Essen

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Keyword: Essen

Links: Abendmahl, Bauch, Brust, Mahl, Mahlzeit Mund, Nahrung

Definition: Essen steht für Lebensmittel, Speise, feste Nahrung, zubereitete Gerichte und für deren Aufnahme. Etymologisch hat Essen seine Wurzel im indogermanischen ed. Ed verweist auf kauen und auf den Zahn, bedeutet eigentlich der Kauende. Zahn ist etymologisch möglicherweise verwandt mit zanken. Dieser aggressive, kämpferische Beiklang ist noch deutlicher nachzuvollziehen im Wort verzehren und seinem Ausgangswort zehren, abgeleitet von ahd. zeran, zerren, zerreißen, kämpfen. Wer seine Nahrung aus krankheitsbedingter Schwäche nicht "zerreißen" kann, wird auch als ausgezehrt bezeichnet.

Information: Essen, Trinken und Atmen sind die biologisch-vegetativen Grundvoraussetzungen des Lebens, die uns unmittelbar bewusst werden, sobald wir nicht mehr atmen, trinken, essen können, entweder weil keine Luft, kein Trank, kein Essen vorhanden ist oder weil wir materielles oder immaterielles Essen aus inneren Schwierigkeiten und Konflikten heraus nicht nehmen, nicht einverleiben, nicht "an uns reißen" können.

Gesunde Gesellschaften bieten jedem Mitglied die Möglichkeit, genügend Essen zu haben und sich satt essen zu können. Koch-, Ess- und Tafelkultur sind Zeichen von Wohlstand, Frieden, Kultur und Sozialisation. Essen ist kulturell und sozial geformt und verformt, Regeln zum Essverhalten können über Jahrtausende zurückverfolgt werden. Aufgrund der Triebhaftigkeit beim Essen, die den Menschen dem Tier sehr ähnlich sein lässt - manche Menschen essen wie Schweine - und der mit dem Essen verbundenen Sinnlichkeit werden Essmanieren, Tischsitten und Disziplin seit der frühesten Kindheit trainiert. Zu triebhaft oder sinnlich, nicht "manierlich" oder gesittet zu essen - also z.B. zu schmatzen, gierig zu schlingen, beim Kauen zu reden etc. - wird sanktioniert. Der häusliche Esstisch und die Küche als Ort der Zubereitung des Essens und auch des Einnehmens der mehrmaligen täglichen Mahlzeiten sind Brenn- Knoten- und Treffpunkt des familiären Lebens.

Interpretation: In der Etymologie schon zeigt sich das Wesen der gesunden Oralität wie der oralen Störung: Oral gestörte Menschen können im weitesten Sinne nicht aktiv nehmen, nichts ergreifen, nichts zerreißen. Sie können sich nicht mit Essen nähren, sondern bleiben passiv, warten darauf, dass ihnen gegeben wird, dass sie genährt werden. Das Sprichwort weiß um den Schaden, der entsteht, wenn ein Mensch nicht mit Genuss essen und nicht oral für sich sorgen kann: "Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen." Bertolt Brechts Einheitsfrontlied (Svendborger Gedichte, 1939) beginnt mit "Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum will er was zu essen, bitte sehr!” Brecht weist damit mahnend auf gestörte soziale Verhältnisse hin, eben so mahnend könnte sein Text heute einem in seinem Essverhalten desorientierten oder gestörten Menschen in den Ohren klingen, der nicht für sich sorgen kann. Manchmal wird der Satz auch umgangssprachlich verwendet, um auszudrücken, dass man Hunger hat.

Der ebenso alltägliche wie wunderbare, existenzielle wie essenzielle Vorgang des Essens besteht daraus, dass ein hungernder, müder, ermatteter und kraftloser Mensch die nährende Energie von Erde, Sonne, Wind und Wasser aktiv aus seinem Umfeld nehmen, be- und verarbeiten, zu sich nehmen und in für sich nötige körperliche und psychische Energie und Kraft verwandeln kann, damit satt, wach, stark, zufrieden wird. Erich Neumann beschreibt das als das archaischste Wandlungserlebnis des Menschen überhaupt. Im christlichen Abendmahl wird die Heiligkeit dieses Vorganges gefeiert, im Essen von Heilpflanzen und -kräutern zeigt sich das Heilende ganz konkret. "Der Mensch ist, was er isst”, heißt eine verkürzende aber prägnante Zusammenfassung dieser magischen Erfahrung, aus der bis heute z. B. religiöse und esoterische Ernährungsvorstellungen und -ideologien abgeleitet werden. Aphrodisiaka bilden ein anschauliches Beispiel dafür, auch Speiseverbote in den Religionen. Rainer Maria Rilke findet beeindruckende Metaphern für den Genuss von Nahrungsmitteln, z.B.: "Tanzt den Geschmack der erfahrenen Frucht! Tanzt die Orange [...]. Ihr habt sie besessen. Sie hat sich köstlich zu euch bekehrt [...]. Schafft die Verwandtschaft mit der reinen, sich weigernden Schale, mit dem Saft, der die Glückliche füllt!" (Sonette an Orpheus, 1. Teil, XV).

Das dem Essen vorausgehende passive Ernährtwerden endet mit der Geburt: Die Nabelschnur wird durchtrennt, der nur spendende Mutterkuchen existiert nicht mehr. Der Säugling beginnt sein Leben in Wechselwirkung mit seiner Umwelt, die Symbiose-Autonomie-Entwicklung, der Wechsel von Befriedigung und Frustration, von Sättigung und Hunger setzen ein. Passiv und abhängig ist er noch, was die zur Nahrung gehörende Erfahrung von Gewärmt-, Gestreichelt- und Versorgtwerden angeht, aber schon autonom und aktiv beteiligt tritt er auf beim Atmen, Schreien, Saugen, Schlucken und Verdauen, obwohl er darauf angewiesen ist, dass ihm die Brust und die weitere Nahrung zur Verfügung gestellt wird. Problematisch ist u. a. in Hinblick auf spätere Fehlhaltungen und Fehlentwicklungen beim Essen, dass der Säugling noch nicht unterscheiden kann, ob Hunger, Durst, Kälte, Einsamkeit die Quelle seiner Unlust ist.

Während er saugt, saugt der Säugling "mit der Muttermilch" zugleich Beziehung und die gesamte umgebende Atmosphäre und Welt ein. Was für die erste Nahrung gilt, gilt auch für das Essen: Das Kleinkind kann die Welt und ihre Nahrung immer mehr und intensiver mit seinem Mund und Geschmack wahrnehmen, neue Reize und Befriedigungen finden, Sinnenlust erfahren und ein angenehmes Bauch- und Körpergefühl entwickeln, sich verbinden mit der Welt.

Saugen, Essen, Kauen, Einverleiben und die gesamte Erfahrung über den Mund ist eine so zentrale und lustbetonte Tätigkeit, dass Freud den Mund als erogene Zone beschreibt. Wenn man jemanden sympathisch findet oder in ihn verliebt ist, findet man ihn zum Anbeißen oder zum Anknabbern, etwas triebhafter und besitzergreifender zum Auffressen. In Literatur, Kunst, Werbung wird die erotische Komponente des Mundes und des Essens oft im Essen von Früchten und Süßspeisen betont, orientalische Märchen und das Hohe Lied der Bibel legen davon ebenso Zeugnis ab wie das Candle-light-diner der Verliebten. Mit jemandem zu essen, den man nicht mag oder mit dem man gerade Streit hat, kostet Anstrengung, lässt einen verkrampft sein und nimmt den Appetit und die Lust am Essen.

Als die dem Gestilltwerden nachfolgende Stufe des aktiven Nahrungserlebens ist Essenserfahrung verknüpft mit dem Abstillen oder dem Entwöhnen von der Flasche. Es ist zugleich an die Entwicklung des Kauens, des Beißens und Zerkleinerns gekoppelt wie auch weit darüber hinaus ein bedeutsamer Schritt in der Autonomieentwicklung. Das Essen wird zu einer der frühen aggressiven Möglichkeiten des Kindes, ist von Anfang der Ich-Entwicklung an mit vielfältigsten Assoziationen verknüpft und symbolisch aufgeladen. Essen heißt, dass der Mensch sich nun selbst etwas nehmen und zu sich nehmen, es zerbeißen, verschlingen oder herunter schlingen und damit zu seiner körperlichen Selbsterhaltung und seinem Wohlbefinden beitragen kann. Er kann etwas zu essen fordern und es verweigern, er kann entweder etwas schlucken und verdauen, so wie es ihm zugänglich gemacht wird oder es ausspucken, Vorlieben und Abneigungen entwickeln, mit Hunger und Entbehrung als einem grundlegenden Triebgeschehen aktiv umgehen. Er kann sich etwas zum essen erbetteln, erarbeiten, erkämpfen, verdienen, er kann es auch einfach vorfinden und zusammen sammeln oder sich an einen gedeckten Tisch setzen, um zu essen. Lebenslang bleibt er über das Essen verwoben in ein größeres Ganzes, wird aus sich selbst, von seinem Selbst und dessen differenzierten Möglichkeiten und Fähigkeiten wie auch von seinem sozialen Umfeld und von einer größeren Natur getragen.

Essen bereiten und zu sich nehmen ist täglich mehrmals wiederkehrendes, teilweise ritualisiertes soziales und familiäres Ereignis und Erlebnis. Es findet sowohl in der Öffentlichkeit, gesellig, festlich, rituell wie auch in der Einsamkeit und in Heimlichkeit, in Wohlstand und Überfluss wie auch in Armut und Not statt. Essen ist Quelle von Glück und Befriedigung genauso wie Quelle für Konflikte. Gutes Essen soll man mit Verstand essen, dass heißt, ihm genügend Aufmerksamkeit und Achtung geben. Etwas was man nicht gerne mag, isst man mit spitzen Zähnen, man kann auch wie ein Spatz essen. Bei Krankheit oder wenn Essen verdorben ist, so dass man erbricht, spricht man auch von rückwärts essen. Wenn sich etwas gut isst, dann schmeckt es gut. Im metaphorischen Sinne kann man jemanden arm essen, oder man macht die Erfahrung, dass nichts so heiß gegessen wie gekocht wird. Egoistisches Verhalten wird mit "selber essen macht fett” kommentiert. Gemeinsam essen und das Essen teilen sind sozial erwünscht und Ausdruck sozialer und humaner Fähigkeiten. Mit jemandem das Essen teilen, kann hohe symbolische Bedeutung haben, eine bestimmte Speise miteinander teilen und essen kann Metapher für eine gemeinsame Erfahrung sein. "Lasset uns essen und fröhlich sein" ist die sprichwörtlich gewordene Aufforderung des Vaters im biblischen Gleichnis, als der verlorene Sohn wiederkehrt (Lk. 15,23). In archaischen Religionen wird davon ausgegangen, dass auch die Götter und die Toten Essen brauchen, deshalb werden Nahrungsmittel geopfert bzw. den Toten mitgegeben.

Essen und Erotik bzw. Sexualität werden häufig in einem Zuge als Sünden oder Begierden des Fleisches genannt. Überall wo Wohlstand herrscht und Essen längere Zeit reichlich vorhanden ist, haben Menschen Schwierigkeiten mit dem Essen, essen mehr, als bekömmlich, leiden unter dem Zwiespalt zwischen dem Wissen um vernünftiges, gesundes, wohltuendes, hungerstillendes Essen und dem Appetit, der Gier, der Sucht und der Ersatzbefriedigung durch Essen. "Sprich nicht davon, wie man essen soll, sondern iss, wie man soll", schreibt der Grieche und Stoiker Epiktet im 1. Jh. n. Chr. Dass Maßlosigkeit, Habgier und Völlerei in vielen Kulturen und Religionen als Sünde gebrandmarkt werden, weist auf die weit verbreiteten menschlichen Probleme mit dem Essen und der Oralität, mit dem Besitzstreben und mit einem lustvollen, erotischen und sinnerfüllten Leben hin.

Fülle und Üppigkeit kann ebenso lustvoll wie auch Angst erzeugend sein. Alle aus den unterschiedlichsten Motiven heraus asketisch und apollinisch lebenden Menschen versuchen dionysische und aphrodisische Sinnenlust zu zügeln. Orgien sind heilige Handlung und geheimer Gottesdienst und zugleich Feste mit hemmungslos ausschweifendem, ekstatisch-sinnlichem Feiern. Wilde Orgien zu feiern bedeutet, keine Grenzen zu kennen bzw. sie zu überschreiten durch maßlosen Genuss von Sexualität, Essen, Trinken, Rauschmitteln.

Die erogene Zone Mund (Freud) ist zugleich eine gnosogene Zone, d.h. eine Zone der Erkenntnisvermittlung (vgl. Neumann, Das Kind, S.33), was sich leicht daran nachvollziehen lässt, dass Säuglinge und Kleinkinder alles, was ihnen in die Hände fällt, was sie anschauen und riechen können, auch in den Mund zu stecken versuchen, um daran zu lutschen, darauf zu beißen. Im Essen wird die Nahrung zum Weltinhalt und die Welt zur Nahrung, die Welt wird gegessen, verarbeitet, man bemächtigt sich ihrer.

Kognitive und emotionale Vorgänge und Konflikte werden deshalb manchmal auch in der Symbolik des Essens, Schluckens und Verdauens beschrieben, man muss etwas erst einmal schlucken, etwas liegt einem im Magen, muss noch verdaut werden, oder man hat daran zu kauen oder zu knabbern. Wenn etwas gegessen ist, bedeutet das, dass es vorüber und nicht mehr zu ändern ist. Mit manchen Menschen ist nicht gut Kirschen essen. Eine Erfahrung zu machen, heißt, vom Baum der Erkenntnis gegessen zu haben und spottend kann man über jemanden, der sich selber für sehr klug hält, sagen, er habe die Weisheit mit Löffeln gegessen, manchmal auch gefressen oder gar mit Schaumlöffeln gefressen. Etwas gefressen zu haben, bedeutet auch, es verstanden zu haben oder es zu akzeptieren. Eine moderne Redensart hat sich aus einem Filmtitel von Rainer Werner Fassbinder (1973) entwickelt: "Angst essen Seele auf". Meist werden emotionalen Vorgänge sonst mit Fressen und Verschlingen in Verbindung gebracht: "Die Arbeit frisst mich auf”, ist ein Seufzer von Menschen, die sich nicht abgrenzen können.

Das ganzheitliche und symbolische Erleben des Essens als Befriedigung von Hunger und Appetit, der Wandlung des körperlichen und psychischen Zustandes durch Nahrungsaufnahme, die Sinnenlust des Essens und das damit verbundene "Weltessen" bewirken, dass Essen in allen Phasen des Lebens zur Ersatzbefriedigung und Kompensation der unterschiedlichsten Bedürfnisse werden kann. "Man ess und trink ums Lebens willen und leb nicht, um den Bauch zu füllen", schreibt Johann Fischart, Kritiker des Mönchswesens und der katholischen Kirche im 16. Jh. in Abwandlung von Sokrates: "Wir leben nicht, um zu essen, sondern wir essen, um zu leben."

Gesunde und lebensfrohe Menschen essen immer wieder gerne und sind sich dessen auch bewusst: Sie essen mit Dankbarkeit und Gebet, mit Freude und Genuss, mit Fest, Feier, Gemeinsamkeit, mit Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Ritual. Jedes Essen ist Feier des Lebens und der Energie, der Sinne und der gegebenen Fülle. Essen wird zu schlemmen, speisen, tafeln, schmausen, es sich schmecken lassen, sich gütlich tun, sich stärken, sich laben. Opulentes, lukullisches, kulinarisches Essen und großzügige, reichliche und überladene Tafeln, Tische, die sich vor Essen biegen, gehören zu lustvollem Leben. Man kann so essen wie Gott in Frankreich.

Üppiges, über das Maß hinausgehendes Essen kann Ausdruck von Sinnlichkeit und Überfluss sein, verbindet sich dann mit Lust, Erotik, Schuld und Sünde, genau so wie ein üppiger Körper. Nicht nur Essen oder der Körper können üppig sein, sondern auch Wiesen können üppig blühen, Pflanzen üppig wuchern. Deren Üppigkeit und Sattheit ist ebenso begrenzt wie das menschliche Leben. Üppiges Essen erinnert möglicherweise wie die Üppigkeit der Farben und Früchte des Spätsommers an Sterben und Tod: "Man zecht und zehrt, als wollt' man morgen sterben, und scharrt und spart, als wollt man nach dem Tod verderben." (J. Fischart)

Üppigkeit kann umschlagen in zu üppig und überladen wuchern, übersättigt sein und etwas satt haben. Dann besteht keine positive Spannung mehr, sondern es entwickelt sich Trägheit, Abneigung und Ekel und ein Bedürfnis nach Hunger. Dekadenz und Verfall von Epochen, Kulturen, bedeutenden Geschlechtern zeigt sich häufig in Üppigkeit beim Essen, die einem gesund empfindenden Menschen "den Hunger - oder den Appetit - vergehen" lässt, weil er spürt, dass gesundes Maß, Spannkraft und Sinn verloren gegangen sind. Ständige Üppigkeit und Überfluss des Schlaraffenlandes ohne die Erfahrung von zwischenzeitlichem körperlichem und psychischem Hunger und Frustration zu haben, ist häufig eine hinter Ess-Störungen verborgene und abgewehrte Wunsch- oder Angstfantasie. Das bewusste Ich fürchtet dann jede Art von Üppigkeit, nicht nur die körperliche, rundliche und volle Form und üppiges Essen und Schlemmen.

Hinter Ess-Störungen wird oft ganz allgemein das Leben gefürchtet oder aber sie nähren sich aus der Angst, im Leben zu kurz zu kommen, nicht genügend Fülle zu haben. Manchmal weiß ein Mensch nicht, ob er essen soll, weil er dann leben muss. Manchmal weiß er nicht, dass er gut essen darf, weil er nicht weiß, ob er gut leben und sein Leben genießen darf. Hungrig sein bedeutet, Verlangen nach Essen und Leben eingestehen; zu essen bedeutet auch, leben und gestalten können, wollen und müssen. Eine 17jährige depressive Jugendliche hatte sich vorgenommen, nicht mehr zu essen, obwohl sie sehr unter ihrem Hunger litt. "Wenn ich esse, dann sehe ich gut aus, so als wäre alles in Ordnung. Mir geht es aber nicht gut. Nichts ist in Ordnung. Also will ich auch nicht gut aussehen." Und vor allem: "Wenn ich esse, bekomme ich Energie, das spüre ich sofort. Was soll ich mit meiner Energie dann machen? Ich weiß doch sowieso nichts, was ich machen kann."

Menschen, die aus langer Trauer, Depression oder Krankheit erwachen und ins Leben zurückkehren, spüren das häufig daran, dass sie wieder Lust am Essen haben und essen wollen. Die Schriftstellerin Isabel Allende: "Nach dem Tode meiner Tochter Paula verbrachte ich drei Jahre damit, die Trauer mit nutzlosen Riten zu bannen. Es waren drei Jahrhunderte, die ich mit dem Gefühl durchlebte, die Welt habe ihre Farben verloren und ödes Grau habe sich gnadenlos über alle Dinge ausgebreitet. Ich kann den Augenblick nicht benennen, an dem die ersten farbigen Pinselstriche erschienen, aber als die Fressträume anfingen, da wusste ich, dass ich am Ende des langen Tunnels der Schmerzen angekommen war und endlich auf der anderen Seite auftauchte, im vollen Licht und mit einer gewaltigen Lust, wieder zu essen und Spaß zu haben." (Isabel Allende, Aphrodite. Bertelsmann 1998, S. 25)

Literatur: Standard und im Text

Autor: Müller, Anette