Riese und Sumpf: Unterschied zwischen den Seiten

Aus symbolonline.eu
(Unterschied zwischen Seiten)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K (1 Version importiert)
 
K (1 Version importiert)
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Keyword:''' Riese
'''Keyword:''' Sumpf


'''Links:''' [[Größenfantasie]], [[Kraft]]
'''Links:''' [[Bios-Prinzip]], [[Erde]], [[Leben]], [[Meer]], [[Mutter, Große]] [[Unbewusstes]], [[Wasser]]


'''Definition:''' Ein Riese [mhd. rise, ahd. riso] ist ein in Märchen, Sagen und Mythen auftretendes Wesen von übergroßer menschlicher Gestalt, meist von feindseligem, gewalttätigem, rohem Charakter. Davon abgeleitet ist die entsprechende umgangssprachliche Bezeichnung für einen sehr großen Menschen.
'''Definition:''' Als Sumpf wird ein ständig von Wasser durchtränktes, auch zeitweise unter Wasser stehendes Gelände mit angepasster Pflanzen- und Tierwelt bezeichnet, in dem z. Tl. sehr üppige Vegetation sprießt.


'''Information:''' In einem der griechischen Schöpfungsmythen waren die ersten Kinder der Mutter Erde hundertarmige Riesen von halbmenschlicher Gestalt und die wilden, einäugigen Kyklopen. Der Vater Himmel, Uranos, zeugte mit der Mutter Erde die Titanen, nachdem er die aufständischen Kyklopen in den Tartaros (Unterwelt) geworfen hatte. Auf Rache sinnend gab Mutter Erde ihrem Sohn, dem Titan Kronos, eine Sichel, womit er seinen Vater kastrierte. Später vermählte sich Kronos mit der Titanin Rhea, doch er fürchtete sich davor, von seinen Kindern entthront zu werden, weshalb er sie verschlang. Rhea konnte nur eines retten, nämlich Zeus, der dann später die Herrschaft übernahm. (Hier wird die uralte Angst der Väter deutlich, von den eigenen Kindern, vor allem den Söhnen, überwachsen zu werden – außerdem die ebenfalls uralte Koalition zwischen Mutter und Sohn gegen den Vater).
'''Information:''' Keine


In den Sagen des deutschen Sprachraums gibt es die Riesen als ungeschlachte Naturgeister, als ungeheure Wetter-Riesen, Sturm-Riesen, als Wind und Windin, und auch als die wilden Männer des deutschen Waldes, woraus der Rübezahl entstanden ist. Die Riesen warfen Felsblöcke (Riesenspielzeug), hinterließen riesige Fußabdrücke und erschlugen einander im Streit.
'''Interpretation:''' Der Sumpf, der Schlamm und das Moor steht von daher in enger symbolischer Verbindung mit den Urelementen [[Wasser]] und [[Erde]], die als Urweibliches den großen Schoß der Mutter Natur darstellen, der keimhaft alles enthält, was nach Verwirklichung und Formgebung verlangt.


'''Interpretation:''' Der Riese ist eine mythologische und archetypische Figur, ein chaotisches, ungebändigtes Triebwesen, das die chthonische Natur verkörpert. Die Riesen sind roh und sittlich gleichgültig; unersättlich in ihrer sinnlichen Gier wirken sie zerstörend, solange sie nicht von den Göttern in Schranken gewiesen sind. Andererseits besitzt der Riesen als einer der ältesten Wesen ein Wissen um die urweltlichen Dinge und überlieferte Weisheit. Die Keule als die primitive Waffe des Riesen in ihrer zerschmetternden Wirkung weist auf ungeheure archaische Affekte hin; sie hat aber neben ihrer zerstörerischen auch eine befruchtende Bedeutung, was u. a. aus ihrer phallischen Form hervorgeht.
Darum ist er auch der geheime Ort der Holle und die Wohnung Fensalir der Frigg. Nach Bachofen wird die Mutterherrschaft auf ihren ersten Stufen, dem der Aphrodite zugehörigen Tellurismus, durch den Sumpf und das Sumpf leben mit seinen Pflanzen und Tieren (Schilf, Gans, Ente, Storch, Wasserreiher, Schlange, Schildkröte, Frosch, Kröte und Krebs) symbolisiert und verkörpert so den wachstumsfördernden, lebensspendenden, positiven Aspekt des Bios-Prinzips. Bei den Germanen ist die Wasserfrau nicht nur die Urmutter, sondern beinhaltet auch den sprachlichen Zusammenhang von Mutter, Moder, Moor, Marsch und Meer. Der Sumpf hat über das Fruchtbarkeitsmotiv hinaus auch als Ursymbol die tiefere Bedeutung einer Urzeugung, d. h. stellt die Seite der unbewussten Zeugung in den Mythen der Urzeit dar, die sich jeder sichtbaren,
d. h. bewussten Erfahrung entzieht und in der die Rolle des Mannes für die Befruchtung möglicherweise unklar war.


In den Gestalten der Riesen spiegeln sich erste, ängstigende Kindheitswahrnehmungen von der Welt der Erwachsenen wideRiesen Die Erwachsenen erscheinen dann dem Kind als angsteinflößende Riesen, ausgestattet mit Macht und Magie. In Träumen von Riesen können sich als verdrängte oder abgespaltene Schattenaspekte der eigenen Persönlichkeit – eine chaotische Triebnatur, ängstigende Größenfantasien oder aggressive Affekte zeigen. Wie man auch in den Mythen und Sagen den Riesen niemals direkt bekämpfen konnte, sondern nur mit List, so ist auch im Umgang mit diesen unbewussten Kräften eine vorsichtige Annäherung ratsam, denn sie können eine große Eigendynamik entwickeln und lassen sich nicht wirklich töten. Das Ziel wäre eine schrittweise Integration und Annahme dieser riesigen Kräfte.
Charakteristisch für den Sumpf ist auch, dass das darin Versunkene im Schlamm, Schlick oder Morast versinkt und meist nie mehr zum Vorschein kommt. Von daher wird mit dem Sumpf auch Unheimlichkeit, Gefahr, Stagnation festhaltende, erstickende, lebensfeindliche Aspekte des Großen Mütterlichen/Weiblichen in Verbindung gebracht. Sümpfe gelten volkstümlich als Aufenthaltsort von Ungeheuern, Geister, Dämonen, Schlangen und Drachen, wie Z. B. das Riesenungeheuer Grendel im Beowulf. Hellschimmernde Lichter bei Sümpfen sind tanzende Hexen, die den Wanderer in die Irre führen, Irrlichter sind die armen Seelen, die sich in Sumpf e aufhalten und man klagen hört. Sümpfe gelten gelegentlich auch als Eingänge zur Hölle oder zur Unterwelt. (HdA, Bd. 8, Sumpf 603) Die Unterwelt wurde in Mythen immer wieder als Reich des Breiigen (Schlamm, Matsch, Morast) und Sumpf der wabernden Exkremente ([[Kot]], [[Analität]], [[Stall]]) geschildert. Im antiken Griechenland stand die symbolische Bedeutung des Sumpf es der des Labyrinthes nahe. Da im Märchen grundsätzlich die Prinzipien der Ordnung herrschen, begrenzt sich dort das Symbol des Sumpf es auf das urtümliche schöpferische Leben, wie auch auf das Hinuntergezogen werden in den Sumpf, verstanden als versinken im Unbewussten, Bereich des festhaltenden Mütterlich / Weiblichen und Abstieg in die Unterwelt. In der Redensart vom „Sumpf der Großstadt“ oder wenn man „versumpft“ ist, klingt der frühere Sinn der sinnlichen Ursprünglichkeit und Zügellosigkeit an. Im Mythos des Herakles hausten die stymphalischen Vögel, menschenfressende Vögel, die Ares, der Kriegsgott aufzog, in den Sümpfen. Von Ares wurden die Vögel, eigentliche Bewohner der Lüfte widernatürlich in den Sümpfen gezüchtet, und stehen in Zusammenhang mit Härte, Grausamkeit, Unerbittlichkeit und verletzender Schärfe. Hier sind die Sümpfe zu verstehen als negativer Bereich der Mutter Erde, als festgehalten werden vom morastischen Urgrund, von der Gefahr des Versinkens bedroht zu sein, den Boden unter sich zu verlieren und in die Tiefe gezogen zu werden. Herakles vertreibt die Vögel mithilfe von Athene durch bronzene Klappern und tötete etliche von ihnen, was Entwicklung der geistigen Fähigkeiten aus dem Sog der Erdabhängigkeit, der sumpfigen Muttergebundenheit bedeuten kann. Im Symbol des Sumpfes stellt sich die Vermischung der Elemente von Wasser und Erde als Urweibliches dar, einerseits als Wachstum und Fruchtbarkeit ermöglichende Urmaterie und positiver Pol des Mutterarchetyps, bei dem die uroborische Natur des Wassers als männlich befruchtend wie als weiblich gebärend aufgefasst wird, andererseits als festhaltender, verschlingender, negativer Pol des großen Mütterlich / Weiblichen. In Träumen von Sümpfen hat man gelegentlich Angst, nicht weiterzukommen, Angst zu versinken (im Unbewussten oder im Bereich des Festhaltenden Mütterlichen) stecken zu bleiben, oder in die Tiefe gezogen zu werden d. h. seine Bewusstheit zu verlieren. Symbolische Auseinandersetzung mit Sümpfen kann aber auch eine Annäherung an „morastisch / sumpfige“ Seiten der ursprünglichen Trieb- und Instinktkraft bedeuten, denn im Symbol der unbewussten „Sumpfzeugung“ aus der Mythen der Urzeit sah Bachofen die wilde Zeugung, in der das Naturerleben auf der Stufe seiner größten Wildheit und Ursprünglichkeit, Zügellosigkeit und Ordnungslosigkeit zum Ausdruck komme (vgl. Bachofen, 1926). Der Sumpf hat von daher auch die symbolische Bedeutung des sinnenfreudigen triebkräftig- üppigen Lebens.
 
Als Odysseus auf den einäugigen Kyklopen Polyphem traf, eine unberechenbare Naturmacht, konnte er nur mit einer List sich selbst und diejenigen seiner Kameraden, die der Kyklop noch nicht verschlungen hatte, retten. Doch am Schluss beleidigte er den gekränkten Polyphem durch ätzenden Spott. Odysseus wähnte sich zu früh als Sieger und konnte seine Allmachtsanwandlungen nicht im Zaum halten. Polyphem rächte sich bitter.
 
Im Märchen vom „Tapferen Schneiderlein“ wird das kleine Schneiderlein als Repräsentant der Ich-Instanz mit zwei Riesen konfrontiert. Aus dieser heiklen Situation kann es sich nur durch eine mutige List retten, und schließlich bekämpfen und töten sich die Riesen gegenseitig.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Claus, Waltrud
'''Autor:''' Kuptz-Klimpel, Annette

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:52 Uhr

Keyword: Sumpf

Links: Bios-Prinzip, Erde, Leben, Meer, Mutter, Große Unbewusstes, Wasser

Definition: Als Sumpf wird ein ständig von Wasser durchtränktes, auch zeitweise unter Wasser stehendes Gelände mit angepasster Pflanzen- und Tierwelt bezeichnet, in dem z. Tl. sehr üppige Vegetation sprießt.

Information: Keine

Interpretation: Der Sumpf, der Schlamm und das Moor steht von daher in enger symbolischer Verbindung mit den Urelementen Wasser und Erde, die als Urweibliches den großen Schoß der Mutter Natur darstellen, der keimhaft alles enthält, was nach Verwirklichung und Formgebung verlangt.

Darum ist er auch der geheime Ort der Holle und die Wohnung Fensalir der Frigg. Nach Bachofen wird die Mutterherrschaft auf ihren ersten Stufen, dem der Aphrodite zugehörigen Tellurismus, durch den Sumpf und das Sumpf leben mit seinen Pflanzen und Tieren (Schilf, Gans, Ente, Storch, Wasserreiher, Schlange, Schildkröte, Frosch, Kröte und Krebs) symbolisiert und verkörpert so den wachstumsfördernden, lebensspendenden, positiven Aspekt des Bios-Prinzips. Bei den Germanen ist die Wasserfrau nicht nur die Urmutter, sondern beinhaltet auch den sprachlichen Zusammenhang von Mutter, Moder, Moor, Marsch und Meer. Der Sumpf hat über das Fruchtbarkeitsmotiv hinaus auch als Ursymbol die tiefere Bedeutung einer Urzeugung, d. h. stellt die Seite der unbewussten Zeugung in den Mythen der Urzeit dar, die sich jeder sichtbaren, d. h. bewussten Erfahrung entzieht und in der die Rolle des Mannes für die Befruchtung möglicherweise unklar war.

