Jerusalem

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Keyword: Jerusalem

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Definition: Hauptstadt des Staates Israel seit seiner Gründung 1950.

Information: Jerusalem ist arabisch El-Quds: das Heiligtum! Islamisches Zentrum sind der Felsendom und die Aksa- Moschee, erbaut ende des 7. Jh. auf dem einstigen jüdischen Tempelplatz. Von hier aus, sagt der Mythos, hob Mohammed ab zu seiner Himmelfahrt.

Jerusalem ist auch in der Bibel die Stadt ! Bereits in den Amarna-Tafeln Echnatons (Pharao von 1364-47 v. Chr.) wird ein bedeutender König von Uruschalim erwähnt. Seine geschichtliche Bedeutung verdankt Jerusalem aber dem Entscheid Davids (1040-965), die als uneinnehmbar geltende Stadt zur Residenz des vereinigten Königreichs Juda - Israel zu machen und die Bundeslade Jahwes auf den Zion zu überführen. Weil David die Stadt mit seinen Söldnern eroberte, gehörte Jerusalem ihm persönlich; es wurde "die Stadt Davids", Mittelpunkt der Stämme Israels. Jerusalem wurde unter Salomo durch einen prächtigen Tempel und viele Paläste erweitert. Durch die Reform des Königs Josija (König 639-609) wurde der Tempel von Jerusalem die einzig legitime Kultstätte Israels.

Doch dann wurde Jerusalem von den Assyrern belagert (2. Kön. 18 f. ), deren König Sanherib (705-681) in der Prisma-Inschrift schrieb: "Den König von Jerusalem schloss ich ein wie einen Vogel im Käfig." Dazu Jesaja: "Die Tochter Zion blieb übrig wie eine Hütte im Weinberg; fast wären wir geworden wie Sodom und Gomorrha" (Jes. 1, 8-9). Im Jahr 587 wurde Jerusalem von den Babyloniern unter Nebukadnezar erobert und zerstört, und die Oberschicht der Bevölkerung wurde ins Exil am Euphrat deportiert. Der später über Babylon herrschende persische König (Kyros) erlaubte den Juden die Rückkehr nach Jerusalem, wo 520-516 Tempel und Stadt wieder aufgebaut wurden. Nun begann für die Juden die unglückliche Zeit des 2. Tempels. Unter den Seleukiden wurde Jerusalem hellenisiert: eingegliedert in die seit Alexander dem Grossen (356-323) beginnende kulturelle Vereinheitlichung des Vorderen Orients unter griechischer Hegemonie. Dieser Prozess gipfelte in Jerusalem in der Umfunktionierung des Tempels in ein Heiligtum für den griechischen Göttervater Zeus. Dagegen erhob sich das jüdische Volk unter den Makkabäern mit Erfolg; ab 164 v. Chr. wurde der Kult wieder nach jüdischem Ritus gefeiert. An diese Befreiung von den Gojim erinnert das winterliche, mit viel Licht gefeierte jüdische Chanukka-Fest. 63 v. Chr. wurde Jerusalem vom römischen Feldherrn Pompejus eingenommen. Aufstände führten im Jahre 70 n. Chr. zur Zerstörung von Jerusalem durch die Römer. Jerusalem war fortan römische Koloniestadt, von keinem Juden zu betreten!

Als das Christentum unter Konstantin (Kaiser 306-337) zur Staatsreligion erhoben wurde, wandelte sich Jerusalem langsam von einer römischen Provinzstadt zur heiligen Stadt der Christenheit, wo ihr Erlöser für sie gestorben war. Jerusalem wurde fortan zum Ziel von Pilgerfahrten und erhielt 451 den Sitz eines Patriarchen. Die muslimische Eroberung von Jerusalem im 7. Jh. minderte die tiefe Verehrung der Christenheit für Jerusalem in keiner Weise; Jerusalem wurde nach wie vor als geistige Mitte der Welt empfunden. Man erwartete dort die Herabkunft des himmlischen Jerusalems am Ende der Zeit. Mittelalterliche Geographen wussten, dass sich der Eingang in den Himmel und ins Fegefeuer in Jerusalem befand. Erst die Säkularisierung dämpfte die Faszination für Jerusalem. Seit 1948 ist erusalem Schauplatz von Kämpfen zwischen Juden und Muslimen, welche beide Jerusalem je für sich allein reklamieren. Jerusalem bedeutet wörtlich: "Wohnstätte des Friedens." Der Apostel Paulus stellt dem irdischen das himmlische Jerusalem gegenüber (Gal. 4, 22-27). Dieses ist geschmückt mit Edelsteinen und durchströmt vom Wasser des Lebens. Seine Bäume tragen das ganze Jahr Früchte, und deren Blätter heilen alle Krankheit (Off. 22).

Interpretation: Tiefenpsychologisch ist Jerusalem ein Ort, auf den Archaiker ihre Heilssehnsucht projizieren. Jerusalem wird jedoch erst dann zu einer "Wohnstätte des Friedens", wenn Juden, Christen und Muslime ihre Projektionen zurücknehmen und Jerusalem das sein lassen, was es ist: ein schönes Fleckchen Erde. Die Wallfahrt nach Jerusalem muss zur Wallfahrt ins eigene Herz werden. Doch bis dies begriffen wird, wird noch viel Blut unnötig vergossen werden, und die Agenturen für Pilgerreisen werden weiterhin florieren.

Autor: Kaufmann, Rolf

Literatur: Standard