Echo

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Keyword: Echo

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Definition: Echo (griech. echo: Schall, Ton) wird eine Schallwelle bezeichnet, die durch Reflexion z.B. an einer Bergwand zu ihrem Ausgangsort zurückkehrt. Die reflektierte Welle wird von der ursprünglich ausgesendeten Welle getrennt wahrgenommen. Echo ist also eine Schallreflexion oder ein Widerhall. Im weiteren Sinne bezeichnet das Echo die Resonanz oder die Reaktion auf etwas.

Information: Ein Echo ist besonders gut hörbar, wenn nur wenige Flächen, Hindernisse, Gegenstände zur Rückstrahlung zur Verfügung stehen. Um Echos als Einzelklänge bewusst wahrzunehmen, bedarf es einer bestimmten Geschwindigkeit der Wiederholung der Töne. Erreichen sie eine höhere Geschwindigkeit, fallen sie unter die Echoschwelle. Werden Klänge von sehr vielen Flächen reflektiert, etwa in Kirchen und Gewölben, dann werden sie dichter, diffuser und damit entsteht als Höreindruck eher ein Nachhall oder Nachklang.

Da Gegenstände sich mit Echo orten lassen, kann das Echo zur Orientierung eingesetzt werden, z. B. als Echolot bei der Vermessung der Meerestiefen. Fledermäusen sowie Meerestieren wie etwa den Walen dient das Echo zur Orientierung und auch in der Medizin, bei Ultraschalluntersuchungen findet es Anwendung. Nutzbar ist es in der Nachrichtentechnik, etwa zur Kontrolle der Übermittlung einer Nachricht. Meist unerwünscht ist das Echo in der Tontechnik, wohingegen in Musik und überhaupt in der Inszenierung von Geräuschen der Echoeffekt eingesetzt werden kann.

Der Echoeffekt erscheint insbesondere ab dem 16. bis ins 18. Jh. in Musik und Dichtung häufig. In der Musik versteht man unter Echo die leisere Wiederholung einer kurzen Phrase oder eines Themas; sie kann mit Orchester und Chor erzeugt werden. Mehrstimmigkeit im Kanon ist beispielsweise eine beliebte Variante des Echos. In der Dichtung kann mit Hilfe des Sprechchores bzw. des Echos vielfältige Mehrstimmigkeit oder der Eindruck von Wechselgespräch erzeugt werden. In Gedichten kann der Echoeffekt u. a. als ein Wiederholen und Abändern von Worten bzw. Reimworten entstehen. Das Echo kann eine Intensivierung und Dramatisierung bedeuten, eine kindlich entspannte oder lustig-fröhliche oder eine klagende, grollende oder bedrohliche Atmosphäre erzeugen. Menschliche Klagen, Liebesklagen ebenso wie Seufzer aus Not und Schmerz werden z.B. in der Literatur des Barock, in der Bauern-, Natur- und Schäferlyrik durch den Echoeffekt gefördert, die Tröstung kann ebenfalls als Echo erschallen.

Etwas kann Echo, d. h. Anklang finden, etwa eine Begebenheit; lebhaftes Echo in der Presse wird auch als Presseecho bezeichnet. Jemand kann des anderen Echo sein, d. h. nur dessen Äußerungen und Ansichten papageienartig wiedergeben, keine eigene Meinung haben.

Im Wort Katechismus steckt das Echo als Wiederholen und Widerhallen: Der Katechismus ist ein Lehrstück des christlichen Glaubens, das häufig wiederholt werden muss und zugleich einem entgegentönen, einen umtönen und durch seinen Klang erfreuen soll.

Der Echo-Award ist eine beliebte deutsche Musikauszeichnung, die in verschiedenen Musiksparten verliehen wird.

Interpretation: Erinnern wir uns z.B. daran, mit wieviel Freude, Verwunderung und Ehrfurcht wir in der Natur einem Echo lauschten, als wir Kinder waren: Ähnlich wie der Regenbogen ist das Echo ein Naturereignis, das den Charakter der Freude an der Natur und deren Geheimnissen behält. Dieser Charakter des Besonderen und Wunderbaren drückt sich u. a. darin aus, dass das mythologische Bewusstsein früherer Kulturen das Phänomen in eine mythologische Gestalt kleidete: die Nymphe Echo, eine Naturgottheit.

In vielen Gestaltungen, die mit dem Mythologem des Pan und der Echo zu tun haben, geht es um das Aussenden von Botschaften, um die Sehnsucht nach adäquaten Antworten, nach Widerspiegeln. In einer von Ovid erzählten Geschichte lenkte die Nymphe Echo Hera durch ihre Geschwätzigkeit ab, damit diese Zeus Affären mit anderen Nymphen nicht bemerkte. Die zornige Hera raubte Echo daraufhin zur Strafe ihre Stimme. Echo behielt einzig die Fähigkeit, die letzten Worte einer Rede zu wiederholen. Der Hirten- und Waldgott Pan, so eine andere Geschichte, war in die Nymphe Echo verliebt, sie aber nicht in ihn. Deshalb geriet Pan in Zorn und ließ sie von einem trunkenen Hirten zerreißen. Einzig ihre Stimme blieb, allerdings zerrissen. Echo hingegen, so eine dritte Erzählung, war unsterblich in Narziss verliebt, der wiederum nur in sein eigenes Spiegelbild schaute und ertrank. Aus Gram und Leid verzehrte sich Echo so sehr nach ihm, dass einzig ihre Stimme übrig blieb.

Wichtige Botschaften, Liebe, religiöse und mystische Empfindungen und Gefühle hallen in uns noch lange nach, finden Echo in unserem Herzen. Wenn eine religiöse Botschaft kein Echo findet, stirbt sie. Wenn die Menschen in einer technisierten Welt den Zugang zur Natur verloren haben, die Natur kein Echo mehr in ihnen auslöst, dann stirbt die Natur. Und wenn Liebe kein Echo findet, dann treibt das Menschen und Götter in tiefste Verzweiflung, Depression, in Sucht und Wahnsinn; dann zerreißt das die Herzen, dann muss das Liebesobjekt gewaltsam aus dem Herzen heraus gerissen werden. Mit dem Echo kann allerdings auch Verwirrung gestiftet werden: Wenn Schall überall widerhallt, dann verlieren wir ebenso die Orientierung, wie wenn wir gar nichts hören. Dann können wir, mythologisch gesprochen, wahnsinnig werden. Wenn ein Echo nur ein passives Widerspiegeln, ein Wiederholen oder papageienhaftes Nachplappern ist, nicht mit Eigenaktivität und -interesse ausgestattet, dann verhallt das Echo und erstirbt.

Unter Umständen kann ein Echo im Traum als Hinweis darauf interpretiert werden, dass Gedanken oder Gefühle noch nicht verarbeitet sind, noch nachklingen oder aber, anstatt nachklingen zu können, abgewehrt, geleugnet, verdrängt werden.

Menschen brauchen vom ersten bis zum letzten Lebenstag ein lebendiges Echo, haben ein Bedürfnis nach positiver Resonanz. Schon Friedrich II fand bei seiner Suche nach einer Ursprache heraus, dass Kinder ohne eine liebkosend-zärtliche und sprachliche Rückmeldung nicht überleben können. René Spitz hat das in seinen Hospitalismusforschungen in den fünfziger Jahren belegt und die moderne Narzissmus- wie auch die Säuglings- und Bindungsforschung ebenfalls. Viel besprochen wird dabei "der Glanz im Auge der Mutter" und die Notwendigkeit der Spiegelung. Klänge, die auditive Wahrnehmung, der hörbare Widerhall spielen sicher eine ebenso zentrale Rolle.

Psychotherapeuten arbeiten mit dem Phänomen des Bedürfnisses des Menschen nach Echo bzw. nach Resonanz. Besonders ausgearbeitet haben das C. G. Jung mit dem dialektischen Verfahren der Analytischen Psychologie und C. Rogers mit der Gesprächstherapie.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Anette