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'''Keyword:''' Wort
'''Keyword:''' Wurzel


'''Links:''' [[Buchstabe]], [[Logos-Prinzip]], [[Weisheit]]
'''Links:''' [[Baum]], [[Erde]], [[Pflanze]], [[Regression]], [[Selbst]], [[Unbewusstes]]


'''Definition:''' Wort (ahd. wort, indogerm. Wurzel uer: feierlich sprechen), ursprünglich also feierlich Gesprochenes (Wort, Worte), bezeichnet profan eine isolierbare, Bedeutung tragende, selbstständig verwendbare sprachliche Einheit (Wort, Wörter).
'''Definition:''' Etymol. von „Wurz“- Wurzel, Kraut und „walus“-Stab. Offenbar wurde so zunächst eine Pfahlwurzel bezeichnet und dann die Bedeutung verallgemeinert. In der Anatomie Ursprungsteil oder Befestigungsstelle eines Organs (z. B. Zahnwurzel).


'''Information:''' Der zu "Wort, Wörter" synonyme Ausdruck "Begriff" betont das geistige Erfassen des Wortinhalts durch Be- oder Ergreifen, -fühlen oder -tasten. Das Synonym "Ausdruck" betont, dass sich Inneres eines Wortes im Außen zeigt, so wie man einen bestimmten Ausdruck im Gesicht hat.
'''Interpretation:''' Die Wurzel als der Teil der Pflanze oder des [[Baumes]], der tief in die Erde hineinreicht, sorgt dafür, dass die Pflanze im Boden gut verankert ist und mit genügend Nährstoffen und vor allem Wasser aus dem Boden versorgt wird. Sie holt so Energie und Kraft aus den tiefsten Schichten des Erdreiches.


'''Interpretation:''' Das feierlich gesprochene Wort (Worte) ist göttlich, zeugend, schöpferisch, heilig, verbindlich und bindend. Aus ihm entsteht die biblische Schöpfung. Mit "Im Anfang war das Wort, [...] Alle Dinge sind durch dasselbe geworden" greift das Johannesevangelium auf die Genesis zurück ("Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde [...]. Und Gott sprach: Es werde [...]) Psychologisch spiegelt sich in dem biblischen Mythos also, wie Inhalte ins Bewusstsein entwickelt werden und zu leben beginnen, indem sie gedacht, ge- und besprochen werden.
Die Heilwurzel ist von daher Sinnbild des Kraft geladenen Schlüssels, der Zugänge zu tieferen Schichten findet. Personifiziert kennen wir die Wurzel als menschenförmige Alraune, die seit alters her vielseitig verwendet wurde z. B. als Heil- und Zaubermittel sowie als Aphrodisiakum. Die Wurzeln einer Pflanze oder eines Baumes sorgen jedoch auch für ausreichende Standfestigkeit und „Verwurzelung“ in seiner Umgebung. Nach dem Glauben der polynesischen Mangaia-Insulaner ruht die ganze Welt auf einem wurzelartigen Gebilde, deren unterster Teil regelrecht »Wurzel alles Seins« genannt wird. Im Rigveda erscheint der Weltbaum umgekehrt (arbor inversa), die Wurzel ist im Himmel verankert; der Islam kennt einen »Baum des Glücks«, dessen Wurzel nach oben weist, während die Zweige auf die Erde herabreichen. Die Macht Gottes erkennen, »ist Wurzel der Unsterblichkeit« (Weish 15, 3). Im Hinblick auf den Messias heißt es bei Jesaias (11, 1), dass aus der Wurzel von Isai (Jesse) ein Sprössling wachsen werde; in Anlehnung daran wird der Stammbaum Christi oft einfach »Wurzel Jesse« genannt. Die Weltesche Yggdrasil, in der germanischen Edda beschrieben, wird von ihren 3 außergewöhnlich großen Wurzeln aufrecht erhalten, die bis in die Unterwelt der Götter und das Reich der Toten hineinragen. Unter den Wurzeln entspringen unterirdische Quellen, die mit ihrem Wasser die Erde für die Menschen bewohnbar machen und von den Nornen, den Schicksalsgöttinnen bewacht werden. Trotz seiner Mächtigkeit ist der kosmische Baum dennoch stets bedroht durch die Schlange Nidhogg, dem schrecklichen Nager, der die bösen Kräfte des Universums verkörpert und heimlich an der dritten Wurzel nagt. Die Schlange wird aber täglich vom Adler, der in der Krone des Baumes wohnt, angegriffen, während das Eichhörnchen, ein Unheilstifter, ständig den Streit zwischen den beiden Mächten schürt.


Goethe lässt Faust die jüdisch-christliche Erhöhung des Wortes und des Logos in Frage stellen: "Im Anfang war das Wort" wird zu "Im Anfang war die Tat." "Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen", heißt es an anderer Stelle zur Charakterisierung der Schattenseite des Wortes. Logos findet immer neue Worte für die sich verändernde Welt, neues Wissen, neues Bewusstsein. Ist er isoliert von den anderen Lebensbereichen, gestaltet er manchmal eine leere oder graue Theoriewelt oder eine Scheinwelt. Goethes Mephistopheles weiß: "Mit Worten lässt sich trefflich streiten, Mit Worten ein System bereiten, An Worte lässt sich trefflich glauben ..." und "Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei auch was denken lassen."
„Entwurzelt sein“ meint innere (und äußere) Bindungs- / Haltlosigkeit. „Verwurzelt sein“ und „Wurzeln schlagen“ hingegen sich fest mit seinem „Wurzelboden“ verbinden, so dass dieser als sichere Basis zur weiteren (Persönlichkeits-)Entwicklung dienen kann. Dante vergleicht in der Divina Commedia die Gesamtheit der himmlischen Sphären mit der Krone eines Baumes, dessen Wurzeln nach oben gerichtet sind, ein Bild dafür, dass der eigentlich tragende Grund des Seins nicht irdischer, sondern himmlischer Art ist. „Back to the roots (zurück zu den Wurzeln)“ war ein Motto der Emanzipationsbewegung der Schwarzen in den USA, um sich mit den Ahnen zu verbinden.


Der Volksmund kennt Menschen, die viele oder große Worte machen, Shakespeare stellt entgegen: "Wo Worte selten, haben sie Gewicht." (König Richard)
Wenn in Märchen etwas an den Wurzeln eines Baumes nagt, geht es immer um den Verlust von Lebenskraft und Einschränkung der Entfaltung wie im Märchen vom „Teufel mit den drei goldenen Haaren“, in dem eine an den Wurzeln des Baumes nagende Maus die Ursache ist, dass der Apfelbaum mit einst goldenen Früchte weder Äpfel noch Laub trägt. Ein häufiges Märchenmotiv ist das Verborgensein von Schätzen unter Wurzeln, so in „Die goldene Gans“ (KHM 64) (oder im finnischen Märchen „Der sprechende Baum“, von Beit Bd. II, S. 113)


G. Benn formuliert den bewusstseinsbildenden und -erweiternden Aspekt des Wortes lyrisch so: "Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren steigen, erkanntes Leben, jäher Sinn, die Sonne steht, die Sphären schweigen und alles ballt sich zu ihm hin  [...]. Ein Wort - ein Glanz, ein Flug, ein Feuer, ein Flammenwurf, ein Sternenstrich - und wieder Dunkel, ungeheuer, im leeren Raum um Welt und Ich." (Ins Innere, S. 55)
Der Dummling findet im Wurzelreich eines alten Baumes, den er fällen darf, eine goldene Gans, die ihn auf seiner Suchwanderung sogar zum König werden lässt.


