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'''Keyword:''' Blau
'''Keyword:''' Blei


'''Links:''' [[Auge]], [[Bild]], [[Farbe]], [[Himmel]], [[Licht]], [[Meer]]
'''Links:''' [[Alchemie]], [[Materie]], [[Metall]], [[Prima]], Materia


'''Definition:''' Blau [mhd. bla, ahd. blao, eigtl. = schimmernd, glänzend] ist eine Bezeichnung für Farben, die im Spektrum zwischen grün und violett, d. h. etwa zwischen den Wellenlängen 440 und 485 nm (blaues Licht) liegen. Blau entsteht auch durch additive Farbmischung von Grün und Violett bzw. durch subtraktive Mischung von Blaugrün und Purpur.
'''Definition:''' Die germanischen Bezeichnungen des weichen Schwermetalls Beli beruhen auf einer substantivierten Adjektivbildung indogermanischen Wortformen von "schimmern, leuchten, glänzen". Das Metall ist als das "bläulich Glänzende" benannt worden..


'''Information:''' Die Bezeichnung des "Blau-seins" für den Zustand des Betrunkenseins kommt vielleicht von dem Schwindelgefühl des Betrunkenen, dem blau (blümerant) vor den Augen wird.
'''Information:''' Verwendet wird Blei zur Herstellung von Akkumulatoren, Kabelmänteln, Rohren, Farben und Gefäßen für aggressive Flüssigkeiten sowie im Strahlenschutz zur Absorption von Röntgen- und Gammastrahlen, ferner als Legierungsmaterial und als Gewicht.


'''Interpretation:''' Die Wirkung des Blau auf den Menschen beruht psychologisch auf der Erfahrbarkeit des Blau in seiner geistigen Komponente angesichts des Himmels in seiner lichtvollen Transparenz und Höhe, in seiner seelischen Komponente angesichts des Wassers in seiner Weite und Tiefe des Meeres und der Seen.
'''Interpretation:''' Blei imponiert durch sein hohes spezifisches Gewicht. Es ist ein unedles Metall und daher Symbol der Schwere, Dichte, Unreinheit und Undurchdringlichkeit, der Bedrückung und der Melancholie ([[Depression]]); in der christlichen Symbolik auch der Sündhaftigkeit des Menschen.


In Goethes Farbenlehre bestimmt Blau die Farben der passiven Seite seines Farbsystems. Von Blau gehe eine "unruhige, weiche, sehnende Empfindung" aus. Die wesentliche Blausymbolik drückt sich für Jacobi (1969) in Ruhe, Distanz, Treue und Enthaltsamkeit aus. Mit "Furcht, Verlorenheit, Trauer" verbindet sie ein trübes Blau, mit dunklem "Tiefe, Nacht, Ruhe, Tod."
Blei, mhd. bli, führt zu den Farbnamen Blau und Grau (bliwa). Es ist das blaue oder graue Metall.


Blau kann sich zum Ausdruck der Angst vor dem Ertrinken im Abgrund steigern, zur "peur bleu", wie die Franzosen die "blaue Angst" nennen. Den Forschungen zum Farbpyramidentest zufolge kann das dunkle Preußischblau die Erlebnisfähigkeit steuern, aber auch potenzieren.
In der Alchemie ist Blei die Grundsubstanz, die prima materia (Arkan- oder Wandlungssubstanz), die durch die Prozeduren des alchemistischen Prozesses zu dem edlen [[Gold]] gewandelt wird. Aus Blei Gold zu gewinnen war für manche Alchemisten ein durchaus realistisches Unterfangen: In Nachahmung der Vorstellung, in der Natur entwickle sich das edle Metall Gold in großen Zeiträumen aus dem unedlen Blei, versuchten die Alchemisten in ihrem Labor diesen Prozess beschleunigt nachzuvollziehen und so "contra naturam" aus dem natürlichen Blei das künstlich gewonnene Gold herzustellen.


Für Heimendahl (1961) übt Blau den geringsten sinnlichen und den stärksten geistigen Reiz aus."Symbolische Bedeutungen wie die blaue Blume der Romantik knüpfen an die irreale Ungreifbarkeit des Blau an, das uns anzieht, indem es vor uns zurückweicht." Kandinsky (1912) sieht in Blau "Die Neigung zur Vertiefung [...] Je tiefer, desto mehr ruft es den Menschen ins Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich nach Übersinnlichem".
Das Blei beinhaltet einen inneren Gegensatz, der auf verschiedene Weise beschrieben wird: z. B." [...] aus dem Blei der Wassergegend wächst das edle Gold", oder: die "materia prima", das Blei der Philosophen, das man auch "das Blei der Luft" nennt. In seinem Inneren befindet sich entweder die weiße [[Taube]] des Heiligen Geistes oder aber ein gefährlicher [[Dämon]], der den Adepten wahnsinnig macht. Aus diesen Formulierungen geht hervor, dass die Alchemisten mit ihren Umwandlungsprozessen im [[Labor]] ein spiritiuelles Anliegen hatten, in dem es darum ging, nicht nur die äußere Materie, sondern auch den inneren Menschen zu verwandeln und im Gold zu höherer Bewusstheit zu führen. Blei erscheint auch als der "eherne Mann" oder der "graue Mann, der innen weiß ist" (Blei, das Metall des Saturn).


Die Begegnung mit dem Blau des Himmels in seiner Unverfügbarkeit und seiner dennoch überspannenden und bergenden Unendlichkeit wird zur Begegnung mit dem Transzendenten, der Sphäre der dort als wohnhaft geglaubten und wirksam erlebten Götter: Blau wird zur Farbe des Glaubens und der Sehnsucht, über sich hinauszugehen. Blau zieht den Blick entgrenzend in eine Unendlichkeit, die aber die Erde von Horizont zu Horizont zu überwölben scheint und dadurch den Menschen in einer Transzendenzerfahrung zu Geborgenheit finden lassen kann. Christus trägt einen blauen Mantel, der ihn als mit dem "Reich der Himmel" verbunden ausweist. Jahwes Thron, auch der des Zeus, ist das saphirblaue Himmelsgewölbe. Der Saphir ist ein Baustein des himmlischen Jerusalem, eines seiner Tore soll aus einem einzigen Stück gefertigt werden.
In der Sprache wird auf die Schwere von Blei, die in der Depression oder in körperliche Abgeschlagenheit zum Ausdruck kommt, angespielt, z. B. fühlt man sich "schwer wie Blei" (wie "ein bleierns Vögele"), oder hat "Blei an den Füßen".


In der christlichen Symbolik des Mittelalters erinnert er an die himmlischen Werke und Wunder und diente deren Meditation, durch ihn glaubte man, Augenkrankheiten zu heilen und vermöge seiner entgrenzenden Farbe aus Gefangenschaften zu befreien.
In dem Film "Die bleierne Zeit" spielt Margarethe von Trottha auf die lastende Atmosphäre in der BRD zur Zeit von Baader/Meinhof an.


Von den durchsichtigen Medien Luft und Wasser gewinnt Blau die Qualität der Klarheit, im übertragenen Sinne die der intellektuellen Durchdringung. Ihr entspricht der Aquamarin in der Farbe des klaren Wassers, der, wie das Hellblau, nach der Chakrenlehre dem fünften Chakra, Vishudda zugeordnet, das Sprach und Kehlkopfzentrum öffnet und damit die Kommunikation und die Resonanz auf das Sein. In der Öffnung für luftige Himmelsbläue kann die Gefahr des sich Verlierens in Fantastereien und Träume lauern, in Stahl- oder Eisblau auch an die Magie.
C. G. Jung hat die Analogie von Prozessbildern der Individualpsyche mit dem geistesgeschichtlichen Phänomen der alchemistischen Bilderserien und Symbole beobachtet. Der Individuationsprozess zeigt starke Übereinstimmung mit dem alchemistischen Wandlungsprozess.


Jacobi weist auf Ausdruckswerte wie Dämonisches und Geisterhaftes in Blau hin und auf Realitätsverlust als Farbe der Trunkenheit.
Aus dem Individuationsprozess einer Frau im mittleren Alter stammt folgender Traum mit einer Symbolisierung, die an alchemistische Symbolik erinnert: "Ich stehe am Meer. Vor mir taucht ein völlig grauer, geharnischter älterer Mann aus den Fluten auf." Aus dem [[Meer]] ("der Wassergegend"), das als Bild des Unbewussten verstanden werden kann, steigt der graue Mann. Amplifikatorisch erinnert er an den "grauen" oder "ehernen" Mann im alchemistischen Prozess. Zu dem Harnisch fällt der Frau ihr Vater ein, den sie als starr und gepanzert erlebt hat. In dem grauen ("bleiernen") Mann kündigt sich überdies eine depressive Phase im inneren Prozess der Patientin an.


Nach dem Farbpyramidentest enthält Türkisblau einen Erregungsanteil, der die Steuerung nicht einengt, elastischer, doch auch brüchiger werden lassen kann.
'''Literatur:''' Standard


Die klare mittlere Nuance des Blau im Kobalt vermittelt Rechtwinkligkeit, Rationalität und Klarheit. Blau als Symbolfarbe für Treue und Eros klingt in manchen Namen blauer Blumen wie Vergissmeinnicht, Wegwarte, Männertreu an.
'''Autor:''' Daniel, Rosmarie
 
Das Ultramarin als dunkles Meeresblau und der Tiefe des nächtlichen Himmels gilt als Farbe des Traumes, der Mystik und des Unbewussten. Die "Himmelskönigin" Maria, als "Meerstern" besungen, der die blauen Grotten und Blumen geweiht sind, wird in leuchtend-ultramarinblauem Gewand dargestellt. In Ägypten wurden die Grabkammern der Pharaonen in Blau, dem "Feld der Götter" ausgemalt, um die Toten in deren lebenserhaltende Gegenwart zu betten. Amulette aus Lapislazuli, der dichtesten Materialisation des Blau und Symbol der kosmischen Nacht mit ihren Sternen ist, waren entsprechende Grabbeigaben. Im Hinduismus wird Vishnu in der Erscheinungsweise als Krishna meist in Blau dargestellt, wie auch im tibetischen Buddhismus der Bodhisattva Vajrapani.
 
Die Schwere des Schwarz überwiegt im Indigo. Diese dunkelste Nuance des Blau kann Zwang, Angst und Schwermut ausdrücken, ist Farbe der Apokalypse und des Todes. Eines der letzten Erntebilder van Goghs steht unter indigofarbenem Himmel. Nila bedeutet in Pali das Wort für Dunkelblau und zugleich Meditation. Neben Violett und Gelb, strahlt das "dritte Auge" im Stirnzentrum, das dem sechsten, dem Ajna-Chakra, dem Prinzip der Seinserkenntnis zugehört, in Indigoblau.
 
'''Literatur:''' Standard, Riedel (2008)
 
'''Autor:''' Riedel, Ingrid

Version vom 29. November 2011, 09:23 Uhr

Keyword: Blei

Links: Alchemie, Materie, Metall, Prima, Materia

Definition: Die germanischen Bezeichnungen des weichen Schwermetalls Beli beruhen auf einer substantivierten Adjektivbildung indogermanischen Wortformen von "schimmern, leuchten, glänzen". Das Metall ist als das "bläulich Glänzende" benannt worden..

Information: Verwendet wird Blei zur Herstellung von Akkumulatoren, Kabelmänteln, Rohren, Farben und Gefäßen für aggressive Flüssigkeiten sowie im Strahlenschutz zur Absorption von Röntgen- und Gammastrahlen, ferner als Legierungsmaterial und als Gewicht.

Interpretation: Blei imponiert durch sein hohes spezifisches Gewicht. Es ist ein unedles Metall und daher Symbol der Schwere, Dichte, Unreinheit und Undurchdringlichkeit, der Bedrückung und der Melancholie (Depression); in der christlichen Symbolik auch der Sündhaftigkeit des Menschen.

Blei, mhd. bli, führt zu den Farbnamen Blau und Grau (bliwa). Es ist das blaue oder graue Metall.

In der Alchemie ist Blei die Grundsubstanz, die prima materia (Arkan- oder Wandlungssubstanz), die durch die Prozeduren des alchemistischen Prozesses zu dem edlen Gold gewandelt wird. Aus Blei Gold zu gewinnen war für manche Alchemisten ein durchaus realistisches Unterfangen: In Nachahmung der Vorstellung, in der Natur entwickle sich das edle Metall Gold in großen Zeiträumen aus dem unedlen Blei, versuchten die Alchemisten in ihrem Labor diesen Prozess beschleunigt nachzuvollziehen und so "contra naturam" aus dem natürlichen Blei das künstlich gewonnene Gold herzustellen.

Das Blei beinhaltet einen inneren Gegensatz, der auf verschiedene Weise beschrieben wird: z. B." [...] aus dem Blei der Wassergegend wächst das edle Gold", oder: die "materia prima", das Blei der Philosophen, das man auch "das Blei der Luft" nennt. In seinem Inneren befindet sich entweder die weiße Taube des Heiligen Geistes oder aber ein gefährlicher Dämon, der den Adepten wahnsinnig macht. Aus diesen Formulierungen geht hervor, dass die Alchemisten mit ihren Umwandlungsprozessen im Labor ein spiritiuelles Anliegen hatten, in dem es darum ging, nicht nur die äußere Materie, sondern auch den inneren Menschen zu verwandeln und im Gold zu höherer Bewusstheit zu führen. Blei erscheint auch als der "eherne Mann" oder der "graue Mann, der innen weiß ist" (Blei, das Metall des Saturn).

In der Sprache wird auf die Schwere von Blei, die in der Depression oder in körperliche Abgeschlagenheit zum Ausdruck kommt, angespielt, z. B. fühlt man sich "schwer wie Blei" (wie "ein bleierns Vögele"), oder hat "Blei an den Füßen".

In dem Film "Die bleierne Zeit" spielt Margarethe von Trottha auf die lastende Atmosphäre in der BRD zur Zeit von Baader/Meinhof an.

C. G. Jung hat die Analogie von Prozessbildern der Individualpsyche mit dem geistesgeschichtlichen Phänomen der alchemistischen Bilderserien und Symbole beobachtet. Der Individuationsprozess zeigt starke Übereinstimmung mit dem alchemistischen Wandlungsprozess.

Aus dem Individuationsprozess einer Frau im mittleren Alter stammt folgender Traum mit einer Symbolisierung, die an alchemistische Symbolik erinnert: "Ich stehe am Meer. Vor mir taucht ein völlig grauer, geharnischter älterer Mann aus den Fluten auf." Aus dem Meer ("der Wassergegend"), das als Bild des Unbewussten verstanden werden kann, steigt der graue Mann. Amplifikatorisch erinnert er an den "grauen" oder "ehernen" Mann im alchemistischen Prozess. Zu dem Harnisch fällt der Frau ihr Vater ein, den sie als starr und gepanzert erlebt hat. In dem grauen ("bleiernen") Mann kündigt sich überdies eine depressive Phase im inneren Prozess der Patientin an.

Literatur: Standard

Autor: Daniel, Rosmarie