Teufel

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Keyword: Teufel

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Definition: griech.: diabolos: Verwirrer, Verleumder, Entzweier, hebr.: Satan: Widersacher und Verwirrer. Die englischen Wörter „devil“ - Teufel und „divinity“ - Göttlichkeit haben eine gemeinsame indogerm. Wurzel: „devi“ - Göttin oder „deva“ - Gott, ein Wort, das im Persischen zu „daeva“- Teufel wurde.

Information: Das altengl. „divell“ - Teufel kann auf das lateinische „divus, divi“ - Gott / Götter zurückgeführt werden, was Hinweise darauf geben kann, dass Gottes- und Teufelsvorstellungen seit Urzeiten eng miteinander verbunden waren. Bereits Jahrhunderte, bevor die Figur des Satans im Christentum zur Personifikation des bösen Prinzips wurde, existierte er in Religionen und Mythologien anderer Kulturen in der Rolle des Widersachers, so z. B. der ägyptische Seth als Gegenspieler des Osiris, der persische Ahrimann, Mara, der böse Versucher im Buddhismus und der germanische Loki. Im Christentum nahm er eine besondere Stellung ein.

Interpretation: In unserer westlichen, christlichen Kultur wird unter dem Namen Teufel oder Satan die Verkörperung des Bösen, aber auch die bösen Mächte des Unbewussten verstanden, die den Menschen in Verwirrung, Dunkelheit oder in Sündhaftigkeit bringen. Bekannt ist der schmerzliche Ausruf des Apostel Paulus über die innere Zerrissenheit des unerlösten Menschen: „Nicht das Gute, das ich will, tue ich, sondern das Böse, das ich nicht will … Nach dem inwendigen Menschen habe ich Lust am Gesetz Gottes; ich erfahre aber ein anderes Gesetz in mir, das diesem widerstreitet <… Ich elender Mensch! Wer will mich erlösen?“ (Römer 7, 19. 22-24). „Paulus nennt diesen unteren Pol der Psyche: das andere Gesetz in mir, das keine Lust hat am Gesetz Gottes, dahinter steckt der Teufel, der Herr dieser Welt, der die Gedanken der Ungläubigen verblendet (2. Kor. 4, 4). Der Teufel ist die Quintessenz, die personifizierte Gestalt des Komplexes der sogenannten niederen Seelenkräfte, welche in ihm geballt erscheinen.“ (Kaufmann, 1998, S. 64)

Die mythische Gestalt des Teufels ist der Schwarze, der Gegenpol zum Licht. Sein Reich ist die Hölle, in das die armen Seelen in Ewigkeit verbannt werden und dort im Fegefeuer leiden müssen. Diese ewige Pein droht nach der christlichen Lehre all jenen, die nicht durch Christus am Kreuz erlöst werden. Wenn der Teufel in Verbindung mit der Farbe Rot erscheint, kann er mit Feuer, Angriffslust, Triebhaftigkeit und Leidenschaft (unbändigem Hass oder Liebe) verbunden werden, vitalen, aber dunkle Seiten unserer Natur, die in unserer christlichen Kultur meist abgespalten werden müssen. In Volkssagen tritt er als Jäger in grünem oder rotem Gewand auf, auf mittelalterlichen Plastiken auch als schöner und verführerischer "Fürst dieser Welt", dessen Rücken jedoch von Kröten, Schlangen und Würmern zerfressen ist.

Als wilder Jäger tritt er an die Stelle Wotans, dessen Tier das Pferd ist und von dem er einen Pferdefuß hat. Als Mephisto wird er hochmütig, listig und begierig dargestellt, den Menschen in die Materie zu verstricken.

Am häufigsten ist der Teufel in Menschengestalt dargestellt. Dazu kommen die körperlichen Eigenschaften des Bockes wie Hörner, zottiges Fell, Bocksfüße und Schwanz, wodurch das symbolhafte Bild an den griechischen Naturgott Pan erinnert. Es werden ihm aber auch Pferdehufe (oder, als Zeichen der Zwiespältigkeit seines Wesens, ein Menschen- und ein Pferdefuß) zugeschrieben. Die geierschnabelartige Nase könnte vom etruskischen Unterweltsdämon Charu stammen. Geleg. wird er bekleidet mit Mantel und Kutte dargestellt. Vermutlich setzten die Christen ihren Teufel mit seinen vielfältigen Attributen aus verschiedenen antiken Göttern zu einer einzigartigen Gestalt zusammen: die Ziegenhörner und Hufe von den Satyrgötter wie Pan, Marsyas und Dionysos, Dreizack von Neptun, Hades, oder Shiva, die Reptiliengestalt des Leviathan, des Python und des Uroboros, die Feuergestalt des Agni oder Helios, das Wolfsgesicht von Dis, Feronius oder Fernis, die vierfachen Flügel des babylonischen Cherubim und die Vogelklauen der Urgeister.

Im Teufelsglauben, in Mythen und Märchen erscheint der Teufel oft in unterschiedlichster Tiergestalt wie z. B. als Schlange, Drache, Ziegenbock, Pferd, Basilisk (Schlangen- oder Eidechsenleib mit Hahnenkopf), Bär, Fledermaus, Elster, Rabe, Maus, Hahn oder Hund (Pudel) wurde mit ihm in Verbindung gebracht. Schlangen und Drachen sind auch sonst seine Symbole, gegen die Heilige kämpfen. In Schlangengestalt verführte er die ersten Menschen in der Sündenfallerzählung. Es ist die erste Geschichte, die von einem Konflikt zwischen Gott, Teufel und den Menschen erzählt. Wegen seiner Macht und seines Königtums im widergöttlichen Reich gehört auch der sonst positiv gesehene Löwe zu seinen Symboltieren, im Sinne von 1. Petr. 5, 8: "Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge könne." Ein gefesselter Affe bedeutet den überwundenen Teufel.

Der mit List und Schläue assoziierte (rötliche) Fuchs ist ebenfalls Teufelssymbol, bei Dürers Madonna mit den vielen Tieren ist er angebunden (= besiegt). Symbolgeschöpfe des Teufels sind oft auch ein roter Vogel, das rötliche Eichhörnchen (bei den Germanen dem Loki zugeordnet) und der Kuckuck. Überhaupt gilt die rote Farbe bei Tieren als Zeichen der Hölle und ihres Beherrschers. Bei der Vielzahl der Mythen gab es zwei Attribute des Teufels, die immer auftraten und eher göttliche Qualitäten beschrieben: übermenschliche Geisteskraft und übermenschliche Sexualität.

Insbesondere die Inquisitoren beschrieben sein tiefes, vollkommenes Wissen über alle Dinge. In Zusammenhang mit der ihm zugeschrieben sexuellen Triebhaftigkeit und seinem übermenschlichen sexuellen Potential wurde der Teufel mit Pferden in Verbindung gebracht. Beim Hexensabbath tritt er in Bocks- oder Pferdegestalt auf. Der Teufel reitet auf „Hexenpferden“ und wurde meist mit einem Pferdefuß dargestellt. Loki, der germanische Feuergott wie auch der Teufel zeugen in Pferdegestalt. Im Persischen galt der Teufel als das Reittier Gottes. Im germanischen Mythos heißt es, dass der Teufel als Blitzgottheit den Pferdefuß (Blitz) auf die Dächer wirft. (vergl. C. G. Jung GW Bd. 5)

Vor der hellenistischen Zeit, in der Antike, gab es keine dem Teufel vergleichbaren Gestalten, denn aus der Sichtweise der Griechen wurde die Welt noch nicht in gute und böse Mächte unterschieden: in der griechischen Mythologie entstammten Götter, Dämonen und Engel der gleichen urgöttlichen Substanz. Selbst der Göttervater Zeus hatte ambivalente Züge und war menschlichen Schwächen, Trieben und Gelüsten ausgeliefert.

Weitere Beispiele für die noch ungespaltene hell-dunkle Ganzheit der griech. Götterwelt sind Dionysos, der Vegetationsgott, der auch Gott des Weines, der Orgie, der Ekstase und des Rausches ist, die Mondgöttin Hekate, die zugleich Totengöttin, Zauberin und Muttergottheit war, Hermes, der Götterbote, Seelenführer und Betrüger und insbesondere sein bocksbeiniger, phallischer Sohn Pan, der eine erdgebundene, wilde Triebhaftigkeit verkörperte. Bis zu dieser Zeit waren die chthonisch-dunklen Mächte in den Kosmos des Göttlichen mit eingeschlossen, wie z. B. in der Religion des minoischen Kreta, in deren Mittelpunkt die Große Göttin stand, deren chthonischer Charakter einerseits durch die Verehrung in Erdhöhlen, andererseits durch ihre Schlangenattribute zum Ausdruck kam.

Das frühe Christentum dämonisierte die erdhaften, körperlich, rauschhaften, sexuellen, dunklen Seiten des Göttlichen, da diese in enger Beziehung zu den Mythen und Kulturen des Großen Weiblichen standen, das unter der Verdrängung durch das Patriarchat bösartigen und destruktiven Charakter bekam. So kam es im patriarchal-christlichen Denken zu einer „Verteufelung“ und Abspaltung dieser Bereiche des Erdhaften / „Unteren“ vom Bereich des Oberen, „Geistigen“ und Lichten, was in Verbindung mit der Gegensatzspannung der Bewusstseinsevolution zu sehen ist.

Der christliche Teufel kann nach Kaufmann als Produkt der Verteufelung des griech. Gottes Pan sowie des aufmüpfigen jüdischen Satans verstanden werden: “Pan und Satan sind Symbole für zwei zentrale Triebe des Menschen: Pan dient der Arterhaltung und Satan, der Widerspruchsgeist, der sich dem herrschenden Kollektivgeist nicht anpasst, dient der Selbstbehauptung und Selbstwerdung des Individuums“, letztlich zentrale Aspekte Sinne der Vollständigkeit der Persönlichkeit. Die Vorstellung des christlichen Teufels hat sich aus dem AT, dem NT und vor allem dem christlichen Dogma entwickelt: im AT blieb der Teufel neben dem allmächtigen Jahwe ein blasser Begriff. Bei Hiob gehörte er zu den Söhnen Gottes und verkörperte eine Wesenseite Gottes, die mit dessen Gesamtpersönlichkeit in Konflikt steht und durch deren Strebungen Gott in Unruhe versetzt wurde. Durch die Berührung mit dem persischen Ahriman nahm er persische Züge an: Ahriman ist Widersacher des Lichtes, bedeutet Finsternis und Tod und kommt in Schlangengestalt vom Himmel. Erst in Anlehnung an die persische Auffassung wird die Schlange des hebräischen Sündenfalls zum Satan und zum Bild der bösen Lust. Im NTeufel kämpft der Teufel als Fürst dieser Welt gegen das Reich Gottes. Er ist nun in der Rolle des Widersachers Gottes um den Menschen, den er der Gnade Gottes entziehen will, um ihn unter die eigene Herrschaft zu stellen. In der Folge galt er nicht nur als Personifikation des Bösen, sondern auch als Widersacher all dessen, was die kirchliche Machtausbreitung hätte gefährden können: Gnosis und Reformation galten der Kirche als teuflische Verführung. In der jüdisch-christl. Tradition erhielt der Teufel als einer der gefallenen Engel, die sich gegen Gott auflehnten, den Namen Luzifer (= Lichtträger), (Jesaias 14, 12). Spätere biblische Ausschmückung führen die Existenz des Teufels auf den Widerstand dieses Erzengels zurück, der sich dem Heilsplan Gottes mit den Menschen widersetzte und daraufhin mit den ihm anhängenden, aufrührerischen Engeln in die Unterwelt gestürzt wurde, deren Oberhaupt er wurde.