Aus der Idee der Weltschöpfung durch das Wort entwickelte sich eine erste mystische Etymologie (griech. etymos: wahr; griech. logos: Wort). Die ersten bekannten schriftlich niedergelegten Gedanken zur Etymologie sollten die Rig-Veda verständlicher machen. Die Stoiker in Griechenland entwickelten eine Art Wortnaturalismus, indem sie davon ausgingen, dass zwischen Klang und Bedeutung von Worten ein urtümlicher Zusammenhang vorhanden war. Auch die Kabbala und andere mystische Systeme haben unermüdlich geforscht, um die ganze Kraft und Bedeutung der Sprache zu erarbeiten. Gegenposition dazu ist die Behauptung, es handele sich bei Sprache lediglich um abstrakt festgelegte, konventionelle Zeichen.
Die Wurzel steht in enger Verbindung mit der Symbolik des Baumes, einem Ursymbol des Lebens, des Wachsens und des Sich- Entfaltens und gehört damit zum Bereich des Bios, des archetypisch Mütterlich / Weiblichen. Wurzeln geben dem Baum festen Halt und ermöglichen die notwendige Nährstoff- und Wasseraufnahme. Bei der Wurzel als Traumsymbol ist der Aspekt der Erdung, des Verwurzeltseins, jedoch auch prospektiv-final der Zugang zu noch unbewussten, schöpferischen Möglichkeiten und inneren Ressourcen des Träumers wichtig, was im Symbol der Nährstoff- und Wasser aufnehmenden Wurzeln zum Ausdruck kommt. Die Wurzeln als der Teil des Baumes, die im Erdreich stecken, ermöglichen somit, dass Unten und Oben, Erdhaftes mit dem Geistigen verbunden werden können. Wurzeln verbinden also mit dem "Urgrund", der Basis, aus der alles Leben und alle Lebendigkeit kommen, mit den elementaren Körperfunktionen, mit dem "Mutterboden" wie auch mit den selbstregulativen Kräften des [[Selbst]]


In rhetorischen oder komödiantischen Wortspielen, in Sprichwörtern und Redensarten, in den Sprachbildern der Literatur, in der romantischen und symbolistischen Lyrik vor allem, ebenso in Traum, Tagtraum, Imagination, in Situationen herabgesenkter Aufmerksamkeit oder veränderter Bewusstseinszustände durch Müdigkeit, Alkohol, Drogen, besondere emotionale Erfahrungen und plötzlicher Eingebung kann manchmal eine tiefere oder überraschend vielfältige, tiefsinnige neue Bedeutung von Worten nachempfunden und eine Verbindung zum alten und ewigen Wissen der Menschen geschaffen werden. In solchen Augenblicken werden Worte zu Zauberworten, die die Welt neu beleben und erschaffen ("Schläft ein Lied in allen Dingen, Die da träumen fort und fort, Und die Welt hebt an zu singen, Triffst du nur das Zauberwort." (Eichendorff)
Schätze, die im Wurzelbereich des Baumes zu finden sind, können somit als Aspekte des positiv-spendenden Pols des Mutterarchetyps und auch des Selbst verstanden werden. Psychoanalytisch wird die Wurzel auch als Symbol des männlichen Gliedes verstanden.
 
Zauberworte sind Worte in gewisser Weise immer. Sie können jeden möglichen Sachverhalt des menschlichen Lebens angemessen oder falsch codieren und transportieren, erhellen oder verdunkeln, deshalb brauchen sie Decodierung, Dechiffrierung, Interpretation. Keine bewusst erlebte Situation wird ohne Worte erlebt, seien sie treffend unpassend, nichtssagend, zerstörend. Trifft ein Wort einen Komplex, kann es jahrelang tief in der Seele eingegraben sein. Worte von Eltern, Lehrern, Unbekannten oder "den Anderen" können Fluch oder Segen bewirken, destruktiv, einengend oder aufbauend und wegweisend sein. Starke offene, ernste, gute, liebevolle oder tröstende Worte gestalten eine wohltuende Welt. Kein Wort über etwas zu verlieren kann eine ebenso liebevolle wie tabuisierende Geste sein. Im Wort stehen oder ein Ehrenwort geben, ist eine bedeutungsvolle soziale Situation, die man nicht ignorieren kann. Schimpfworte, Schlagworte, Parolen sind Waffen; Definitionen schaffen Klarheit oder Dogmatismus; Befehle meist Macht, Angst und Gewalt. Entlarvend, spottend beschämen Worte, kämpferische Worte ermutigen zur Tat. Worte werden anderen im Mund herumgedreht, man fällt jemand ins Wort, entzieht, verbietet oder erteilt es.
 
Neue Ereignisse, Fakten, Erfindungen, Entdeckungen bedürfen neuer Wörter; schöpferische Menschen schaffen sich eigene Begriffe, um etwas ganz Spezifisches zu codieren oder sich gegen die vorgegebenen Vorstellungen und Denkkategorien zu wehren und Freiheit zu erringen. Um in die Sprache einer Gruppe oder Sprachgemeinschaft dauerhaft aufgenommen zu werden, muss ein Wort etwas Allgemeines zugleich symbolisch und konkret erfassen. Manchmal wird ein solches Wort das Wort des Jahrhunderts oder zum Un-Wort des Jahres oder Jahrhunderts und charakterisiert eine Epoche.
 
Die 100 Wörter des 20. Jahrhunderts zeigen zentrale (Komplex-)Inhalte des gesellschaftlichen Lebens in seiner Zeit auf. Es handelt sich in alphabetischer Reihenfolge um folgende Begriffe: Aids, Antibiotikum, Apartheid, Atombombe, Autobahn, Automatisierung, Beat, Beton, Bikini, Blockwart, Bolschewismus, Camping, Comics, Computer, Demokratisierung, Demonstration, Demoskopie, Deportation, Design, Doping, Dritte Welt, Drogen, Eiserner Vorhang, Emanzipation, Energiekrise, Entsorgung, Faschismus, Fernsehen, Film, Fließband, Flugzeug, Freizeit, Führer, Friedensbewegung, Fundamentalismus, Gen, Globalisierung, Holocaust, Image, Inflation, Information, Jeans, Jugendstil, Kalter Krieg, Kaugummi, Klimakatastrophe, Kommunikation, Konzentrationslager, Kreditkarte, Kugelschreiber, Luftkrieg, Mafia, Manipulation, Massenmedien, Molotow-Cocktail, Mondlandung, Oktoberrevolution, Panzer, Perestroika, Pille, Planwirtschaft, Pop, Psychoanalyse, Radar, Radio, Reißverschluss, Relativitätstheorie, Rock n' Roll, Satellit, Säuberung, Schauprozess, Schreibtischtäter, Schwarzarbeit, Schwarzer Freitag, schwul, Selbstverwirklichung, Sex, Soziale Marktwirtschaft, Single, Sport, Sputnik, Star, Stau, Sterbehilfe, Stress, Terrorismus, U-Boot, Umweltschutz, Urknall, Verdrängung, Vitamin, Völkerbund, Völkermord, Volkswagen, Währungsreform, Weltkrieg, Wende, Werbung, Wiedervereinigung, Wolkenkratzer.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Müller, Anette
'''Autor:''' Kuptz-Klimpel, Annette

Version vom 9. Oktober 2015, 10:14 Uhr

Keyword: Wurzel

Links: Baum, Erde, Pflanze, Regression, Selbst, Unbewusstes

Definition: Etymol. von „Wurz“- Wurzel, Kraut und „walus“-Stab. Offenbar wurde so zunächst eine Pfahlwurzel bezeichnet und dann die Bedeutung verallgemeinert. In der Anatomie Ursprungsteil oder Befestigungsstelle eines Organs (z. B. Zahnwurzel).

Interpretation: Die Wurzel als der Teil der Pflanze oder des Baumes, der tief in die Erde hineinreicht, sorgt dafür, dass die Pflanze im Boden gut verankert ist und mit genügend Nährstoffen und vor allem Wasser aus dem Boden versorgt wird. Sie holt so Energie und Kraft aus den tiefsten Schichten des Erdreiches.

