Parzival

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Keyword: Parzival

Links: Gral, Heldenreise, Heros-Prinzip, Narr

Definition: Parzival, mythische Rittergestalt aus der Artussage, ist die zentrale Gestalt in der Gralslegende (Gral).

Information: Das erste größere Parzival gewidmete Werk ist „Perceval le Gallois“ von Chrétien de Troyes aus dem 12. Jahrhundert. Wolfram von Eschenbach gestaltete seinen höfischen Roman Parzival (um 1200 bis 1210) in 24810 Reimpaarversen, vereint darin christliche, orientalische und märchenhafte Züge und bereicherte das Versepos mit einem unerreichten Kontingent an Wissen aus Bereichen der Medizin, Naturkunde und Astronomie. Es diente Richard Wagner auch als Vorlage für sein 1882 uraufgeführtes Bühnenweihfestspiel Parsifal.

Parzival wächst vaterlos auf, fernab der höfischen Welt, ganz im Banne der Mutter, die ihn als Narr kleidet und versucht ihn so vor der Welt zu schützen. Sein Weg verläuft in drei wichtigen Phasen: Nach der Stufe der „tumbheit“ (Torheit, Einfalt, Unerfahrenheit), die er in der Kleidung eines bäuerlichen Narren verbringt und dabei glückhaft in die Welt hineintappt, besteht er erste Prüfungen, versagt jedoch auch tölpelhaft. Er kann das ihn umgebende Leid bei seinem ersten Besuch auf der Gralsburg nicht erkennen und muss neben vielen ritterlichen Zweikämpfen einen langen Weg der Einsamkeit gehen, bevor er schließlich die Wandlung erleben kann, um dann die alles entscheidende, anteilnehmende Frage an seinen Oheim, den verletzten Gralskönig (Anfortas), zu stellen („Oheim, was fehlt dir?“) und diesen in Gegenwart des Grals von seinem Leid erlösen zu können. So findet er nach vielen Irrwegen über einen langen Zustand des zwîvels (Zweifel als Ungewissheit, Misstrauen, Unbeständigkeit) den Weg zur „sælde“ (Glück, himmlische Seligkeit) und wird schließlich weiser Gralskönig.

Interpretation: Wie kaum eine Gestalt verbindet sich in Parzival der Entwicklungsweg vom unbeschwerten Helden, der in seiner Naivität noch ganz in Übereinstimmung mit der Natur lebt. So ist er zunächst der Archetyp eines Narren und verkörpert auch den Aspekt der Jugend. In der Phase des Zweifels ist er ein Beispiel für den suchenden Menschen, der als Schuldiger, Suchender und Nachdenklicher unterwegs ist. Und obwohl es eine innere Suche ist, ereignet sich diese zunächst im Außen und findet ihr Ziel erst, wenn die Zeit- und Raumlosigkeit des Phänomens des Grals verstanden wird.

Psychologisch beinhaltet die Gestalt Parzivals weiterhin, den eigenen Schatten zu würdigen, möglichst viele unbewusste und bewusste Anteile aufzunehmen und diese in ihrer Gegensätzlichkeit in der eigenen Persönlichkeit zu einer Ganzheit (nicht Perfektion!) zu vereinigen.

Literatur: Standard, Obleser (1997)

Autor: Obleser, Horst