Kaufhaus

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Keyword: Kaufhaus

Links: Kaufen, Geld, Markt

Definition: Ort an dem frei verkäufliche Güter aller Art Angeboten werden.

Information: Das moderne Großstadtkaufhaus etablierte sich anfangs des 20. Jahrhunderts, obwohl es auch schon früher Warenhäuser mit unterschiedlichem Sortiment gegeben hat. Als berühmte Beispiele sollen Harrods in London und das KaDeWe in Berlin (gegründet 1907) genannt werden, die beide die Zeiten überdauert haben. Heute werden in Kaufhäusern Nahrungs- und Verbrauchsgüter überwiegend in Selbstbedienung angeboten (siehe auch das Internet-Kaufhaus).

Interpretation: Die Selbstbedienung, die Fülle an Waren und der damit verbundene Luxus erwecken die Illusion, dass man hier alles haben kann, was es zu wünschen gibt. Im Kaufhaus dreht sich die Welt um die Achse des Konsums und des Materiellen.

"Mater" bedeutet Mutter, das Kaufhaus gehört zum Symbolkreis des mütterlichen Archetyps. Wie eine vielbrüstige Mutter scheint das Kaufhaus alle Bedürfnisse zu befriedigen, und die Selbstbedienung, das selbst Auswählen, erweckt den Anschein von autonomer Entscheidung. Allerdings muss der Konsument mit seinem Geld, sprich mit einer in Form der Währung verwandelten Energie, für die Erfüllung seiner Wünsche bezahlen. Es bedeutet eine gesunde Leistung des Ich-Bewusstseins, die Illusion des Überangebots zu durchschauen, auszuwählen und sich zu begrenzen. Wenn Menschen der Versuchung der "Vielbrüstigkeit" nicht widerstehen können und stehlen oder sich verschulden, deutet das auf ein Nicht-Satt-Sein hin, auf einen seelischen Hunger, der nicht gestillt worden ist. Deshalb kann das Konsumieren, das im Kaufhaus so einfach erscheint, auch zur Sucht werden, die die eigentlichen Bedürfnisse nicht befriedigt, sondern immer nur noch neue Wünsche weckt. Hier zeigt sich der negative Aspekt des Mutterarchetyps, der das Ich in Abhängigkeit hält und schlimmstenfalls zur Sucht verleitet. Die Ich-Instanz des Menschen ist dann zu schwach, um den Verlockungen der Mater und der in ihr liegenden Gefährdungen zu widerstehen, und unterliegt unbewussten Begierden.

Eine junge Frau berichtete einen Traum, in dem sie in einem Kaufhaus trotz des Überangebots an Kleidungsstücken nichts Passendes finden konnte; sie fühlte sich anschließend desorientiert und unsicher. Ihre Identität konnte zum Zeitpunkt dieses Traums durch das Angebot ihres inneren Kaufhauses nicht gestärkt werden, ihre innere Mater bot ihr nicht die Kleidung und schützende Hülle an, die ihr gepasst hätte. Dieses Beispiel zeigt, dass das Kaufhaus auch als Symbol für das Warenhaus des Lebens verstanden werden kann, von dem man das Richtige angeboten bekommt oder auch nicht. Man kann sich aber auch etwas gönnen, sich vom Kaufhaus des Lebens das holen, was man braucht oder sich wünscht, wenn man in angemessener Form dafür bezahlen kann. Auch in dem Märchen "Der süße Brei" geht es um das Wissen, mit dem überquellenden und letztlich erstickenden Überangebot umzugehen.

Literatur: Standard

Autor: Claus, Waldtraud