A-H-System: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr

Keyword: A-H-System

Links: Symbol

Definition: Das A-H-System wurde aus didaktischen Gründen entwickelt und fasst die verschiedenen integrativen Methoden und therapeutischen Interventionen der Analytischen Psychologie in einem Gliederungsschema von A bis H zusammen.

Information: Das A-H-System bezieht sich insbesondere auf die Arbeit mit unbewussten Ausdrucksformen, Symptomen, Konflikten und Symbolen, lässt sich aber auf jedes psychisch relevante Ereignis oder auch die verschiedenen Formen von Selbsterfahrung anwenden. In seinem Aufbau folgt es zwar der Regel "Erleben vor Deuten", ist aber nicht in dem Sinne zu verstehen, dass im Einzelfall alle Methoden in der vorgegebenen Reihenfolge abzuarbeiten seien. In der Praxis wird mit derjenigen Intervention gearbeitet, die sich für die Thematik, die Persönlichkeitsstruktur und die aktuelle Beziehungssituation am besten eignet.

Die einzelnen Aspekte sind:

A = Aktualisieren: Aktualisieren bezeichnet die aktuelle emotionale Vergegenwärtigung einer relevanten Thematik. Hierbei geht es darum, die spezielle Thematik, das relevante psychologische Ereignis, z. B. ein Symbol, in seiner gegenwärtigen Wirkung so intensiv wie möglich wahrzunehmen und zu erleben. Dazu soll ein freier geistiger Spielraum (geschützter Rahmen Temenos) geschaffen und eine Form der therapeutischen Beziehung gefunden werden (z. B. Akzeptanz, Empathie), in der sich der Patient ermutigt fühlt, alles zu äußern, was ihn bewegt. Das Ereignis soll in den Brennpunkt des Interesses und in die Gegenwart gebracht werden, z. B. indem von ihm in der Gegenwartsform erzählt wird und indem klärend nachgefragt wird. Alle psychischen Orientierungs-Funktionen (Wahrnehmung, Fühlen, Denken, Intuieren/Fantasieren) können angesprochen werden. Insbesondere der emotionale Hintergrund soll dabei erfasst werden. Das kann z. B. mittels einfühlendem Identifizieren (in das Symbol einfühlend hineingehen und aus ihm heraus fühlen, denken, wahrnehmen und fantasieren) oder einem Zwiegespräch mit dem Symbol stattfinden. Diese Methoden gehen oft nahtlos in eine der anderen gestalterischen Methoden (Siehe: C = Creieren) über, insbesondere in die Aktive Imagination.

B = Betrachten: Darunter wird ein geistiges Umkreisen des Symbols verstanden, durch das das Thema assoziativ vertieft (aber noch nicht gedeutet) wird. Vorgehensweisen hierbei sind beispielsweise die Assoziation, die Amplifikation, das Focusing.

C = Creieren: Das Thema wird auf unterschiedliche Weise schöpferisch gestaltet und inszeniert. Dies kann geschehen durch Zeichnen und Malen, Tonen, Schreiben, Körperbewegung (Körpersprache), Tanzen (Tanz), Musizieren (Musik, Fantasieren und Imaginieren (Imagination), Visualisieren (Visualisation), Psychodrama, Puppen- und Sandspiel, Ritual und Ritualisieren. Wichtig ist, dass das Thema dabei emotional lebendig wird und seine eigene unbewusste Dynamik entfalten kann.

D = Deutung: Zur ganzheitlichen Erfassung einer zu bearbeitenden Thematik gehört auch die rationale Annäherung, das Verstehen und Deuten. Hierbei muss der Komplexität, Polarität, Paradoxität, Ganzheit und Konstrukthaftigkeit aller psychischen Vorgänge Rechnung getragen werden. Bei jeder Deutung ist der Kontext des zu deutenden Ereignisses zu berücksichtigen, vor allem die möglichen aktuellen Auslöser, der aktuelle Lebensbezug sowie der psychogenetische und psychodynamische Zusammenhang. Darüber hinaus ist die Frage nach der finalen (Finalität) und der kompensatorischen Funktion (Kompensation) des Ereignisses zu stellen.

E = Eigenanteile (entspricht der Arbeit auf der Subjektstufe im Sinne der Analytischen Psychologie): Das zu bearbeitende Thema wird unter der Perspektive der eigenen Persönlichkeitsstruktur, eigener Persönlichkeitsanteile, eigener Wünsche, Bedürfnisse, innerer Konflikte und des kreativen Potenzials betrachtet.

F = Fremdanteile: Dieser Aspekt beschäftigt sich mit den typischen Konflikten und Fragen der Bedeutung des Themas hinsichtlich der Objekt- und Beziehungsstufe.

G = Globalanteile: Dieser Aspekt fragt nach den allgemeinmenschlichen, archetypischen (Archetyp) und existenziellen Aspekten eines Themas, also nach Bezügen zur Individuation und Sinnfindung, zur Selbst-Verantwortung und Freiheit, zum Problem des Todes, zur Beziehung, Einsamkeit und Isolierung, zum Religiösen und Transpersonalen.

H = Handeln: Der Sinn und die Bedeutung eines Ereignisses erschließen sich oft erst dann wirklich, wenn es über die Aspekte A – G hinaus auch im Alltag und in der Beziehung zu anderen Menschen gelebt und erfahren wird. Immer wird im Prozess der Individuation wie auch in der therapeutischen Arbeit deshalb auch der Frage nachzugehen sein, wie die erarbeiteten Einsichten im praktischen Leben integriert werden, was die kleinsten gangbaren Schritte sind.


Interpretation: Keine

Literatur: Müller, L., Knoll, D. (1998)

Autor: Müller, Lutz