Apokalypse und Spinne: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Apokalypse
'''Keyword:''' Spinne


'''Links:''' [[Antichrist]], [[Engel]]
'''Links:''' [[Bios-Prinzip]], [[Eros-Prinzip]], [[Mutter]], große [[Netz]], [[Spinnen]]


'''Definition:''' Apokalype (griech. apo: weg; griech. kalyptein: verhüllen, bedecken, verbergen, verheimlichen) bedeutet Enthüllung, Entdeckung, Offenbarung und ist die Vision vom Ende der gegenwärtigen Welt und ihrer Verwandlung in eine neue Welt.
'''Definition:''' Die Spinne (mhd. spinne, ahd. spinna, eigtlich die Spinnende, Fadenziehende) ist ein zu den Gliederfüßern gehörendes, in zahlreichen Arten vorkommendes, Spinndrüsen besitzendes Tier mit vier Beinpaaren.


'''Information:''' Im Christentum bezeichnet Apokalypse das letzte Buch der Bibel: die Offenbarung des Johannes. In drastischen Bildern wird das kurz bevorstehende Ende dieser Welt, das Endgericht ("Und die Toten wurden gerichtet aufgrund dessen, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken", Off. 20, 12) und das darauf folgende Gottesreich geschildert. Endzeitankündigungen von Jesus vor der Passion sind aber auch in den anderen Evangelien aufgenommen, tauchen auch im Alten Testament bei verschiedenen Propheten auf. Mythologische Vorläufer gibt es z. B. im babylonischen Gilgameschepos, der persische Zoroastrismus geht von der Idee eines Endkampfes zwischen "Gut und Böse" oder "Licht und Finsternis aus.
'''Information:''' Keine


Während Moses nach der Begegnung mit Gott auf dem Sinai und der Offenbarung der Gesetze sein Antlitz verbirgt (2. Mose 34, 29 ff.), verstehen die frühen Christen die Apokalypse als Freiheit und Erlösung: "Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit! In ihm schauen wir die Herrlichkeit Gottes unverschleiert" (2. Kor. 3, 17 f.).
'''Interpretation:''' Arachnida, Spinnentiere wirken auf uns ebenso geheimnisvoll wie unheimlich, nützlich wie gefährlich. Dies drückt sich auch in der Redewendung, dass „jemand spinnt" aus. Nicht zufällig ist unter den Tierphobien neben der Schlangen- die Spinnenphobie die verbreitetste. Das mag mit ihrem Erscheinungsbild zusammenhängen, aber auch den Netzen, die sie überall in unermüdlicher Arbeit und kunstvollster Weise spinnen.


Diesen Wandel von der Gebundenheit an die Gesetzesbuchstaben durch die Auferstehung wird als Umbruch von Äonen verstanden. Die Messiasgläubigen warteten auf die nahe Erfüllung der Verheißung: "Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; der erste Himmel und die erste Erde sind verschwunden, und die Urflut ist nicht mehr  [...]  Und der auf dem Throne saß, sprach: Siehe:, ich mache alles neu" (Off. 21).
Arachne war mythologisch eine lydische Teppichweberin. Als Schülerin der Athene, übertraf sie diese aber, indem sie einen vollendeten Teppich mit Liebesszenen zwischen Göttern und Sterblichen wob, wurde daraufhin von ihr samt ihren Nachkommen in eine Spinne verwandelt und damit bestraft für die Rivalität mit den Göttern. Man kann hier vermuten, dass die vernunftbegabte Athene im Sinn eines dialektischen Impulses ihr eigenes Gegenteil evoziert, den schönen Schein. Die Produktivität der Spinnen gemahnt auch an die Parzen und Moiren, die den unabänderlich schicksalsbestimmenden Lebensfaden spinnen.


Die Erwartung der Apokalypse und das damit verbundene Endgericht spielte auch in den zwei Jahrtausenden nach Christus immer wieder eine Rolle und wurden von Kunst und Literatur gestaltet (Dürer: Die apokalyptischen Reiter; Dante: Die göttliche Komödie). Im 20. Jh. greift der Film "Apocalypse now" (Francis Coppola, 1979) das Thema anhand des Vietnamkrieges aus. Der Film geht zurück auf einen Roman von J. Conrad: Herz der Finsternis, 1902. In dem in Afrika spielenden Roman wird dargestellt, wie der zunächst scheinbar außen liegende Konflikt zwischen gut und böse eigentlich ein innerer Konflikt des Helden ist. Der Held hat seinen eigenen Schatten-Impulsen nachgegeben, führt das aber zurück auf das Böse in seiner Umgebung.
Viel Aberglauben verbindet sich mit ihnen, so z. B. zahlreiche Wetterregeln, die sich aus dem Verhalten der Spinnen ableiten lassen. Die Darstellung von Spinnennetzen galt als Schutz gegen allerlei Unbill und Dämonen.


'''Interpretation:''' Die Tiefenpsychologie erkennt in der Apokalyptik die archaisch-mythische Gestaltung eines gewaltigen inneren Umbruchs. Mangels Bewusstheit wurde dieser zunächst nach außen projiziert und erschien als kosmische Umwandlung. Nicht reale Sterne, wie in der Apokalypse gesehen, sondern Leitsterne fielen vor zweitausend Jahren mancherorts vom inneren Himmel und verursachten Orientierungslosigkeit und Weltuntergangsstimmung. Uralte Traditionen zerfielen; Palästina war von Fremden besetzt. Gefühle von Unbehaustheit und Identitätsverlust nahmen überhand. Die Apokalypse ist das Abbild einer psychischen Katastrophe.
Die kunstvollen Netze nötigen uns Respekt vor einer geheimnisvollen instinktiven Intelligenz ab und suggerieren tatsächlich so etwas wie eine Vermutung hochentwickelter Fähigkeiten, die sowohl zur Hochachtung, als auch zur Unheimlichkeit dieser Wesen beitragen mag.


Das Erscheinen apokalyptischer Fantasien kann in Zusammenhang mit Umbrüchen in der Geschichte und in der Bewusstseinsentwicklung der Menschheit wie auch von Einzelnen gedeutet werden: Radikale Veränderungen und daraus entstehende Ängste und pessimistische Unheilserwartungen sowie Sehnsucht nach und Hoffnung auf Erlösung werden metaphorisch beschrieben als drohender Untergang, als kosmische Katastrophe. Das Neue, das Böse, Dunkle und Gefährliche, die persönlichkeitsgefährdende eigene innere Dynamik erscheint dabei häufig zunächst als verführerischer Widersacher oder als Tier und ist oft schwer zu erkennen, sozusagen Wolf im Schafspelz. Engel und Lichtgestalten sowie ihnen zugehörige Attribute (Schwert, Posaune) erscheinen als Ankündiger der Apokalypse und als offenbarende Figuren.
In Indien ist das Spinnennetz Symbol kosmischer Ordnung. Spinnen gelten aufgrund dieser Fähigkeiten auch als lunare Kräfte, die dem Spinnen und Weben zugeordnet sind. Sehr viel weitergehend ist der bei afrikanischen Völkern anzutreffende Mythos, der den Spinnen schöpferische Kraft zuschreibt. Danach haben sie Sonne, Mond und Sterne geschaffen und damit die Voraussetzung für menschliches Leben; oder die Spinne ist direkt als Urgottheit die Schöpferin des Lebens. Verwandte Vorstellungen finden sich in Mikronesien und bei den Pueblo-Indianern.


'''Literatur:''' Standard, Kaufmann (2006)
Die Netze sind aber auch Fanginstrument. Daher rührt sicher ein Teil der Phobien. Sie lösen die Angst vor dem Eingefangenwerden aus, evozieren die Vorstellung, in ein Netz eingesponnen zu werden, aus dem kein Entkommen mehr möglich ist, während die Spinne im versteckten Winkel lauert, bis man sich verfangen hat, um dann das Opfer mit giftigem Biss zu töten oder lebendig in einem Kokon in die Speisekammer zu hängen.


'''Autor:''' Kaufmann, Rolf
Diese Eigenart eignet sich zur Projektion einer tödlichen Hinterlist. Durch diese Netzkonstruktion, aber auch die langen tentakelartigen Beine sind Spinnen oft mit negativen Aspekten des Selbst oder auch des Weiblichen verknüpft. Der abgründige, dunkle Aspekt des Selbst und das festhaltende, verschlingende, umgarnende Weibliche werden ihnen zugeordnet. Als Traumbilder sind sie insofern oft mit der Angst vor diesem verbunden:
 
„Ich liege im Bett, bin hellwach. Ich sehe zu, wie sich von der Decke herab eine große schwarze Spinne auf mein Gesicht zu abseilt. Sie kommt immer näher. Ich liege wie gebannt und kann mich nicht bewegen, bin machtlos ausgeliefert. Ich warte voller Angst, bis sie unten ist. Es geht aber sehr langsam und kurz bevor sie landet erwache ich".
 
Hier scheint unmittelbar die Auseinandersetzung mit einem bedrohlichen Aspekt des Lebens anzustehen. Das genaue Zielen aufs Gesicht lässt auch darauf schließen, dass der Träumer einen komplexhaften Aspekt seiner Seele erkennen muss.
 
In christlicher Symbolik waren Spinnen mit Sünde und Verderbnis assoziiert und den fleißigen Bienen entgegengesetzt. Ein anderer Aspekt dieses Netzes ist seine fragile Natur, sie hinterlässt auch den Eindruck eines unwirklichen, trügerischen Schleiers und erinnert damit an die indische Göttin Maya, die Meisterin der Illusion, mit der sich der Schöpfergott umgeben hat, um seine Einheit zu verschleiern.
 
Der positive Aspekt dominiert zwar nicht, erscheint aber in der verbreiteten Vorstellung vom Seelentier, das im Schlaf den Mund verlässt und wieder betritt oder wenn in China die Spinne als Glückssymbol gesehen wird. Wir kennen auch den in neuerer Zeit wieder aktuelleren Aspekt des Volksglaubens, aber auch der biologischen Wahrheit, dass Spinnen als Nützlinge gelten, auf eine intakte Ökologie hinweisen und Ungeziefer vertilgen.
 
Der positive Aspekt des Netzes wird deutlich, wenn dies etwa mit den Strahlen der Sonne verglichen wird oder dem Schleier Marias. Er verdeutlicht sich in unserer Zeit auch durch den Begriff des Netzwerks, der Vernetzung, als einer modernen Anschauung gegenseitiger Bezogenheit von Faktoren und als Differenzierung eines Kausalitätsdenkens. Aktuellstes Beispiel ist dafür das sich netzartig entfaltende Internet.
 
'''Literatur:''' Standard
 
'''Autor:''' Knoll, Dieter

Version vom 11. Oktober 2015, 18:35 Uhr

Keyword: Spinne

Links: Bios-Prinzip, Eros-Prinzip, Mutter, große Netz, Spinnen

Definition: Die Spinne (mhd. spinne, ahd. spinna, eigtlich die Spinnende, Fadenziehende) ist ein zu den Gliederfüßern gehörendes, in zahlreichen Arten vorkommendes, Spinndrüsen besitzendes Tier mit vier Beinpaaren.

Information: Keine

Interpretation: Arachnida, Spinnentiere wirken auf uns ebenso geheimnisvoll wie unheimlich, nützlich wie gefährlich. Dies drückt sich auch in der Redewendung, dass „jemand spinnt" aus. Nicht zufällig ist unter den Tierphobien neben der Schlangen- die Spinnenphobie die verbreitetste. Das mag mit ihrem Erscheinungsbild zusammenhängen, aber auch den Netzen, die sie überall in unermüdlicher Arbeit und kunstvollster Weise spinnen.

Arachne war mythologisch eine lydische Teppichweberin. Als Schülerin der Athene, übertraf sie diese aber, indem sie einen vollendeten Teppich mit Liebesszenen zwischen Göttern und Sterblichen wob, wurde daraufhin von ihr samt ihren Nachkommen in eine Spinne verwandelt und damit bestraft für die Rivalität mit den Göttern. Man kann hier vermuten, dass die vernunftbegabte Athene im Sinn eines dialektischen Impulses ihr eigenes Gegenteil evoziert, den schönen Schein. Die Produktivität der Spinnen gemahnt auch an die Parzen und Moiren, die den unabänderlich schicksalsbestimmenden Lebensfaden spinnen.

Viel Aberglauben verbindet sich mit ihnen, so z. B. zahlreiche Wetterregeln, die sich aus dem Verhalten der Spinnen ableiten lassen. Die Darstellung von Spinnennetzen galt als Schutz gegen allerlei Unbill und Dämonen.

Die kunstvollen Netze nötigen uns Respekt vor einer geheimnisvollen instinktiven Intelligenz ab und suggerieren tatsächlich so etwas wie eine Vermutung hochentwickelter Fähigkeiten, die sowohl zur Hochachtung, als auch zur Unheimlichkeit dieser Wesen beitragen mag.

In Indien ist das Spinnennetz Symbol kosmischer Ordnung. Spinnen gelten aufgrund dieser Fähigkeiten auch als lunare Kräfte, die dem Spinnen und Weben zugeordnet sind. Sehr viel weitergehend ist der bei afrikanischen Völkern anzutreffende Mythos, der den Spinnen schöpferische Kraft zuschreibt. Danach haben sie Sonne, Mond und Sterne geschaffen und damit die Voraussetzung für menschliches Leben; oder die Spinne ist direkt als Urgottheit die Schöpferin des Lebens. Verwandte Vorstellungen finden sich in Mikronesien und bei den Pueblo-Indianern.

Die Netze sind aber auch Fanginstrument. Daher rührt sicher ein Teil der Phobien. Sie lösen die Angst vor dem Eingefangenwerden aus, evozieren die Vorstellung, in ein Netz eingesponnen zu werden, aus dem kein Entkommen mehr möglich ist, während die Spinne im versteckten Winkel lauert, bis man sich verfangen hat, um dann das Opfer mit giftigem Biss zu töten oder lebendig in einem Kokon in die Speisekammer zu hängen.

Diese Eigenart eignet sich zur Projektion einer tödlichen Hinterlist. Durch diese Netzkonstruktion, aber auch die langen tentakelartigen Beine sind Spinnen oft mit negativen Aspekten des Selbst oder auch des Weiblichen verknüpft. Der abgründige, dunkle Aspekt des Selbst und das festhaltende, verschlingende, umgarnende Weibliche werden ihnen zugeordnet. Als Traumbilder sind sie insofern oft mit der Angst vor diesem verbunden:

„Ich liege im Bett, bin hellwach. Ich sehe zu, wie sich von der Decke herab eine große schwarze Spinne auf mein Gesicht zu abseilt. Sie kommt immer näher. Ich liege wie gebannt und kann mich nicht bewegen, bin machtlos ausgeliefert. Ich warte voller Angst, bis sie unten ist. Es geht aber sehr langsam und kurz bevor sie landet erwache ich".

Hier scheint unmittelbar die Auseinandersetzung mit einem bedrohlichen Aspekt des Lebens anzustehen. Das genaue Zielen aufs Gesicht lässt auch darauf schließen, dass der Träumer einen komplexhaften Aspekt seiner Seele erkennen muss.

In christlicher Symbolik waren Spinnen mit Sünde und Verderbnis assoziiert und den fleißigen Bienen entgegengesetzt. Ein anderer Aspekt dieses Netzes ist seine fragile Natur, sie hinterlässt auch den Eindruck eines unwirklichen, trügerischen Schleiers und erinnert damit an die indische Göttin Maya, die Meisterin der Illusion, mit der sich der Schöpfergott umgeben hat, um seine Einheit zu verschleiern.

Der positive Aspekt dominiert zwar nicht, erscheint aber in der verbreiteten Vorstellung vom Seelentier, das im Schlaf den Mund verlässt und wieder betritt oder wenn in China die Spinne als Glückssymbol gesehen wird. Wir kennen auch den in neuerer Zeit wieder aktuelleren Aspekt des Volksglaubens, aber auch der biologischen Wahrheit, dass Spinnen als Nützlinge gelten, auf eine intakte Ökologie hinweisen und Ungeziefer vertilgen.

Der positive Aspekt des Netzes wird deutlich, wenn dies etwa mit den Strahlen der Sonne verglichen wird oder dem Schleier Marias. Er verdeutlicht sich in unserer Zeit auch durch den Begriff des Netzwerks, der Vernetzung, als einer modernen Anschauung gegenseitiger Bezogenheit von Faktoren und als Differenzierung eines Kausalitätsdenkens. Aktuellstes Beispiel ist dafür das sich netzartig entfaltende Internet.

Literatur: Standard

Autor: Knoll, Dieter