Herd

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Keyword: Herd

Links: Backen, Feuer, Kochen, Küche, Nahrung

Definition: Der häusliche Herd, noch im Mittelalter gemauerte Feuerstelle, Platz des Feuers, der Lebensenergie, war der wärmende Mittelpunkt in Häusern, bzw. im Bereich der Nahrungszubereitung, der Küche und des Familiengeschehens.

Information: Keine

Interpretation: Der Herd ist Symbol des Urmysterium des Weiblichen, wozu das Hüten und Bewahren der häuslichen Feuerstelle als ursprünglichem Altar gehörte, außerdem der schützenden menschlichen Gemeinschaft (Asyl für Schutzsuchende) und der Geborgenheit. Das heilige Herdfeuer galt als Garant für die Lebenskraft der Familie, stellte eine besonders würdige und heilsame Stätte dar und spielte in religiösen Vorstellungen vieler Völker, auch im Ahnenkult eine wichtige Rolle. So wurden bei manchen Völkern in prähistorischer Zeit die Toten bei der Herdstelle begraben. Im griechischen Mythos war Hestia die Göttin des Herdes und des Herdfeuers, die in der lebendigen Flamme im Zentrum des Hauses, des Tempels oder der Stadt anwesend sei. Ihr Symbol war der Kreis. Pythagoras betrachtete das Feuer der Hestia als Mittelpunkt der Erde. Die Römer kannten eine ähnliche Göttin Vesta, auf deren Altar von den Vestalinnen ein ewiges Feuer gehütet wurde. Das durch Unachtsamkeit verursachte Verlöschen des Herdfeuers galt als schlechtes Zeichen. Der Herd ist seit altersher als Symbol des eigenen Hauswesens bekannt und daher sozial- und rechtsgeschichtlich bedeutsam. Dies kommt auch zum Ausdruck in dem Sprichwort "Eigener Herd ist Goldes wert".

Die wärmende, belebende Bedeutung des Herdfeuers kommt im Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" (Grimm KHM 161) in die Darstellung. Der Bär, ein verwunschener Prinz, sucht mitten im Winter Schutz vor dem Erfrieren am Herd.

Wie die Pflanze und das Tier sich nicht ohne Wärme entfalten können, kann auch der Mensch gewisse unentwickelte Teile in sich nicht zur Entfaltung bringen ohne Beziehung aufzunehmen zur Instinkt - und Gefühlsseite, die dem Leben Wärme gibt. Obwohl der Herd ein zentrales Symbol des Bereichs des Bios - Prinzip ist, spielt er als eigenständiges Symbol in Märchen keine große Rolle. Das mag mit der oft synonymen Verwendung des Begriffs des (Back)Ofens (Ofen) und des Feuers (Feuer) in Verbindung stehen. Beim "Märchen vom süßen Brei" (Grimm KHM 103), indem die Thematik der Nahrungszubereitung im Vordergrund des Geschehens steht, vereint der magische Topf als Geschenk der alten Weisen, der unaufhörlich Brei produziert, die Eigenschaften von Herd und Topf in sich. Während früher der Herd mit Holz und Kohle beheizt wurde, hat sich heute aus praktischen Gründen der Gas- oder Elektroherd, oft als Kombination von Kochmulden und Backöfen in Einbauküchen durchgesetzt.

Der Herd, wie eine seiner historischen Weiterentwicklungen der (Back)Ofen (Ofen) gehört als polares Symbol zum archetypischen Feld des großen Weiblich - Mütterlichen: Als lebenserhaltender Wärmespender sorgt er für Behaglichkeit in den eigenen vier Wänden und schützt Menschen insbesondere in nördlicheren Breiten vor dem Erfrieren. Der Herd ist seit alter Zeit - auch im Traum - positives Symbol von Weiblichkeit, Mütterlichkeit, der Ehe und des Familienlebens. Indem er der Zubereitung der Nahrung, dem Kochen und Backen dient, ist er ein Ort der Wandlung, was die Assoziation mit dem Austragen des Kindes im Mutterleib und der Geburt oder Wiedergeburt nahe legt. (Ofen) Dies weist auf Läuterungs- und Reifungsprozesse hin. Das Zerstörerische des Feuers, das im Herd /Ofen brennt, in früheren Zeiten oft im Winter Häuserbrände auslöste- im schlesischen "Feuermutter" genannt, kann als vernichtender, negativer Aspekt des Mütterlich- Weiblichen verstanden werden, jedoch auch als Wandlungssymbol (Alchemie) stellen Herd und Ofen im Traum u. a. den Bereich der Gefühlswärme dar. Sind Herd/ Ofen kalt, so fehlt es an emotionaler Wärme im Haus, in den Beziehungen, im Umgang mit sich selbst.

In analytischen Kinderpsychotherapien wird es zu irgendeinem Zeitpunkt wichtig, seinen "eigenen Herd" zu bauen und "sein" Feuer zu entzünden. Meist genügt dem Kind, in Kreis gelegte Steine im Sandkasten mit Teelichtern als kleine einfache Herdstelle auszustatten, oder "vornehmer" mit einem Keramik Stövchen. Suppe oder Tee zu kochen oder auch Kerzenreste zu schmelzen, um sich damit selbst die Erfahrung der positiven Aspekte des Herdfeuers zu verschaffen. Die Erfahrung von Wärme, Behaglichkeit, Gemeinschaft, Nahrungszubereitung oder Wandlung, kann innerseelisch als ein Beleben des positiv mütter/weiblichen archetypischen Feldes verstanden werden.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette