Stute und Sublimatio: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Stute
'''Keyword:''' Sublimatio


'''Links:''' [[Anima]], [[Libido]], [[Mutter]],, große [[Pferd]], [[Tier]]
'''Links:''' [[Albedo]], [[Alchemie]], [[Alchemie]], Phasen der [[Aufstieg]], [[Coniunctio]], [[Fliegen]], [[Lapis]], [[Logos-Prinzip]], [[Luft]], [[Opus]] magnum [[Rubedo]], [[Selbst]], [[Stein]], [[Vogel]]


'''Definition:''' Die Stute ist ein weibliches Pferd. Das altgermanische Wort "stuot" bezeichnete ursprünglich eine Herde von Pferden, später speziell eine Herde von Zuchtpferden, die halbwild im Gelände gehalten wurden. Es ist vermutlich von "stehen" abgeleitet, im Sinne "zusammenstehende Herde". Darin kommt zum Ausdruck, dass Pferde einen stabilen Herdenverband mit festgelegter Rangordnung und lebenslangem Zusammenhalt bilden.
'''Definition:''' Die Sublimatio ist eine alchemistische Operation, bei der ein fester Stoff durch Erhitzen in einen gasförmigen Zustand übergeht, im Gefäß aufsteigt und sich wieder zu einer Flüssigkeit oder einem Pulver verfestigen kann.


'''Information:''' Seit Anfang des 15. Jhs wird mit Stute ein einzelnes weibliches Zuchtpferd bezeichnet. Entsprechende Ortsnamen, wie etwa Stuttgart (= "Pferdegehege"), weisen darauf hin, dass hier Pferde gezüchtet wurden. Entsprechend der Heiligkeit des Pferdes in vielen frühen Religionen können Göttinnen als Stute erscheinen oder mit dem Kopf der Stute - so die griechische Demeter (als Poseidon sie verfolgte, verwandelte sie sich in eine Stute und versteckte sich in einer Pferdeherde). Auch Hekate erscheint mit dem Leib einer Stute; die Gorgo Medusa ist in den ältesten Erzählungen ebenfalls eine Stute und Braut des Poseidon in Hengstgestalt und geht mit Pegasos schwanger; die keltische Rhiannon als weiße Stute (die weiße Mondgöttin). Die keltische Pferdegöttin Epona ritt entweder im Reitsitz auf einer Stute oder war die Stute selbst. Sie wurde an vielen Orten im römisch besetzten Germanien verehrt; als Schutzgöttin der Pferde und Symbol der weiblichen Schöpferkraft hing ihr Abbild in Pferdeställen und wurde stets mit frischem Grün bekränzt.
'''Information:''' In der Alchemie glaubte man damit den Geist bzw. die Seele eines Stoffes isoliert zu haben, den schwarzen Rückstand des Stoffes bezeichnete man als caput mortuum (Totenkopf, [[Nigredo]]). Während der Trennung ([[Separatio]]) des Geistes bzw. der Seele vom Körper werden diese gereinigt und einer erneuten [[Coniunctio]] zugeführt. Oft wird das Sublimat als Vogel dargestellt.


'''Interpretation:''' Bis ins 12. Jh wurde in Irland ein Fürst bei seiner Krönung symbolisch durch eine weiße Stute wiedergeboren, was auf ihre Bedeutung als Symbol des Lebens verweist. Sie gehört daher zum archetypischen Feld der Großen Mutter mit Betonung des tragenden, mütterlichen Aspektes und tritt in Beziehung zum Geistaspekt: In Arabien werden Stuten "Töchter des Windes" genannt, in frühen Kulturen glaubte man, sie würden vom Wind befruchtet.
'''Interpretation:''' Psychologisch beinhaltet die Sublimatio die Fähigkeit, einen höheren, geistigen Standpunkt einzunehmen und etwas zu überblicken (vgl. Edinger S. 150f). Dem entsprechen Bilder einer Aufwärtsbewegung wie Schweben, Fliegen, Turm, Kreuz oder Leiter, und mythologische und religiöse Motive wie der Aufstieg des Herakles in den Olymp, der feurige Wagen von Elias, das christliche Himmelfahrtsmotiv, der Aufstieg der Seele in der Gnosis nach dem Fall und ihre Läuterung, die Osirisleiter, die Jakobsleiter oder die Erhöhung Christi durch den Kreuzestod.


Als Reittier eines Mannes kann sie auch einen teriomorphen, das männliche Bewußtsein tragenden Animaaspekt darstellen; so trägt "Burak", die Stute mit Frauenkopf und Pfauenschweif, den Propheten Muhammad erst nach Jerusalem und dann in den Himmel.
Die negative Seite der Sublimatio ist Abgehobenheit und Dissoziation, mythologisch der Turmbau zu Babel. Binswanger hat Verstiegenheit und Volatilität als anthropologische Kategorie bei manisch Kranken beschrieben. Das Gegenmittel für die Sublimatio ist die [[Coagulatio]] als Erdung und Bodenhaftung. „Sublimiere den Körper und koaguliere den Geist“ (Edinger, S. 178), so lautet ein Motto der Alchemie.


Don Quichotte reitet auf der klapperdürren Rosinante; Sokrates war mit der "Gelben Stute" (Xanthippe) verheiratet, was auf einen zänkischen Animaaspekt des abgeklärten Philosophen verweist. Der arabische Beduine spricht zärtlich von "seiner Stute"; häufig schläft sie in seinem Zelt, bringt dort ihr Fohlen zur Welt. In den edelsten Pferdezuchten werden die Tiere nach der Mutterlinie benannt. Die Legende von den "Fünf Stuten des Propheten" überliefert, dass nur 5 Stuten zu Muhammad zurückkehrten, bevor sie ihren Durst gestillt hatten, als das Signal ertönte, während die übrige Herde zum Brunnen rannte. Fortan wurden als Zeichen ihrer Wertschätzung ihre Augen geschminkt und sie wurden die Stammmütter der bedeutendsten Zuchtlinien.
C. G. Jung sieht in der alchemistischen Sublimatio ungefähr das Gegenteil von dem, was Freud als Sublimierung versteht. Freud habe daraus eine triebhaft gesteuerte Ersatzhandlung, eine Notoperation des Ich gemacht, ohne wirkliche Einsicht in die geistige Dimension solcher seelischen Wandlungsprozesse zu besitzen.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard, Edinger (1990)


'''Autor:''' Rafalski, Monika
'''Autor:''' Krapp, Manfred

Version vom 22. November 2011, 11:20 Uhr

Keyword: Sublimatio

Links: Albedo, Alchemie, Alchemie, Phasen der Aufstieg, Coniunctio, Fliegen, Lapis, Logos-Prinzip, Luft, Opus magnum Rubedo, Selbst, Stein, Vogel

Definition: Die Sublimatio ist eine alchemistische Operation, bei der ein fester Stoff durch Erhitzen in einen gasförmigen Zustand übergeht, im Gefäß aufsteigt und sich wieder zu einer Flüssigkeit oder einem Pulver verfestigen kann.

Information: In der Alchemie glaubte man damit den Geist bzw. die Seele eines Stoffes isoliert zu haben, den schwarzen Rückstand des Stoffes bezeichnete man als caput mortuum (Totenkopf, Nigredo). Während der Trennung (Separatio) des Geistes bzw. der Seele vom Körper werden diese gereinigt und einer erneuten Coniunctio zugeführt. Oft wird das Sublimat als Vogel dargestellt.

Interpretation: Psychologisch beinhaltet die Sublimatio die Fähigkeit, einen höheren, geistigen Standpunkt einzunehmen und etwas zu überblicken (vgl. Edinger S. 150f). Dem entsprechen Bilder einer Aufwärtsbewegung wie Schweben, Fliegen, Turm, Kreuz oder Leiter, und mythologische und religiöse Motive wie der Aufstieg des Herakles in den Olymp, der feurige Wagen von Elias, das christliche Himmelfahrtsmotiv, der Aufstieg der Seele in der Gnosis nach dem Fall und ihre Läuterung, die Osirisleiter, die Jakobsleiter oder die Erhöhung Christi durch den Kreuzestod.

Die negative Seite der Sublimatio ist Abgehobenheit und Dissoziation, mythologisch der Turmbau zu Babel. Binswanger hat Verstiegenheit und Volatilität als anthropologische Kategorie bei manisch Kranken beschrieben. Das Gegenmittel für die Sublimatio ist die Coagulatio als Erdung und Bodenhaftung. „Sublimiere den Körper und koaguliere den Geist“ (Edinger, S. 178), so lautet ein Motto der Alchemie.

C. G. Jung sieht in der alchemistischen Sublimatio ungefähr das Gegenteil von dem, was Freud als Sublimierung versteht. Freud habe daraus eine triebhaft gesteuerte Ersatzhandlung, eine Notoperation des Ich gemacht, ohne wirkliche Einsicht in die geistige Dimension solcher seelischen Wandlungsprozesse zu besitzen.

Literatur: Standard, Edinger (1990)

Autor: Krapp, Manfred