Die Heilwurzel ist von daher Sinnbild des Kraft geladenen Schlüssels, der Zugänge zu tieferen Schichten findet. Personifiziert kennen wir die Wurzel als menschenförmige Alraune, die seit alters her vielseitig verwendet wurde z. B. als Heil- und Zaubermittel sowie als Aphrodisiakum. Die Wurzeln einer Pflanze oder eines Baumes sorgen jedoch auch für ausreichende Standfestigkeit und „Verwurzelung“ in seiner Umgebung. Nach dem Glauben der polynesischen Mangaia-Insulaner ruht die ganze Welt auf einem wurzelartigen Gebilde, deren unterster Teil regelrecht »Wurzel alles Seins« genannt wird. Im Rigveda erscheint der Weltbaum umgekehrt (arbor inversa), die Wurzel ist im Himmel verankert; der Islam kennt einen »Baum des Glücks«, dessen Wurzel nach oben weist, während die Zweige auf die Erde herabreichen. Die Macht Gottes erkennen, »ist Wurzel der Unsterblichkeit« (Weish 15, 3). Im Hinblick auf den Messias heißt es bei Jesaias (11, 1), dass aus der Wurzel von Isai (Jesse) ein Sprössling wachsen werde; in Anlehnung daran wird der Stammbaum Christi oft einfach »Wurzel Jesse« genannt. Die Weltesche Yggdrasil, in der germanischen Edda beschrieben, wird von ihren 3 außergewöhnlich großen Wurzeln aufrecht erhalten, die bis in die Unterwelt der Götter und das Reich der Toten hineinragen. Unter den Wurzeln entspringen unterirdische Quellen, die mit ihrem Wasser die Erde für die Menschen bewohnbar machen und von den Nornen, den Schicksalsgöttinnen bewacht werden. Trotz seiner Mächtigkeit ist der kosmische Baum dennoch stets bedroht durch die Schlange Nidhogg, dem schrecklichen Nager, der die bösen Kräfte des Universums verkörpert und heimlich an der dritten Wurzel nagt. Die Schlange wird aber täglich vom Adler, der in der Krone des Baumes wohnt, angegriffen, während das Eichhörnchen, ein Unheilstifter, ständig den Streit zwischen den beiden Mächten schürt.

„Entwurzelt sein“ meint innere (und äußere) Bindungs- / Haltlosigkeit. „Verwurzelt sein“ und „Wurzeln schlagen“ hingegen sich fest mit seinem „Wurzelboden“ verbinden, so dass dieser als sichere Basis zur weiteren (Persönlichkeits-)Entwicklung dienen kann. Dante vergleicht in der Divina Commedia die Gesamtheit der himmlischen Sphären mit der Krone eines Baumes, dessen Wurzeln nach oben gerichtet sind, ein Bild dafür, dass der eigentlich tragende Grund des Seins nicht irdischer, sondern himmlischer Art ist. „Back to the roots (zurück zu den Wurzeln)“ war ein Motto der Emanzipationsbewegung der Schwarzen in den USA, um sich mit den Ahnen zu verbinden.

Wenn in Märchen etwas an den Wurzeln eines Baumes nagt, geht es immer um den Verlust von Lebenskraft und Einschränkung der Entfaltung wie im Märchen vom „Teufel mit den drei goldenen Haaren“, in dem eine an den Wurzeln des Baumes nagende Maus die Ursache ist, dass der Apfelbaum mit einst goldenen Früchte weder Äpfel noch Laub trägt. Ein häufiges Märchenmotiv ist das Verborgensein von Schätzen unter Wurzeln, so in „Die goldene Gans“ (KHM 64) (oder im finnischen Märchen „Der sprechende Baum“, von Beit Bd. II, S. 113)

Der Dummling findet im Wurzelreich eines alten Baumes, den er fällen darf, eine goldene Gans, die ihn auf seiner Suchwanderung sogar zum König werden lässt.

Die Wurzel steht in enger Verbindung mit der Symbolik des Baumes, einem Ursymbol des Lebens, des Wachsens und des Sich- Entfaltens und gehört damit zum Bereich des Bios, des archetypisch Mütterlich / Weiblichen. Wurzeln geben dem Baum festen Halt und ermöglichen die notwendige Nährstoff- und Wasseraufnahme. Bei der Wurzel als Traumsymbol ist der Aspekt der Erdung, des Verwurzeltseins, jedoch auch prospektiv-final der Zugang zu noch unbewussten, schöpferischen Möglichkeiten und inneren Ressourcen des Träumers wichtig, was im Symbol der Nährstoff- und Wasser aufnehmenden Wurzeln zum Ausdruck kommt. Die Wurzeln als der Teil des Baumes, die im Erdreich stecken, ermöglichen somit, dass Unten und Oben, Erdhaftes mit dem Geistigen verbunden werden können. Wurzeln verbinden also mit dem "Urgrund", der Basis, aus der alles Leben und alle Lebendigkeit kommen, mit den elementaren Körperfunktionen, mit dem "Mutterboden" wie auch mit den selbstregulativen Kräften des Selbst

Schätze, die im Wurzelbereich des Baumes zu finden sind, können somit als Aspekte des positiv-spendenden Pols des Mutterarchetyps und auch des Selbst verstanden werden. Psychoanalytisch wird die Wurzel auch als Symbol des männlichen Gliedes verstanden.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette