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'''Keyword:''' Stadt
'''Keyword:''' Weiser, alter


'''Links:''' [[Anima]], [[Anthropos]], [[Bewusstsein]], [[Burg]], [[Haus]], [[Identität]], [[Individuation]], [[Mandala]], [[Platz]], [[Selbst]], [[Temenos]], [[Zentrum]]
'''Links:''' [[Archetyp]], [[Erleuchtung]], [[Logos-Prinzip]], [[Gottesbild]], [[Lehrer]], [[Magier]], [[Mutter, große]], [[Mystos-Prinzip]], [[Psychopompos]], [[Selbst]], [[Weise, alte]]


'''Definition:''' Stadt (althochdt: stat "Ort, Stelle") ist eine Siedlung, die eine größere Zahl von nicht landwirtschaftlich beschäftigten Menschen auf engem Raum beherbergt.
'''Definition:''' Der weise alte Mann ist einer der Archetypen, die wie [[Schatten]] und [[Anima/Animus]] in der unmittelbaren Erfahrung personifiziert auftreten. Er repäsentiert Geist, [[Sinn]], [[Weisheit]] ([[Logos-Prinzip]], ist nach Jung der Archetypus des Alten Weisen bzw. des Sinnes [[Logos-Prinzip]]). Er ist die archetypische Gestalt, die die "chaotischen Dunkelheiten des bloßen Lebens mit dem Lichte des Sinnes durchdringt." (vgl. GW 9/1, § 77). Der Alte Weise erscheint dementsprechend als der Lehrer, der Meister, der [[Psychopompos]], der Guru, der bis zur Erleuchtung führen kann. Im Erleben dieses Archetyps erfährt auch der heutige Mensch "die urälteste Art des Denkens als eine autonome Tätigkeit, deren Objekt man ist" (GW 9/1, § 79) Nietzsche hat den Archetyp des alten Weisen in Gestalt und Wirken des Zarathustra erfahren, als dessen Sprachrohr er sich erlebt hat. Ähnliche Funktion erfüllen bei antiken Schriftstellern der Thot der hermetischen Literatur, Hermes Trismegistos [[Alchemie]] und andere.


'''Information:''' Die ältesten Städte waren von starken Mauern umgeben, die aus gebrannten Tonziegeln bestanden. Sie entstanden ab dem 9. Jahrtausend v. Ch. im Vorderen Orient (Jericho). Die Stadt Ur enthält die städtebaulichen Merkmale, die heute noch gemeinsam den Begriff Stadt definieren: Neben einer gewissen Größe hat sie ein politisch-religiöses Zentrum (temenos, unus mundus) mit Tempel und Palast als Zeichen der sozialen Differenzierung, einen Hafen und Marktplatz als Zentrum für Handel und Verkehr und die Stadtmauer als Signal von Einwohnerdichte und geschlossener Ortsform. Zentrale Funktionen für sekundäre Produktion, Handel, Kultur, Religion, Verkehr und Verwaltung heben die Stadt vom Umland ab, auf das sie zur Nahrungsmittelproduktion angewiesen ist und das ihr zuliefert. Hierin liegt der Stadt-Land-Gegensatz ebenso begründet, wie der Kultur-Natur-Gegensatz darin erscheint.
'''Information:''' Keine.


Das Denken in Gegensätzen ist in der Entwicklungsgeschichte des Bewusstseins wohl älter, als die ersten Städte. Es geht aber mit der Entstehung von Städten ein nächster Entwicklungsschritt einher: Priester oder Könige heben sich als Herrscher der ältesten Stadt in ihrer sozial differenzierten (beruflichen) Funktion als Individuum vom Kollektiv ab und bleiben zugleich Repräsentanten dieses Kollektivs. Demgegenüber breitet sich das individuell ausgeprägte Ich vieler oder aller Subjekte erst später in der Geschichte aus. So kommt es, dass die Stadt in ihren vielen symbolischen Bedeutungen sowohl für das Individuum, als auch für das Kollektiv stehen kann.
'''Interpretation:''' Der Archetyp des alten Weisen bildet den Hintergrund einer gewissen Art von positiv getöntem Vaterkomplex, dem man "geistigen Charakter" zuschreiben kann und der, wenn konstelliert, geistige Interessen weckt, gelegentlich begleitet von einer Tendenz zur Autoritätsgläubigkeit (vgl. Jung, GW 9/1, § 396). Am häufigsten erscheint er in der Figur eines alten Mannes, die, oft auf hintergründige Weise den Faktor Geist symbolisiert, gelegentlich tritt er - öfters bei Frauen - auch in Zwergengestalt auf, oft in Form von sprechenden, wissenden Tieren, als Fuchs, Rabe u. a. als Gnom oder Tier zeigt er sich in Situationen, wo Einsicht, Verständnis, guter Rat, Entschluss und Plan nötig, aber aus eigenen Mitteln nicht mehr aufzubringen sind.


'''Interpretation:''' Stadt als Symbol für das Individuum meint zunächst den Schutz, den der Einzelne in ihren Mauern finden kann. Städte geben Geborgenheit in Analogie zur Haut um unseren Körper, zur Wohnung, zum Haus. Am Ort der Sicherheit werden Vitalbedürfnisse gewährleistet wie bei der Mutter. Das Leben in der Stadt verlangt ebenfalls Anpassung an die jeweiligen Kulturnormen und manchmal schmerzhafte Ablösung davon.
Im Märchen erscheint der alte Weise in besonders verzweifelten Situationen, in denen nur gründliche Überlegung oder glücklicher Einfall befreien können. Er findet die nötige Erkenntnis: "Öfters stellt der Alte in den Märchen dem Helden oder der Heldin die Frage nach dem Wer, Warum, Woher und Wohin, um damit die Selbstbesinnung und Sammlung der moralischen Kräfte in die Wege zu leiten und noch häufiger verleiht er die nötigen Zaubermittel, das heißt die unerwartete und unwahrscheinliche Erfolgskraft, welche eine Eigentümlichkeit der geeinten Persönlichkeit darstellt." (Jung, GW 9/1, § 404).


Die befestigte Stadt repräsentiert, wie die Burg, die psychische Kraft einer Person, ihre Stand- und Wehrhaftigkeit, ihre Ich-Stärke, wobei die Stadt-Mauer für die Ich-Grenze steht. So ist die Stadt eine nicht leicht zu erschütternde Macht, eine in sich geschlossene Ganzheit, die Jahrhunderte überdauert. Dennoch ist durch die Tore jede Stadt fortwährend in regem Austausch mit dem Umland, wie auch jedes Individuum in Beziehungen und Austausch zur Umwelt steht. Die Stadt repräsentiert demnach das seelische Gleichgewicht zwischen Festigkeit und Flexibilität, das allen lebenden Organismen eigen ist. Wie die Stadt ihr Umland beherrscht und zentrale Funktionen übernimmt, steht das Ich im Zentrum des Bewusstseinsfeldes und stiftet Identität und Kontinuität. Stadt und Person haben jeweils ihre besondere Individualität als einzigartige Gruppierung und Kombination von Merkmalen. Beim Menschen sind es genetische, sowie tradierte kulturelle, seelische und familiäre Elemente des Erbes, die seine Individualität zunächst begründen.
In Träumen heutiger Menschen kommt er als Arzt, Magier, Lehrer, Priester, Guru, Großvater, Professor oder andere Autoritätsperson des Wissens und der Weisheit vor. Auch innerhalb von Märchen erscheint er im Traum: als autonomer Inhalt des Unbewussten, der lehrt, wie mit unmöglichen Aufgaben umzugehen sei: Der weise Alte hat ethisch-moralische Eigenschaften, wie Güte und Hilfsbereitschaft und prüft die entsprechenden Eigenschaften des Menschen, sein "gutes Herz": So tritt er oft unscheinbar, schmutzig oder hilfsbedürftig auf und macht seine Gaben vom Ausgang der Probe abhängig. Ein schmutziger Alter zum Beispiel will zuerst gewaschen werden, ehe er dem Helden den Weg weist. Nie übrigens ist in den Märchen ein Weiser Alter die Hauptperson. Verborgen und abgelegen wohnt der alte Weise, taucht aus dem Unbekannten auf, um dem jungen Mann, der jungen Frau, den Trägern der Handlung mit seinem Rat beizustehen und mit ihnen in Beziehung zu treten. Manchmal geschieht dies an ausgesprochenen Lebensübergängen, wo er z. B. als Fährmann bereit steht.


