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'''Keyword:''' Erstgeburt
'''Keyword:''' Esel


'''Links:''' [[Geburt]], [[Kind]]
'''Links:''' [[Körper]], [[Libido]], [[Pferd]], [[Tier]]


'''Definition:''' Der Ausdruck bezieht sich auf das erste Kind, das eine Frau oder ein Muttertier zur Welt bringt. Als besonderes Wunder wird dabei seit jeher verstanden, wenn ein weibliches Wesen einen männlichen Nachkommen zur Welt bringt. Die meisten Eltern wünschen sich daher einen Sohn als Erstgeborenen.
'''Definition:''' Der Esel (mhd. esel, ahd. esil lat. asinus od. asellus) ist ein dem Pferd verwandtes, aber kleineres Säugetier mit grauem bis braunem Fell, kurzer Mähne, langen Ohren und Quastenschwanz.


'''Information:''' Die patriarchalen Ehegesetze bestimmten den erstgeborenen Sohn als Erben und – in Dynastien – als Nachfolger des Herrschers. Zu den Würdetiteln Christi zählt, er sei der "eingeborene Sohn Gottes", also sein einziger und erster Sohn, und der "Erstgeborene von den Toten". Damit ist gemeint, dass er der erste Mensch sei, der auferstanden ist und damit allen anderen den Zugang in ein Leben nach dem Tod eröffnet. Das Neue Testament nennt Christus auch den "zweiten Adam" und damit den ersten Menschen einer neuen, erlösten Schöpfung. Das Alten Testament enthält noch eine andere Bedeutung der Erstgeborenen: Sie gehören Gott."Mein ist alle Erstgeburt unter den Israeliten, von den Menschen sowohl als vom Vieh" (4. Mose 8, 17)."Du sollst alles, was den Mutterschoß durchbricht, dem Herrn bringen, jeder erste Wurf des Viehs, den du bekommst, gehört, soweit er männlich ist, dem Herrn" (2. Mose 13, 12/13)."Mein ist alle Erstgeburt" (4. Mose 3, 13)."Weihe mir alle Erstgeburt bei den Israeliten, alles, was zuerst den Mutterschoß durchbricht, unter den Menschen und unter dem Vieh; mir gehört es" (2. Mose 13, 2). Darunter ist nicht unbedingt zu verstehen, dass die Erstgeborenen geopfert und getötet wurden, sie wurden aber Gott und dem Tempel geweiht. Es heißt sogar: "Israel ist mein Sohn, mein Erstgeborener" (2. Mose 4, 22) Um das zu erfüllen, wurde einer der israelitischen Stämme, der Stamm Levi, zum Tempeldienst bestimmt, die erstgeborenen Söhne aller andere Stämme mussten durch ein Opfertier ausgelöst werden. Das Menschenopfer wurde im Alten Testament ausdrücklich verurteilt, war in der nichtisraelitischen Religionen aber offenbar nicht unüblich.
'''Information:''' Sprichwörtlich gilt es als dumm und als gutmütiges, genügsames Arbeitstier, aber auch als störrisch. Die Hufe des Esels einem steinigen, unebenen Untergrund angepasst. Sie geben sicheren Halt, sind aber weniger zum schnellen Rennen geeignet.


Ein Prophet schilt: "Soll ich meinen Erstgeborenen hingeben für meine Sünde, die Frucht meines Leibes als Sühne meiner Seele? - Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Recht üben und Güte lieben und demütig wandeln vor deinem Gott" (Micha 6, 6-8). Diese Weihegesetze machen darauf aufmerksam, dass eine Erstgeburt in früheren Generationen nicht als etwas Naturgegebenes, sondern als ein Gottesgeschenk verstanden wurde."Ich habe einen Sohn bekommen mit Gottes Hilfe" (1. Mose 4, 1), sagt Eva. Um das materielle wie um das geistige Erbe geht es in der Erzählung vom Streit um das Erstgeburtsrecht bei den Zwillingen Jakob und Esau. Auf dem Erstgeborenen lag damit ein besonderer Glanz, aber ebenso eine besondere Verantwortung. An ihn wurden Erwartungen geknüpft, die über die Familie hinaus dem ganzen Volk, der Kultur und Religion einen Neuanfang bringen sollten. Er sollte vergangene Schuld sühnen (die Wörter Sohn und Sühne sind verwandt), er sollte uneingelöste Versprechen erfüllen (der Enkel ist ein kleiner Ahn), und er sollte eine bessere Zeit heraufführen (das Wort "Sohn" ist mit Sonne verwandt, ein Söhnchen). Ungeachtet seiner individuellen Veranlagungen und Neigungen wurde ein Erstgeborener vielfach übergeordneten Interessen und Zielen gewidmet, auch wenn er dabei sein Leben opfern musste. Ihr Schicksal kann von außerordentlicher Dramatik sein."Das erste Kind wird zur geistigen Welt zurückgesandt, um zum Beschützer und Wächter der ganzen Familie zu werden. Es wird die nachfolgenden Kinder zur Erde hinabbegleiten und ihr geistiger Lenker und Freund bleiben" (König, S. 35).
'''Interpretation:''' Der Esel gehört zu jenen Tieren, die symbolkundlich sehr diskrepant gedeutet werden. Die diskrepante Deutung geht von Dummheit, Faulheit, Trägheit und Starrsinn einerseits bis hin zu Eigensinn (positiv gedeutet im Sinne von dem eigenen Sinn folgen), sexueller Kraft und Vitalität andererseits.


Zahlreiche Märchen schildern ein Gegenbild: Da sind es gerade nicht die erstgeborenen Söhne, die die Aufgaben erfüllen, die im Märchen als erlösend angesehen werden – die tendieren einfach dazu, dem Vater nachzueifern –, da sind es die Drittgeborenen, die Dummlinge, auf denen ein besonderer Glanz liegt und die von weisen Mächten der Natur zum Ziel geleitet werden. Vermutlich spiegeln die Märchen eine archaische, matrizentrische Zeit wieder, in der das Wertesystem anders gewesen ist.
So wurde der Esel in der sumerischen Kultur hoch verehrt, wohingegen z. B. in der ägyptischen der böse Gott Seth, der Gott der Wüste und des Unwetters, Eselsgestalt angenommen hat.


'''Interpretation:''' Der Erstgeborene spielt in der Gegenwart vor allem in den viel beachteten aristokratischen Dynastien eine Rolle, während die Erbgesetze im Allgemeinen an Bedeutung verloren haben. Noch in Erinnerung ist das Schicksal von Frauen aus sozial hochgestellten Familien, die nur durch die Geburt eines Sohnes Anerkennung finden konnten, im Falle der Unfruchtbarkeit aber verstoßen worden sind. In Familienchroniken und historischen Romanen liefert dieses Thema immer wieder Erzählstoff. Zahlreiche Biografien aus vergangenen Jahrhunderten zeigen auch, wie erstgeborene Söhne unter den Erwartungen ihrer Väter leiden mussten und sich dem beugten oder nur schwer zu einem individuellen Weg finden konnten. Insgesamt erinnert die Symbolik aber an vergangene Zeiten, sie verblasst. In der Geschwisterfolge fühlen Erstgeborene aber auch heute, dass ihnen ein besonderer Rang und damit zugleich eine Verantwortung zukommt. König meint zu ihren Eltern: "Sie fühlen sich wie von einer Glorie umgeben, die einer Gnade gleich auf sie herabsteigt  [...]  Dieses Kind, das ihnen als erstes geschenkt wird, ist meist ein wahrhaft Erwartetes und sein Einzug wird so vorbereitet, als gälte es, einen Prinzen oder eine Prinzessin zu empfangen. Mit Innigkeit erwartet, mit Freude begrüßt - und als kostbarster Besitz betrachtet - so beginnt das Leben des erstgeborenen Kindes. Keinem der folgenden Geschwister wird je wieder ein so triumphaler Einzug in das irdische Dasein bereitet werden. Das zweite und das dritte Kind - mögen sie noch so willkommen sein - der strahlende Glanz in den Herzen der Eltern hat allmählich nachgelassen. Das Ereignis der Geburt ist nicht mehr das Außerordentliche, das es beim ersten Mal gewesen ist" (König, S. 334) [...] "Gelobt sei das Schicksal der ersten Kinder! Sie wandeln auf den Spuren der Schöpfung. Das Bildnis des Vater-Gottes ist ihren Stirnen eingeprägt" (König, S. 93).
Das Eselsbein oder die Eselinnengestalt gehörte zum weiblichen Symbolkreis der Lamia, Hekate und Empusa. Sie hatten ein Eselsbein oder ein Bein aus Mist, welches wiederum beides die befruchtende Erdkraft symbolisieren sollte. Im Sinne der männlichen Schöpferkraft steht der Esel symbolisch für die sexuelle Libido, für Potenz, aber auch für Ausschweifung und Geilheit, wie z. B. in der antiken Welt, wo er als Reittier des Dionysos anzutreffen ist.


Erstgeborene bekommen besondere Aufmerksamkeit von ihren Eltern, oft erleiden sie aber auch eine besonders strenge Erziehung. Wenn sie Einzelkinder bleiben, werden sie mehr von Erwachsenen geprägt als von gleichaltrigen Kindern. Wenn mehrere Geschwister folgen, übernehmen sie schon als Kinder elterliche Verantwortung. Erstgeborene Töchter empfinden oft, dass die Eltern eigentlich einen Sohn erwartet haben, und fühlen sich nicht selten unter einem besonderen Leistungsdruck. Die soziale Rolle, die dem Einzelnen in der Geschwisterfolge zugeteilt ist, wirkt auf das ganze weitere Selbstverständnis ein, sie ist Schicksal. Die Erwartungen an den Erstgeborenen spiegeln sich heute oft in der Namensgebung der Kinder, bei der unbewusste und zum Teil archaische Motive zur Geltung kommen. Der Vorname, den die Eltern einem gaben, das gilt natürlich nicht nur für Erstgeborene, kann wie ein Segen und eine Herausforderung wirken, aber auch wie in überhöhter Anspruch. Er fordert in jedem Fall heraus, die eigene Identität zu finden.
So kann sich die sexuelle Libido ebenso befruchtend wie auch zerstörend auswirken. Befruchtend z. B. ist der riesige dreibeinige Esel, der nach dem Bundahis, im himmlischen Regensee Vourukasha steht, und dessen Urin das Wasser des Sees reinigt. Von seinem Gebrüll werden alle nützlichen Tiere schwanger und alle schädlichen Tiere erleiden Fehlgeburten. (Jung, C. G., Symbole der Wandlung, GW 5, Walter, Solothurn, Düsseldorf, 1995, §428).


'''Autor:''' Wöller, Hildegunde
C. G. Jung stößt in seinen Betrachtungen über alchemistische Symbolik in der Religionsgeschichte auf die Symbolik des Esels auch als eine "chthonische Trinität": "Der Esel ist ein ´daemon triunus´ [...] , welche die lateinische Alchemie als dreiköpfiges Ungeheuer darstellt und mit Mercurius, sal und sulphur identifiziert". (Jung, C. G., GW 12, a. a. O., §539)


'''Literatur:''' Standard, König, 1981
Im Christentum finden wir in Genesis 49, 11 den Jakobsegen über Juda: "Er bindet seinen Esel an den Weinstock und an die Rebe das Füllen seiner Eselin [...] ", was wiederum auf die Verwandtschaft des Esels mit Dionysos hinweist.
 
Ebenso aus dem christlichen Kulturkreis kommend, begegnet uns der Esel in vier Szenen: als widerspenstiges Reittier des Zauberers Biliam (4. Mose 22), dann war er zugegen bei Christus Geburt neben dem Ochsen und als Reittier der Maria auf der Flucht nach Ägypten als auch beim Einzug Jesu in die Stadt Jerusalem, was in diesem Zusammenhang meistens als Symbol für Sanftheit und Demut gedeutet wird. Die Krieger ritten im Gegensatz dazu auf Pferden. Andererseits konnten aber auch Eselsfüllen und vor allem weiße Esel zu jener Zeit auch als Zeichen für Vornehmheit gelten. In der unmittelbaren Nähe des Christuskindes könnten wir im Esel auch die archetypische Gestalt des verborgenen göttlichen Kindes sehen, dies jedoch verschattet, eben eselhaft, dessen Entwicklungsaufgabe es ist, sich zur wirklichen königlichen Gestalt zu wandeln, also ein wirklich souveräner Mensch zu werden.
 
Im Volksmund wird der Esel auch durch seine Genügsamkeit gerühmt, jedoch gibt es auch eine unangemessene Genügsamkeit, die nicht das Mögliche sieht, das zur Verwirklichung Nahestehende, was wiederum dann an Dummheit grenzt. Jung zitiert einen Autor namens Speculator, der sagte, man solle den Eseln keinen Lattich zu fressen geben, wo ihnen doch Disteln genügen und bezog sich damit auf eine Beschränktheit des Geistes bei Wissenschaftlern. (Jung, C. G., GW 14/3, a. a. O., S. 43).
 
Dass es sprichwörtlich zum "dummen Esel" gekommen ist, hat offenbar mit seiner Geschichte zu tun. Erst die Menschen in nordischen Ländern, mit einem dem Esel unpassenden Klima und eine sehr schlechte Behandlung, haben ihn dazu gemacht. Ursprünglich gehört der Esel in südliche Gefilde und gilt dort als ein " [...] schönes, lebendiges, außerordentlich fleißiges und ausdauerndes Geschöpf." (Der kleine Brehm. Karl Voegels Verlag, Berlin, 1924, S. 776f)
 
Träumen wir von einem Esel, so kommt es natürlich auf den Kontext an. Verstehen wir z. B. den Esel in engem Zusammenhang mit Dionysos, so könnte sein Auftauchen uns also hinweisen auf "das Dionysische" in uns, das hieße dann, dass Inspiration, die Lust an der Sexualität und der Sinnenhaftigheit, in einem sehr weiten Sinn das Ekstatische und die Möglichkeit des Aus-sich-Herausgehens damit angesprochen wäre.
 
Der Esel gehört zu den Lieblingstieren des Märchens: neben dem Märchen "Das Eselein" (KHM 144), wo uns der Esel als Tierbräutigam begegnet, nimmt er eine zentrale Stelle in dem Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" (KHM 27) oder in dem Märchen "Der Krautesel" (KHM 122) ein, wo allerdings eine schuldhafte Verwandlung in einen Esel vorliegt. Erscheint der Held oder die Heldin in Tierhaut, so zeigt sich darin, dass hier ein Konflikt auf der Instinktebene vorliegt, von der jedoch allein die Rettung kommen kann.
 
'''Literatur:''' Standard
 
'''Autor:''' Henzler, Christa

Version vom 10. Dezember 2011, 13:57 Uhr

Keyword: Esel

Links: Körper, Libido, Pferd, Tier

Definition: Der Esel (mhd. esel, ahd. esil lat. asinus od. asellus) ist ein dem Pferd verwandtes, aber kleineres Säugetier mit grauem bis braunem Fell, kurzer Mähne, langen Ohren und Quastenschwanz.

Information: Sprichwörtlich gilt es als dumm und als gutmütiges, genügsames Arbeitstier, aber auch als störrisch. Die Hufe des Esels einem steinigen, unebenen Untergrund angepasst. Sie geben sicheren Halt, sind aber weniger zum schnellen Rennen geeignet.

Interpretation: Der Esel gehört zu jenen Tieren, die symbolkundlich sehr diskrepant gedeutet werden. Die diskrepante Deutung geht von Dummheit, Faulheit, Trägheit und Starrsinn einerseits bis hin zu Eigensinn (positiv gedeutet im Sinne von dem eigenen Sinn folgen), sexueller Kraft und Vitalität andererseits.

So wurde der Esel in der sumerischen Kultur hoch verehrt, wohingegen z. B. in der ägyptischen der böse Gott Seth, der Gott der Wüste und des Unwetters, Eselsgestalt angenommen hat.

Das Eselsbein oder die Eselinnengestalt gehörte zum weiblichen Symbolkreis der Lamia, Hekate und Empusa. Sie hatten ein Eselsbein oder ein Bein aus Mist, welches wiederum beides die befruchtende Erdkraft symbolisieren sollte. Im Sinne der männlichen Schöpferkraft steht der Esel symbolisch für die sexuelle Libido, für Potenz, aber auch für Ausschweifung und Geilheit, wie z. B. in der antiken Welt, wo er als Reittier des Dionysos anzutreffen ist.

So kann sich die sexuelle Libido ebenso befruchtend wie auch zerstörend auswirken. Befruchtend z. B. ist der riesige dreibeinige Esel, der nach dem Bundahis, im himmlischen Regensee Vourukasha steht, und dessen Urin das Wasser des Sees reinigt. Von seinem Gebrüll werden alle nützlichen Tiere schwanger und alle schädlichen Tiere erleiden Fehlgeburten. (Jung, C. G., Symbole der Wandlung, GW 5, Walter, Solothurn, Düsseldorf, 1995, §428).

C. G. Jung stößt in seinen Betrachtungen über alchemistische Symbolik in der Religionsgeschichte auf die Symbolik des Esels auch als eine "chthonische Trinität": "Der Esel ist ein ´daemon triunus´ [...] , welche die lateinische Alchemie als dreiköpfiges Ungeheuer darstellt und mit Mercurius, sal und sulphur identifiziert". (Jung, C. G., GW 12, a. a. O., §539)

Im Christentum finden wir in Genesis 49, 11 den Jakobsegen über Juda: "Er bindet seinen Esel an den Weinstock und an die Rebe das Füllen seiner Eselin [...] ", was wiederum auf die Verwandtschaft des Esels mit Dionysos hinweist.

Ebenso aus dem christlichen Kulturkreis kommend, begegnet uns der Esel in vier Szenen: als widerspenstiges Reittier des Zauberers Biliam (4. Mose 22), dann war er zugegen bei Christus Geburt neben dem Ochsen und als Reittier der Maria auf der Flucht nach Ägypten als auch beim Einzug Jesu in die Stadt Jerusalem, was in diesem Zusammenhang meistens als Symbol für Sanftheit und Demut gedeutet wird. Die Krieger ritten im Gegensatz dazu auf Pferden. Andererseits konnten aber auch Eselsfüllen und vor allem weiße Esel zu jener Zeit auch als Zeichen für Vornehmheit gelten. In der unmittelbaren Nähe des Christuskindes könnten wir im Esel auch die archetypische Gestalt des verborgenen göttlichen Kindes sehen, dies jedoch verschattet, eben eselhaft, dessen Entwicklungsaufgabe es ist, sich zur wirklichen königlichen Gestalt zu wandeln, also ein wirklich souveräner Mensch zu werden.

Im Volksmund wird der Esel auch durch seine Genügsamkeit gerühmt, jedoch gibt es auch eine unangemessene Genügsamkeit, die nicht das Mögliche sieht, das zur Verwirklichung Nahestehende, was wiederum dann an Dummheit grenzt. Jung zitiert einen Autor namens Speculator, der sagte, man solle den Eseln keinen Lattich zu fressen geben, wo ihnen doch Disteln genügen und bezog sich damit auf eine Beschränktheit des Geistes bei Wissenschaftlern. (Jung, C. G., GW 14/3, a. a. O., S. 43).

Dass es sprichwörtlich zum "dummen Esel" gekommen ist, hat offenbar mit seiner Geschichte zu tun. Erst die Menschen in nordischen Ländern, mit einem dem Esel unpassenden Klima und eine sehr schlechte Behandlung, haben ihn dazu gemacht. Ursprünglich gehört der Esel in südliche Gefilde und gilt dort als ein " [...] schönes, lebendiges, außerordentlich fleißiges und ausdauerndes Geschöpf." (Der kleine Brehm. Karl Voegels Verlag, Berlin, 1924, S. 776f)

Träumen wir von einem Esel, so kommt es natürlich auf den Kontext an. Verstehen wir z. B. den Esel in engem Zusammenhang mit Dionysos, so könnte sein Auftauchen uns also hinweisen auf "das Dionysische" in uns, das hieße dann, dass Inspiration, die Lust an der Sexualität und der Sinnenhaftigheit, in einem sehr weiten Sinn das Ekstatische und die Möglichkeit des Aus-sich-Herausgehens damit angesprochen wäre.

Der Esel gehört zu den Lieblingstieren des Märchens: neben dem Märchen "Das Eselein" (KHM 144), wo uns der Esel als Tierbräutigam begegnet, nimmt er eine zentrale Stelle in dem Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" (KHM 27) oder in dem Märchen "Der Krautesel" (KHM 122) ein, wo allerdings eine schuldhafte Verwandlung in einen Esel vorliegt. Erscheint der Held oder die Heldin in Tierhaut, so zeigt sich darin, dass hier ein Konflikt auf der Instinktebene vorliegt, von der jedoch allein die Rettung kommen kann.

Literatur: Standard

Autor: Henzler, Christa