Als Luzifer ist er aber auch „Träger des Lichtfunkens, der sich vom obersten Licht durch die Planetensphären herab in die Materie gesenkt hat und dessen Befreiung als Erlösungswerk anstrebt. Unten zottig und rau wie ein Kater, oben aber strahlender als die Sonne, so beschrieb ihn ein Richter der Ketzerprozesse.“ Jung, Seminare Kinderträume S. 194)

In der Divina Commedia (Dante) stellte Luzifer mit seinen 3 Köpfen im untersten Abgrund der Erde das Gegenbild zur göttlichen Dreieinigkeit dar.

Mit der Veränderung des Bewusstseins veränderte sich auch das Gottesbild. „Den eigentlichen Grund für die Differenzierung dieser Gestalt bildet aber die von der alttestamentlichen sich scharf abhebenden Auffassung Gottes als summum bonum, die - aus Gründen des seelischen Gleichwichtes - gerade die Existenz einen infitum malum erfordert.“ Jung, GW 11, S. 325)

Im Gottesbild der Juden und im frühen Christentum vollzog sich mit dem Aufkommen des Patriarchats und der Entwicklung des des rational-logischen Denkens eine Differenzierung und Polarisierung: das Gottesbild wurde einseitig mit dem Guten, Gerechten, Vernünftigen, Oberen, Geistigen und Lichten in Verbindung gebracht, während das Böse, Irrationale, Unerklärliche, Emotionale, Dunkle, mit dem Unteren, Triebhaft-Tierischen verbunden und dem Gegenpol des Göttlichen, dem gefallenen Engel, dem Teufel oder Satan zugeschrieben wurde. Die Dualität und Polarisierung von Gut und Böse, die Vorstellung eines nur guten Gottes und dem Teufel als der Personifikation des Bösen, zwischen denen es keine Verbindung geben darf, steht in Zusammenhang mit der patriarchalen Bewusstseinsentwicklung und der damit verbundenen Abspaltung und Negativwertung der triebhaft- instinktiven Bedürfnisse. Wie Erich Neumann darstellt, kann eine verfrühte, vom elterlichen Über-Ich und von patriarchalen Werten geprägte überfordernde Sauberkeitserziehung in der analen Phase des Kindes zu erheblicher Angst führen, „vom Bösen infiziert zu werden und das Böse der eigenen menschlichen Natur nicht beseitigen zu können. Infektion, Krankheit, Teufel und Tod bilden eine zusammenhängende Symbol-Einheit der anal-unteren Welt.“ „Der den Eigenrhythmus des Kindes zerstörende Zwang vergewaltigt die kindliche Persönlichkeit und bewirkt damit einen Sicherheitsverlust und eine Schädigung der Ich-Entwicklung“. (Neumann, 1963, S. 148f.)

Die Abspaltung der animalischen Triebnatur des Menschen von seinem „Göttlich-sein“ erweist sich als gefährlicher Irrtum einer scheinbaren Notwendigkeit, der über Jahrhunderte hinweg die Uneinigkeit des Menschen mit sich selbst als gottgegebenes Faktum postuliert. Damit ist der Mensch seiner spezifisch menschlichen Tragik ausgeliefert, die am ehesten dem Verlust des Paradieses vergleichbar sein könnte, nämlich dem Verlust der Einheit mit sich Selbst.

Im 16. und 17. Jahrh. erreichte der Teufelsglaube in Zusammenhang mit Hexenverfolgung, Teufelsaustreibungen und Inquisition in Europa seinen tragischen Höhepunkt, in dessen Folge schätzungsweise 100. 000 Menschen getötet wurden. Der Teufel galt als allmächtig. Nur durch ihn konnte die Hexe über magische Kräfte verfügen. Im Teufelsbund machte er sich die Hexe untertan. Man ging davon aus, dass der Teufelspakt in der Mehrzahl der Fälle durch den Geschlechtsverkehr zwischen Teufel und Mensch besiegelt wurde. Das Zeichen für den Vertrag mit dem Teufel war das sogenannte „stigma diabolicum“, das Hexenmal, das der Teufel seiner Anhängerin einbrannte und welches beim Einstechen nicht blutete.

Die vier zentralen Beschuldigungen für die Verfolgung der Hexen waren der Schadenszauber, der Teufelspakt, die Teufelsbuhlschaft und die Teilnahme am Hexensabbat. Die Vorstellungen, dass Hexen dank Teufelsbuhlschaft und Teufelspakt fliegen können, um Schaden zu stiften, entstanden im späten 13. Jahrh. Die Vorstellungen von nächtlichen Zusammenkünften der Hexen mit dem Teufel beim Hexensabbat, wo dieser verehrt wurde, wurden um 1600 in den Hexenprozessen erstmals dokumentiert.

Ende des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhunderts nahm der Teufelsglaube ab. Der Teufel wurde rationalisiert, entpersönlicht. Er war nicht mehr die böse Macht, welcher der Mensch ausgeliefert ist, er wurde zum bösen Trieb im Menschenherzen, zum Egoismus. Aus dem lebendigen Symbol wurde eine verblassende Allegorie. Der Teufel kommt in unzähligen Redewendungen vor, von denen hier nur einige aufgezählt werden sollen: „Den Teufel durch Beelzebub austreiben“ meint ein Übel durch ein noch Schlimmeres beseitigen. „Dahinterher sein wie der Teufel nach der armen Seele“ bedeutet, auf etwas gierig zu sein, „den Teufel an die Wand malen“ heißt, von etwas reden, als möglich annehmen, was man weit weg wünscht, urspr. durch leichtsinniges Handeln ein Unglück heraufbeschwören. Bekannt sind auch die Redensarten „Sich zum Teufel scheren“, „Der Teufel soll dich holen“, „Des Teufels sein“ „ In (drei) Teufels Namen!“, „Das weiß der Teufel!“, „Ein Teufelskerl!“ „Den Teufel im Leibe haben."Vom Teufel besessen sein“ meint unbeherrscht, temperamentvoll, machthungrig, triebhaft sein."Etwas fürchten wie der Teufel das Weihwasser", meint etwas sehr fürchten. „In des Teufels Küche kommen“ bedeutet in große Verlegenheit oder Gefahr kommen. „Jemand isch e armer Teufel, er hat kei eigne Höll“ sagt man, wenn jemand keine Wohnung hat. „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“ meint, dass man sich eigentlich auf niemanden verlassen kann.“ Der Teufel steckt im Detail“- man vermutet den Fehler immer woanders als dort, wo er steckt. „In der Not frisst der Teufel Fliegen“ (Vgl. Röhrich, L. S. 1608- 1620).

In der Kunst wurde der Teufel in vielfältigsten Zusammenhängen dargestellt, höchste Eindringlichkeit in der Reformationszeit (Dürer, J. Amman, H. Bosch, F. Bruegel). In der Kathedralplastik des 13. /14. Jhs. wurde der Teufel als »Fürst der Welt« in seinem Doppelaspekt gezeigt: schöne, verführerische Vorderseite, am Rücken jedoch Kröten und Schlangen (Münster zu Basel, Freiburg, Straßburg). Häufige Themenkreise der künstlerischen Darstellung: Versuchung Christi oder heiliger (bes. Antonius) Engelsturz, Sündenfall, Weltgericht. In der ital. Renaissance und im Barock Vorherrschen der menschlichen Teufelsgestalt,

Bei Giotto (Arena-Kapelle, Padua) und Hieronymus Bosch (Triptychon»Garten der Lüste«) ist der thronende Satan als Menschenfresser dargestellt. Gemälde: D. A. Siqueros (1947), K. Sugai (1854), Plastik: N. d. Saint Phalle (1987)Literarisch hat Goethe im „Faust“ einen Teufelspakt dargestellt, in dem der alternde, introvertierte Faust neue Lebensenergie von jener Kraft erhält, „die stets das Böse will und doch das Gute schafft“. Mephistopheles verführt Faust ins bisher gemiedene extravertierte Leben hinein, er vergisst alle seine moralischen und ethischen Prinzipien, findet aber letztlich seinen Sinn. Teufel halten erst mit der Christianisierung Eingang ins Märchen. Der Teufel tritt in unterschiedlichster menschlicher, aber auch in vielfältiger tierischer Gestalt in Märchen auf, hier können nur einige Beispiele genannt werden: als Grünrock (in „Der Bärenhäuter“ Grimm KHM 101), als Jäger („Die Prinzessin auf dem Baum“ Märchen seit Grimm), als schwarzes oder kleines Männchen („Der König vom goldenen Berge“ KHM 92, „des Teufels rußiger Bruder“ (KHM 100) als Mann in Schwarz, Grün und Blutrot („Frau Trude“ KHM 43), als alter Mann („Das Mädchen ohne Hände“ KHM 31), als Reicher mit Pferdefuß („Die drei Handwerksburschen“ KHM 120), als „Geist im Glas“ (KHM 99). Er ist ein Kerl, mit dem sich durchaus reden lässt; seine dämonische Präsenz ist weder so übermächtig, noch so furchteinflößend wie in Sagen, auch wenn die vielen kleinen Teufel, die dem „Königssohn, der sich vor nichts fürchtet“ (KHM 121), erheblich zusetzen, zu regelrechten „Quälgeistern“ werden können. In Zaubermärchen wird er gelegentlich mit Hexen in Verbindung gebracht. (Frau Trude)

Mit Menschenfressergelüsten tritt er auf in „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (KHM 29). Als Drache im „Der Teufel und seine Großmutter“ (KHM 125) hat er das geheime Wissen, welches der Held von den verdrängten, dunklen schattenhaften Seite holen muss.

Zur Stelle ist er, wenn es um rasches Geld und die Seele geht und dann wird es juristisch. Ein Teufelspakt wird geschlossen im „Bärenhäuter“, „König vom Berge“, „Mädchen ohne Hände“. Doch kommt der Teufel in deutschen Märchen (im Gegensatz zu Russischen) selten dazu, den Kontrakt einzulösen. Dabei ist ein häufiges Schwankthema, wie er geprellt wird und durch wem. So gelingt es einem Soldaten („Bruder Lustig“ KHM 81), einem Schäfer („Katscha und der Teufel“), einem listigen Bauern („ Der Bauer und der Teufel“ KHM 189) oder einem Schmied („Der Schmied und der Teufel“). Die Familie des Teufels ist nicht so diabolisch, wie man annehmen könnte: Seine Frau (in der Urfassung von 1812) oder die „Ellermutter“ (in der Fassung von 1857) des „Teufels mit den drei goldenen Haaren“ oder des Teufels Großmutter ist im Kontakt mit dem Helden eine durchaus hilfsbereite Frau und weiß mit List, wie sie den Helden schützen kann und ihrem Mann / Sohn/ Enkel die Geheimnisse entlocken.

Des Teufels Tochter (oder jüngste Tochter des Zauberers) unterstützt erst recht nicht die Interessen ihres Vaters. Als Zaubermächtige hilft sie dem Helden zur Bewältigung der drei unlösbaren Aufgaben oder zur magischen Flucht aus dem Haus des Dämons. („Zauberer Palermo“) In Märchen verkörpert der Teufel einerseits die Rolle des Bösen, andererseits des Widersachers, verkörpert Aspekte des kollektiven Schattens, wobei er gelegentlich auch als dümmlich erscheint und von gewitzten Menschen übertölpelt werden kann. Der Teufel kann sich jedoch auch als magischer Helfer erweisen, „wenn er in der Rolle des Schattens auftaucht…, der auf eine innere Wiedergeburt des Menschen hinweist.“ Beit, H. Bd. 2 S. 192)Im Tarot zeigt die XV. Karte der "Großen Arcana" den Teufel: Einen gehörnten Höllenfürsten mit Fledermausflügeln auf einem Podest, an dem zwei zu Teufeln umgewandelte Menschen angekettet sind. In der Gegenwart finden sich Teufels-Vorstellungen vor allem im Okkultismus und Satanismus. Eine aktuelle Variante der Personifikation des Bösen, die Kinder und Jugendliche derzeit beschäftigt, ist Voldemort (franz. „Schwingen des Todes“), der dunkle Lord, Harry Potters Widersacher in den gleichnamigen Jugendromanen.

Gut und Böse sind seelische, strukturelle Urgegebenheiten, die Jung Archetypen genannt hat. Bei diesen Urbildern tauchen als Symbole des Selbst polare Aspekte auf: einerseits das Bild eines guten, positiven Gottes, andererseits das Bild des Teufels, der das Böse und kollektive Schattenaspekte verkörpert.

Freud spricht davon, dass der Vater das individuelle Urbild sowohl Gottes wie des Teufels ist. Die Vatersehnsucht ist ambivalent. Gott und Teufel sind ursprünglich identisch, eine einzige Gestalt, die später in zwei entgegen gesetzte Eigenschaften zerlegt wird, was die Ambivalenz widerspiegelt, welche die Beziehung des Einzelnen zu seinem Vater prägt. Der Teufel ist für Freud eine Projektionsfigur für verdrängte Impulse. (aus Freuds Arbeit über „ Eine Teufelsneurose im siebzehnten Jahrhundert“ 1923b)Durch das Einlassen auf die persönlich-religiöse Erfahrung kam C. G. Jung zu einem Gottesbild, das mit der herrschenden und kollektiven Auffassung nicht mehr kongruent war. Er erfuhr das Problem der dunklen und irrational unheimlichen Seite Gottes und bezog dementsprechend den Satan und das weibliche Element in das Numinose mit ein. Unter energetischen Gesichtspunkten ist der Gegensatz Gut/ Böse, Gott /Teufel ein polarer Gegensatz, der sich fordert und ergänzt. Jung begreift das Böse als eigenständige, dem Guten entgegen gesetzte Realität und Polarität, die unabhängig vom moralischen Urteil besteht und erst durch dieses negativ qualifiziert wird. Das Selbst selber besteht aus Antinomie und bei entsprechender Konstellation kann sich das Selbst auch mit seiner negativ-destruktiven Seite zeigen. Wie das Wesen der Libido die Bewegung und Wandlung ist, so ist die Bewegung der Gottheit das eigentliche göttliche Prinzip. Das Selbst als virituelles Zentrum der Psyche beinhaltet sowohl konstruktive wie destruktive Tendenzen und stellt somit eine spannungsreiche „complexio oppositorium“ dar. Die zerstörerischen Tendenzen sind im Selbst nur gebunden oder gebannt und bei einer sShwäche der einigenden Kraft des Selbst stets zum Ausbrechen bereit. Eine Integration, bzw. eine polare Einheit kann nur dann erfolgen bzw. gewahrt bleiben, wenn beide Aspekte Gott/ Teufel oder moralisch ausgedrückt Gut / Böse gleichermaßen bewusst sind. Mit dem Verlust des Paradieses erst bricht die ganze Menschheitsgeschichte an. „Ohne Bewusstwerdung und ohne das reflektierende Bewusstsein wäre die Welt von gigantischer Sinnlosigkeit, denn der Mensch ist das einzige Lebewesen, das Sinn überhaupt feststellen kann“. (Jung/Jaffe, A.: 1962, S. 161) An anderer Stelle spricht Jung auch vom Teufel „als Individuationsprinzip“ (Jung GW 11 S. 326 f.).

„Könnte das Böse vernichtet werden, so erlitte das Göttliche oder das Dämonische überhaupt einen namhaften Verlust, es wäre eine Amputation am Leib der Gottheit.“ Jung GW, 5, S. 147) „Wir können das Böse nicht vermeiden, sondern wir müssen versuchen, mit diesem umgehen zu lernen“ (Jung GW 11, S. 91 und 14 2 S. 353)

Das Böse der Libido liegt nach Jung in deren Nichtintegration, die einer Verfehlung der Selbstwerdung gleich kommt. Die ins Unbewusste verdrängten und damit der bewussten Steuerung entzogenen Konflikte und aggressiven Regungen müssen wieder erlebnisfähig werden, damit der unterirdisch wirksam werdenden Explosivität des Bösen die Energie entzogen wird. Das sogenannte Böse ist meist ein unserer bewussten Kontrolle entglittener und durch Angst entstellter Teil unserer produktiven und konstruktiven Kraft. Die Erlösung vom Teufel könnte damit beginnen, den Sitz des Bösen in sich selbst und in der Realität wahrzunehmen und es nicht mehr nur auf andere zu projizieren. Die Rücknahme der unbewussten Projektionen zugunsten der Wahrnehmung der eigenen Dunkelheit setzt indes eine große Reife des Menschen voraus. Die neue Ethik, die insbesondere von Erich Neumann gefordert wird, besteht in der Integration und im bewussten Umgang mit dem Bösen.

In unserer westlichen Kultur verkörpert der Teufel den kollektiven Schatten. Der Teufel repräsentiert auch gefährliche Aspekte der Psyche, aber bei Menschen, die dazu neigen, überangepasst zu sein und ihre Leidenschaft, Körperlichkeit, Sinnlichkeit, Aggressivität und ihre Machtbedürfnisse verdrängen, ist sein Auftauchen in Träumen oder symbolischen Darstellungen oftmals auch positiv zu bewerten. Er verkörpert dann einen Schattenaspekt, mit dem auch prospektiv-final vitale Energien verbunden sind und der zur neuen Lebendigkeit und Lebenslust verführt. Als Archetyp des Widersachers hat der Teufel gerade in analytischen Kinderpsychotherapien häufig eine hilfreiche Funktion, die dem Kind oder Jugendlichen im Kampf gegen erstarrte Eltern-Über-Ich-Normen oder negativ/ festhaltende Aspekte des großen Weiblich-Mütterlichen zur Seite steht.

In etlichen Stunden einer analytischen Kinderpsychotherapie möchte ein 8-jähriger Junge, der wegen erheblicher Aggressivität, sozialer Auffälligkeiten und Leistungsproblematik in der Schule auffällt und dessen Mutter sehr auf Anpassung bedacht ist, immer wieder „Teufelsmärchen“ vorgelesen bekommen. Im weiteren Stundenverlauf kreiert er selbst ein „Schreckgespenst“ und den „kleinen Teufel“, der die Hauptperson vieler weiterer Handpuppenspielszenen wurde: Zusammen mit dem Feuerdrachen, dessen Part die Therapeutin übernehmen muss, richtet sich der kleine Teufel eine Wohnung in einer Höhle ein. Vor Hexe und König, dessen Part auch die Therapeutin übernehmen muss, die dem kleinen Teufel auf ihre jeweilige Art nachstellen, auflauern, mit Ge- und Verboten traktieren bzw. Gefangennehmen drohen, ist er auf ständiger Flucht, überlegt sich aber auch viele Listigkeiten, um zwischen diesen beiden Zwietracht zu säen und diese in Verwirrung zu bringen und Streitigkeiten zu verwickeln.

Kleiner Teufel und Feuerdrache sind zunächst noch sehr im matriarchal-oralen Paradies der gemeinsamen Höhle gefangen. Erste Impulse zur Ich-Entwicklung im Sinne einer Herauslösung aus dem symbiotischen Verschmolzensein mit dem Mütterlichen deuten sich aber im Symbol des „kleinen Teufels“ an, der sich schließlich auf den Weg macht, gegen König und Hexe vorzugehen und sich im Kampf gegen den festhaltend-verschlingenden Pol des Weiblich- Mütterlichen immer besser zu bewähren.

Der Teufel wird auch als Verursacher des individuellen Bewusstseins erlebt, der die Ich-Entwicklung und Bewusstwerdung vorantreibt und so zum „Lichtbringer wird. Da die Bewusstseinsentwicklung zur Menschwerdung notwendig ist und die Zerstörung der Einheitswirklichkeit jedoch gleichzeitig mit Schuld, Konflikt, Trennung, Leiden verbunden und als „böse“ erlebt wird, tauchen an dieser Nahtstelle der kindlichen Entwicklung oft Bilder des Teufels auf.

Literatur: Standard, Kaufmann (1998)

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette