Tal

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Keyword: Tal

Links: Abgrund, Abstieg, Berg, Dunkelheit, Regression, Unten, Wasser

Definition: Das Tal ist der direkte Gegensatz zum Berg.

Information: Keine

Interpretation: Und ob ich auch wanderte im finsteren Tal,

so fürcht ich kein Unglück,

denn du bist bei mir.

Dein Stecken und Stab trösten mich.

Psalm 23

Das Leben als „Berg- und Talbahn“ ist eine ewiges auf und ab, als „Jammertal“ ewiges Leiden. Das Tal ist das Unten, die abwärts gerichtete Dimension der Seele. Wir sind dort den unterirdischen dunklen Kräften nah. Im Tal zu sein heißt insofern insbesondere eine Leidensstrecke zu durchleben, einen nach innen gewendeten spirituellen Weg durchlaufen zu müssen, sich in einem regressiven Prozess zu befinden. Umgangssprachlich befindet man sich dann „auf der Talsohle“ oder „auf Talfahrt“, wenn es materiell (baisse) oder im persönlichen Entwicklungsweg abwärts geht.

Auch im konkreten Erleben ist uns oft die Fahrt nach unten unangenehmer als der Anstieg. Aufwärts erleben wir die Befriedigung durch die Überwindung der Erdanziehungskraft mit Hilfe der eigenen Anstrengung, abwärts entsteht dagegen ein Sog, gegen den wir anbremsen müssen und der Unbehagen bereitet.

Das Tal ist aber auch Schoss und Schutz. Dort sammelt sich, was von oben kommt. Insbesondere wird das Wasser kanalisiert und zu einem Bach gebündelt. Viele Täler sind durch diese Bäche erst ausgewaschen worden. Täler sind durch die Ansammlung an Humus und Mineralien auch fruchtbar. Zur Zentrierung bedarf es sowohl im Naturkreislauf als auch in der Psyche der Sammlung im Tal. So ist das mit dem Tal verbundene Leid auch verbunden mit Sättigung, zur Ruhe kommen, Kühlung. Täler sind wohnlicher, geschützter als die Bergeshöhen.

Der Traum eines etwa 40-jährigen Mannes wirft die Frage nach dem inneren Sinn der Regression auf: „Ich bin mit Freunden - vielleicht ist auch meine Frau dabei - in einem bewaldeten Tal auf einer Straße abwärts unterwegs. Plötzlich ist einer verschwunden und wir suchen ihn. Wir hören ihn unter dem Schachtdeckel der Kanalisation, heben den Deckel, finden ihn aber nicht. Wir finden weiter unten noch einen Deckel. Da ruft einer heraus. Es ist ein Landstreicher, der sich dort in einem Hohlraum eingenistet hat. Er reagiert etwas unwirsch. Wir machen den Deckel wieder zu und lassen ihn in Ruhe, reden aber auf dem weiteren Weg ständig über den Mann und rätseln, wer er wohl sei.“

Hier wird deutlich, dass an der tiefsten Stelle eines Weges eine Begegnung stattfinden soll mit einem fremden, auch unheimlichen Wesen, das zunächst nichts mit dem eigenen Leben zu tun zu haben scheint. Dennoch ist dieser Mensch durch den Traum in das Bewusstsein des Träumers eingedrungen und hat sich dort eingenistet, bleibt nun ein unablässiger Begleiter und eine offene Frage. Es scheint also darum zu gehen, dass hier in der Tiefe der eigenen Seele eine Kraft oder Dimension des Träumers schlummert, der er sich früher oder später stellen muss. Ohne Kontakt zu dieser Kraft bleibt ein wesentlicher Teil der eigenen Seele unbekannt und wirkt von dort aus als Störung. Oft begegnen uns solche Dimensionen zunächst als irritierende oder gar bedrohliche Bilder und erschießen sich in ihrer positiven Dimension für das eigene Leben erst allmählich.

Literatur: Standard

Autor: Knoll, Dieter