Allegorie und Narzisse: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Keyword:''' Allegorie
'''Keyword:''' Narzisse


'''Links:''' [[Analogie]], [[Bild]], [[Metapher]], [[Symbol]]
'''Links:''' [[Blume]], [[Frühling]], [[Lilie]], [[Narzissmus]], [[Tod]]


'''Definition:''' Unter Allegorie (griech.: bildhafter Ausdruck, allegorein: anders, uneigentlich reden) wird meist eine literarische oder künstlerische bildhafte Veranschaulichung eines abstrakten Begriffs oder Vorgangs verstanden, oft durch eine Verkörperung als Person. Z.B. wird der Tod als Sensenmann, die Gerechtigkeit als Justitia mit verbundenen Augen, Schwert und Waage oder die Liebe und Sexualität in Gestalt des Pfeile schießenden Amors dargestellt.
'''Definition:''' Die Narzisse (lat. narcissus, griech. nárkissos) gehört zu den Amaryllisgewächsen, wächst aus einer Zwiebel und ist eine im Frühling blühende Blume mit langen, schmalen Blättern u. meist glockenförmigen, großen, duftenden, gelben oder weißen Blüten auf hohen Stielen.


'''Information:''' Im Gegensatz zum Symbol verweist die Allegorie nicht auf einen komplexen, vielschichtigen, teilweise unerkennbaren Sachverhalt, sondern verkörpert relativ eindeutig festgelegte Inhalte. Jung unterscheidet insbesondere zwischen Allegorie, Zeichen und Symbol: "Jede Auffassung, welche den symbolischen Ausdruck als Analogie oder abgekürzte Bezeichnung einer bekannten Sache erklärt, ist semiotisch. Eine Auffassung, welche den symbolischen Ausdruck als bestmögliche und daher zunächst gar nicht klarer oder charakteristischer darzustellende Formulierung einer relativ unbekannten Sache erklärt, ist symbolisch. Eine Auffassung, welche den symbolischen Ausdruck als absichtliche Umschreibung oder Umgestaltung einer bekannten Sache erklärt, ist allegorisch." (Jung, GW 6, § 895) Gleichwohl können Allegorie und allegorische Elemente fließende Übergänge zu Symbolen haben.
'''Information:''' Wie alle Liliengewächse haben die Narzissen Blüten, die voll erblüht einen Stern bilden (von weiß bis goldgelb). In der Mitte der Blüte blüht der (gleichfarbig oder heller gefärbte) Becher oder Glockenbecher (woher die Blume den Namen Osterglocke erhielt). Im deutschsprachigen Gebiet wird mit Narzisse die kleinere, weiße Blüte bezeichnet, deren Becherglocke eher Schalencharakter hat u. deren Rand orangerot ist. Von ihr erzählt die ätiologische Sage, dass sie der gewandelte Narziss sei ([[Narzissmus]]), der orangerote Rand erinnere an sein [[Blut]].


'''Interpretation:''' Keine
'''Interpretation:''' Die Narzisse wird ambivalent bewertet, wie auch die Gestalt des in sein eigenes Spiegelbild verliebten Narziss. Oft wird sie als Frühlingssymbol gesehen oder auch als Symbol für Schlaf, Tod und Wiederauferstehung. Der Name soll mit dem Stamm nar- zusammenhängen, der auch im Wort Narkose enthalten ist, denn ihr starker Duft rufe Betäubung und Erstarrung hervor, weshalb nach Sophokles die Erinnyen, die griechischen Rachegöttinen, mit Narzissen bekränzt seien. Andererseits kann der Name mit dem Namen für die gelbe Schwertlilie ([[Lilie]]) in Ägypten zusammenhängen. Im Arabischen bedeutet der Name „Todverkünder“. Dazu passt, was Ovid in seinen Metamorphosen erzählt: Die Narzisse erblüht am Eingang zur Unterwelt, dort wurde sie der Göttin Persephone zum Verhängnis, als sie, spielend mit den Okeaniden (s. Nymphe), die Narzisse pflückte; Pluto entführte sie in sein Reich. Die Blüte bildet – wie alle Liliengewächse – ein [[Hexagramm]], aber das der Narzisse ist sehr regelmäßig. In dieser Form bildet es die Vereinigung von Wasser u. Feuer, das aufsteigende Dreieck ist Sinnbild für das männliche Feuer, das absteigende für das weibliche Wasser. Auf der ganzen Welt ist diese Bedeutung verbreitet, auf der ganzen Welt findet sich das [[Mandala]] des Sechssterns.
 
Für E. M. Kranich spiegeln sich in der Narzisse die Gesten der Zuwendung, der Hingabe und des Bewunderns: "Die Seele wendet sich dem, was sie bewundert, offen und rückhaltlos zu. Unter dem Eindruck des Großen u. Bedeutenden sind ihre Tore weit geöffnet. Aus der Tiefe kommt ein Verlangen, sich an das hinzugeben, was man erlebt. Die Seele möchte dies in ihr Inneres aufnehmen u. mit ihrem eigenen Dasein vereinigen. Das Innere strömt dem Schönen u. Erhabenen entgegen, um sich mit ihm zu erfüllen.“
Kranich, 2001, S. 41-43) So gewinnt der Mythus des Narziss, der in unserer Zeit überwiegend von seinem pathologischen Aspekt aus angesehen wird, eine neue Bedeutung.


'''Literatur:''' Standard
'''Literatur:''' Standard


'''Autor:''' Müller, Anette
'''Autor:''' Thomas, Helga

Version vom 15. November 2011, 10:40 Uhr

Keyword: Narzisse

Links: Blume, Frühling, Lilie, Narzissmus, Tod

Definition: Die Narzisse (lat. narcissus, griech. nárkissos) gehört zu den Amaryllisgewächsen, wächst aus einer Zwiebel und ist eine im Frühling blühende Blume mit langen, schmalen Blättern u. meist glockenförmigen, großen, duftenden, gelben oder weißen Blüten auf hohen Stielen.

Information: Wie alle Liliengewächse haben die Narzissen Blüten, die voll erblüht einen Stern bilden (von weiß bis goldgelb). In der Mitte der Blüte blüht der (gleichfarbig oder heller gefärbte) Becher oder Glockenbecher (woher die Blume den Namen Osterglocke erhielt). Im deutschsprachigen Gebiet wird mit Narzisse die kleinere, weiße Blüte bezeichnet, deren Becherglocke eher Schalencharakter hat u. deren Rand orangerot ist. Von ihr erzählt die ätiologische Sage, dass sie der gewandelte Narziss sei (Narzissmus), der orangerote Rand erinnere an sein Blut.

Interpretation: Die Narzisse wird ambivalent bewertet, wie auch die Gestalt des in sein eigenes Spiegelbild verliebten Narziss. Oft wird sie als Frühlingssymbol gesehen oder auch als Symbol für Schlaf, Tod und Wiederauferstehung. Der Name soll mit dem Stamm nar- zusammenhängen, der auch im Wort Narkose enthalten ist, denn ihr starker Duft rufe Betäubung und Erstarrung hervor, weshalb nach Sophokles die Erinnyen, die griechischen Rachegöttinen, mit Narzissen bekränzt seien. Andererseits kann der Name mit dem Namen für die gelbe Schwertlilie (Lilie) in Ägypten zusammenhängen. Im Arabischen bedeutet der Name „Todverkünder“. Dazu passt, was Ovid in seinen Metamorphosen erzählt: Die Narzisse erblüht am Eingang zur Unterwelt, dort wurde sie der Göttin Persephone zum Verhängnis, als sie, spielend mit den Okeaniden (s. Nymphe), die Narzisse pflückte; Pluto entführte sie in sein Reich. Die Blüte bildet – wie alle Liliengewächse – ein Hexagramm, aber das der Narzisse ist sehr regelmäßig. In dieser Form bildet es die Vereinigung von Wasser u. Feuer, das aufsteigende Dreieck ist Sinnbild für das männliche Feuer, das absteigende für das weibliche Wasser. Auf der ganzen Welt ist diese Bedeutung verbreitet, auf der ganzen Welt findet sich das Mandala des Sechssterns.

Für E. M. Kranich spiegeln sich in der Narzisse die Gesten der Zuwendung, der Hingabe und des Bewunderns: "Die Seele wendet sich dem, was sie bewundert, offen und rückhaltlos zu. Unter dem Eindruck des Großen u. Bedeutenden sind ihre Tore weit geöffnet. Aus der Tiefe kommt ein Verlangen, sich an das hinzugeben, was man erlebt. Die Seele möchte dies in ihr Inneres aufnehmen u. mit ihrem eigenen Dasein vereinigen. Das Innere strömt dem Schönen u. Erhabenen entgegen, um sich mit ihm zu erfüllen.“ Kranich, 2001, S. 41-43) So gewinnt der Mythus des Narziss, der in unserer Zeit überwiegend von seinem pathologischen Aspekt aus angesehen wird, eine neue Bedeutung.

Literatur: Standard

Autor: Thomas, Helga