Dualismus, religiöser und Tau: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Dualismus, religiöser
'''Keyword:''' Tau


'''Links:''' [[Gottesbild]], [[Jenseits]], [[Polarität]], [[Schatten]], [[Zwei]]
'''Links:''' [[Alchemie]], [[Jenseits]], [[Mond]], [[Morgen]], [[Nacht]], [[Regen]], [[Wasser]]


'''Definition:''' Dualismus [zu lat. duo »zwei«] bezeichnet allgemein eine Zweiheit; Gegensätzlichkeit von zwei einander entgegengesetzten, unabhängigen Größen oder Prinzipien, die nicht voneinander ableitbar sind: z. B. Geist und Stoff, Leib und Seele. In der Tiefenpsychologie geht man hingegen vom Prinzip der [[Polarität]] aus, nach der sich jeweils um zwei Pole einer Sache handelt.
'''Definition:''' An der Erdoberfläche, an Gegenständen oder Pflanzen abgesetzte Wassertropfen, die durch Kondensation des Wasserdampfes aus der umgebenden Luft entstehen.


'''Information:''' Der religiöse Dualismus ist uralt, heute aber überholt. Im archaischen [[Weltbild]] bestand das Sein insgesamt aus der Zweiheit von Diesseits und Jenseits; die Alten dachten fundamental dual. Einige Kulturen waren sogar dual-dualistisch: Nicht nur das Weltganze, sondern auch das Jenseits war zweigeteilt; es beherbergte einen guten, von guten Geistern umgebenen Gott, aber auch einen diesem ebenbürtigen bösen Gott mit entsprechend üblem Gefolge, und die beiden Gottheiten hatten nichts miteinander zu schaffen. Besonders ausgeprägt war diese Vorstellung in der altiranischen Religion, wo dem guten Gott Ahura Mazda (Ohrmazd) sein potenter Gegner Ahriman gegenüberstand. Teilweise wurden das nachexilische Judentum, die urchristliche Bewegung ([[Antichrist]]) und die antike [[Gnosis]] (Mandäer und Manichäer) davon beeinflusst. Die monotheistischen Religionen hingegen ([[Judentum]], [[Christentum]] [[Islam]]) glauben insgesamt, trotz gewisser dual-dualistischer Züge, an einen einzigen Gott, der die Welt ursprünglich gut erschaffen habe.
'''Information:''' Je nach Art der Kondensation werden verschiedene Arten des Taus unterschieden. Faszinierend ist, wie der Tautropfen in der Wüste oft die einzige Wasserversorgung der Vegetation ist. Das alte Volk der Nabatäer, dessen eine Stadt Petra sich in der Nähe des toten Meeres befindet, machte sich den Tau insofern zu Nutze, indem es sich Zisternen mit Tauwasser anlegte und so ganze Bewässerungsanlagen besaß, die rein vom Tau gespeist wurden.


Die Kehrseite dieser Theorie ist das Theodizeeproblem: Es wird nicht plausibel, warum denn das Böse in der Welt derart mächtig sei. Mit der Entdeckung, dass das Jenseits auf Projektionen beruht, wird der Dualismus überwunden. Es gibt kein Jenseits mehr."On n'a plus besoin de cette hypothèse"; diese lapidare Feststellung des positivistischen Mathematikers, Astronomen und Philosophen P. S. Marquis de Laplace (1749-1827) gilt immer noch.
'''Interpretation:''' Da der Tau am Übergang der Nacht zum Tag entsteht, bei Sonnenaufgang sichtbar wird, enthält er im Volksglauben auch Kräfte dieser Übergangszeit und gilt als Zaubermittel, andererseits gilt er somit auch als Sinnbild der Lebenserneuerung. Im chinesischen Volksglauben gehört der Tau zum Mond und gilt als Sinnbild der Unsterblichkeit. Im Griechischen galt er als Symbol der Befruchtung und Fruchtbarkeit. Im germanischen Volksglauben stammt der Tau aus der jenseitigen Welt, entweder aus dem Weltenbaum Yggdrasil oder aus der Mähne der Pferde der Walküren. Einen Zusammenhang zwischen dem Tauzeichen und unserem deutschen Wort Tautropfen sieht Rudolf Steiner: "Das Tauzeichen, das alte Kreuzeszeichen, heißt im Lateinischen Crux. Und was heißt Tau, Tautropfen? Ros; Ros-Crux ist unser Rosenkreuz." (Steiner, 1984, 264)


'''Interpretation:''' Der Teufel ist eine Projektion des kollektiven [[Schattens]] (des Konglomerats dessen, was nicht toleriert wird) und der gute Gott eine Projektion des kollektiven Ideals (der angeblich guten Seite der Psyche). Die Entdeckung, dass destruktive wie konstruktive psychische Kräfte von den Alten nach aussen projiziert wurden und so die metaphysischen Gefilde bevölkerten, überwindet den archaischen Dualismus Nach der Rücknahme der Projektion erscheint das Universum als Einheitswirklichkeit mit zwei Aspekten, einem materiellen und einem geistigen.
Im alchemistischen Wandlungsprozess gibt es auch den Meertau, den ros marianos: "Der Rosmarin (Ros-marinos officinalis) gilt in der alten Medizin als ein Gegengift; dies vermutl. aus symbolischen Gründen, die mit seinem merkwürdigen Namen zusam-menhängen dürften, wie ich oben erwähnt habe (ros marianos=Meertau, S. 257). Der Tau, der vom Meere kommt, bedeutet für den Alchemisten eine willkommene Analogie für die aqua permanens, die ihrerseits wieder nichts anderes als Mercurius ist.“
Jung GW 14/02, S. 264).


Dass die monotheistischen Religionen (trotz des unlösbaren Problems der Theodizee) an ihrem Glauben an einen einzigen Gott festhalten, ist der archaische Ausdruck einer gesunden Einstellung: Ihr einziger Gott ist ja das Abbild der einen, vielleicht zerstrittenen, aber dennoch einzigen Psyche! Die ewig verfeindeten Ahura Mazda und Ahriman hingegen symbolisieren zwei Teile einer zerrissenen Psyche, in der Hell und Dunkel voneinander abgespalten sind. Wie die Psychotherapie zeigt, können solche psychischen Abspaltungen psychische Störungen und Erkrankungen. Das Ziel der Psychotherapie ist es deshalb meist, solche Abspaltungen durch Integration zu überwinden. Allerdings gibt es traumatische ([[Trauma]]) Ereignisse, bei denen eine Abspaltung für eine zeitlang ein sinnvoller Abwehrmechanismus ([[Abwehr]]) sein kann.
Sonst wird noch der schöpferische, befruchtende Aspekt des Taus in der Alchemie deutlich, auch dort steht er oft in Zusammenhang mit dem Mond: Als Ablutionswasser fällt der Tau vom Himmel, reinigt den Körper und bereitet ihn zur Wiederaufnahme der Seele vor, d. h. er bewirkt die albedo, den weißen Unschuldszustand, der mondähnlich und bräutlich den sponsos erwartet." (Jung GW 14/01, S. 144).


'''Literatur:''' Standard, Kaufmann (1998), Kaufmann (2006)
Angeregt einerseits durch das Grimmsche Märchen "Jorinde und Joringel" (KHM 69) und den geheimnisvollen sprachlichen Bezug zum Tao im Chinesischen und dem griechischen Buchstaben wurde für mich der Tautropfen zu einem lang anhaltenden Imaginationsinhalt. Er wurde für mich persönlich Sinnbild für etwas aus der Welt des Geistes, aus dem kollektiven Unbewussten, das im Hier und Jetzt Gestalt annimmt und eine Verbindung zwischen Wasser und Feuer herstellt und Spiegel-, d. h. Reflektionscharakter enthält. Ein ganzer Gedichtzyklus von mir entstand zu diesem Thema.


'''Autor:''' Kaufmann, Rolf
Das Glitzern und Funkeln der Tautropfen löst wohl bei jedem unbefangen blickenden Menschen Faszination und Freude über die Schönheit aus. Im Traum einer jungen künstlerisch begabten Frau waren die Tautropfen Tränen einer nicht in Erscheinung tretenden Göttin, die Schwestercharakter hatte. Durch den Traum empfing die Träumerin Trost und verstand den Traum als Aufforderung, das Leid gestaltend in Schönheit umzuwandeln (wie die Perle den überstandenen Schmerz symbolisiert), was auch als Bild in oben erwähntem Märchen enthalten ist. Der Traum erinnert an einen Volksglauben in der Oberpfalz, dass die Tautropfen die Tränen der gefallenen Engel sind.
 
'''Literatur:''' Standard
 
'''Autor:''' Thomas, Helga

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:52 Uhr

Keyword: Tau

Links: Alchemie, Jenseits, Mond, Morgen, Nacht, Regen, Wasser

Definition: An der Erdoberfläche, an Gegenständen oder Pflanzen abgesetzte Wassertropfen, die durch Kondensation des Wasserdampfes aus der umgebenden Luft entstehen.

Information: Je nach Art der Kondensation werden verschiedene Arten des Taus unterschieden. Faszinierend ist, wie der Tautropfen in der Wüste oft die einzige Wasserversorgung der Vegetation ist. Das alte Volk der Nabatäer, dessen eine Stadt Petra sich in der Nähe des toten Meeres befindet, machte sich den Tau insofern zu Nutze, indem es sich Zisternen mit Tauwasser anlegte und so ganze Bewässerungsanlagen besaß, die rein vom Tau gespeist wurden.

Interpretation: Da der Tau am Übergang der Nacht zum Tag entsteht, bei Sonnenaufgang sichtbar wird, enthält er im Volksglauben auch Kräfte dieser Übergangszeit und gilt als Zaubermittel, andererseits gilt er somit auch als Sinnbild der Lebenserneuerung. Im chinesischen Volksglauben gehört der Tau zum Mond und gilt als Sinnbild der Unsterblichkeit. Im Griechischen galt er als Symbol der Befruchtung und Fruchtbarkeit. Im germanischen Volksglauben stammt der Tau aus der jenseitigen Welt, entweder aus dem Weltenbaum Yggdrasil oder aus der Mähne der Pferde der Walküren. Einen Zusammenhang zwischen dem Tauzeichen und unserem deutschen Wort Tautropfen sieht Rudolf Steiner: "Das Tauzeichen, das alte Kreuzeszeichen, heißt im Lateinischen Crux. Und was heißt Tau, Tautropfen? Ros; Ros-Crux ist unser Rosenkreuz." (Steiner, 1984, 264)

Im alchemistischen Wandlungsprozess gibt es auch den Meertau, den ros marianos: "Der Rosmarin (Ros-marinos officinalis) gilt in der alten Medizin als ein Gegengift; dies vermutl. aus symbolischen Gründen, die mit seinem merkwürdigen Namen zusam-menhängen dürften, wie ich oben erwähnt habe (ros marianos=Meertau, S. 257). Der Tau, der vom Meere kommt, bedeutet für den Alchemisten eine willkommene Analogie für die aqua permanens, die ihrerseits wieder nichts anderes als Mercurius ist.“ Jung GW 14/02, S. 264).

Sonst wird noch der schöpferische, befruchtende Aspekt des Taus in der Alchemie deutlich, auch dort steht er oft in Zusammenhang mit dem Mond: Als Ablutionswasser fällt der Tau vom Himmel, reinigt den Körper und bereitet ihn zur Wiederaufnahme der Seele vor, d. h. er bewirkt die albedo, den weißen Unschuldszustand, der mondähnlich und bräutlich den sponsos erwartet." (Jung GW 14/01, S. 144).

Angeregt einerseits durch das Grimmsche Märchen "Jorinde und Joringel" (KHM 69) und den geheimnisvollen sprachlichen Bezug zum Tao im Chinesischen und dem griechischen Buchstaben wurde für mich der Tautropfen zu einem lang anhaltenden Imaginationsinhalt. Er wurde für mich persönlich Sinnbild für etwas aus der Welt des Geistes, aus dem kollektiven Unbewussten, das im Hier und Jetzt Gestalt annimmt und eine Verbindung zwischen Wasser und Feuer herstellt und Spiegel-, d. h. Reflektionscharakter enthält. Ein ganzer Gedichtzyklus von mir entstand zu diesem Thema.

Das Glitzern und Funkeln der Tautropfen löst wohl bei jedem unbefangen blickenden Menschen Faszination und Freude über die Schönheit aus. Im Traum einer jungen künstlerisch begabten Frau waren die Tautropfen Tränen einer nicht in Erscheinung tretenden Göttin, die Schwestercharakter hatte. Durch den Traum empfing die Träumerin Trost und verstand den Traum als Aufforderung, das Leid gestaltend in Schönheit umzuwandeln (wie die Perle den überstandenen Schmerz symbolisiert), was auch als Bild in oben erwähntem Märchen enthalten ist. Der Traum erinnert an einen Volksglauben in der Oberpfalz, dass die Tautropfen die Tränen der gefallenen Engel sind.

Literatur: Standard

Autor: Thomas, Helga