Ebbe

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Keyword: Ebbe

Links: Flut, Gezeiten, Meer, Progression, Regression, Wasser

Definition: Als Ebbe (mhd. ebbe Rückgang, Zurückfluten) wird das allmähliche Zurückweichen oder Zurückfluten des Wassers an den Küsten der Meere und in von den Gezeiten betroffenen Flüssen wie der Elbe, bzw. das Fallen des Meeresspiegels beim Gezeitenwechsel bezeichnet. Umgangssprachlich wird oft das Niedrigwasser, der niedrigste Wasserstand bei Ebbe mit Ebbe bezeichnet. Tatsächlich ist Ebbe der Zustand zwischen Hoch- und Niedrigwasser.

Information: Ebbe ist der Übergang, in dem das Meer den Meeresboden freigibt, betretbar wird. Schiffe verlassen bei Ebbe den Hafen. Vorhersage der Gezeiten ist für die Schiffahrt unerlässlich.Das Watt, ein besonderer Lebensraum für Tiere und Pflanzen, wird begehbar. Der ständige Wechsel von Ebbe und Flut, auch Gezeiten genannt, erzeugt Energie, die in Gezeitenkraftenwerken nutzbar werden kann.

Interpretation: Die Redewendung "Ebbe sein" oder "Ebbe haben", z. B. in der Kasse oder auf dem Konto, bedeutet, dass nur noch wenig Geld vorhanden ist, jemand an Geldmangel leidet. Auch in anderen Zusammenhängen bezeichnet Ebbe einen Rückgang oder Tiefstand, eine Flaute, ein Minus, ein Defizit, einen Ausfall. Ebbe kann also Bild einer materiellen oder seelischen Not, einer Flaute oder Krise sein.

Ebbe ist wie Flut ein vorübergehender, lebendiger Zustand, ein Fluss, eine Strömung, wenn auch Dynamik und Intensität abnehmend oder rückläufig sind. Als das Zurückweichen oder Ablaufen des Wassers kann Ebbe seelische Entspannung, Beruhigung des Gefühlslebens, Abkühlung, Nachlassen, Abebben oder Verebben von intensiven Gefühlen, Affekten, Leidenschaften, Lebenskräften versinnbildlichen. Die reduzierte seelische Kraft ist nicht endgültig, sondern nur eine vorübergehende Ruhephase, eine Regression, die noch nicht zu ihrem Tiefpunkt, zum Punkt des Umschlags, der Enantiodromie gekommen ist. So wie Schiffe bei Ebbe den Hafen verlassen und zu neuen Zielen aufbrechen, kann auch die psychische Regression ein Zustand sein, in dem sich der Umschlag und das Neue bereits vorbereiten.

Ebbe und Flut, in ihrem Zusammenspiel die Gezeiten der Meere, verweisen - ähnlich wie die Jahreszeiten - darauf, dass es im Leben, in der Natur, im Kosmos "Zeitpunkte", "Zeiträume", Zeit für etwas, passende Zeiten, ein Zeitenmaß, einen Zeitenstrom und einen Zeitenwechsel gibt. Die Beherrschung von Ebbe und Flut ist nicht in menschliche Hand gegeben, das rhythmische Auftreten von Ebbe und Flut ist ein Ausdruck des Zusammenwirkens der Kräfte von Erde, Sonne und Mond. Psychologisch: Es gibt Zeiten für das Vorangehen, die Progression der Libido, der Energie, des Interesses, der Aktivität und für das Zurückfallen, die Regression. Und: Der Mensch hat diese Prozesse nicht "im Griff", er kann sie nicht machen, sondern er muss sich darauf einstellen, kann mit ihnen gehen.

Literatur: Standard

Autor: Müller, Anette