Widder und Zunge: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Widder
'''Keyword:''' Zunge


'''Links:''' [[Astrologie]], [[Schaf]], [[Tier]], [[Tierkreis]]
'''Links:''' [[Sprache]], [[Stimme]]


'''Definition:''' Der Widder ist ein männliches Schaf (Schafbock, lat. aries, gr. krios, neutestamentlich „Lamm“)
'''Definition:''' Ein Organ, das aus einem nach allen Seiten beweglichen Muskel besteht, der am Grund des Mundes angewachsen ist. Auf der Oberseite befinden sich Geschmacksknospen, die dazu dienen, die Nahrung nach ihrer Genießbarkeit zu klassifizieren. Sie dient dem Transport der Nahrung im Mundraum sowie dem Schlucken. Die Zunge ist auch ein wesentliches Organ für unsere Sprachfähigkeit.


'''Information:''' Keine
'''Information:''' Der Kopf der schlangenhäuptigen Medusa aus der griechischen Mythologie zeigt die Zunge um anzudeuten, dass sie unser Leben verschlingen kann. Medusa verwandelt jeden, der sie ansieht, zu Stein. Die leckende Zunge der indischen Göttin Kali steht für die Unterstützung und Aktivierung der Kräfte des Lebens ebenso, wie für deren Destruktion. Nach dem abgeschlossenen Prozess einer Mumifizierung im alten Ägypten kam die Kuh-Göttin Hathor herbei und erweckte den Verstorbenen zum Leben, indem sie ihn mit ihrer Zunge ableckte. In der orientalischen Kunst sind Zungen oftmals ein Kennzeichen von Dämonen. Ebenso wird der Satan des Christentums im Mittelalter oft mit einer dicken herausgestreckten Zunge dargestellt. Tierdarstellungen mit heraushängender Zunge stellen eine Bitte um Regen oder Wasser dar.


'''Interpretation:''' Der Widder ist Gottessymbol in vielen Religionen. Seine Zeugungskraft steht symbolisch für die elementare schöpferische Natur- und Lichtkraft, welche Lebens- und Erkenntnisprozesse in Gang setzt. Das Zeichen Widder bildet darum den Anfang des Tierkreises am Frühlingspunkt, sein Element ist Feuer. Sein Thema ist der spontane, anfängliche Impuls und Durchstoß sowie das Aufleuchten des Neuen, Aufrichtung und Auferstehung. Widderköpfig ist der ägyptische Chnum; der phönikische Ammon trägt Widderhörner; eine Sonnenscheibe mit Widder hörnern krönt Amun-Re. Das Blasen auf dem Widderhorn (Schofar) intendiert eine „Erweckung“ und erinnert im jüd. Kultus an Abraham und Isaak, an dessen Stelle der gottgesandte Widder als Opfer trat.
Auch die Bibel misst der Zunge als Symbol für die Sprache oder das Wort eine große Bedeutung zu: "Geläutertes Silber ist die Zunge des Gerechten" (Sprüche Salomonis 10,20) oder "Viele sind gefallen durch ein scharfes Schwert, noch viel mehr sind gefallen durch die Zunge" (Jesus Sirach 28,18)


Aus christl. Sicht ist dieser Widder eine Präfiguration Christi, des Lammes. Widderköpfe sind ein häufiges Motiv in der christl. Bildplastik an Kapitellen und Konsolen. In der Apokalypse (14 / 17) ist der siebenhörnige Widder nach C. G. Jung ein Bild des „kriegerischen Siegers“ (GW 9 / II, § 167) und „umbra Jesu“ (Schatten). So kennt also auch die Bibel nicht nur das „Opferlamm“, Symbol der Reinheit und Unschuld, sondern auch dessen paradoxen Gegensatz, wodurch alle großen Bilder des Heiligen gekennzeichnet sind. Der Widder mit dem goldenen Vließ, der Phrixos und Helle auf der Flucht vor der bösen Stiefmutter (= „furchtbare Mutter") über den Hellespont trug (wobei Helle ins Meer stürzte), wurde dem Ares geopfert. Der Lehrer des Phrixos hieß Krios. Phrixos auf dem goldenen Widder kann in diesem Mythos als Bild für die tragende und herausführende Funktion des Vaterarchetypischen und für die archetypisch und euphorisch (gr. euphoros = leicht und wohlgetragen) angereicherte psychische Aufladung dadurch gesehen werden. Sie befreit den Helden aus dem gefährlichen Zugriffsbereich der verschlingenden Mutter. Der archetypisch-heroische Überschuss (= goldener Widder, Euphorie) muss jedoch zur Realitätsanpassung immer wieder geopfert werden. Der Widder ist darum symbolisch paradox verknüpft sowohl mit dem Symbol der Überwindung als auch des Opfers. In Mythologie und Volksbräuchen muss meist der „Erstling“ geopfert werden, d. h. vom archetypischen und psychologisch gedeuteten Hintergrund her gesehen derjenige Energiezustand, der den neuen Zustand herbeigeführt hat bzWidder worin dieser zuerst sichtbar geworden ist. Bewusstseinsgeschichtlich kann man in der Abraham / Isaakparabel den Übergang zu einer neuen Bewusstseinsebene, einem Symbolisierungsfortschritt sehen.
Aus der Apostelgeschichte wissen wir, dass man am Pfingstfest die Apostel in fremden Zungen zu der versammelten Menschenmenge sprechen hörte, während Feuerzungen über ihren Häuptern erschienen waren. Jeder der Anwesenden hörte sie in seiner Muttersprache reden. Diese Fähigkeit wurde als Geschenk des Hl. Geistes angesehen.


Im kleinen Alltagsbeispiel muss oft zunächst eine konservative Haltung, dann die Ungeduld und der überkompensierende „Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand“-Impuls geopfert werden, möglicherweise aber auch eine Art von „Unschuld“, für die der „Erstling“, das Widderlamm auch steht. Etwas zu opfern, bedeutet auch, die Schuld einer Tat auf sich zu nehmen, selbst sozusagen „das Messer ansetzen“, Schattenaspekte der Existenz und der Individuation zu anerkennen. Dies ist die Voraussetzung zu Überwindung des Alten, Aufgang und Durchstoß des Neuen, wofür der Widder steht.
Märtyrern wurde oft die Zunge herausgeschnitten. Der Brückenheilige und Patron des Beichtgeheimnisses, St. Johannes von Nepomuk, wird mit seiner abgeschnittenen Zunge in der Hand dargestellt, oder der Hl. Emmeram von Regensburg, der noch ohne Zunge gepredigt haben soll.


'''Literatur:''' Standard
„Zungenreden“ heißt das ekstatische Stammeln von unverständlichen Lauten in manchen Freikirchen.


'''Autor:''' Romankiewicz, Brigitte
'''Interpretation:''' Die Zunge steht für die Manifestation einer mächtigen Stimme oder einer Gottheit. Der Kopf der Medusa mit der herausgestreckten Zunge steht für die Große, alles verschlingende Mutter. Doch wie die [[Große Mutter]] das Verschlingen ebenso wie das Nähren bedeuten kann, so kann auch die Zunge das Nähren bedeuten. Tiermütter schlecken ihre Jungen gleich nach der Geburt sauber, sowie das Junge der Säugetiere alsbald seine Zunge zum Saugen der ersten Nahrung benutzt. Die Zunge kann auch ein phallisches Symbol sein oder für Schlangen gelten.
 
Mit gespaltener Zunge reden heißt, man vertritt nicht nur die eine Ansicht, die man momentan äußert. Man spielt mit falschen Karten. Eine andere übliche Redensart ist, man soll seine Zunge im Zaum halten, was meint, man sollte aufpassen um nicht vorschnell etwas Unpassendes zu sagen. Mit „Engelszungen auf jemand einreden“ bedeutet, dass man mit allen zur Verfügung stehenden freundlichen Mitteln jemanden von etwas zu überzeugen sucht. Wenn man ganz absichtslos erscheinen will, steckt man ganz „unschuldig“ seine Zunge in eine seiner beiden Backen.
 
Die Zunge herauszustrecken bedeutet im Allgemeinen Ablehnung. Das kommt daher, da Säuglinge, wenn sie die Brust nach dem Saugen loslassen, sie mit der Zunge von sich wegdrücken. Das wird von Kindern noch lange Zeit später als kindliche Art der Beleidigung benutzt. Dem Teufel wird das Herausstrecken der Zunge gerne als Unflätigkeit und Anzüglichkeit sexueller Art zugeordnet. Die Zunge spielt auch in erotischen Abbildungen eine Rolle. So wie man sich die Lippen leckt, wenn man etwas Gutes zum Essen erwartet. Bei Verliebtheit oder auch beim sexuellen Akt wird die Zunge im Zungenkuss zum Zeichen der sich gegenseitig ganz öffnenden Zuwendung. Das erinnert an einen nährenden Aspekt, an die Urvölker, wo Mütter ihren noch weitgehend zahnlosen Kleinkindern auf diese Weise vorgekaute Nahrung zubringen.
 
'''Literatur:''' Standard, Biedermann 1998
 
'''Autor:''' Huber-Klein, Birgit

Version vom 30. Juli 2015, 11:36 Uhr

Keyword: Zunge

Links: Sprache, Stimme

Definition: Ein Organ, das aus einem nach allen Seiten beweglichen Muskel besteht, der am Grund des Mundes angewachsen ist. Auf der Oberseite befinden sich Geschmacksknospen, die dazu dienen, die Nahrung nach ihrer Genießbarkeit zu klassifizieren. Sie dient dem Transport der Nahrung im Mundraum sowie dem Schlucken. Die Zunge ist auch ein wesentliches Organ für unsere Sprachfähigkeit.

Information: Der Kopf der schlangenhäuptigen Medusa aus der griechischen Mythologie zeigt die Zunge um anzudeuten, dass sie unser Leben verschlingen kann. Medusa verwandelt jeden, der sie ansieht, zu Stein. Die leckende Zunge der indischen Göttin Kali steht für die Unterstützung und Aktivierung der Kräfte des Lebens ebenso, wie für deren Destruktion. Nach dem abgeschlossenen Prozess einer Mumifizierung im alten Ägypten kam die Kuh-Göttin Hathor herbei und erweckte den Verstorbenen zum Leben, indem sie ihn mit ihrer Zunge ableckte. In der orientalischen Kunst sind Zungen oftmals ein Kennzeichen von Dämonen. Ebenso wird der Satan des Christentums im Mittelalter oft mit einer dicken herausgestreckten Zunge dargestellt. Tierdarstellungen mit heraushängender Zunge stellen eine Bitte um Regen oder Wasser dar.

Auch die Bibel misst der Zunge als Symbol für die Sprache oder das Wort eine große Bedeutung zu: "Geläutertes Silber ist die Zunge des Gerechten" (Sprüche Salomonis 10,20) oder "Viele sind gefallen durch ein scharfes Schwert, noch viel mehr sind gefallen durch die Zunge" (Jesus Sirach 28,18)

Aus der Apostelgeschichte wissen wir, dass man am Pfingstfest die Apostel in fremden Zungen zu der versammelten Menschenmenge sprechen hörte, während Feuerzungen über ihren Häuptern erschienen waren. Jeder der Anwesenden hörte sie in seiner Muttersprache reden. Diese Fähigkeit wurde als Geschenk des Hl. Geistes angesehen.

Märtyrern wurde oft die Zunge herausgeschnitten. Der Brückenheilige und Patron des Beichtgeheimnisses, St. Johannes von Nepomuk, wird mit seiner abgeschnittenen Zunge in der Hand dargestellt, oder der Hl. Emmeram von Regensburg, der noch ohne Zunge gepredigt haben soll.

„Zungenreden“ heißt das ekstatische Stammeln von unverständlichen Lauten in manchen Freikirchen.

Interpretation: Die Zunge steht für die Manifestation einer mächtigen Stimme oder einer Gottheit. Der Kopf der Medusa mit der herausgestreckten Zunge steht für die Große, alles verschlingende Mutter. Doch wie die Große Mutter das Verschlingen ebenso wie das Nähren bedeuten kann, so kann auch die Zunge das Nähren bedeuten. Tiermütter schlecken ihre Jungen gleich nach der Geburt sauber, sowie das Junge der Säugetiere alsbald seine Zunge zum Saugen der ersten Nahrung benutzt. Die Zunge kann auch ein phallisches Symbol sein oder für Schlangen gelten.

Mit gespaltener Zunge reden heißt, man vertritt nicht nur die eine Ansicht, die man momentan äußert. Man spielt mit falschen Karten. Eine andere übliche Redensart ist, man soll seine Zunge im Zaum halten, was meint, man sollte aufpassen um nicht vorschnell etwas Unpassendes zu sagen. Mit „Engelszungen auf jemand einreden“ bedeutet, dass man mit allen zur Verfügung stehenden freundlichen Mitteln jemanden von etwas zu überzeugen sucht. Wenn man ganz absichtslos erscheinen will, steckt man ganz „unschuldig“ seine Zunge in eine seiner beiden Backen.

Die Zunge herauszustrecken bedeutet im Allgemeinen Ablehnung. Das kommt daher, da Säuglinge, wenn sie die Brust nach dem Saugen loslassen, sie mit der Zunge von sich wegdrücken. Das wird von Kindern noch lange Zeit später als kindliche Art der Beleidigung benutzt. Dem Teufel wird das Herausstrecken der Zunge gerne als Unflätigkeit und Anzüglichkeit sexueller Art zugeordnet. Die Zunge spielt auch in erotischen Abbildungen eine Rolle. So wie man sich die Lippen leckt, wenn man etwas Gutes zum Essen erwartet. Bei Verliebtheit oder auch beim sexuellen Akt wird die Zunge im Zungenkuss zum Zeichen der sich gegenseitig ganz öffnenden Zuwendung. Das erinnert an einen nährenden Aspekt, an die Urvölker, wo Mütter ihren noch weitgehend zahnlosen Kleinkindern auf diese Weise vorgekaute Nahrung zubringen.

Literatur: Standard, Biedermann 1998

Autor: Huber-Klein, Birgit