Insel

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Keyword: Insel

Links: Bios-Prinzip, Paradies, Reise, Selbst, Wasser

Definition:' Insel stammt etymolog. von lat.: Insula, was mit dem Wort isolieren in Zusammenhang steht.

Information: Die Insel, einerseits als legendärer Ort, auf den Paradiessehnsüchte projiziert werden (R. Stevenson "Die Schatzinsel", J. Krüss: "Die glücklichen Inseln hinter dem Wind"), anderseits als Ort der Isolation und Verbannung, wurde seit der Antike und insbesondere seit dem Zeitalter der Entdeckungen (James Cook) immer wieder zum Gegenstand vieler Seefahrer- und Abenteuergeschichten (sogen. Robinsonaden), in denen Schiffsbesatzungen im Sturm ihren Kurs verloren und auf eine fremde Insel verschlagen wurden, wo die Überlebenskunst erprobt werden muss, sich verschiedene Abenteuer ereignen, Schätze geborgen werden aber auch erotische Sehnsüchte sich erfüllen (z. B. Film "Meuterei auf der Bounty").

In Umberto Ecos Roman " Die Insel des vorigen Tages" wird die Insel vom Helden nie betreten, aber zum wesentlichen Inhalt seiner Fantasie. In Märchen leben häufig Riesen und andere Gestalten, die nicht von dieser Welt sind auf Inseln, auf die der Held in seiner Suchwanderung verschlagen wird ("Snati-Snati" in A. Ritterhaus 1902, M. -L. v. Franz 1986).

Interpretation: Die weit entfernte Insel wird häufig als paradiesischer Ort (Paradies) fantasiert und ersehnt, als stillen Rückzugsort im tobenden Meer des Alltags, auf die man sich zurückziehen kann, um Einsamkeit und Selbstbesinnung zu finden und neue Kräfte für die Lebensbewältigung zu sammeln. Meist existiert auf dieser Insel noch ein vergangener Idealzustand, in dem grundlegende Bedürfnisse, vergleichbar mit der "Einheitswirklichkeit", der positiven und tragfähigen Mutter- Kind- Beziehung, umfassend befriedigt werden.

Wie der von Platon dargestellte Mythos des untergegangenen Inselreichs Atlantis zeigt, seien solche paradiesischen Orte, die auf die Vorstellung des "Goldenen Zeitalters" zurückzuführen sind, durch die Schuld des Menschen untergegangen. Die klassische Antike wusste von den "Glücklichen Inseln" (griech. makáron nesoi, lat. insulae fortunatae) im westlichen Okeanos lokalisiert und mit dem mythischen Elysium gleichgesetzt, in das auserwählte Verstorbene nach ihrem Tode eingehen durften. Inseln wurden zu Symbolen für eine Art von Paradies im Jenseits (Insel der Seligen), so im sumerischen Gilgamesch Epos das Inselland Dilmun, wohin Noah durch die große Flut verschlagen worden war. Der Garten der Hesperiden befindet sich auf einer weit entfernten Insel. Paradiesische Fabelländer im westlichen Meer (Atlantik) erwähnen auch die Mythen der Kelten, vor allem der Iren, in denen bereits vor der christlichen Missionierung Seereisen dorthin beschrieben wurden. Im späten Mittelalter wurde die Insel von Thule mit den entfernten utopischen Inseln identifiziert als ein Ort, wohin sich die Götter, Feen oder Meergötter zurückzogen. Im griechischen Mythos zog sich Kronos der von Zeus entthronte alte Gott auf eine nordische einsame Insel zurück, auf der das "goldene Zeitalter" weiter ging. Auch das traditionelle Weltbild Chinas kannte " Inseln der Seligen", auf denen die " Acht Unsterblichen" ein paradiesisches Leben führen. In chinesischen Gärten symbolisieren kleine Felseninseln in den Seen diese legendären Inseln. Odysseus wurde auf seiner Reise auf verschiedene Inseln verschlagen, so unter anderem auf die der gefangen haltenden Nymphe Kalypso und die der Zauberin Circe, somit kann die Insel auch ein Symbol für Verbannung und Gefangenschaft, wie auch der Isolation sein.

In der Tiefenpsychologie ist die Insel oft ein Symbol für das sich entwickelnde Ich-Bewusstsein, das aus dem "Wasser" des Unbewussten auftaucht, immer wieder der Gefahr ausgesetzt ist, um von den umgebenden "Fluten" des Unbewussten zurückerobert zu werden. C. G. Jung meint, dass man an der Entwicklung eines Kindes sehen kann, "wie zögernd und langsam sich das Ich-Bewusstsein aus einem bruchstückartigen Bewusstsein einzelner Momente herausentwickelt und wie diese Inseln allmählich aus dem völligen Dunkel bloßer Instinkthaftigkeit auftauchen." (Jung GW, Bd. 9/1, § 501). Psychologisch meint die Insel auch einen weit entfernten Bereich des Unbewussten, der nicht mehr mit dem Bewusstsein in Verbindung steht, sich möglicherweise als autonomer Komplex abgespalten hat. (Häufig sind Insel. unter der Meeresoberfläche mit dem Festland verbunden) Die Insel, gelegentlich mit einem schlossähnlichen Gebäude bebaut, ist auch ein wichtiges Symbol des Individuationsprozesses, ein Symbol des Selbst, das in Träumen und unbewussten Manifestationen als Gleichnis des Träumers für seine innere Entwicklung erscheint.

Beispiel: Nachdem in der Behandlung eines 8 jähr. Jungen mit phobischen Ängsten über Monate das Feld des wachstumsfeindlichen, negativen Pols des Feldes des Mütterlich- Weiblichen in die Darstellung kam, wurden "die glücklichen Inseln hinter dem Wind" (in Anlehnung an die Geschichte von James Krüss), zum wichtigen Symbol, die anzeigten, dass sich intrapsychisch, wie auch im Übertragungs- und Gegenübertragungsgeschehen, der positive Pol des Mutterkomplexes zu beleben begann."Da wo der Finsterwald endet, beginnt der glückliche Ozean. Auf ihm treiben die glücklichen Inseln. Auf einer werden alle lieben und guten Märchenfiguren lebendig, auf der anderen leben die Menschen einfach friedlich." Die in Einklang mit exotischen (Raub-)Tieren lebenden Inselbewohner wurden im Sandbild unter Palmen in einem paradies ähnlichen Ambiente dargestellt.

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette

Literatur: Standard