Androgynie und Nixe: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Androgynie
'''Keyword:''' Nixe


'''Links:''' [[Anima, Animus]], [[Coniunctio]], [[Ganzheit]], [[Hieros gamos]], [[Individuation]], [[Mysterium coniunctionis]], [[Polarität]], [[Selbst]], [[Symbol]], [[Syzygie]]
'''Links:''' [[Anima, Animus]], [[Fisch]], [[Melusine]], [[Nymphe]], [[Undine]], [[Wasser]]


'''Definition:''' Androgynie (griech. -lat. ) meint die Vereinigung männlicher und weiblicher Körpermerkmale in einer Person.
'''Definition:''' Nixen, Wassernymphen, Sirenen und Melusinen als weibliche Gestalten mit dem Unterleib eines Fisches oder mit zwei Fischschwänzen bevölkern die Mythen- und Sagenwelt der afro-eurasischen Kulturen.


'''Information:''' Keine
'''Information:''' Im klassischen Griechenland galten die Sirenen mit ihrem Gesang zwar als betörende und männermordende Wesen, doch gehören die Wassernymphen zum vorolympischen Göttergeschlecht der Okenaiden und Nereiden.


'''Interpretation:''' Für C. G. Jung symbolisiert eine androgyne Gestalt die Vereinigung ([[coniunctio]]) der seelischen Gegensätze ([[Polarität]]) als Resultat des fortgeschrittenen Individuationsprozesses ([[Individuation]]). Jung unterschied Bisexualität von der Androgynie. Bisexualität, als offenes Ausagieren von männlichem und weiblichem sexuellen Verhalten wurde von Jung als in unserer westlichen Welt missverstandener Ausdruck für eine natürliche, jedoch unbewusste Tendenz zur Androgynie hin aufgefasst. A. hingegen beginne mit der Bewusstwerdung des männlichen und weiblichen Potenzials in jedem Menschen und werde dann verwirklicht, wenn die Fähigkeit zu einer harmonischen Beziehung zwischen den männlichen und weiblichen Aspekten in einer einzigen Person entwickelt werde. Hierbei komme es aber nicht zu einer Vermischung der geschlechtspezifischen Charakteristika wie beim [[Hermaphrodit]]en. Jung verwies auch auf die historische Person Jesu als Beispiel für einen Menschen, der die männlich-weibliche Polarität integriert hatte. J. Singer (Singer, 1981) hat Jungs Auffassung zur Androgynität erweitert und vertieft. Die Zukunft des ganzheitlichen Menschenbildes liegt für sie in der Verschmelzung der männlichen und weiblichen Eigenschaften in jedem Menschen auf der geistig-seelischen Ebene und eröffnet eine Beziehung zum Selbst. Auf der Suche nach einem ganzheitlichen Menschenbild, in dem die Trennung zwischen männlich und weiblich im Symbol aufgehoben werde, habe Jung auch sein zentrales psychosexuelles Konzept von Anima und Animus ([[Anima, Animus]]) entwickelt.
Noch lange wurden sie als Fruchtbarkeitsgöttinnen an Quellen und in Grotten verehrt. Von daher übernahm die Brunnenarchitektur des Barocks ihr Nymphenmotiv.
 
'''Interpretation:''' Die Deutsche Romantik nimmt das Thema der schönen Melusine aus der französischen Romanliteratur auf und projiziert auf diese Gestalt eine Mischung aus heilbringendem Zauber und tragischer Todesahnung bzw. regressiven Todeswünschen. Die Bedeutung der zweischwänzigen Nixe, welche die beiden Enden seitlich in die Höhe hebt, blieb im Dunkel. Wir finden sie bei alten Kulturen des Mittelmeerraums, bei den Griechen in Form der doppelschwänzigen Medusa und vor allem bei den Etruskern, die das Motiv auf ihrem Rückzug vor den Römern bis in die Alpentäler brachten. Auch in Westafrika werden Mutter-, Meeres- und Flussgöttinnen in Gestalt doppelschwänziger Nixen verehrt. Die schwarzen Sklaven brachten diesen Mythos nach Brasilien mit, wo er in die heidnisch-christliche Mischreligion des Candomblé einging. Heute ist die Nixe an der Ostküste Brasiliens ein Wahrzeichen für den Tourismus ähnlich wie die Meermaid von Kopenhagen. Aufgrund der mütterlichen Symbolik der Nixe können die seitlich hochgezogenen Fischschwänze als eine maritime Form der Gebärstellung gedeutet werden, was sich u. a. im Engadiner Sagengut zu bestätigen scheint. Dort werden die Nixen als Herrinnen der Flüsse und deren Fisch- und Goldreichtum auch mit dem Kindersegen in Verbindung gebracht. Als Seelengeleiterinnen sollen sie die Verstorbenen durchs Wasser zur Wiedergeburt führen. Dieser Zusammenhang löst vielleicht auch das Rätsel der häufigen Nixendarstellungen zu Füssen des Heiligen [[Christophorus]], wenn er das Kind über den Todesfluss ans andere Ufer trägt.
 
'''Autor:''' Meier-Seethaler, Carola


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard
'''Autor:''' Kuptz-Klimpel, Annette

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 17:51 Uhr

Keyword: Nixe

Links: Anima, Animus, Fisch, Melusine, Nymphe, Undine, Wasser

Definition: Nixen, Wassernymphen, Sirenen und Melusinen als weibliche Gestalten mit dem Unterleib eines Fisches oder mit zwei Fischschwänzen bevölkern die Mythen- und Sagenwelt der afro-eurasischen Kulturen.

Information: Im klassischen Griechenland galten die Sirenen mit ihrem Gesang zwar als betörende und männermordende Wesen, doch gehören die Wassernymphen zum vorolympischen Göttergeschlecht der Okenaiden und Nereiden.

Noch lange wurden sie als Fruchtbarkeitsgöttinnen an Quellen und in Grotten verehrt. Von daher übernahm die Brunnenarchitektur des Barocks ihr Nymphenmotiv.

Interpretation: Die Deutsche Romantik nimmt das Thema der schönen Melusine aus der französischen Romanliteratur auf und projiziert auf diese Gestalt eine Mischung aus heilbringendem Zauber und tragischer Todesahnung bzw. regressiven Todeswünschen. Die Bedeutung der zweischwänzigen Nixe, welche die beiden Enden seitlich in die Höhe hebt, blieb im Dunkel. Wir finden sie bei alten Kulturen des Mittelmeerraums, bei den Griechen in Form der doppelschwänzigen Medusa und vor allem bei den Etruskern, die das Motiv auf ihrem Rückzug vor den Römern bis in die Alpentäler brachten. Auch in Westafrika werden Mutter-, Meeres- und Flussgöttinnen in Gestalt doppelschwänziger Nixen verehrt. Die schwarzen Sklaven brachten diesen Mythos nach Brasilien mit, wo er in die heidnisch-christliche Mischreligion des Candomblé einging. Heute ist die Nixe an der Ostküste Brasiliens ein Wahrzeichen für den Tourismus ähnlich wie die Meermaid von Kopenhagen. Aufgrund der mütterlichen Symbolik der Nixe können die seitlich hochgezogenen Fischschwänze als eine maritime Form der Gebärstellung gedeutet werden, was sich u. a. im Engadiner Sagengut zu bestätigen scheint. Dort werden die Nixen als Herrinnen der Flüsse und deren Fisch- und Goldreichtum auch mit dem Kindersegen in Verbindung gebracht. Als Seelengeleiterinnen sollen sie die Verstorbenen durchs Wasser zur Wiedergeburt führen. Dieser Zusammenhang löst vielleicht auch das Rätsel der häufigen Nixendarstellungen zu Füssen des Heiligen Christophorus, wenn er das Kind über den Todesfluss ans andere Ufer trägt.

Autor: Meier-Seethaler, Carola

Literatur: Standard