Zwei

Aus symbolonline.eu
Version vom 19. Oktober 2023, 16:52 Uhr von Anlumue (Diskussion | Beiträge) (1 Version importiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Keyword: Zwei

Links: Eins, Drei, Logos-Prinzip, Paar, Polarität, Yin Yang Zahl, Zwillinge

Definition: Die Zwei besitzt nur die Teiler 1 und 2. Aus arithmetischer Sicht ist sie damit zugleich die erste Primzahl und die kleinste gerade natürliche Zahl.

Information: Keine

Interpretation: Vor- und Frühgeschichte: Vergleichende kulturgeschichtliche Forschungen legen nahe, dass die Zwei ursprünglich die unbestimmte Vielheit als Gegensatz zum ganzen Einen symbolisierte. Im Mittelmeerraum wurde sie ferner mit dem weiblichen Geschlecht und der linken Seite in Verbindung gebracht.

Alter Orient: In der taoistischen Überlieferung Chinas, die bis auf das 2. Jahrtausend v. Chr. zurückgeht, bestimmen die zwei Grundprinzipien Yin und Yang das gesamte Weltgeschehen. Ihre Erscheinungen sind Erde und Himmel; ihr Zusammenwirken und ihre Veränderungen bringen die Ordnung und die Wandlung alles Seienden hervor.

Antike: Da sich die Zwei weder als Dreiecks- noch als Viereckszahl figurieren lässt, galt sie im Pythagoreismus wegen ihrer Teilbarkeit durch 2 als weiblich. √√√Als kleinste gerade natürliche Zahl hob sie die ursprüngliche Einheit auf und markierte den Beginn der Teilbarkeit und damit der Unvollkommenheit. Auch wurde bemerkt, dass sich aus prinzipiellen Gründen keine pythagoreischen Tripel angeben lassen, die die Zwei enthalten. Wegen dieser Eigenschaften brachten die Pythagoreer sie zunächst mit dem Streit und der Verwegenheit in Verbindung. Später mussten sie sogar erkennen, dass ein gleichschenkliges rechtwinkliges Dreieck mit den Kathetenlängen 1 die irrationale Hypotenusenlänge √2 nach sich zog, was ihr vollständig auf natürliche Zahlen und deren Verhältnisse gegründetes Weltbild nachhaltig erschütterte. Da Platon die Existenz der irrationalen Zahlen ausdrücklich anerkannte, war die Idee der Zwei bei ihm und seinen philosophischen Anhängern nur mit dem Makel behaftet, die ursprüngliche Einheit aufzuheben. Als geometrische Darstellung ordnete man ihr in der Antike die Strecke oder die Gerade zu.

Monotheistische Religionen: Im Alten Testament wurden Gott und seine Schöpfung mit der Zwei in Verbindung gebracht und das alphabetische hebräische Ziffernsystem drückte sie durch den zweiten Buchstaben Bet aus. Mit diesem Zuordnungsprinzip bestimmten rabbinische Gelehrte lange vor der Zeit der Kabbalisten und ihrer Gematria systematisch den Zahlenwert von Worten und brachten dann solche mit gleicher Quersumme inhaltlich in Verbindung.

Im christlichen Verständnis wandelte sich einerseits die pythagoreisch-platonische Unvollkommenheit der Zwei in die Unreinheit, so dass sie zum Symbol der Paarung der Geschlechter wurde. Anderseits aber minderten die Kirchenväter diese abwertende Bedeutung, indem sie die Zwei auf die beiden Gesetzestafeln des Moses, auf die göttliche und menschliche Natur Christi sowie auf das Alte und das Neue Testament bezogen.

Im Islam wurde die Zwei dem zweiten arabischen Buchstaben Ba zugeordnet, der Gott als Baki, d.h. als Bleibenden kennzeichnet. Seine mystischen Richtungen praktizierten seit ihrer Entstehung ein von der rabbinischen Zahlenspekulation (s. oben) angeregtes Verfahren, das als Hisab al Dschumal - Errechnen der Summe, der Gesamtheit - bezeichnet wird.

Hermetische Überlieferung: In der hermetischen Literatur wurden die vier irdischen Elemente der antiken Naturphilosophie häufig auf zwei Elemente mit je zwei gegensätzlichen Qualitäten reduziert, wobei man annahm, dass zwischen beiden eine geheimnisvolle Anziehung und Abstoßung vorliegt. Ferner unterschied man zwei Grundprinzipien - das des Schwefels als Brennbarkeit, symbolisiert durch die Seele, und das des Quecksilbers als Flüchtigkeit, symbolisiert durch den Geist. Beide Grundprinzipien konnten sich aber nur im Körper vereinigen.

Mathematik, Naturwissenschaften und Technik: Das für die Rechentechnik und die Informatik überaus wichtige Zweier- oder Dualsystem wurde von Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelt, der 1701 die Herleitung aller Zahlen aus der Null und der Eins mit der Schöpfung der Dinge aus dem Nichts und Gott verglich.

Gegenwartssprache und Redewendungen: In der deutschen Gegenwartssprache erscheint die Zwei in folgenden Redewendungen: Das lässt sich nicht mit zwei, drei (also ganz wenigen) Worten erklären; dazu gehören immer noch zwei (dazu bedarf es einer weiteren Person, die dabei mitmacht); das ist so sicher, wie zwei mal zwei vier ist (das ist absolut sicher); wenn zwei dasselbe tun, so ist das nicht das gleiche (es kommt auch darauf an, wer etwas Bestimmtes tut); er arbeitet, [...] für zwei (er arbeitet, [...] über das übliche Maß hinaus). In den Zusammenhang mit der Zwei gehört auch die umgangssprachliche Aussage „Er kann nicht bis drei zählen.", die eigentlich meint, dass die besagte Person auf einer Stufe stehengeblieben sei, die nur die ursprüngliche Einheit (=1) und die unbestimmte Vielheit (=2) unterscheidet. Auch erscheint die Zwei im dualen System der Abfallbewirtschaftung und der beruflichen Bildung.

Tiefenpsychologie: Als Symbol kann die Zwei in Träumen anzeigen, dass eine ursprüngliche Einheit gefährdet oder zerfallen ist. Damit würde sie auf eine nicht mehr einfache, ungewohnte oder gar unerträgliche Situation und deren Begleiterscheinungen hindeuten. Die so symbolisierte Situation könnte dann noch in der Vergangenheit liegen, der Gegenwart angehören oder vorausgeahnt sein.

Beispiel: Eine Träumerin sah Friedrich Nietzsche vor sich. Er stand im Mittelland und sein Weg gabelte sich in zwei Aufzweigungen. Die eine führte als gemächlicher Weg ins Tal zu den Menschen, die andere als steiler Pfad ins Hochgebirge zum reinen Licht. Durch dieses Traum erkannte sie, dass ihrem nur auf Theologie und geistliche Musik ausgerichteten Leben seelische Gefahren innewohnen und dass sie neben ihrer geistigen Ausrichtung auch des "normalen" menschlichen Lebens bedurfte.

Literatur: Standard

Autor: B. Fritzsche, E. Heinke