Couch und Quaternität: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Couch
'''Keyword:''' Quaternität


'''Links:''' [[Analyse]], [[Analytische]] Psychotherapie, [[Assoziation]], [[Bett]], [[Oben]], [[Regression]], [[Schlaf]], [[Traum]], [[Unten]]
'''Links:''' Kreuz [[Mandala]], [[Pentaolon-System]], [[Polarität]], [[Quadrat]], [[Selbst]], [[Vier]], [[Würfel]]


'''Definition:''' Die Couch (engl. couch, frz. couche = Lager, zu: coucher = hinlegen, lagern, lat. collocare) ist ein Liegesofra mit Rückenlehne und Seitenlehne, das sich zum Liegen wie zum Sitzen und Schlafen eignet.
'''Definition:''' Die Quaternität (lat. quartus: der Vierte) ist ein aus vier Teilen zusammengesetztes Ganzes oder eine Vierheit.


'''Information:''' S. Freud hat die Couch als zentrales Behandlungsinstrument in die Psychotherapie eingeführt und sie ist inzwischen geradezu zu einem Kennzeichen der Analyse geworden, was sich auch schon redensartlich niedergeschlagen hat, z. B: "Ich lege mich doch nicht auf die Couch!" als Ausdruck für die Abneigung, sich von jemanden Anderem "durchleuchten" zu lassen oder einen "Seelenstriptease" zu machen.
'''Information:''' Die Quaternität ist ein "Ordnungsschema par excellence" (vgl. Jung, GW 9/2, § 381) und ein wesentlicher Aspekt der Ganzheitssymbolik: "Die ideale Vollständigkeit ist das Runde, der Kreis, aber seine natürliche minimale Einteilung ist die Vierheit." (Jung, GW 11, § 246)


'''Interpretation:''' Allgemein ist die Couch ist Möbel mit einem Symbolgehalt ganz ähnlich einem Bett (eine Vorstufe dazu), auf dem man es sich bequem machen kann, auf dem man loslassen, entspannen, träumen und schlafen kann, das einem Geborgenheit und Schutz schenkt.
Die Vier als Zahl, das Quadrat wie auch das Kreuz, ermöglichen den Aufbau eines grundlegenden Koordinatensystems für Zeit und Raum, für Welt und Kosmos. Sie bilden deshalb auch die Basis für viele logisch-geistige Modelle: die vier Himmelsrichtungen, die vier Winde, die vier Jahreszeiten, die vier Lebensalter, die vier Elemente, die vier Körpersäfte und die vier Temperamente, die vier Flüsse des Paradieses, die vier Evangelisten, das Pentaolon-System.


In der analytischen Psychotherapie soll mit dem Liegen auf der Couch eine tiefere [[Regression]], ein besseres Zulassen der freien Assoziation ([[Assoziation]], freie), des Fantasierens und Imaginierens ermöglicht werden. Die damit verbundene Oben-Unten-Position von Therapeut und Patient, die ein asymetrisches Beziehungsverhältnis ausdrückt, wird dafür in Kauf genommen, zumal sie auch entsprechende Übertragungsvorgänge (Macht-Ohnmacht, Kontrolle-Hingabe, Autonomie-Abhängigkeit, Aggressivität-Sexualität) provoziert, die für die meisten Patienten zentrale Konflikt- und Komplexthemen sind.
'''Interpretation:''' Das Auftauchen der Vierheit in Träumen und Visionen kann deshalb auf die Ganzheit und das Selbst hinweisen. Als solche Ganzheitsstruktur ist sie z.B. im Mandala enthalten. In seinen religionspsychologischen Überlegungen setzt sich Jung mit dem Archetyp der Trinität auseinander und ist der Meinung, dass in der christlichen Trinitätsvorstellung Maria als Viertes fehlt bzw. ins Unbewusste verdrängt ist. Die christliche Religion müsse deshalb Maria, das heißt das Weibliche oder das Weiblich-Geistige als Viertes zur Ganzheit wieder hinzunehmen (vgl. Himmelfahrt Marias). Wo man in mythologischen und religiösen Bildern und Symbolen, hermetischen Symbolsystemen (etwa der Alchemie) oder auch in der Philosophie auf die Vierheit stößt, vor allem auch in gnostischem Denken, geht es darum, eine chaotische Vielfalt numinoser Bilder und Eindrücke zu ordnen. ´


Dass der Analytiker außerdem hinter dem Patienten bzw. außerhalb seines unmittelbaren Blickkontaktes sitzt, soll helfen, den Assoziationsfluss des Patienten nicht durch Reaktionen des Analytikers, seine Mimik und Gestik zu beeinflussen und es auch dem Analytiker ermöglichen, eine entspannte, den unbewussten Inhalten ([[Unbewusstes]]) zugewandte Haltung und gleichschwebende Aufmerksamkeit ([[Aufmerksamkeit]], gleichschwebende) zu ermöglichen. Allerdings können gerade auch durch diese Haltung Ängste und traumatische Erfahrungen des Patienten ausgelöst bzw. gesteigert werden, was wiederum der angestrebten entspannten und gelockerten Haltung, die für einen guten Zugang zum [[Unbewussten]] wesentlich ist, entgegenwirken könnte. Andererseits wiederum kann das Liegen auf der Couch dem Patienten das Gefühl geben, eine ganze wichtige und zentrale Person im Prozess zu sein, was er durch den Therapeuten ganz bewusst auch dadurch bestätigt bekommen, dass er relativ wenig redet, sich einfühlend verhält und sich mit eigenen Bedürfnissen zurückhält.
Die Quaternität oder Quaternio bedeutet Beruhigung durch Ordnung. Deswegen bedient sich Jung häufig selbst eines Quaternitätsmodells, um sich in der Fülle und Vielschichtigkeit universaler Motive, Gestalten, Ereignisse, aber auch der Träume, Fantasien und anderen unbewussten und symbolischen Gestaltungen seiner Patienten orientieren zu können. In seinem Aufsatz: Die Struktur und Dynamik des Selbst (vgl. GW 9/2) stellt er verschiedene Aspekte des Selbst in der Struktur der Quaternio und der Doppelpyramide dar und setzt sie mit der alchemistischen Lehre von den vier Elementen und dem Stein der Weisen in Beziehung. Nicht zuletzt spielt die Quaternio eine herausragende Rolle in Jungs Überlegungen zu Beziehungsprozessen in Zweier-Beziehungen (Heiratsquaternio) und in der Beziehung zwischen Therapeut und Patient. Auch die Orientierungsfunktionen sind im Quadrat und polar angeordnet.
 
Im günstigen Fall ist die Couch so etwas wie ein sicheres, schützendes "Fahrzeug" oder "Raumschiff", dass den Patienten bei seiner [[Nachtmeerfahrt]] durch die - zunächst meist bedrohliche empfundenen, später aber immer lustvoller und abenteuerlicher erlebbaren - Tiefendimensionen der Seele.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Müller, Lutz
'''Autor:''' Müller, Anette

Version vom 13. Dezember 2015, 00:04 Uhr

Keyword: Quaternität

Links: Kreuz Mandala, Pentaolon-System, Polarität, Quadrat, Selbst, Vier, Würfel

Definition: Die Quaternität (lat. quartus: der Vierte) ist ein aus vier Teilen zusammengesetztes Ganzes oder eine Vierheit.

Information: Die Quaternität ist ein "Ordnungsschema par excellence" (vgl. Jung, GW 9/2, § 381) und ein wesentlicher Aspekt der Ganzheitssymbolik: "Die ideale Vollständigkeit ist das Runde, der Kreis, aber seine natürliche minimale Einteilung ist die Vierheit." (Jung, GW 11, § 246)

Die Vier als Zahl, das Quadrat wie auch das Kreuz, ermöglichen den Aufbau eines grundlegenden Koordinatensystems für Zeit und Raum, für Welt und Kosmos. Sie bilden deshalb auch die Basis für viele logisch-geistige Modelle: die vier Himmelsrichtungen, die vier Winde, die vier Jahreszeiten, die vier Lebensalter, die vier Elemente, die vier Körpersäfte und die vier Temperamente, die vier Flüsse des Paradieses, die vier Evangelisten, das Pentaolon-System.

Interpretation: Das Auftauchen der Vierheit in Träumen und Visionen kann deshalb auf die Ganzheit und das Selbst hinweisen. Als solche Ganzheitsstruktur ist sie z.B. im Mandala enthalten. In seinen religionspsychologischen Überlegungen setzt sich Jung mit dem Archetyp der Trinität auseinander und ist der Meinung, dass in der christlichen Trinitätsvorstellung Maria als Viertes fehlt bzw. ins Unbewusste verdrängt ist. Die christliche Religion müsse deshalb Maria, das heißt das Weibliche oder das Weiblich-Geistige als Viertes zur Ganzheit wieder hinzunehmen (vgl. Himmelfahrt Marias). Wo man in mythologischen und religiösen Bildern und Symbolen, hermetischen Symbolsystemen (etwa der Alchemie) oder auch in der Philosophie auf die Vierheit stößt, vor allem auch in gnostischem Denken, geht es darum, eine chaotische Vielfalt numinoser Bilder und Eindrücke zu ordnen. ´

Die Quaternität oder Quaternio bedeutet Beruhigung durch Ordnung. Deswegen bedient sich Jung häufig selbst eines Quaternitätsmodells, um sich in der Fülle und Vielschichtigkeit universaler Motive, Gestalten, Ereignisse, aber auch der Träume, Fantasien und anderen unbewussten und symbolischen Gestaltungen seiner Patienten orientieren zu können. In seinem Aufsatz: Die Struktur und Dynamik des Selbst (vgl. GW 9/2) stellt er verschiedene Aspekte des Selbst in der Struktur der Quaternio und der Doppelpyramide dar und setzt sie mit der alchemistischen Lehre von den vier Elementen und dem Stein der Weisen in Beziehung. Nicht zuletzt spielt die Quaternio eine herausragende Rolle in Jungs Überlegungen zu Beziehungsprozessen in Zweier-Beziehungen (Heiratsquaternio) und in der Beziehung zwischen Therapeut und Patient. Auch die Orientierungsfunktionen sind im Quadrat und polar angeordnet.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Anette