Bei der Stadt sind es so stabile Elemente wie geographische Lage, Klima, historisch-politisch-kulturelle und religiöse Prägungen, spezielle Gebäude und Funktionen, prägende Persönlichkeiten, Industrien oder Künste der Landschaft, die zusammen die Individualität der Stadt, des Stadt-Körpers und ihrer Atmosphäre bestimmen. Städte und Menschen passen auch zusammen oder nicht. In einer Stadt fühlen wir uns wohl, sie gefällt uns, eine andere lehnen wir ab. Erst ihre Individualität macht die Stadt zur Heimat.
Die Gestalt des ebenso überlegenen wie hilfreichen Alten legt nahe, sie sogar mit der Gestalt der Gottheit ([[Vater, großer]], [[Gottesbild]] selbst in Beziehung zu setzen. Somit repräsentiert er häufig auch den männlichen Aspekt des [[Selbst]].


C. G. Jung beschreibt das Unbewusste des Mannes als weiblich und nennt es Anima. Er verwendet das Bild der Frau im Sinne des ganz Anderen, des Fremden, Unheimlichen, Unbekannten. Wie Mythen vielfach belegen, werden Städte generell als weiblich empfunden und vom männlichen Aspekt erobert oder besetzt (Oedipus, Antigone). Oft ist der Name der Stadt identisch mit dem der Gemahlin des Herrschers. Städte können alle Aspekte des Weiblichen übernehmen: Verführerin, Hure (Babylon), Göttin, Mutter, Hexe, Besiegte, Gattin, Jungfrau (Himmlisches Jerusalem als Braut). An den Mythen fällt auf, dass die ungezähmte, wilde Natur des Weiblichen entweder abgewertet wird (Hure Babylon) oder aus der Stadt hinaus verbannt wird (in Antigone). Dadurch verbleibt in der Stadt nur der gezähmte weibliche Aspekt, die eingemauerte Natur, die dann eben Braut, Jungfrau, Gattin und Mutter ist. Insofern die Anima das Fremde, den Ort der Sehnsucht verkörpert, werden auch ferne Städte als Bild des Exotischen oder der Erinnerung zum Ort der Sehnsucht. Dabei wird das ersehnte Andere zum Antrieb für Selbstsuche, Selbstreflexion und Individuation.
Natürlich hat auch der Archetyp des Alten Weisen, wie alle Archetypen, neben günstigen auch ungünstige Züge und Aspekte. Oft inszeniert er beispielsweise ärgerliche Zwischenfälle, mit denen er den Helden auf Umwegen, die aber dessen Einsicht fördern, seinem Ziel näher bringt.


Der ersehnte ferne Ort im Sinne des Unbewussten und des unbekannten Selbst schließt Uneindeutiges, Unbewältigtes, Wildes mit ein, so dass die weibliche Stadt einerseits Symbol der Verführung und des drohenden Selbstverlusts wird, andererseits zum Symbol der möglichen Selbstfindung (Weigel). Die so verstandene Begegnung mit dem Symbol der weiblichen Stadt führt das männliche Bewusstsein (von Männern und Frauen) zu einer spannenden Herausforderung, Auseinandersetzung und Bewusstwerdung.
'''Literatur:''' Standard


Städte sind ein mit allen Sinnen wahrzunehmender lebendiger Ausdruck menschlicher Gesellschaft und drücken in der Formensprache der Architektur viel über Werte und Gefühle ihrer Erbauer und Bewohner aus. Es ist offensichtlich, dass niemals ein einzelner Mensch eine Stadt bauen kann. Die Stadt ist immer durch das Zusammenwirken und -leben einer Vielzahl von Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg entstanden. Daher ist Stadt zugleich ein Symbol für Kollektives. Begegnung und Gemeinschaft einander fremder Menschen gehören implizit zum Begriff der Stadt, wobei mit den Begegnungen zugleich persönliche Auseinandersetzungen und geistige Herausforderungen gegeben sind. Städte sind daher immer "modern", sind Brennpunkte der geistigen, technischen und kulturellen Entwicklung. Sie verkörpern Urbanität, Weltoffenheit, Toleranz und Lebensfülle. Sie sind Maßstäbe für demokratische Freiheit, für Wohlstand, vielfältige Aktivitäten und für individuelle Selbstgestaltung. Insofern in der Stadt die Blüte oder der Verfall der jeweiligen Kultur vertreten ist, geschieht hier Bewusstseinsentwicklung. Eben das ist gemeint, wenn C. G. Jung Zitate zusammenträgt, nach denen die Metropolis (Mutterstadt) Wohnort des [[Anthropos]] ist, des Menschen an sich, der eine Verkörperung des kollektiven Selbst ist. Letzteres enthält im Symbol der Stadt auch negative Anteile. Gerade in den modernen Metropolen lassen sich die negativen Aspekte städtischen Lebens krass erleben: die nicht einzudämmende Überbevölkerung, die jede städtische Infrastruktur ad absurdum führt; die Umweltzerstörung, die neben anderen Bedrohungen das Leben auf der Erde insgesamt in Frage stellt; Lärm, Hektik, Gestank, Überfluss, Unübersichtlichkeit, Anonymität, Verarmung, Hunger, Kriminalität, alles kulminiert in den modernen Großstädten. Immer schon war die Stadt auch Wohnort des "Stadtneurotikers" und Symbol des Kulturpessimismus.
'''Autor:''' I. Riedel
 
Die Hieroglyphe für Stadt ist ein Kreuz im Kreis. Das ist zugleich ein Mandala. Jung hat seinen Begriff des Selbst zwar an Hand des Mandalas beschrieben, aufgeleuchtet hat ihm im persönlichen Erleben der Begriff des Selbst an Hand eines Traumes über die Stadt. Der Archetyp des Selbst konfrontiert den Menschen mit der abgründigen Gegensätzlichkeit seiner Natur (GW 12, § 23), er ist die Summe aller Polaritäten und Paradoxien. In der Alchemie stehen der Kreis für das alchemistische Gefäß, das vas hermeticum, und das Kreuz für die vier nicht reduzierbaren Elemente. Im Gefäß geschieht die Verwandlung, der Differenzierungsprozess der Individuation. Die Stadt veranschaulicht symbolisch alle Polaritäten und auch den Ort der Wandlung. Tatsächlich sind viele Städte historisch mit verschiedenen Siedlungsschichten belegt (Troja). An ihnen kann der Wandel der Kulturen, können wiederkehrende Zerstörung, Verfall, Untergang und Neugründung erlebt werden.
 
'''Literatur:''' Standard, Friedemann (1993)
 
'''Autor:''' Friedemann, Monika

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:52 Uhr

Keyword: Weiser, alter

Links: Archetyp, Erleuchtung, Logos-Prinzip, Gottesbild, Lehrer, Magier, Mutter, große, Mystos-Prinzip, Psychopompos, Selbst, Weise, alte

Definition: Der weise alte Mann ist einer der Archetypen, die wie Schatten und Anima/Animus in der unmittelbaren Erfahrung personifiziert auftreten. Er repäsentiert Geist, Sinn, Weisheit (Logos-Prinzip, ist nach Jung der Archetypus des Alten Weisen bzw. des Sinnes Logos-Prinzip). Er ist die archetypische Gestalt, die die "chaotischen Dunkelheiten des bloßen Lebens mit dem Lichte des Sinnes durchdringt." (vgl. GW 9/1, § 77). Der Alte Weise erscheint dementsprechend als der Lehrer, der Meister, der Psychopompos, der Guru, der bis zur Erleuchtung führen kann. Im Erleben dieses Archetyps erfährt auch der heutige Mensch "die urälteste Art des Denkens als eine autonome Tätigkeit, deren Objekt man ist" (GW 9/1, § 79) Nietzsche hat den Archetyp des alten Weisen in Gestalt und Wirken des Zarathustra erfahren, als dessen Sprachrohr er sich erlebt hat. Ähnliche Funktion erfüllen bei antiken Schriftstellern der Thot der hermetischen Literatur, Hermes Trismegistos Alchemie und andere.

Information: Keine.

Interpretation: Der Archetyp des alten Weisen bildet den Hintergrund einer gewissen Art von positiv getöntem Vaterkomplex, dem man "geistigen Charakter" zuschreiben kann und der, wenn konstelliert, geistige Interessen weckt, gelegentlich begleitet von einer Tendenz zur Autoritätsgläubigkeit (vgl. Jung, GW 9/1, § 396). Am häufigsten erscheint er in der Figur eines alten Mannes, die, oft auf hintergründige Weise den Faktor Geist symbolisiert, gelegentlich tritt er - öfters bei Frauen - auch in Zwergengestalt auf, oft in Form von sprechenden, wissenden Tieren, als Fuchs, Rabe u. a. als Gnom oder Tier zeigt er sich in Situationen, wo Einsicht, Verständnis, guter Rat, Entschluss und Plan nötig, aber aus eigenen Mitteln nicht mehr aufzubringen sind.

Im Märchen erscheint der alte Weise in besonders verzweifelten Situationen, in denen nur gründliche Überlegung oder glücklicher Einfall befreien können. Er findet die nötige Erkenntnis: "Öfters stellt der Alte in den Märchen dem Helden oder der Heldin die Frage nach dem Wer, Warum, Woher und Wohin, um damit die Selbstbesinnung und Sammlung der moralischen Kräfte in die Wege zu leiten und noch häufiger verleiht er die nötigen Zaubermittel, das heißt die unerwartete und unwahrscheinliche Erfolgskraft, welche eine Eigentümlichkeit der geeinten Persönlichkeit darstellt." (Jung, GW 9/1, § 404).

In Träumen heutiger Menschen kommt er als Arzt, Magier, Lehrer, Priester, Guru, Großvater, Professor oder andere Autoritätsperson des Wissens und der Weisheit vor. Auch innerhalb von Märchen erscheint er im Traum: als autonomer Inhalt des Unbewussten, der lehrt, wie mit unmöglichen Aufgaben umzugehen sei: Der weise Alte hat ethisch-moralische Eigenschaften, wie Güte und Hilfsbereitschaft und prüft die entsprechenden Eigenschaften des Menschen, sein "gutes Herz": So tritt er oft unscheinbar, schmutzig oder hilfsbedürftig auf und macht seine Gaben vom Ausgang der Probe abhängig. Ein schmutziger Alter zum Beispiel will zuerst gewaschen werden, ehe er dem Helden den Weg weist. Nie übrigens ist in den Märchen ein Weiser Alter die Hauptperson. Verborgen und abgelegen wohnt der alte Weise, taucht aus dem Unbekannten auf, um dem jungen Mann, der jungen Frau, den Trägern der Handlung mit seinem Rat beizustehen und mit ihnen in Beziehung zu treten. Manchmal geschieht dies an ausgesprochenen Lebensübergängen, wo er z. B. als Fährmann bereit steht.

Die Gestalt des ebenso überlegenen wie hilfreichen Alten legt nahe, sie sogar mit der Gestalt der Gottheit (Vater, großer, Gottesbild selbst in Beziehung zu setzen. Somit repräsentiert er häufig auch den männlichen Aspekt des Selbst.

Natürlich hat auch der Archetyp des Alten Weisen, wie alle Archetypen, neben günstigen auch ungünstige Züge und Aspekte. Oft inszeniert er beispielsweise ärgerliche Zwischenfälle, mit denen er den Helden auf Umwegen, die aber dessen Einsicht fördern, seinem Ziel näher bringt.

Literatur: Standard

Autor: I. Riedel