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'''Keyword:''' Spielen


'''Links:''' Bewusstsein [[Denken]], [[Geist]], [[Gott]], Gottesbild [[Logos]]
'''Links:''' [[Bild]], [[Fantasie]], [[Imagination]], [[Kind]], [[Kreativität]], [[Schöpfung]], [[Tanz]]


'''Definition:''' Der Begriff Nous oder Nus (griech. nous, „Geist”) bedeutet Geist, Vernunft und bezeichnet in der Antike die gestaltende Kraft im Universum.
'''Definition:''' Spiel wird definiert als Tätigkeit, die ohne weiteren bewussten Zweck, aus Vergnügen an der Tätigkeit an sich und an ihrem Gelingen ausgeübt wird und mit Lustempfindungen verbunden ist. (Vgl. Huizinga, 1956)


'''Information:''' Bei Aristoteles ist es der einsichtige oder auch göttlichen Teil der Seele. Die Gestaltung der sichtbaren Welt führt Platon auf das Wirken einer göttlichen Vernunft zurück. Bei Speusippos (ca. 408-339 v. u. Z., Neffe und Schüler Platons) hat ein transzendenter Gott die sichtbare Welt nach dem Vorbild der transzendenten [[Zahlen]] gestaltet hat. Im Neuplatonismus wird der Demiurg (Schöpfer) zum göttlichen Intellekt (nous).
'''Information:''' Das Bedürfnis zu Spielen (mhd. spiln: sich lebhaft oder fröhlich bewegen, tanzen, Kurzweil oder unterhaltende Beschäftigung haben, auch fröhliche Übungen machen) scheint tief im Menschen verwurzelt zu sein: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ (Schiller). Spielen entsteht zuerst in der frühen Beziehung zur Mutter und hat während der gesamten Kindheit eine wichtige und ausgleichende Bedeutung.


'''Interpretation:''' In der gnostischen Schrift "Die Lehren des Silvanus" (NHC VII 4) nimmt der Nous einen bedeutenderen Platz ein als der Heilige Geist. Er ist das Bild Gottes und aus göttlicher Substanz. Er ist der innere Führer (85, 1). In der valentinianischen Gnosis wird gelehrt, dass der Nous, das wesenhafte und unsterbliche Selbst, indem er Selbsterkenntnis erlangt und durch geistige Praxis der Betrachtung der Wahrheit, in der Gegenwart wirklich Erlösung erlangen kann. In einer valentinianischen Schrift (NHC XI 2; 22, 31-38) steht, "Gott erschien; der Sohn, der Nous des Alls; das ist die Wurzel des Alls, aus welcher sogar der Gedanke stammt, denn er hat den Sohn im Sinn"."Der Nous ist der Gedanke der Monade, der aus dem Nichts entsprang" (22, 36-38). Beim neuplatonischen Philosophen Numenius ist der erste Nous die höchste geistige Wesenheit, das Sein an sich, der Ursprung des Seins. Der Demiurg, Weltbaumeister, ist der Ursprung des Werdens (fr. 16). Der Demiurg schaut auf den ersten Gott und ahmt ihn nach (fr. 16, 14).
Die Spielfähigkeit des Kindes wurde von Huizinga als Voraussetzung zur Aneignung und Hervorbringung der Kultur, als Grundvoraussetzung für Kulturbefähigung in seinem Werk „Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel“ dargestellt.


Alle diese Aussagen ergeben natürlich keine einheitliche Lehre oder eine klare Entwicklung eines Gedanken, sondern sie sind Amplifikationen, die die mystische Idee einer göttlichen Vernunft umkreisen.
Spielen wird als Zeitvertreib, als Ein- und Vorübung wichtiger Anlagen und Instinkte, als Erholung, Entspannung oder als Abfuhr von [[Affekten]] (Katharsis) angesehen. Verschiedene Spieltheorien über die Jahrhunderte haben die unterschiedlichen Aspekte des Spielenss herausgearbeitet wie u. a. Rousseau, Kant, Jean Paul, Fröbel, Montessori, Karl Bühler, Huizinga, Piaget. Freud verglich das Spiel des Kindes mit der Aktivität eines Dichters. Er sah im Spielen in erster Linie Triebbetätigung, deren Ausdruck die Fantasie sei, mit deren Hilfe das Kind die unbefriedigende Wirklichkeit korrigiere (Wunscherfüllung) und passives Erleiden in aktive Handlung umsetze.
 
Hans Zulliger betonte die „Heilenden Kräfte im kindlichen Spiel“. Erich Neumann sah in der magisch-mythischen Spielwelt des Kindes die Welt des matriarchalen Bewusstseins, die ein wesentlicher Ausgleich sei zur Überbetonung des rationalen Bewusstseins und der einseitig extravertierten Anpassung an die Realität.
 
Für Michael Fordham beruht kindliches Spielauf [[Angst]] und sei für das Kind ein Mittel, diese zu bewältigen, wie auch Beziehung zu sich selbst und seiner Umwelt zu entwickeln. Kindliches Spiel trage wesentlich zur Entfaltung des Selbst bei. Donald Winnicott sah Spieldes Kindes und des Erwachsenen als schöpferische Erfahrung, Ausgangspunkt der menschlichen Kreativität und Möglichkeit der Selbstentfaltung und -entdeckung. Ausgehend von der frühen Mutter-Kind-Beziehung komme es im Spielzur Überschneidung zweier Spielbereiche, dem sogen. intermediären (3. ) Bereich, den das Kind mit Fantasieprodukten aus seinem Unbewussten füllen kann und der u. a. in der Ablösung von der Mutter hilft. ([[Übergangsobjekt]])
 
Er hält auch Psychotherapie für eine Form des Spiels. In der psychoanalytischen Kindertherapie verstanden Melanie Klein und Anna Freud das freie Spiel als Assoziation, Erikson und Zulliger, wie auch Lowenfeld (Weltspiel) entwickelten eigene Ansätze mit dem kindl. Spiel.
 
Als Therapieansatz auch für Erwachsene hat D. M. Kalff die „Sandspieltherapie“ aus Erkenntnissen der Analytischen Psychologie, dem „Weltspiel“ und den spirituellen Traditionen des Buddhismus entwickelt.
 
'''Interpretation:''' In zahlreichen Wort-Zusammensetzungen reicht die Bedeutung des Spiels vom mühelosen, kreativen, auch tändelnd unverbindlichen oder unnützen spielerischen Tun, über vorspielen und aufspielen im Sinne einer mimischen Darstellung oder musikalischen Darbietung bis zum narzisstischen oder kompensatorischen Sich- Aufspielen, auch Etwas-Vorspielen als Täuschung oder [[Abwehr]] sowie ein Spiel mit jemandem spielen und auf etwas anspielen und dadurch Einfluss nehmen ([[Hermes]] Mercurius [[Narr]], [[Trickster]]).
 
Die therapeutische Bedeutung des Spiels und des spielerischen Gestaltens hat C. G. Jung zuerst an sich selber erfahren. Jung beschreibt in seinen Lebenserinnerungen, wie er sich in seiner depressiven und schöpferischen Lebenskrise (nach dem Zerwürfnis mit Freud) den Impulsen seines Unbewussten überließ und ausgelöst durch seine Kindheitserinnerungen am Ufer des Zürichsees mit Sand und Steinen spielte. (Jung, Jaffé, 1962, S. 177)
 
In der [[Analytischen]] Psychologie wird Spielund das Spielerische vor allem in enger Verbindung mit der [[Fantasie]], der Imagination, der [[Kreativität]], dem Schöpferischen gesehen und symbolisch verstanden, "als dynamisches Prinzip der Phantasie, das auch dem Kinde eignet  [...]
 
Aber ohne dieses Spiel mit Phantasien ist noch nie ein schöpferisches Werk geboren worden." (vgl. Jung GW, Bd. 6 § 88) Das sich spontan entwickelnde Spiel des Kindes oder Erwachsenen, grundlegender Ausdruck der psychischen Energie, wird neben seiner übenden Funktion auch als Manifestation des schöpferischen Unbewussten verstanden. Durch das Spiel bringt das Kind seine intrapsychischen und interpersonellen Konflikte in die Darstellung: Es ist ursprünglicher Ausdruck der transzendenten Funktion, dem kreativen Prinzip der Psyche, indem durch Bildung von Symbolen Gegensätze zwischen Bewusstem und Unbewusstem zu einer Synthese vereinigt werden können. Einseitigkeiten und Blockierung in der psychischen Entwicklung oder eine belastende und lähmende Konfliktsituation können dadurch neu und konstruktiv verstanden werden, psychische Energien ([[Libido]]) wieder in Bewegung geraten ([[Progression]]). Da die unbewussten Manifestationen die bewusste Einstellung ergänzen und korrigieren, kommt dem Spielein wichtiger Faktor zu hinsichtlich der Lösung neurotischer Konflikte.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Ribi, Alfred
'''Autor:''' Kuptz-Klimpel, Annette

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr

Keyword: Spielen

Links: Bild, Fantasie, Imagination, Kind, Kreativität, Schöpfung, Tanz

Definition: Spiel wird definiert als Tätigkeit, die ohne weiteren bewussten Zweck, aus Vergnügen an der Tätigkeit an sich und an ihrem Gelingen ausgeübt wird und mit Lustempfindungen verbunden ist. (Vgl. Huizinga, 1956)

Information: Das Bedürfnis zu Spielen (mhd. spiln: sich lebhaft oder fröhlich bewegen, tanzen, Kurzweil oder unterhaltende Beschäftigung haben, auch fröhliche Übungen machen) scheint tief im Menschen verwurzelt zu sein: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“ (Schiller). Spielen entsteht zuerst in der frühen Beziehung zur Mutter und hat während der gesamten Kindheit eine wichtige und ausgleichende Bedeutung.

Die Spielfähigkeit des Kindes wurde von Huizinga als Voraussetzung zur Aneignung und Hervorbringung der Kultur, als Grundvoraussetzung für Kulturbefähigung in seinem Werk „Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel“ dargestellt.

Spielen wird als Zeitvertreib, als Ein- und Vorübung wichtiger Anlagen und Instinkte, als Erholung, Entspannung oder als Abfuhr von Affekten (Katharsis) angesehen. Verschiedene Spieltheorien über die Jahrhunderte haben die unterschiedlichen Aspekte des Spielenss herausgearbeitet wie u. a. Rousseau, Kant, Jean Paul, Fröbel, Montessori, Karl Bühler, Huizinga, Piaget. Freud verglich das Spiel des Kindes mit der Aktivität eines Dichters. Er sah im Spielen in erster Linie Triebbetätigung, deren Ausdruck die Fantasie sei, mit deren Hilfe das Kind die unbefriedigende Wirklichkeit korrigiere (Wunscherfüllung) und passives Erleiden in aktive Handlung umsetze.

Hans Zulliger betonte die „Heilenden Kräfte im kindlichen Spiel“. Erich Neumann sah in der magisch-mythischen Spielwelt des Kindes die Welt des matriarchalen Bewusstseins, die ein wesentlicher Ausgleich sei zur Überbetonung des rationalen Bewusstseins und der einseitig extravertierten Anpassung an die Realität.

Für Michael Fordham beruht kindliches Spielauf Angst und sei für das Kind ein Mittel, diese zu bewältigen, wie auch Beziehung zu sich selbst und seiner Umwelt zu entwickeln. Kindliches Spiel trage wesentlich zur Entfaltung des Selbst bei. Donald Winnicott sah Spieldes Kindes und des Erwachsenen als schöpferische Erfahrung, Ausgangspunkt der menschlichen Kreativität und Möglichkeit der Selbstentfaltung und -entdeckung. Ausgehend von der frühen Mutter-Kind-Beziehung komme es im Spielzur Überschneidung zweier Spielbereiche, dem sogen. intermediären (3. ) Bereich, den das Kind mit Fantasieprodukten aus seinem Unbewussten füllen kann und der u. a. in der Ablösung von der Mutter hilft. (Übergangsobjekt)

Er hält auch Psychotherapie für eine Form des Spiels. In der psychoanalytischen Kindertherapie verstanden Melanie Klein und Anna Freud das freie Spiel als Assoziation, Erikson und Zulliger, wie auch Lowenfeld (Weltspiel) entwickelten eigene Ansätze mit dem kindl. Spiel.

Als Therapieansatz auch für Erwachsene hat D. M. Kalff die „Sandspieltherapie“ aus Erkenntnissen der Analytischen Psychologie, dem „Weltspiel“ und den spirituellen Traditionen des Buddhismus entwickelt.

Interpretation: In zahlreichen Wort-Zusammensetzungen reicht die Bedeutung des Spiels vom mühelosen, kreativen, auch tändelnd unverbindlichen oder unnützen spielerischen Tun, über vorspielen und aufspielen im Sinne einer mimischen Darstellung oder musikalischen Darbietung bis zum narzisstischen oder kompensatorischen Sich- Aufspielen, auch Etwas-Vorspielen als Täuschung oder Abwehr sowie ein Spiel mit jemandem spielen und auf etwas anspielen und dadurch Einfluss nehmen (Hermes Mercurius Narr, Trickster).

Die therapeutische Bedeutung des Spiels und des spielerischen Gestaltens hat C. G. Jung zuerst an sich selber erfahren. Jung beschreibt in seinen Lebenserinnerungen, wie er sich in seiner depressiven und schöpferischen Lebenskrise (nach dem Zerwürfnis mit Freud) den Impulsen seines Unbewussten überließ und ausgelöst durch seine Kindheitserinnerungen am Ufer des Zürichsees mit Sand und Steinen spielte. (Jung, Jaffé, 1962, S. 177)

In der Analytischen Psychologie wird Spielund das Spielerische vor allem in enger Verbindung mit der Fantasie, der Imagination, der Kreativität, dem Schöpferischen gesehen und symbolisch verstanden, "als dynamisches Prinzip der Phantasie, das auch dem Kinde eignet [...]

Aber ohne dieses Spiel mit Phantasien ist noch nie ein schöpferisches Werk geboren worden." (vgl. Jung GW, Bd. 6 § 88) Das sich spontan entwickelnde Spiel des Kindes oder Erwachsenen, grundlegender Ausdruck der psychischen Energie, wird neben seiner übenden Funktion auch als Manifestation des schöpferischen Unbewussten verstanden. Durch das Spiel bringt das Kind seine intrapsychischen und interpersonellen Konflikte in die Darstellung: Es ist ursprünglicher Ausdruck der transzendenten Funktion, dem kreativen Prinzip der Psyche, indem durch Bildung von Symbolen Gegensätze zwischen Bewusstem und Unbewusstem zu einer Synthese vereinigt werden können. Einseitigkeiten und Blockierung in der psychischen Entwicklung oder eine belastende und lähmende Konfliktsituation können dadurch neu und konstruktiv verstanden werden, psychische Energien (Libido) wieder in Bewegung geraten (Progression). Da die unbewussten Manifestationen die bewusste Einstellung ergänzen und korrigieren, kommt dem Spielein wichtiger Faktor zu hinsichtlich der Lösung neurotischer Konflikte.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette