Chassidismus und Psychopompos: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Chassidismus
'''Keyword:''' Psychopompos


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'''Links:''' [[Alchemie]], [[Anima, Animus]], [[Hermes]], [[Hierophant]], [[Imagination]], [[Intitiation]], [[Märchen]], [[Mythos]], [[Pfarrer]], [[Priester]], [[Selbst]]


'''Definition:''' Chassidismus, von hebr. chassid, der Fromme, wird in der Regel auf die ostjüdische Erneuerungsbewegung des 18. /19. Jahrhunderts bezogen.
'''Definition:''' Ein Psychopompos (griech. pompe: Sendung, Geleit) oder Seelenführer ist eine archetypische Gestalt aus dem Mythos, der Religion, dem Märchen und der Hermetik, der in Zeiten der Not, der Krise, des Übergangs und der Initiation die Funktion der Begleitung, der Führung und Wegweisung hat.


'''Information:''' Historisch betrachtet gehen dem Chassidismus die Chasside Aschkenas, die Frommen Deutschlands, voraus. Darunter ist die betont esoterische Frömmigkeitsbewegung des deutschen, später auch des französischen Judentums im 12. / 13. Jahrhunderts zu verstehen, die sich anfangs in Regensburg, Speyer, Worms und Mainz zusammenfand und die der [[Kabbala]], sowie älteren Formen der jüdischen Mystik verbunden war. Zu ihren wichtigsten Meisterpersönlichkeiten gehörten Samuel ben Kalonymos he-Chassid aus Regensburg und Eleasar ben Juda aus Worms.
'''Information:''' In den Kreis der Seelenführer gehören alle Figuren, die Botschaften vermitteln, etwa vom Himmel zur Erde oder auch von der Erde zum Himmel (Engel), in neue Bereiche vor allem der Transzendenz, des "Jenseits" oder des Totenreiches geleiten und Menschen mit einer neuen Dimension verbinden. Sie verfügen meist über etwas Geheimnisvolles oder Numinoses, sind im Besitz von besonderen Fähigkeiten und Möglichkeiten und haben häufig eine ambivalente, göttlich-dämonische, tricksterhafte Natur wie der Narr oder der Trickster.


'''Interpretation:''' Die eigenständige ostjüdische Bewegung, deren reiches Traditionsgut mit seinen berühmten chassidischen Erzählungen in der Hauptsache durch Martin Buber (1878 - 1965) bekannt geworden ist, geht auf Israel ben Elieser (1700. 1760), auch Baal-Schem-Tow (Meister des guten Namens) genannt, zurück. Diese Ausformung des Ch. kann als Versuch verstanden werden, die an sich esoterische [[Kabbala]] zu popularisieren und im alltäglichen Leben fruchtbar zu machen. Die Bewegung entwickelte sich als religiöse Antwort, die im Gefolge einer großen Krise, die einerseits durch Pogrome, andererseits zu die von Sabbatai Zwi, einem Pseudo-Messias des 17. Jahrhunderts, ausgelösten Häresie verursacht wurde.
Eine der bekanntesten klassischen Psychopomposfiguren ist Hermes-Mercurius, der griechische Götterbote. Die Ägypter kannten den hunde- oder schakalköpfigen Anubis. In germanischer Mythologie holen die Walküren die gefallenen Krieger vom Schlachtfeld nach Walhalla, bei den Kelten ist Ogma Seelenführer. Im Christentum sind es der Engel Michael oder der Riese Christophorus; an der Pforte zum Himmel erwartet Petrus die Seele, die Einlass begehrt. In Märchen und Fantasiegeschichten erscheinen Psychopompoi manchmal auch als Fabelwesen, Feen, Zwerge oder Tiere. In imaginativen Verfahren wird oft Kontakt zu solchen hilfreichen, begleitenden und ratgebenden Gestalten aufgenommen.


Die Zaddikim, d. h. die spirituellen Meister und die von ihnen seelsorgerlich betreuten Gemeinden, die Chassidim, stellten eine religiöse Alternative zu den Vertretern der rabbinischen und damit als orthodox anzusehenden Gesetzesfrömmigkeit dar. An die Stelle einer strikten Befolgung der Thora trat im Chassidismus der Wille und die Begeisterungskraft, in allen Dingen des alltäglichen Lebens und Tun Gott zu ergreifen und ihm in freudiger, lebensbejahender Erhebung zu dienen. Es komme darauf an, in rechter Sammlung (Kawwana) und Hingabe selbst das geringste und unscheinbarste Werk zu vollbringen. Auf diese Weise könne der Fromme mit all seinem Sein und Tun das Schicksal der Welt gestalten helfen. Insofern handle es sich nach Buber im Chassidismus um einen "unvergleichlichen Versuch, das sakramentale Leben des Menschen aus dem Verderben der Geläufigkeit zu retten". Buber ist das Verdienst zuzusprechen, den spirituellen Gehalt in poetischer Sprache der westlichen Welt als "chassidische Botschaft" und als eine "Ethos gewordenen Kabbala" vermittelt zu haben.
Weitere Psychopompoi-Gestalten oder Berufsgruppen, auf die diese Funktion leicht projiziert wird, sind z. B. Religionsstifter, berühmte Mana-Persönlichkeiten, Politiker, Meister und Gurus, Pfarrer, Priester, heilige, alte und weise Männer oder Frauen, Ärzte, Psychologen und Psychotherapeuten.


Dabei erfuhr energischen Widerspruch durch die literarkritischen Untersuchungen von Gershom Scholem (1897 - 1982)."Was dem Chassidismus seine besondere Formung gegeben hat, war vor allem die Begründung einer religiösen Gemeinschaft, die auf einem Paradox beruhte [...]. Die Originalität des Chassidismus kam dadurch zustande, daß Mystiker, die den mystischen Weg in sich verwirklicht hatten [...] vor einfache Leute traten und, anstatt den persönlichsten aller Wege nur für sich selbst zu gehen, ihn alle Menschen guten Willens zu lehren unternahmen" (G. Scholem, 1957, S. 375). Abgesehen von den in späteren Generationen zu beobachtenden Niedergangserscheinungen wurden die chassidischen Gemeinden im polnisch-russischen Raum während des zweiten Weltkriegs großenteils vernichtet. In den USA und in Israel konnten relativ kleine Kreise ihr religiöses Eigenleben von neuem realisieren. Die Kritik weist daraufhin, dass eine große Diskrepanz besteht zwischen der Realität und den von Buber gestalteten Darstellungen chassidischer Lebenswirklichkeit.
C. G. Jung bezeichnet auch Anima und Animus als Seelenführer, weil sie Brücke oder Vermittler zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten sind, nach innen, zur eigenen Seele, ins Unbewusste deuten, führen oder manchmal auch zwingen.


'''Literatur:''' Standard, Wehr (Chassidismus, 2009)
Bei den Psychopomposgestalten handelt es sich häufig auch um Personifikationen des Selbst.


'''Autor:''' Wehr, Gerhard
'''Interpretation:''' Keine
 
'''Literatur:''' Standard
 
'''Interpretation:''' Müller, Anette

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr

Keyword: Psychopompos

Links: Alchemie, Anima, Animus, Hermes, Hierophant, Imagination, Intitiation, Märchen, Mythos, Pfarrer, Priester, Selbst

Definition: Ein Psychopompos (griech. pompe: Sendung, Geleit) oder Seelenführer ist eine archetypische Gestalt aus dem Mythos, der Religion, dem Märchen und der Hermetik, der in Zeiten der Not, der Krise, des Übergangs und der Initiation die Funktion der Begleitung, der Führung und Wegweisung hat.

Information: In den Kreis der Seelenführer gehören alle Figuren, die Botschaften vermitteln, etwa vom Himmel zur Erde oder auch von der Erde zum Himmel (Engel), in neue Bereiche vor allem der Transzendenz, des "Jenseits" oder des Totenreiches geleiten und Menschen mit einer neuen Dimension verbinden. Sie verfügen meist über etwas Geheimnisvolles oder Numinoses, sind im Besitz von besonderen Fähigkeiten und Möglichkeiten und haben häufig eine ambivalente, göttlich-dämonische, tricksterhafte Natur wie der Narr oder der Trickster.

Eine der bekanntesten klassischen Psychopomposfiguren ist Hermes-Mercurius, der griechische Götterbote. Die Ägypter kannten den hunde- oder schakalköpfigen Anubis. In germanischer Mythologie holen die Walküren die gefallenen Krieger vom Schlachtfeld nach Walhalla, bei den Kelten ist Ogma Seelenführer. Im Christentum sind es der Engel Michael oder der Riese Christophorus; an der Pforte zum Himmel erwartet Petrus die Seele, die Einlass begehrt. In Märchen und Fantasiegeschichten erscheinen Psychopompoi manchmal auch als Fabelwesen, Feen, Zwerge oder Tiere. In imaginativen Verfahren wird oft Kontakt zu solchen hilfreichen, begleitenden und ratgebenden Gestalten aufgenommen.

Weitere Psychopompoi-Gestalten oder Berufsgruppen, auf die diese Funktion leicht projiziert wird, sind z. B. Religionsstifter, berühmte Mana-Persönlichkeiten, Politiker, Meister und Gurus, Pfarrer, Priester, heilige, alte und weise Männer oder Frauen, Ärzte, Psychologen und Psychotherapeuten.

C. G. Jung bezeichnet auch Anima und Animus als Seelenführer, weil sie Brücke oder Vermittler zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten sind, nach innen, zur eigenen Seele, ins Unbewusste deuten, führen oder manchmal auch zwingen.

Bei den Psychopomposgestalten handelt es sich häufig auch um Personifikationen des Selbst.

Interpretation: Keine

Literatur: Standard

Interpretation: Müller, Anette