatz ist ein integrativ-ganzheitlicher. Jung ist sich dabei der Schwierigkeit und Problematik der Ganzheitsannahme durchaus bewusst.“Der richtige Weg zur Ganzheit aber besteht – leider – aus schicksalsmäßigen Um- und Irrwegen. Es ist eine „longissima via“, nicht eine gerade, sondern eine gegensatzverbindende Schlangenlinie, an den Wege weisenden Caduceus erinnernd, ein Pfad, dessen labyrinthische Verschlungenheit des Schreckens nicht entbehrt. Auf diesem Wege kommen jene Erfahrungen zustande, die man als „schwer zugänglich“ zu bezeichnen beliebt. Ihre Unzugänglichkeit beruht darauf, dass sie kostspielig sind: sie fordern das, was man am meisten fürchtet, nämlich die Ganzheit, die man zwar beständig im Munde führt, und mit der sich endlos theoretisieren lässt, die man aber in der Wirklichkeit des Lebens im größten Bogen umgeht.“ (Jung, GW 12, § 6).
In vielen Redewendungen ist Sand negativ besetzt. Auf Sand bauen, d. h. auf unsicheren Grund bauen, sich auf etwas Unsicheres eingelassen haben, leitet sich von Matthäus 7, 26 ab. Im Sand verlaufen, d. h. nichts daraus werden, ergebnislos ausgehen, geht bildlich vom Wasserrinnsal im Wüstensand aus, das rasch versickert und nicht mehr zu sehen ist. Etwas in den Sand setzen wird umgangssprachlich für Misserfolg verwendet. Sand in die Augen streuen bedeutet täuschen, indem man eine Sache günstiger darstellt als sie ist. Sand ins Getriebe streuen heißt verhindern, dass eine Sache gut weiterläuft.


Jung betont immer wieder, dass eine ganzheitliche Sichtweise auf das Leben kein Anlass für positiv-überhöhte, idealistische Selbsttäuschungen darstelle: „Wer also eine Antwort haben will auf das heute gestellte Problem des Bösen, der bedarf in erster Linie einer gründlichen Selbsterkenntnis, d. h. einer bestmöglichen Erkenntnis seiner Ganzheit. Er muss ohne Schonung wissen, wie viel des Guten er vermag und welcher Schandtaten er fähig ist, und er muss sich hüten, das eine für wirklich und das andere für Illusion zu halten. Es ist beides wahr als Möglichkeit, und er wird weder dem einen noch dem anderen ganz entgehen, wenn er – wie er es eigentlich von Hause aus müsste – ohne Selbstbelügung oder Selbsttäuschung leben will.“ (Jung, Jaffé, 1962, S. 333)
Sand ist ein optimales Spiel- und Gestaltungsmaterial, das jeder seit seiner Kindheit kennt. Im Sandkasten miteinander gespielt zu haben, kann auf eine lange und tragende Verbindung zwischen Menschen hinweisen. Bereits im Sandkasten unterscheiden sich Verhaltensweisen von Kindern deutlich und werden von Eltern und Erziehern entsprechend wahrgenommen und beobachtet: Können die Kinder miteinander ihre Förmchen teilen, lassen sie sich die Sandschaufel wegnehmen oder schlagen sie nach Rivalen damit? Die Sandkastenliebe ist vielen in schöner Erinnerung.  


Aber er sieht auch bis zum Ende seines Lebens die sinn- und zielstiftende Funktion der Ganzheitsvorstellung: „Dem Bedürfnis der mythischen Aussage ist Genüge getan, wenn wir eine Anschauung haben, welche den Sinn menschlicher Existenz im Weltganzen hinlänglich erklärt, eine Anschauung, welche der seelischen Ganzheit, nämlich der Kooperation von Bewusstsein und unbewusstem, entspringt. Sinnlosigkeit verhindert die Fülle des Lebens und bedeutet darum Krankheit. Sinn macht vieles, vielleicht alles ertragbar.“ (Jung, Jaffé, 1962, S. 343)
Der Sandmann ist eine in Westeuropa verankerte Sagengestalt, der abends kommt und den Kindern Sand in die Augen streut, damit sie einschlafen. Mit Sandmännchen-Geschichten und Fernsehkurzfilmen (Sandmännchen Ost und Sandmännchen West) wuchsen Generationen von deutschen Kindern auf, für viele war das Anschauen des Sandmännchens im Fernsehen Teil der Abendrituals, vergleichbar mit dem Vorlesen einer Gutenacht-Geschichte. Der Sand, den das Sandmännchen den Kindern in die Augen streute, sollte ihnen gute Träume bringen.


'''Interpretation:''' Die Symbole der Ganzheit sind Symbole, die etwas Einheitliches, Umfassendes, Integratives, Abgerundetes, Geschlossenes, Symmetrisches, Polaritätsvereinigendes  haben, etwas, was häufig als schön, harmonisch und stimmig empfunden wird. Sie entsprechen auch dem, was von der Gestaltpsychologie als "gute Gestalt" beschrieben wurde. Typische Ganzheitssymbole sind die [[Blüte]], der [[Kreis]], die [[Kugel]], das [[Mandala]], das mehrfach unterteilte [[Quadrat]].
Im therapeutischen Rahmen findet Sand insbesondere im Sandspiel Verwendung. Der gestalterische Umgang mit trockenem oder feuchtem Sand, mit Wasser und Matsch kann an frühe Erfahrungen der Kindheit, an die ersten kreativen Erlebnisse anschließen, auch Erinnerungen an erste soziale Erfahrungen und Erfahrungen mit Autonomie und Grenzen wecken. In Anlehnung an das Weltspiel von M. Lowenfeld entwickelte die Schweizerin Dora Kalff das Sandspiel als diagnostisches und therapeutisches Verfahren. Die Analytische Psychologie und buddhistische Sichtweisen standen Pate.  


'''Literatur:''' Müller, A., Müller, L.: Wörterbuch der Analytischen Psychologie
Sand lässt sich in vielfältiger Weise formen und verwandeln, und er kann, wie eine gute Mutter, als verfügbar, tragfähig und in gewisser Weise unzerstörbar erlebt werden. Er kann als Grundlage für "Bilder aus dem Unbewussten" dienen, kann zu jeder beliebigen Landschaft gestaltet werden und tragende Basis dramatischer Handlungen sein. Er übersteht Kriege, Überschwemmungen und andere Katastrophen, wie sie sehr häufig von Kindern gestaltet und gespielt werden. Mit ihm kann man einen zärtlichen Körperkontakt herstellen, man kann ihn zwischen den Fingern und über die Haut rieseln, sich von ihm bedecken lassen, man kann ihn streicheln, tätscheln, fest anfassen, kneten, etwas ver- oder begraben, Abdrücke und Spuren hinterlassen oder sie verwischen etc.  


'''Autor:''' A. Müller
'''Literatur:''' Standard
 
'''Autor:''' Müller, Anette

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 17:51 Uhr

Keyword: Sand

Links: Erde, Sandspiel, Wüste

Definition: Sand (mhd., ahd. sant) ist feinkörniges, lockeres, zerkleinertes Gestein, das durch Verwitterung entstanden ist, durch Wasser oder Wind transportiert wird und einen Teil des Erdbodens bildet.

Information: Sand gibt es "wie Sand am Meer", d.h. er ist weit verbreitet und erscheint zunächst ohne besonderen Wert. Für den Bodenausgleich und den Bau ist Sand allerdings unverzichtbar. Er enthält Silizium, das als Bestandteil von Zement, Beton, Silikonen und Glas ist und in der Chip- und Solaranlagenproduktion eine große Rolle spielt.

Interpretation: Sand ist ein formloses, vielseitiges Element und wegen der unermesslichen Zahl seiner Körner ein Symbol des Wertlosen, aber auch des Überflusses und der Unendlichkeit ("Wie Sand am Meer"). Wegen seiner Unfruchtbarkeit steht er auch für Kargheit, Trockenheit, Beschwerlichkeit und die Sanduhr versinnbildlicht das Verrinnen der Zeit "wie Sand zwischen den Fingern".

In vielen Redewendungen ist Sand negativ besetzt. Auf Sand bauen, d. h. auf unsicheren Grund bauen, sich auf etwas Unsicheres eingelassen haben, leitet sich von Matthäus 7, 26 ab. Im Sand verlaufen, d. h. nichts daraus werden, ergebnislos ausgehen, geht bildlich vom Wasserrinnsal im Wüstensand aus, das rasch versickert und nicht mehr zu sehen ist. Etwas in den Sand setzen wird umgangssprachlich für Misserfolg verwendet. Sand in die Augen streuen bedeutet täuschen, indem man eine Sache günstiger darstellt als sie ist. Sand ins Getriebe streuen heißt verhindern, dass eine Sache gut weiterläuft.

Sand ist ein optimales Spiel- und Gestaltungsmaterial, das jeder seit seiner Kindheit kennt. Im Sandkasten miteinander gespielt zu haben, kann auf eine lange und tragende Verbindung zwischen Menschen hinweisen. Bereits im Sandkasten unterscheiden sich Verhaltensweisen von Kindern deutlich und werden von Eltern und Erziehern entsprechend wahrgenommen und beobachtet: Können die Kinder miteinander ihre Förmchen teilen, lassen sie sich die Sandschaufel wegnehmen oder schlagen sie nach Rivalen damit? Die Sandkastenliebe ist vielen in schöner Erinnerung.

Der Sandmann ist eine in Westeuropa verankerte Sagengestalt, der abends kommt und den Kindern Sand in die Augen streut, damit sie einschlafen. Mit Sandmännchen-Geschichten und Fernsehkurzfilmen (Sandmännchen Ost und Sandmännchen West) wuchsen Generationen von deutschen Kindern auf, für viele war das Anschauen des Sandmännchens im Fernsehen Teil der Abendrituals, vergleichbar mit dem Vorlesen einer Gutenacht-Geschichte. Der Sand, den das Sandmännchen den Kindern in die Augen streute, sollte ihnen gute Träume bringen.

Im therapeutischen Rahmen findet Sand insbesondere im Sandspiel Verwendung. Der gestalterische Umgang mit trockenem oder feuchtem Sand, mit Wasser und Matsch kann an frühe Erfahrungen der Kindheit, an die ersten kreativen Erlebnisse anschließen, auch Erinnerungen an erste soziale Erfahrungen und Erfahrungen mit Autonomie und Grenzen wecken. In Anlehnung an das Weltspiel von M. Lowenfeld entwickelte die Schweizerin Dora Kalff das Sandspiel als diagnostisches und therapeutisches Verfahren. Die Analytische Psychologie und buddhistische Sichtweisen standen Pate.

Sand lässt sich in vielfältiger Weise formen und verwandeln, und er kann, wie eine gute Mutter, als verfügbar, tragfähig und in gewisser Weise unzerstörbar erlebt werden. Er kann als Grundlage für "Bilder aus dem Unbewussten" dienen, kann zu jeder beliebigen Landschaft gestaltet werden und tragende Basis dramatischer Handlungen sein. Er übersteht Kriege, Überschwemmungen und andere Katastrophen, wie sie sehr häufig von Kindern gestaltet und gespielt werden. Mit ihm kann man einen zärtlichen Körperkontakt herstellen, man kann ihn zwischen den Fingern und über die Haut rieseln, sich von ihm bedecken lassen, man kann ihn streicheln, tätscheln, fest anfassen, kneten, etwas ver- oder begraben, Abdrücke und Spuren hinterlassen oder sie verwischen etc.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Anette