Bier

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Keyword: Bier

Links: Alchemie, Alkohol, Brot, Fermentatio, Nahrung, Trinken

Definition: Bier, möglicherweise von lat. biber = Getränk oder bibere = trinken abgeleitet, ist ein alkohol- und kohlensäurehaltiges Getränk, das durch Gärung meist aus den Grundzutaten Wasser, Malz (Gerste) und Hopfen gewonnen wird. Für ein kontrolliertes Auslösen des Gärvorganges wird meistens Hefe zugesetzt, gelegentlich werden auch Milchsäurebakterien verwendet.

Information: Bier ist das in Deutschland und vielen anderen Ländern meistgetrunkene alkoholische Getränk. Die Herstellung von Bier ist uralt. In der ägyptischen Mythologie geht das Bier brauen auf Osiris zurück. Brot und Bier aus Gerste sind nährstoffreiche Grundnahrungsmittel beim Pyramidenbau. Schon 3000 Jahre früher wurde in Tibet Bier gebraut. Reste von Hirsebier wurden im Sudan gefunden. Alle bekannten frühen Kulturen haben offenbar gezielt Gärungsprozesse eingeleitet, indem sie die pflanzlichen Produkte ihres Umfeldes verwendet und daraus verschiedenste Biere brauten. Wie Wein gehört Bier zu den Opfergaben an die Götter, wurde in Ägypten als Grabbeigabe verwendet.

Bereits im Mitttelalter wurde in Deutschland das private Bierbrauen verboten. Klosterbrauereien und später auch weltliche Brauerein übernahmen diese sehr aufwendige Arbeit unter sorgfältigster Beachtung strenger Reinheitsgebote. In Deutschland galt bis in die 90iger Jahre des 20. Jh.s das strenge deutsche Reinheitsgebot, nach dem nur Hopfen, Gerste (bzw. das daraus gewonnene Gerstenmalz) und Wasser für die Bierherstellung verwendet werden dürfen. Aufgrund des starken Konsums wurde Bier auch für den Fiskus interessant, auf Bier wurde eine Verbrauchssteuer gelegt.

Interpretation: Dass Bier (wie Wein) als ein ganz besonderes und symbolträchtiges Nahrungs- und Genussmittel angesehen wurde, liegt in seinen "magischen", göttlichen und teuflischen Wirkungen auf Psyche und Körper ebenso begründet wie in der Kunst und Magie seiner Erzeugung. Die Herstellung ist ein alchemistischer Wandlungs-Prozess. Suche nach körperlichem und psychischem Wohlbefinden, Heilung, neuen emotionalen und mystischen Erfahrungen verbinden sich. Bierbrauen ist trotz des Einzugs der Technik bis heute ein wenig ein heiliges Mysterium (deutsches Reinheitsgebot). Vor allem in der Werbung für Bier wird das positive Image des Bieres weitergetragen. Ein Bierchen in geselliger Runde zeugt von Gemütlichkeit, der erste Schluck Bier wird in Familien als Initiation zelebriert. Negativ konotiert ist Bier z. B. im Wort bierernst, -eifrig, -selig und im Hinweis auf den Bierbauch. Wenn "Hopfen und Malz verloren" sind, dann hat auch die größte Mühe und Anstrengung, etwas zu erreichen, nicht genutzt; abgeleitet ist das Sprichwort tatsächlich aus dem Brauwesen: Wenn das Bier beim Brauen nichts geworden war, dann waren eben Hopfen und Malz verloren. Verantwortlich dafür machte der Aberglaube im Mittelalter die Hexen, die den Brauprozess gestört hatten. Der Brauprozess ist ein äußerst komplexer Vorgang, und wenn "etwas sich zusammenbraut", z. B. ein Unwetter, oder auch ein Streit, dann ist das eine sehr aufgeladene, komplexe Wetter- oder Beziehungssituation.

Biertrinken ist von besonderer Bedeutung in der Peergroup: Exzess, Ekstase und veränderte Bewusstseinszustände werden erzeugt und überstanden, Grenzen überschritten, Angst, Einsamkeit und Schuldgefühle betäubt. Ein zwanzigjähriger Mann träumte wiederholt, er werde gefoltert, indem man ihm Bier in den Mund kippe, sodass er trinken müsse. Bier ist für ihn ein Proletariergetränk ("Nur Prols trinken Alkohol."), mache dumm und primitiv, ist anfänglich sein einziger Einfall zum Thema. Bier erweist sich in der weiteren Symbolarbeit als Bild für die ihn und seine Mutter extrem ängstigende männliche Aggression und Sexualität.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Anette