Manna

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Keyword: Manna

Links: Abendmahl, Brot, Gott, Gottesbild Nahrung

Definition: Manna ist jenes Himmelsbrot, das die Juden nach 2. Mose 16 (P) und 4. Mose 11 (J) auf ihrer Wüstenwanderung erhalten haben (hebr. man: Geschenk).

Information: Manna ist gemäß der Bibel kleinkörnig wie der Reif, gelblich wie Koriandersame oder Balsamharz; es lässt sich kneten und schmeckt gebacken wie Öl- oder Honigkuchen. Jeden Morgen schickt Gott eine Tagesration Manna vom Himmel herab, am Tag vor dem Sabbath eine doppelte. Was gehortet wird, verdirbt. Zur Erinnerung an dieses Wüstenwunder wurde vor Jahwe im Tempel ein Gefäß mit Manna aufgestellt. Fromme Juden glauben, in der Endzeit vom Messias mit Manna gespeist zu werden.

Interpretation: Für Christen ist Jesus das wahre, aus dem Himmel herabgekommene Manna (Joh. 6, 32. 48). Paulus betrachtet das Abendmahl (1. Kor. 10, 1f.) als Vorwegnahme des Manna der Endzeit. Aufgeklärte Exegeten des 19. Jahrhunderts waren der Ansicht, Anlass zur Bildung der Geschichte vom Manna hätten die Blätter der Manna-Tamariske auf der Sinaihalbinsel gegeben, welche, durch Stiche von Schildläusen angeregt, ein weißes Harz aussondern und zu Boden tropfen lassen; dieses Harz im Sand habe die Phantasie der Israeliten inspiriert zur Geschichte vom Manna.

Die Tiefenpsychologie versteht das mythische Manna-Wunder im Zusammenhang des Heilsweges: Auszug aus dem Sklavenhaus - Zug durch die Wüste - Einzug ins gelobte Land. Darin spiegelt sich der Individuationsprozess in archaischer Form: Der "Auszug aus Ägypten" symbolisiert den Auszug aus einem uneigentlichen, fremdbestimmten Leben. Wer dieses verlässt, gerät zunächst in ein Niemandsland. Das Leben wird hart; es kommt die Versuchung, umzukehren zu den "Fleischtöpfen Ägyptens". Andererseits drängt etwas, weiterzugehen. In diesem Dilemma fällt oft "Manna vom Himmel", d. h. man macht die Erfahrung, dass einem weitergeholfen wird, z. B. durch die schöpferischen, selbstregulativen Kräfte des Unbewussten und des Selbst. Solche Ermutigungen (sog."Zeichen") lassen sich aber nicht horten; man muss sie nehmen wie das Manna: Tag für Tag.

Literatur: Standard

Autor: Kaufmann, Rolf