Charakteristisch für den Sumpf ist auch, dass das darin Versunkene im Schlamm, Schlick oder Morast versinkt und meist nie mehr zum Vorschein kommt. Von daher wird mit dem Sumpf auch Unheimlichkeit, Gefahr, Stagnation festhaltende, erstickende, lebensfeindliche Aspekte des Großen Mütterlichen/Weiblichen in Verbindung gebracht. Sümpfe gelten volkstümlich als Aufenthaltsort von Ungeheuern, Geister, Dämonen, Schlangen und Drachen, wie Z. B. das Riesenungeheuer Grendel im Beowulf. Hellschimmernde Lichter bei Sümpfen sind tanzende Hexen, die den Wanderer in die Irre führen, Irrlichter sind die armen Seelen, die sich in Sumpf e aufhalten und man klagen hört. Sümpfe gelten gelegentlich auch als Eingänge zur Hölle oder zur Unterwelt. (HdA, Bd. 8, Sumpf 603) Die Unterwelt wurde in Mythen immer wieder als Reich des Breiigen (Schlamm, Matsch, Morast) und Sumpf der wabernden Exkremente (Kot, Analität, Stall) geschildert. Im antiken Griechenland stand die symbolische Bedeutung des Sumpf es der des Labyrinthes nahe. Da im Märchen grundsätzlich die Prinzipien der Ordnung herrschen, begrenzt sich dort das Symbol des Sumpf es auf das urtümliche schöpferische Leben, wie auch auf das Hinuntergezogen werden in den Sumpf, verstanden als versinken im Unbewussten, Bereich des festhaltenden Mütterlich / Weiblichen und Abstieg in die Unterwelt. In der Redensart vom „Sumpf der Großstadt“ oder wenn man „versumpft“ ist, klingt der frühere Sinn der sinnlichen Ursprünglichkeit und Zügellosigkeit an. Im Mythos des Herakles hausten die stymphalischen Vögel, menschenfressende Vögel, die Ares, der Kriegsgott aufzog, in den Sümpfen. Von Ares wurden die Vögel, eigentliche Bewohner der Lüfte widernatürlich in den Sümpfen gezüchtet, und stehen in Zusammenhang mit Härte, Grausamkeit, Unerbittlichkeit und verletzender Schärfe. Hier sind die Sümpfe zu verstehen als negativer Bereich der Mutter Erde, als festgehalten werden vom morastischen Urgrund, von der Gefahr des Versinkens bedroht zu sein, den Boden unter sich zu verlieren und in die Tiefe gezogen zu werden. Herakles vertreibt die Vögel mithilfe von Athene durch bronzene Klappern und tötete etliche von ihnen, was Entwicklung der geistigen Fähigkeiten aus dem Sog der Erdabhängigkeit, der sumpfigen Muttergebundenheit bedeuten kann. Im Symbol des Sumpfes stellt sich die Vermischung der Elemente von Wasser und Erde als Urweibliches dar, einerseits als Wachstum und Fruchtbarkeit ermöglichende Urmaterie und positiver Pol des Mutterarchetyps, bei dem die uroborische Natur des Wassers als männlich befruchtend wie als weiblich gebärend aufgefasst wird, andererseits als festhaltender, verschlingender, negativer Pol des großen Mütterlich / Weiblichen. In Träumen von Sümpfen hat man gelegentlich Angst, nicht weiterzukommen, Angst zu versinken (im Unbewussten oder im Bereich des Festhaltenden Mütterlichen) stecken zu bleiben, oder in die Tiefe gezogen zu werden d. h. seine Bewusstheit zu verlieren. Symbolische Auseinandersetzung mit Sümpfen kann aber auch eine Annäherung an „morastisch / sumpfige“ Seiten der ursprünglichen Trieb- und Instinktkraft bedeuten, denn im Symbol der unbewussten „Sumpfzeugung“ aus der Mythen der Urzeit sah Bachofen die wilde Zeugung, in der das Naturerleben auf der Stufe seiner größten Wildheit und Ursprünglichkeit, Zügellosigkeit und Ordnungslosigkeit zum Ausdruck komme (vgl. Bachofen, 1926). Der Sumpf hat von daher auch die symbolische Bedeutung des sinnenfreudigen triebkräftig- üppigen Lebens.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette